war heute in einer ausstellung.
sicher hat es der eine oder andere in der zeitung gelesen. "schmierer" haben in der nacht zum freitag einen alex-tunnel hier in berlin über und über mit graffiti versehen und das auch noch mit teerfarbe, die stinkt und in den augen brennt. die stadt beziffert den schaden auf 400 000 euro und hat nix eiligeres zu tun, als die sachen wieder abwaschen zu lassen. das ist in diesem fall nicht so einfach, denn die sachen gehn extrem schwer ab. zum glück - sonst wär bei meinem besuch heute wohl schon alles weg. so haben sie es nur geschafft, einen der vier tunnel zu "reinigen".
der eindruck ist schon stark. diese kunst klebt unter den sohlen und stinkt beängstigend. dass hier keine kleinen tagschmierer am werk warn, erschließt sich dem neugierigen und aufgeschlossenen sofort. die bilde haben teilweise eine beachtliche qualität. ich habe alles fotografiert und stell sie hiermit zur diskussion.
insgesamt hinterläßt die aktion einen schalen nachgeschmack, wobei es nicht die aktion selbst ist, sondern die beamtlich verwaltete eile des senats, der noch vor wenigen monaten so stolz auf die moma war. nur weil diese kunstwerke sich nicht in einem etablierten kunsttempel befinden, wird ihnen die existenz verweigert. jahr für jahr gibt der senat unsummen für die erhaltung der mauergalerie aus, die ja nur ein künstliches gebilde ist, immerhin kam man zu ddr-zeiten überhaupt nicht auf die idee ein stück mauer zu bemalen. (und wenn, dann hätte man das sicher mit seiner freiheit bezahlt).
hier nun war die kunst ganz und gar kostenlos an die faden tunnelkacheln aufgebracht. ansonsten zeichnete sich der tunnel eigentlich nur durch seine langeweile und die mit tags beschmierten schmutzigbraunen kacheln aus. jetzt stand man hier plötzlich in einem aggressiven kunstwerk, dass sich über alle sinne aufdrängte. die schritte werden schwer und klebrig und der gestank konzentriert die latent vorhandene belästigung des stadtbürgers durch die zivilisation. von den wänden schreien uns bilder an, die auch im vorbeieilen im gedächtnis bleiben durch die drohenden schwarzen farben und die eingestreuten portraits und zeichnungen, die in der bedrohlichen athmosphäre so zerbrechlich und beschützenswert wirken.
macht euch selbst ein bild. auf jeden fall lohnt sich das hinfahren. aber beeilt euch, die saubermänner waschen alles ab.
und hier ein paar fotos