Schwere Schritte. Fließende Bewegungen. Sachtes Schaukeln.
Alles verband sich zu einem harmonischem Moment, der Villon langsam und angenehm sanft aus den Schlaf rief. Er öffnete die Augen und fühlte sich erholt und merkte, dass seine Kräfte zurückkehrten. Er blinzelte einige Male, um die Dunkelheit zu vertreiben, die seinen Blick trübte. Er blinzelte noch weitere Male. Schließlich wurde er sich bewusst, dass die Dunkelheit nichts mit Müdigkeit zutun hatte und er bemerkte die gleichmäßigen Bewegungen nun deutlicher als zuvor. Ein leichter Anflug von Panik stieg in ihm auf, wurde jedoch gleich wieder von Erinnerungen der vergangenen Zeit vertrieben. Klare Bilder erschienen in Villons Kopf und zeigten ihm seine Umgebung. Er war immer noch in dem Inneren des Schwarzsandgolems Kweros, den er einst in der Steppe erschuf. Anfangs war ihm zwar nicht wohl bei dem Gedanken gewesen, in einem übergroßen Sandkasten zu schlafen, doch schon nach einer kurzen Weile hatte er sich sehr heimisch gefühlt. Doch nun wollte er wieder die frische Luft atmen und Sonnenlicht auf seinem Gesicht fühlen.

„Ähm, hallo? Kweros, hörst du mich? Ich will wieder raus und selber gehen.“

Ein tiefes Grollen war die Antwort, die Villon erhielt und er wusste nicht genau, was er von dem Laut halten sollte. Unmerklich klammerte er sich an seinen Stab und konzentrierte sich auf seine Magie, damit er losschlagen konnte, sollte es die Situation erfordern. Der Raum in dem er sich befand erbebte kurz und langsam öffnete sich die Kammer. Strahlender Sonnenschein nahm Villon für einen Moment die Sicht, bis er die Arme schützend vor seine Augen hob und somit die Sonne aussperrte. Er zuckte kurz zusammen, als sich der Boden bewegte und ihn sachte hinaus trug. Ehe er sich versah, saß Villon auf der feuchten Erde, bemerkte wie der Sand wieder zurück floss und brauchte einen verdutzten Augenblick um zu Verstehen was eben passiert war. Mühsam rappelte er sich auf, klopfte den Staub von seinen Kleidern und blickte sich um. Er war schon ein Mal an diesem Ort gewesen, jedoch waren Jahre vergangen. Es waren die Ausläufer der Wälder, die als Heimat eines merkwürdigen Volks dienten.
Ihr Fluch, oder auch Segen, war es, immer Kind zu bleiben, nie zu altern und unter dem Schutz des Deknubaumes zu leben. Als Preis für diesen Traum, der so vieler Menschen Trachten dominiert, ist die Isolation. Den Wald zu verlassen, würde den Tot eines solchen Kindes bedeuten. Doch auch besucht können sie nicht werden, denn jedes Wesen, welches nicht unter dem Schutz des Dekubaumes steht, verwandelt sich unweigerlich in einen Baum, gefangen in den unergründlichen Tiefen der Verlorenen Wälder.
Hier lag das Reich der Kokiri.
Doch mitten in den Verlorenen Wäldern befand sich auch Villons Ziel und dahin zukommen, war eine beschwerliche Aufgabe, die Villon an seine Grenzen bringen würde, dessen war er sich sicher. Er wusste, dass es eine Möglichkeit gab, auch als nicht Kokiri die Wälder zu betreten und wieder verlassen zu dürfen. Immerhin hatte es Ganondorf geschafft, daran bestand kein Zweifel. Doch das Problem war einfach, dass Villon zwar wusste das die Möglichkeit bestand, doch nicht, was er tun musste, um in Genuss einer solchen Immunität zu kommen. Die Aufzeichnungen waren leider doch nicht sehr präzise.

„Meister, hier seht Ihr die Verlorenen Wälder, Euer Ziel und Reich des mächtigen Dekubaumes, der einen speziellen Zauber auf diesen Bäumen gelegt hatte, damit nur Auserwählte den Wald betreten können. Wie wollt ihr nun weitermachen?“

... fragte der Koloss und sank in sich zusammen. Seine Rubinaugen leuchteten unheilvoll in ihren Höhlen und erleuchteten die Schatten, die von der untergehenden Sonne geworfen wurden. Villon hatte ihm den Rücken gekehrt, die Arme vor der Brust verschränkt und überlegte. Es kamen ihm die normalen Optionen in den Sinn, die alles etwas mit Magie, Blut und mindestens einem toten Kokiri zutun hatten. Jedoch war der einzige Schwachpunkt bei den Ideen die Tatsache, dass er keinen Kokiri in der Nähe wusste. Er trommelte mit den Fingern auf den Stab herum und senkte seinen Blick. Dabei streift er den Handrücken seiner rechten Hand und sah wieder das mysteriöse Dreieck neben all den Tätowierungen. Seine Stirn legte sich tiefer in Falten. Immerhin hatte das Dreieck ihn schon mehrmals genutzt und weitergebracht. Zwar hatte Villon nicht wirklich Ahnung wie es zu benutzen war, aber irgendwie könnte er es bestimmt dazu bringen, ihm zum Weisen des Waldes... Villon keuchte auf. Sengender Schmerz durchflutete seinen Körper und zwang ihn in die Knie. Er verkrampfte in dieser Haltung und lies seinen Stab zu Boden fallen. Schweiß perlte von seiner Stirn, rann an seinen aufgerissenen Augen vorbei und troff auf den Boden. Welle um Welle wurde der Schmerz schlimmer und Villon glaubte den Verstand zu verlieren. Sein Blick wurde trüber und spielte ihm Streiche. Er sah wie seine Hände schrumpften und immer zierlicher wurden. Er spürte wie sich Muskeln, Knochen und Haut veränderten, ihn verwandelten. Vor seinem Auge veränderte sich seine Kleidung. Die Wüstenkluft verschwand und leichte Bekleidung kam zum Vorschein, in den Farben des Waldes und des Mutes. Mit der letzten Welle wurde es Villon vergönnt, endlich aufzuschreien. Doch seine Stimme war nicht mehr die eines Mannes.
Als die Wandlung vollbracht war, kauerte Villon auf der Erde und Tränen liefen über sein Gesicht.