„Da seid ihr ja endlich, ihr Tunichtgute!“ rief ihnen Balon schon aus hundert Schritt entgegen.
Milo und Ravana waren den ganzen Tag durch die Steppe gewandert und waren jetzt endlich bei der Farm angekommen, wo Balon sie Pfeife rauchend empfing.
Ravana dachte an Milos Spielereien auf der Kuh kurz nachdem sie morgens losgegangen waren und musste lächeln. Seitdem waren sie aber recht gut vorangekommen und hatten nur einmal kurz Halt gemacht.
Und Milo, der anfangs wie ein Wasserfall geredet hatte, war mit der Zeit damit zufrieden, auf einem langen Grashalm herumzukauen und hin und wieder vom Rücken der Kuh aus nach Fliegen zu schlagen.
Als sie nun bei Balon angekommen waren, starrte dieser Milo, der noch immer auf einer der beiden Kühe saß, böse an und sagte barsch: „Runter von der Kuh, aber sofort. Die soll Milch geben, und nicht von einem Bengel wie dir zuschanden geritten werden.“
Milo sprang vom Rücken der Kuh und sah Balon beleidigt an. „Hätte die Kuh mich nicht getragen, wären wir noch lange nicht hier. Und sieh doch mal, was sie für Prachttiere sind!“
Balon musterte die beiden großen Tiere und nickte. „Ja, schön gemacht. Bring sie gleich in den Stall, Junge, und gib ihnen Futter und Wasser. Sollen sich wohlfühlen, vielleicht klappts dann auch schon bald mit dem Bullen...“
Murmelnd und an der Pfeife nuckelnd setzte sich Balon in Bewegung und ging zur Farm hinauf. Ravana und Milo folgten ihm, und sie lachte leise darüber, wie Milo Balons schwerfälligen Gang nachzuahmen versuchte.

Ravana half Milo dabei, die Kühe zu versorgen. Während sie einen Arm voll Heu holte, sagte sie: „Hast du den fliegenden Teppich schon vergessen? Ich hätte gedacht, dass du nur noch an den Teppich denkst. Oder war es das Bier, das dich so davon beigeistert hat?“
Milo, der die beiden neuen Kühe mit Stroh abrieb, sagte: „Aaach ... Der Teppich wär schon toll. Aber muss nicht sofort sein. Das Geld können wir uns auch zusammensparen, wenn wir Balon mit seinen Kühen helfen.“
Bei Balon bleiben?? Niemals. Dieser mürrische, geizige Kerl würde uns höchstens einen Hungerlohn bezahlen, dachte Ravana.
Sie sagte: „Ja, mal sehen. Ich mach mich jedenfalls morgen auf den Weg zum König. Wär schon toll, wenn du mitkommen würdest, hab mich echt dran gewöhnt, Gesellschaft zu haben!“
Lächelnd sah sie Milo an, der sie ebenfalls angrinste. Die beiden waren auf ihrer kleinen Reise gut miteinander zurecht gekommen und waren Freunde geworden.
„Na klar würde ich gerne mitkommen, hoffe nur, dass Balon kein großes Theater macht deswegen. Ich bin seine beste Kraft“ sagte er stolz und warf sich in die Brust.

„Du willst WAS?“ schrie Balon und sein Gesicht nahm eine gefährlich rote Tönung an. „Zum König gehen? Als ob der König einen Bengel wie dich oder eine abgerissene Gerudo sehen wollen wird. Das ist ja lachhaft!“
Während sie zu dritt ein kleines Mahl zu sich nahmen, hatte Milo Balon vorsichtig von seinen Plänen erzählt. Zuerst hatte Balon sie beide ausgelacht, dann war er wütend geworden, hatte mit der Faust auf den Tisch gehauen und seine Stimme wurde lauter.
Jetzt rief er: „So hast du dir das also gedacht. Kommst halb verhungert hier her, schläfst den halben Tag und frisst dich voll, und dann haust du wieder ab, mit dieser Göre da?“ Wütend deutete er auf Ravana.
Ihr war der Ausbruch Balons ziemlich peinlich. Ohne sie wäre Milo gar nicht auf die Idee gekommen, weggehen zu wollen, und nun saß sie an Balons Tisch und aß seinen Käse, während Balon Milo wegen ihr anschrie.
Vorsichtig sagte sie: „Wie wäre es denn, wenn wir eine Ladung Milch mitnehmen und sie der königlichen Küche verkaufen? Bestimmt zahlen sie sehr gut für deine Milch...“
Balon stierte sie an, sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. „Ja, das wäre eine Idee.“ sagte er nachdenklich. „Müsste sowieso bald mal wieder hin, so spar ich mir einen Weg... Aber nicht, dass ihr euch mit dem Geld aus dem Staub macht!“ sagte er mit einem drohenden Blick auf Ravana.
„Also gut, ihr kriegt das Fuhrwerk und 50 Flaschen Milch, die verkauft ihr der obersten Köchin des Schlosses. Dafür kriegt ihr wahrscheinlich so um die .... 500 Rubine...“
Ravana warf Milo einen ungläubigen Blick zu. So viel Geld für ein bißchen Milch? Dafür konnten sie den Teppich reparieren lassen und sie konnte sich die schöne Triforce-Kette kaufen, die sie auf dem Markt in Kakariko gesehen hatte... Aber nein, es war ja nicht ihr Geld, sie mussten es Balon zurück bringen. Schade...
Dieser hatte in der Zwischenzeit weitergeredet. „... in einer Woche wieder hier sein und mir das Geld bringen. So könnte das klappen...“
Milo strahlte. Er hatte soeben eine Woche Urlaub bekommen. Doch er fragte: „Und das Fuhrwerk? Das brauchst du doch hier sicherlich in der Zeit, oder?“
„Hmmm“ brummte Balon. „kann Jakob, mein anderer fauler Helfer, mitbringen. Der treibt sich grad sowieso in den Freudenhäsuern in der Stadt herum.“
Was sind denn Freudenhäuser? fragte sich Ravana. Hört sich interessant an...
„Schön,“ sagte sie. „Und was kriegen wir dafür, dass wir andauernd so weite Wege gehen und was für dich erledigen?“
Balons Gesicht wurde wieder leicht rötlich. „Was zu essen und für heute nacht ein Dach über dem Kopf“ sagte er mit gepresster Stimme. „Also gut, weil ihr so gut Kühe gekauft habt, könnt ihr das restliche Geld behalten. Jetzt gibt’s aber nix mehr, ich geh jetzt schlafen. Hab hart gearbeitet, im Gegensatz zu euch, das könnt ihr mir aber glauben...“
Sobald Balon grummelnd die Treppe nach oben in sein Gemach gegangen war, lachte Ravana Milo an.
„Toll, was? Jetzt brauchen wir morgen nicht wieder so weit laufen, sondern kriegen ein Fuhrwerk. Und wir kriegen Geld und wir haben eine Woche Zeit, uns die Stadt anzusehen!“
Milo nickte und trank einen Schluck aus seinem Becher.
Mit Milchbart im Gesicht blickte er danach wieder auf. „Endlich erlebe ich mal ein Abenteuer, und ich werde den König sehen! Vielleicht stellt er mich als Soldat ein? Kuck nicht so, ich kann echt gut mit meiner Schleuder umgehen!“

Nachdem sie den Tisch aufgeräumt hatten, richtete sich Ravana wieder ihr Lager auf dem Heuhaufen im Raum. Milo hatte gesagt, dass er in einem Schuppen schlief.
Morgen würde sie endlich vor dem Schloss stehen!