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Thema: [ALT] Link´s Legacy #1

Baum-Darstellung

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  1. #11

    Gerudofestung

    Ravana ging gemessenen Schrittes neben Bumara auf die vor der Festung versammelten Gerudo zu, aufgeregt und etwas verlegen, dass die ganze Feier ihr zu Ehren abgehalten werden sollte.
    Plötzlich nahm sie eine Bewegung links von sich wahr und stellte verwundert fest, dass sich aus dem Schatten eines Nebeneinganges eine unbekannte Gestalt löste und auf Bumara zu ging.

    Ravana war so überrascht über das plötzliche Auftauchen des dunkel gekleideten jungen Mannes, dass sie aus Reflex die Hand zum Griff ihres Säbel hatte gleiten lassen, und auch Bumara neben ihr hatte blitzschnell ihren Säbel gezogen. Ravana sah, dass auch die anderen Gerudo ihre Waffen gezogen hatten. Mehrere Pfeilspitzen zeigten auf den Körper des Fremden, der sich jedoch nicht beirren ließ, wenige Schritte vor ihnen Halt machte und furchtlos Bumara ansprach.
    Er neigte leicht seinen Kopf, was wohl eine Respektbezeugung der Anführerin der Gerudo gegenüber darstellen sollte und sagte:
    „Seid gegrüßt, Anführerin der Gerudo. Ich komme in freundlicher Absicht, Ihr könnt eure Waffe wieder einstecken.“
    Bumara sah ihn misstrauisch an und machte keine Anstalten, ihren Säbel sinken zu lassen. Einige Augenblicke herrschte Stille.
    Der Mann hatte in der Hand zwar keine Waffe, doch auf seinen Rücken trug er einen großen Schild, und Ravana glaubte nicht, dass er sich unbewaffnet ins Tal der Gerudo wagte.
    Dann sagte Bumara:
    „Wer seid Ihr, dass Ihr ungebeten hier auftaucht und eine Feier stört? Wir sind nicht darüber erfreut, dass ein unbekannter Mann in unserer Festung herumstreift. Normalerweise pflegen wir Fremden gegenüber sehr misstrauisch zu sein und sie in unseren Verliesen einzusperren, bis sie ihre freundlichen Absichten bewiesen haben. Sollen wir mit Euch ebenso verfahren?“
    Drohend sah sie den Mann an. Auch die anderen Gerudo waren bereit, sich auf den Eindringling zu stürzen und ihn in Bruchteilen von Sekunden zu überwältigen.
    Der Mann grinste leicht, bewegte sich aber nicht.
    „Bitte entschuldigt mein plötzliches Auftreten, doch ich kenne eure Riten nicht und wusste nicht, dass das Volk der Gerudo einen unbekannten Fremden, der sie in keinster Weise bedroht, in den Kerker wirft, anstatt ihn gastfreundlich aufzunehmen. Wenn ich jemanden hätte töten wollen, hätte ich das in den letzten drei Tagen mit Leichtigkeit tun können, als ich mich in Eurer Festung versteckt hielt.“Ravana erstarrte. So lange schlich dieser Mann schon hier herum? Was führte er im Schilde? Sie bemerkte, dass auch Bumara sich versteifte und dachte, dass Bumara vermutlich vor Wut kochte. Zwar kannte sie die Gerudo und ihre Einstellung noch nicht lange, doch sie hatte gemerkt, dass Männer innerhalb der Festung unerwünscht waren, mit nur wenigen Ausnahmen.
    Bumara gab den Kriegerinnen ein kaum sichtbares Zeichen, und alle ließen ihre Waffen sinken. Mit gepresster Stimme sagte sie:
    „Schön. Wir mögen nicht sehr gastfreundlich sein, aber Ihr benehmt euch auch nicht wie ein Reisender, der auf Gastfreundschaft angewiesen ist. Was wollt ihr?“
    Der Mann sagte: „Ich sehe, dass Ihr über meine Anwesenheit beunruhigt seid. Darum bitte ich Euch, begeht zuerst eure Feierlichkeiten. So lange werde ich mich im Hintergrund halten, wenn Ihr mir für diese Nacht eure Gastfreundschaft gewährt. Dann werde ich morgen mit Euch über meine Angelegenheiten sprechen. Seid Ihr einverstanden?“
    Ravana spürte, dass Bumara den Fremden am Liebsten niedergeschlagen hätte. Dass er sich so lange unbemerkt in der Festung aufgehalten hatte, war eine schwere Demütigung für sie. Doch die Gerudo schuldeten dem Mann ihre Gastfreundschaft, da er großes Unheil hätte anrichten können, ohne dass sie ihn bemerkten.
    Seltsam, dachte sie, und vor ein paar Tagen habe ich noch daran gedacht, dass ein Fremder mit etwas Geschick unbemkert in die Festung schleichen könnte, und schon war es geschehen...
    Bumara schwieg lange und sah den Fremden weiterhin misstrauisch an. Dieser lächelte, doch es war deutlich zu sehen, dass auch er bereit war, sofort seine versteckte Waffe zu ziehen.
    Schließlich sagte Bumara unwirsch: „Also gut, ich bin einverstanden. Man wird Euch eine Kammer für die Nacht bereitstellen. Nehmt euch etwas zu essen, amüsiert euch und haltet euch im Schatten. Wenn Ihr eine von uns in irgendeiner Weise belästigt, seid Ihr ein toter Mann. Und nun verschwindet aus meinen Augen.“

    Der Mann nickte und ging ein paar Schritte rückwärts, um Bumara und Ravana vorbei zu lassen.
    Mit schnellen Schritten und hoch erhobenen Hauptes schritten die beiden zu den anderen Frauen. Die festliche Stimmung war verflogen, und irgendwie kam es Ravana lächerlich vor, vor den Augen des fremden Mannes die Feierlichkeiten abzuhalten.
    Doch Bumara ließ es sich nicht anmerken, falls sie ähnlich dachte. Sie ging auf einen etwas erhöht stehenden Holzthron zu, hinter dem die beiden Beraterinnen standen und setzte sich. Ravana setzte sich auf einem etwas kleineren Stuhl daneben, und sobald sie saß, ließen sich auch die anderen Gerudos auf am Boden liegenden bunten Tüchern nieder.
    Ravana ließ ihren Blick schweifen und erkannte im Schatten der Festungsmauer den Fremden, der an der Wand gelehnt da stand und zu ihnen hinüber sah. Ihr war klar, dass er keinen unbemerkten Schritt mehr würde machen können, mit Sicherheit würden die Augen Verlieswächterinnen, die zugleich auch die Leibwachen Bumaras waren, ihn nicht mehr loslassen, bis er seine Absichten dargelegt hatte.
    Mehrere Augenblicke herrschte Stille, während alle Blicke auf Bumara ruhten. Dann sagte diese:
    „Meine Schwestern! Wir begehen dieses Fest zu Ehren meiner Nichte Ravana, der Tochter meiner leiblichen Schwester Nabira. Als Säugling haben wir sie ausgesetzt, als Erwachsene nehmen wir sie wieder auf. Heute soll sie eine vollwertige Gerudokriegerin werden, indem sie uns ihr Geschick in einem Kampf gegen mich unter Beweis stellt. In diesem Kampf geht es nicht darum, wer unterliegt oder gewinnt, sondern zu zeigen, dass man ehrenvoll kämpft und seine erlernten Fähigkeiten möglichst geschmeidig zur Schau stellt. Die Feier kann beginnen!“
    Die Gerudokriegerinnen, die mit gesenkten Köpfen aufmerksam gelauscht hatten, stießen ein lautes Triumphgeheul aus. Zwei Frauen aus den hinteren Reihen, die Ravana noch nie gesehen hatte, erhoben sich. Die eine hatte einen länglichen runden Gegenstand aus Holz in der Hand, während die andere über und über mit Schmuck behängt war.
    Die Frau mit dem Instrument blies in die Röhre aus Holz und bewegte ihre Finger auf der Oberseite, in der Löcher zu sehen waren, hin und her. Sofort erklang ein langgezogenes, hohes Geräusch in unterschiedlichen Tonlagen. Ravana hatte nie etwas dieser Art vernommen, und zunächst klang es für sie missstimmig, doch nach kurzer Zeit gewöhnte sie sich daran und fand sogar Spaß daran, der Melodie zu lauschen.
    Die andere Frau begann, sich im Takt der Musik geschmeidig und schlangenartig zu bewegen. Fasziniert sah Ravana dem Tanz, der mehrere Minuten andauerte, zu. Die Frau hatte ihre Augen geschlossen und bewegte sich größtenteils auf der Stelle, tat jedoch auch hin und wieder einen Schritt zur Seite. Sie bewegte ihre Arme, ihre Hände, ihre Beine, ihren Kopf und sogar den Bauch im Takt der Musik.
    Als die Frau den Tanz beendete und auch die Melodie verklang, johlten die Gerudokriegerinnen wieder laut auf. Inzwischen wurden von einigen jüngeren Mädchen Speisen herangetragen und auf den Tischen, die um die sitzenden Gerudos kreisförmig aufgestellt waren, abgelanden.
    Bumara ging zu einem der Tische und nahm sich eine kleine Platte mit einem großen, gedünsteten Fisch und setzte sich wieder. Das war das Zeichen für die anderen Gerudos, sich ebenfalls zu bedienen.
    Ravana blickte zu der Stelle, an der der fremde Mann zuletzt gestanden hatte, doch dieser war inzwischen näher gekommen und betrachtete gierig die Speisen. Zuvor hatte er vermutlich interessiert den Tanz der Schlangenfrau beobachtet, dachte sich Ravana und wandte sich ab, um sich etwas zu Essen zu holen.

    Geändert von Ravana (07.12.2004 um 16:20 Uhr)

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