Die folgenden Tage vergingen wie im Flug. Ravana war fast von morgens bis abends auf der Terrasse vor der Küche zu finden, wo sie abwechselnd mit Bumaras oder Karantanas Hilfe das Kampfhandwerk lernte.
Am ersten Abend taten ihr alle Knochen weh, doch sie fühlte sich unbesiegbar. Am nächsten morgen schmerzten ihre Muskeln fast noch mehr als die Knochen am Abend zuvor, doch sie stürzte sich wieder mit ganzer Kraft in das Waffentraining. Ihre Bewegungen wurden immer schneller und sie musste nicht mehr überlegen, welche Technik in welcher Situation am Besten war.
Natürlich hatte sie keine Chance, gegen Bumara oder Karantana in einem Kampf zu gewinnen, doch sie merkte, wie sie sich von einer Wüstenstreicherin ohne Lehre zu einer jungen Gerudo entwickelte.
Am Abend des zweiten Tages schmerzten ihre Muskeln noch mehr als morgens, doch Ravana biss die Zähne zusammen und erstattete der Bogenmeistern noch einen Besuch.
Die alte Frau, deren Name, wie Ravana inzwischen herausgefunden hatte, Triaka lautete, freute sich, sie zu sehen. Ravana erzählte ihr davon, dass sie schon seit sie ein kleines Kind war, mit dem Bogen schießen konnte, und dass sie gelernt hatte, die Sehne geschmeidig zu halten und ihre Pfeile immer wieder aufzuheben und aufs Neue zu benutzen. In der Wüste gab es nicht viele Möglichkeiten, sich neue Pfeile herzustellen, also musste sie die, die sie hatte, gut pflegen.
Triaka zeigte ihr, wie man mit dem Pferd umgehen konnte. Man durfte sich nicht von hinten an es heranschleichen, da es sich sonst erschrecken und mit seinen starken Beinen austreten könnte.
Ravana näherte sich dem Tier langsam von der Seite und erreichte schließlich den großen Kopf. Das Pferd roch durchdringend nach einer Mischung aus Mist und Leder, und Ravana mochte den Geruch gleich. Er roch so nach Leben... In der Wüste gab es nicht viele Gerüche. Darum war es für sie absolut neu, andere Lebewesen zu riechen.
Sie streichelte die samtweichen Nüstern des Tieres, und es blies ihr dafür auf die Hand. Sie war erstaunt darüber, dass ein so großes Tier so sanft und ruhig sein konnte und träumte davon, selbst ein Pferd zu besitzen...
Bald jedoch übermannte sie jedoch die Müdigkeit und sie ging zur Festung zurück, wo sie sich in ihren Raum zum Schlafen zurückzog.