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Ehrengarde
Ort: Wüste
Ravana wachte am nächsten morgen wieder früh auf. Diese Nacht hatte sie besser geschlafen als die Nacht davor, der Steinboden war zwar sehr hart, doch es wehte kein störender Wind, der ihr ständig feine Sandkörnchen in Mund, Nase und Augen trieb.
Trotzdem taten ihr die Knochen weh und sie beschloss, sich schnell wieder auf den Weg zu machen.
Als sie aus dem Gebäude trat, hatte sich der Sturm für den Augenblick gelegt und Ravana konnte sehr viel besser und weiter sehen. Und es tat gut, endlich wieder die Sonnenstrahlen auf dem Gesicht zu spüren, wenn sie auch befürchtete, dass eben diese Strahlen im Laufe des Tages zu einem Problem werden könnten, wenn nicht wieder ein aufziehender Sturm sie vor der Sonne schützte.
Als Ravana sich ein bißchen in der Umgebung umsah, erkannte sie in einigen hundert Schritt Entfernung Richtung aufgehender Sonne einen Holzmasten mit einer Stofffahne, ähnlich den Masten, die das Gebäude umgaben.
Das muss ein sehr gutes Zeichen sein, dachte Ravana. Sie ging auf den Masten zu und sah bald darauf weitere Masten in der Ferne, die mit großer Sicherheit einen Weg markierten. Einen Weg Richtung Osten – das musste der Weg sein, den sie suchte!
Am frühen Nachmittag erreichte sie die beiden letzten Masten. Diese beiden standen dicht nebeneinander und sahen ein wenig aus wie ein kleines Tor. Daneben stand eine Holzkiste.
Das Wetter war noch immer klar, und die brennende Sonne machte Ravana schwer zu schaffen. Am Horizont hinter sich jedoch sah sie schon die Anzeichen für den nächsten Sturm. Überhaupt bot der Blick in diese Richtung einen rauhen, aber schönen Anblick. Nur gelblicher Sand, angehäuft zu Dünen mit bizarren Formen und Linien, darüber wölbte sich der tiefblaue Himmel. Kein Anzeichen irgendeiner Form des Lebens, soweit das Auge reichte.
Ravana drehte sich wieder in die Richtung, in die sie die letzten Stunden gelaufen war.
Inzwischen konnte sie in vielen Meilen Entfernung vage eine niedrige Gebirgskette sehen, die sicherlich die Grenze zum berüchtigten Gerudotal darstellte.
Nur ergab sich hier ein Problem. Nicht umsonst hörte der von Holzmasten markierte Weg hier auf. Wenige Meter vor sich bewegte sich eine Art Sandfluss von links nach rechts. Es sah wirklich so aus, als ob der Sand fließen würde und Ravana wusste, dass wenn sie versuchte, diesen ungefähr 50 Fuß breiten Fluss zu überqueren, würde sie vermutlich einsinken und sterben, bevor sie wüsste, was geschah.
Auch an der Stelle, an der sie im Moment stand, merkte sie, dass sie langsam, aber stetig einsank. Ravana schüttelte ihre Beine frei und stellte sich auf die Holzkiste, deren Oberfläche vermutlich breit genug war, um nicht vom Sand verschlungen werden zu können.
Tja, was könnte sie hier tun? Sie hatte wenig Lust, vielleicht tagelang an diesem Fluss aus Sand entlang zu laufen, und vielleicht doch keine Möglichkeit zu finden, ihn zu überqueren.
Geändert von Ravana (24.11.2004 um 14:49 Uhr)
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