Ravana stand vor dem prächtigen Schloss ihrer Träume. Es strahlte - nein, leuchtete - fast, und neben dem reinen weiß der majestätischen Mauern schien selbst der tiefblaue Himmel grau zu sein. Sie ging einige Schritte auf das Schloss zu, doch dann hörte sie hinter sich ein leises Geräusch. Sie drehte sich um und sah, wie sich dort eine seltsame Dunkelheit zusammenzog und immer größer wurde. Das Geräusch, das direkt aus dieser Dunkelheit kam, nahm an Lautstärke zu und sie erkannte, dass es zu einem Kichern und dann zu einem irren Gelächter wurde.
Die dunkle Wolke wurde immer größer, dehnte sich aus, und sie konnte kleine Wirbel auf ihrer Oberfläche sehen. Panisch drehte sie sich wieder dem Schloss zu, dessen Schönheit jedoch nicht abgenommen hatte. Noch immer erhob es sich majestätisch wenige Meter vor ihr.
Ravana wollte darauf zu gehen und im Innern Schutz vor der Dunkelheit suchen - doch es war, als liefe sie gegen eine unsichtbare Wand. Die Dunkelheit zog sie zu sich, weg vom Schloss. Ravana fing an zu rennen, doch es nützte nichts, sie entefernte sich immer weiter vom schutzbringenden Schloss...

... Mit einem Schrei fuhr Ravana aus dem Schlaf und sah sich um. Die Sterne funkelten über ihr, deutlich konnte sie in der klaren Nacht den Verlauf des Großen Himmelsflusses sehen. Einige Krähen sangen ihr krächzendes, immerwährendes Lied, und der Wüstenkoloss, eine Viertelmeile von ihrem Lager entfernt, war in das geisterhafte Licht des Mondes getaucht, während der Wind, der sich in der Wüste nie legte, leise um di ewenigen Palmen rauschte.
Langsam beruhigte sich Ravanas Herz wieder, und sie rutschte zu ihrem Wasserbeutel hinüber, um sich die Kehle zu erfrischen. Während sie trank, glaubte sie einen Augenblick lang, einen seltsamen Schimmer um den Koloss zu sehen, und mit einem Mal bekam sie schreckliche Angst, als ob der Koloss lebte und die Steinerne sich erheben würde, um Ravana zu erdrücken. Doch gleich darauf war das Gefühl vorbei und Ravana glaubte, sich geirrt zu haben. Sie legte sich wieder auf ihre Schlafstätte und wickelte sich in den Umhang.
Das Schloss... Mehrmals hatte sie schon diesen Traum gehabt, und doch wurde er immer drängender, bereitete ihr mehr Gefühle - das Schloss lockte sie mit seinem prächtigen Aussehen und gab ihr das Gefühl, ihre Heimat zu sein. Doch dafür bekam sie jedes mal mehr Angst vor der Dunkelheit hinter sich und dem seltsamen Gelächter...

Ich werde mich auf den Weg machen müssen, und das Schloss finden. Bald - bald ist es soweit. Der Wüstenkoloss bietet mir keine Heimat mehr... - dachte sie.

Ravana drehte sich auf die Seite und sah lange den Wüstenkoloss an. Nie war sie in seinem Inneren gewesen, ein unbestimmtes Gefühl hielt sie davon fern. Doch die letzten Monate erschien es ihr, als ob der Koloss etwas Bedrohliches ausstrahlen würde.
Ihr fielen die Augen wieder zu, und sie viel in einen unruhigen Schlaf.