-
Ehrengarde
Reich der Zora
Ravana war ebenso beeindruckt wie Milo. Niemals hätte sie gedacht, dass es einen so paradiesischen Ort auf der Welt geben könnte.
Die Höhle schien von innen zu leuchten, obwohl nur wenige Fackeln entzündet waren.
Das Plätschen des Wassers, die Zoras, die sich unten im klaren Wasser räkelten und die Reflexionen an den Wänden der Grotte ließen sie sich wünschen, ebenfalls ein Zora zu sein und ihr ganzes Leben hier im Wasser mit diesen majestätischen Wesen verbringen zu können, fernab der normalen Welt mit ihren unwichtigen Problemen.
Während sie den felsigen Weg entlang gingen, um zum König der Zoras zu kommen, sah sie sich schüchtern um. Sie hatte das Gefühl, dass Milo und sie hier Eindringlinge waren und eigentlich nicht hier sein dürften – das Reich der Zora war einfach zu schön für normale Menschen.
Auch Milo sagte nichts, aber er schien ähnlich zu denken. Er berührte die Wand vorsichtig mit den Fingern, wie um sich zu vergewissern, ob sie wirklich vorhanden war. Reflexionen des Wassers schimmerten sanft auf seiner Hand.
Ravana fragte sich, warum er sich wegen diesen gefährlichen Wesen, die sie auf dem Weg hierher töten mussten, so grämen musste. Ob sie Tiere töteten, um sie zu essen, oder ob sie sie aus Notwehr töteten, war doch kein großer Unterschied. Und als sie in der Steppe einen Hasen geschossen hatte, hatte Milo auch nichts gesagt.
Endlich erreichten sie eine lange Treppe, die steil nach oben führte. Milo sprang wie meistens einige Schritte vor hier hinauf, doch nach der Hälfte der Treppe musste auch er eine kleine Pause machen, und er sah sie freudestrahlend an. „Beim Dekubaum, wie schön es hier ist! Ich glaube ich werde den König der Zora fragen, ob ich hier bleiben darf,“ flüsterte er.
Ravana grinste und sagte: „Komm, wie gehen weiter, gleich sind wir ja da.“
Einige Minuten später brachten sie die letzten Stufen hinter sich. Schweratmend betraten sie den Thronsaal des Königs.
Direkt vor ihnen befanden sich einige weitere Stufen, die zu einer niedrigen Empore führten. Von dort aus würden sie mit dem König sprechen können, nahm Ravana an.
Der König selbst, sah Ravana, war abgrundtief hässlich. Er sah genauso aus wie das Gemälde, das sie im Schloss von Hyrule gesehen hatten: fett und plump, gar nicht wie die schlanken, geschmeidigen Zoras, die sie unten in der großen Halle gesehen hatten.
Er saß auf einem Felsvorsprung, über den Wasser nach unten floss und en Boden des Thronsaales füllte, und sah ihnen mit großen Glotzaugen entgegen. Auf seinem Kopf trug er eine goldene Krone, und er hatte einen weiten roten Umhang umgelegt.
Ravana sah hinunter zu Milo, der mit offenem Mund und leicht verzerrten Gesichtzügen die Gestalt des Königs ansah. Sie zuckte mit den Achseln und betrat vorsichtig die Empore.
„Hoheit - König Dardanos Gusavson II. von Hyrule entsendet seine besten Grüße,“ begann sie. Eigentlich hatte sie keine Ahnung, wie sie einem König begegnen musste und wie sie ihn anzusprechen hatte.
Der König nickte ihr zu. „Fahre fort, Wesen.“ sagte er mit dröhnender Stimme, die sich ein wenig anhörte wie das Rauschen des großen Wasserfalls, den sie eben zum Schweigen gebracht hatten.
„Das ist Milo, ein Vertreter der Kokiri, und ich bin Ravana vom Volke der Gerudo. Der König von Hyrule macht sich Sorgen um Euch, da Ihr schon lange keine Botschaften geschickt habt. Er schickte uns, um den Grund dafür zu erfahren.“
Der König der Zora starrte unbehaglich auf den Boden und sagte schließlich:
„Wir fühlen uns geehrt, dass Dardanos sich um uns sorgt. Ihr könnt zurück nach Hyrule gehen und dem König ausrichten, dass es dem Volk der Zora gut geht. Bis vor kurzem gab es einige – Probleme am Hylia See, und wir wollten nicht die anderen Völker Hyrules in diese Sache hineinziehen, doch das Problem hat sich schon von allein erledigt.“
Der Hylia See? Also war dort wirklich etwas passiert...., dachte Ravana.
Milo, der wahrscheinlich neugierig war, fragte: „Aber was war denn dort? Was kann denn so wichtig sein, dass Ihr nicht mehr mit dem König von Hyrule kommunizieren wollt?“
Der König sah böse auf ihn herab. „Junger Freund, mäßigt Euch. Das ist allein Sache der Zora. Doch Dardanos wird wissen wollen, was geschehen ist, also werde ich seinen Entsandten mehr erzählen.“
Ravana nickte gespannt. Sie war begierig darauf, Neuigkeiten zu hören.
„Nun, also höret. Es ist vielleicht zwei Wochen her, dass ein Fremder sich zum Hylia See begab. Er tötete den Weisen des Wassers und beschwor in dessen Tempel eine bösartige Bestie, die ihrerseits im See schreckliche Wesen aussetzte. Nicht zuletzt verseuchte der Fremde den See, so alle firedliebenden Wesen darin, wie die Zora, sich vom See fernhalten mussten. Niemand hat den Fremden gesehen, und niemand weiß, warum er das getan hat. Doch vor wenigen Tagen war der See plötzlich wieder in Ordnung, und die Bestie im Wassertempel war besiegt. Ein großer Held muss dies vollbracht haben. Wir wissen nicht, was das Erscheinen des schrecklichen Fremden zu bedeuten hatte, doch es kann nichts Gutes verheißen. Richtet das dem König, und dass er sich mit seinen Wahrsagern und Beratern zusammensetzen soll.“
Entsetzt hatte Ravana seinen Worten gelauscht. Der Weise des Wassers tot? Sie kannte sich in der Geschichte Hyrules genügend aus, um zu wissen, dass der Letzte, der derart Schreckliches getan hatte, Ganondorf war und Hyrule ins Chaos gestürzt hatte.
„Aber, das ist ja schrecklich! Milo, wir müssen gleich aufbrechen und den König in Kenntnis setzen! Er muss etwas unternehmen!“
Auch Milo sah entsetzt aus, doch offensichtlich war ihm nicht bewusst, in welcher Gefahr Hyrule schwebte. Er sagte: „Der Weise des Wassers ist tot? Was ist mit den anderen Weisen? In den Wäldern gibt es auch einen Weisen... Ist auch er in Gefahr?“
Daran dachte Ravana erst jetzt. Wenn ein Fremder kaltblütig einen Weisen ermordete, verfolgte er damit einen Zweck, vielleicht würden auch die anderen sterben müssen?
Der König der Zora sah zu, wie die beiden Abgesandten miteinander redeten und fuhr ihnen dann dazwischen: „Nun, verehrte Boten, sicherlich seid ihr müde und hungrig von eurer beschwerlichen Reise hierher. Die Botschaft kann auch eine weitere Nacht warten. Lasst euch bewirten, und brecht morgen früh erst auf – nachts sind hier in dieser Gegend unfreundliche Gesellen unterwegs.“
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln