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Ehrengarde
Kakariko
Hätte ich ihm nur nichts gesagt und ihn einfach in der Taverne pennen lassen...
Milo hörte gar nicht mehr auf, davon zu reden, was sie mit dem fliegenden Teppich alles machen würden und wie sie das Geld dafür zusammen bekommen würden.
Seit sie heute morgen aufgestanden waren, redete er die ganze Zeit von ihren Abenteuerreisen mit dem Teppich. Langsam war Ravana ein wenig genervt. Sie mochte Milo, keine Frage, obwohl er noch so klein war, war er ein richtiger Partner, und sie wollte ihm nicht seine Freude nehmen. Aber bevor sie das Geld für die Reparatur des Teppichs verdienen würde, wollte sie zum König gehen.
Sie war sich immer noch sicher, dass etwas Schlimmes in Hyrule vor ging, und sie wollte den König danach fragen und ihre Hilfe anbieten.
Vielleicht würde Milo ja mitkommen? Wenn er so auf Abenteuer aus war, würde es ihm doch sicherlich gefallen, mit dem König über dunkle Kräfte zu reden...
„...wir pflanzen Dodongoblumen bei den Goronen. Wir tauchen mit den Zoras! Nein, ich habe es, wir machen eine Band auf!“ redete Milo begeistert vor sich hin,
Ravana hatte gar nicht zugehört. Inzwischen waren sie auf dem großen Platz, auf dem nur ein einziger Baum stand, angekommen. Viele Händler hatten sich hier versammelt und boten ihre Waren den fleißigen Bürgern Kakarikos an. Es war noch sehr früh, und auf den ausgebreiteten Tüchern vor den Händlern lagen Berge von Obst, Gemüse, Gewürzen, Küchengerät und vieles mehr.
Weiter hinten, fast schon beim Ausgang zur Steppe, wurden offensichtlich Tiere verkauft. Sie entdeckte gleich zwei Händler, jeder hielt zwei Kühe an Stricken fest. Es konnten nur Kühe sein; zwar hatte sie bisher noch nie eine Kuh gesehen, doch sie wusste, dass sie fast so groß waren wie Pferde, und diese vier waren wirklich gewaltig. Die hatten ihre Köpfe zum Boden gesenkt und grasten.
„Schau Milo. Heute ist uns das Glück hold. Gleich zwei Händler, die Kühe haben.“ sagte sie zu Milo, der die letzte Minute beleidigt geschwiegen hatte.
Milo sah sich die Händler an und hüpfte plötzlich begeistert auf und ab.
Oh nein, was kommt jetzt? dachte Ravana
Er schlug eine kleine Wette vor. Wer bei seinem Händler den niedrigeren Preis aushandelte, hatte gewonnen und sollte die Differenz zum teureren Händler bekommen. Milo rannte auch gleich los und Ravana verdrehte die Augen. Balon wird das restliche Geld doch sicherlich wieder haben wollen, und wenn wir ihn anlügen, wird er es irgendwann rauskriegen.
Um Milo nicht den Spaß zu verderben, machte sie mit und ging zu dem anderen Händler. Ein Junge, nicht viel älter als Milo, wie es schien. Er stand allein im Schatten der Felswand und kaute gelangweilt auf einem Stück Brot herum. Seine Kühe grasten.
Ravana sprach ihn an. „Hallo! Was sollen denn deine beiden Kühe kosten?“
Der Junge starrte sie an. Offensichtlich konnte er sich nicht vorstellen, was jemand wie Ravana mit Kühen wollte. Schließlich schluckte er sein Brot herunter und sagte kauend: „220 Rubine zusammen, einzeln 120 pro Kuh.“
Ravana erinnerte sich daran, wie Milo gestern abend mit der Hexe gehandelt hatte. Zuerst nannte man eine viel zu niedrige Summe, die man dann steigerte.
„Ich gebe dir 120 Rubine für beide Kühe. 230 ist viel zu teuer. Sieh doch mal, wie dünn sie sind! Bestimmt geben sie keine gute Milch.“
Mit großen Augen sah der Junge sie an. Wahrscheinlich wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Er sah sich auf dem Markt um, suchte vielleicht seinen Vater, doch er fand ihn nicht.
„Nein, das geht nicht. Die Kühe geben gute Milch. 200 Rubine sind sie schon wert.“ Ängstlich sah er sie an.
„Ich habe aber nur 170 Rubine dabei, die könnte ich dir geben. Sieh mal, du kriegst das Geld jetzt gleich und bist die Kühe los. Mehr als 170 Rubine kann ich dir nicht zahlen, und vielleicht kommt dann den ganzen Vormittag über niemand mehr. Dein Vater wird wütend sein, wenn du die Kühe nicht verkaufst, oder?“
Der Junge überlegte. Er sah so aus, als ob er sich nicht sicher wäre, ob sein Vater sich freuen würde, wenn er die Kühe zu einem so billigen Preis verkaufte.
„Also gut,“ willigte er schließlich ein und sah verdrießlich drein. „170 Rubine. Dann gib mir gleich jetzt das Geld!“
Ravana sah zu dem anderen Kuh-Händler hinüber. Es war ein kleines Mädchen, das ziemlich zerlumpt und ärmlich aussah. Milo gestikulierte wild in der Luft herum und redete auf das Mädchen ein, das aussah, als ob es gleich in Tränen ausbrechen würde.„Warte einen Moment. Das Geld hat mein kleiner Bruder. Ich hole es gleich, ja?“ Der Junge nickte.
Ravana drehte sich um und ging langsam zu Milo. Der war jedoch noch nicht fertig geworden, und so ließ sie ihren Blick über die anderen Stände schweifen. Sie entdeckte einen Mann, nur 20 Schritte entfernt, der vor sich einen kleinen Tisch aufgebaut hatte. Über dem Tisch ausgebreitet lag ein Tuch, und darauf hatte er ein paar Schmuckstücke gelegt.
Ravana ging hin und sah sich die Schmuckstücke an. Der Mann hinter dem Tisch sagte: „Diese Stücke sind sehr wertvoll. Siehst du, wie fein sie gearbeitet sind? Ein junger Gorone auf dem Todesberg hat sie hergestellt. Die Goronen sind sehr geschickt im Umgang mit Metall.“
Ravanas Blick wanderte sofort zu einer feingliedrigen langen Kette, an der ein sehr feines, goldenes Triforce-Symbol hing. Wie schön es war! Das Symbol blitzte in der Sonne. Sie berührte es mit einem Finger, während der Händler wachsam ihre Bewegungen verfolgte. Das Metall fühlte sich irgendwie warm und lebendig an. Wie gerne sie die Kette mit diesem Anhänger kaufen würde!
Doch sie wusste, dass sie niemals so viel Geld haben würde, um sich ein solches Schmuckstück leisten zu können. Bedauernd warf sie einen letzten Blick auf den Anhänger und ging dann wieder zurück zu Milo. Vielleicht würde sie eines Tages selbst den Goroen-Schmied treffen und den Anhänger direkt von ihm kaufen..
Inzwischen schien Milo auch mit dem Mädchen einig zu sein. Strahlend kam er auf sie zu.
Geändert von Ravana (31.12.2004 um 17:13 Uhr)
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