RUMMS
Ravana schreckte auf. Sie war tatsächlich kurz eingenickt. Hinter ihr, in der Taverne, hatte es einen lauten Schlag getan. Der Lärm war auch lauter geworden.
Während sie gedöst hatte, war ihr eingefallen, dass Bumara ihr gesagt hatte, dass es in kakariko eine Hexe gab, die vielleicht wusste, wie sie den fliegenden Teppich wieder in Ordnung bringen könne. Eine gute Möglichkeit, den Abend zu verbringen!
Sie stand auf, streckte sich und vergewisserte sich, dass ihr Dolch noch da war. Dann öffnete sie die Tür zur Schankstube.
Die Stimmung war noch ausgelassener als vorher. In einer Ecke prügelten sich ein paar Bauarbeiter, am Boden lag ein zertrümmerter Stuhl. Wahrscheinlich hatte den einer gegen die Wand geschmissen, und davon war sie wieder aufgewacht.
Der Mann an der Theke sah aufgeregt aus, er redete angestrengt mit einem angetrunkenen Soldaten und deutete in die Ecke mit den sich prügelnden Männern. Bestimmt machte er sich Sorgen um seine Möbel.

Ravana betrat die Taverne und wich gleich einem umherfliegenden Becher aus, während sie auf die Theke zu ging. „Heee, Weib, dein Bengel hat sein Bier nich vertragen!“ grölte es hinter ihr, gefolgt von lautem Gelächter der Umsitzenden. Tatsächlich, Milo schien in der Ecke hinten eingenickt zu sein. Sie reagierte nicht auf den Ruf und stellte sich neben den Soldaten an die Theke.
Als der Barmann sie misstrauisch ansah, sagte sie: „Kannst du mir sagen, wo die Hexe zu finden ist? Ich brauche ihre Hilfe.“
Der Soldat feixte und lallte etwas davon, dass sie bestimmt einen Trank kaufen wolle, womit sie jemanden vergiften könne.
Der Barmann antwortete: „Ja, ich kann dir sagen, wo du die Hexe findest. Aber das kostet was.“
Er grinste sie an und Ravana viel eine große, hässliche Zahnlücke im Gebiss des Mannes auf.
Sie kramte in ihrem Beutel herum und hoffte, dass keiner der Männer im Schankraum sie beobachtete. Schließlich fischte sie drei grüne Steine hervor und legte sie auf die Theke.
Der Barmann bekam große Augen. „Du verlogenes Stück hast ja doch Geld! Ein bißchen mehr muss es aber schon sein, muss ja auch von was leben.“
Der Soldat bekam sich nicht mehr ein vor Lachen. Wenn er so weiter macht, pinkelt er sich noch in seinen Rock, dachte Ravana böse.
Sie legte zwei weitere Rubine auf den Tisch, die der Barmann schnell nahm und verschwinden ließ.
„Also gut, für dich gibt es einen Sonderpreis,“ sagte er. „Die Kräuterhexe wohnt im hinteren Teil des letzten Hauses vor dem Tor zum Todesberg, das rechte Haus ist es. Aber nachts hat der Hausbesitzer die Tür verschlossen. Pech gehabt. Musst du bis morgen warten. Außer....“
Seine Augen blitzten, und Ravana wusste, dass sie noch mehr Geld geben musste, wenn sie wissen wollte, was das „außer“ bedeutete. Doch der angetrunkene Soldat lallte: „Na klar gibs da n Weg. Kletterste einfach übern Zaun inner Nähe vom Brunnen und gehs in das Haus, so einfach is das“. Der Barmann funkelte ihn böse an. Diese Information hätte weitere Rubine für ihn bedeuten können.
Ravana klopfte dem Soldat auf den Rücken, drehte sich um und ging zu Milo, froh, die Alkoholfahne des Soldaten loszuwerden.
Milo war schon halb vom Stuhl gerutscht, die Hände immer noch über dem Bauch gefaltet.
Ravana schüttelte ihn an der Schulter und Milo schreckte auf. Mit großen Augen sah er sich um, bis er Ravana sah.
Sie sagte: „Na, du kleiner Held? Doch müde geworden, was? Ist dein Geld noch da? Schau mal lieber nach!“
Milo durchwühlte seine Kleider und nickte fröhlich, als er den Beutel mit dem Geld fand.
Ravana sagte: „Hast du Lust, eine Hexe zu besuchen? In Kakariko gibt es eine, ich hab grad gefragt, wo sie zu finden ist. Komm, lass uns hin gehen!“
„Eine Hexe? Was willst du denn von einer Hexe? Die wird uns in Dekus verwandeln, wenn wir so spät bei ihr reinplatzen!“
Ravana lachte. „Nein, das wird sie schon nicht. Hab ja nur ne Frage an sie. Na, komm schon, lass uns hier verschwinden, bevor sie uns doch noch ausrauben! Was zum Sandfresser sind denn Dekus?“
Milo stand auf und die beiden schlängelten sich durch die saufende Meute zum Ausgang. Milo war noch fast mit der prallen Frau zusammengestoßen, die ihn aufreizend angrinste. Ravana verdrehte die Augen und zog Milo aus der Taverne.