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Ehrengarde
Gerudotal
Die Schlucht, die von der Gerudofestung zum FLuss führte, war länger, als Ravana gedacht hatte. Ihr war ein wenig mulmig wegen der hohen Felswände links und rechts. In der Schlucht gab es nur zwei Richtungen: nach vorne und nach hinten. Sollte sie von einem wilden Tier oder Räubern angegriffen werden, konnte sie sich nur auf ihre Waffen verlassen – eine Flucht war so gut wie unmöglich.
Es war schon eine Weile nach Mittag, als endlich das Rauschen des Wassers hörte, das die Schlucht hinunterstürzte.
Sie freute sich schon auf diesen Anblick – in der Wüste hatte sie natürlich nur selten Wasser unter freiem Himmel gesehen.
Rikoon hatte sie nicht mehr erblickt. Er hatte wohl keine Zeit verlieren wollen und das Gerudotal vermutlich schnell verlassen.
Schließlich bog Ravana um die letzte Biegung und hatte plötzlich einen viel besseren Überblick. Die Wände der Schlucht traten zurück und ein paar hundert Schritte vor sich sah sie den Felseinschnitt, der die Schlucht quer in zwei Hälften teilte. Über diese tiefe Schlucht führte, wie es aussah, nur eine halb verfallene Holzbrücke. Auf der anderen Seite verengten sich die Felswände wieder und der enge Durchgang setzte sich fort.
Einige Felsbrocken lagen verstreut hier herum, und das Rauschen des Wassers war viel lauter geworden. Gespannt lief Ravana zum Rand der Schlucht und blieb entsetzt stehen. Einige hundert Schritte links von ihr stürzte das Wasser des Flusses mit Getöse von weit über sich bis hinunter an den Grund der Schlucht, mehrere hundert Schritt unter sich. Dort hatte es sich einen Weg durch den felsigen Boden gegraben und bildete einen reißenden, blau-grün schimmernden Fluss, der weit im Süden durch eine Biegung verschwand.
Über der gesamten Schlucht lag ein dünner Nebel, der vermutlich vom Wasserfall herrührte und in langsamen Schwaden nach Süden zog.
Ravana wurde ein wenig schwindelig, ihre Hände begannen zu schwitzen und schnell trat sie von der Kante weg und konzentrierte sich erst mal nur auf die andere Seite der Schlucht.
Sie musste die wackelige Brücke überqueren, einen anderen Weg auf die andere Seite gab es nicht.
Ravana presste ihre Finger zu Fäusten zusammen, ging die paar Schritte zur tiefergelegten Brücke hinunter und betrat die Brücke, die ein wenig zu schwanken schien. Vielleicht kam es ihr auch nur so vor.
Sie hörte nichts außer dem Rauschen des Flusses, der neben ihr in die Tiefe stürzte. Ravana konzentrierte sich auf ihre Füße, übersprang ein paar Löcher, wo einmal Bretter gewesen waren und trat einmal auf ein loses Brett, das sich unter ihrem Gewicht löste, doch schnell hatte sie den anderen Fuß wieder auf sicherem Boden und sie sah durch die entstandene Lücke das morsche Brett in einem schier endlosen Fall unten in den Fluss stürzen.
Schließlich hatte sie die andere Seite erreicht. Diese Brücke sollte mal repariert werden, dachte sie. Ich werde dem König davon erzählen, wenn ich daran denke.
Sie ging wieder die Schräge zum felsigen Erdboden hinauf und blickte zurück. Diese Schlucht und der Wasserfall ist das Beeindruckendste, das ich jemals gesehen habe, dachte sie. Nur der Wüstenkoloss konnte mit seiner faszinierenden Bauweise und seiner Höhe mit dieser Schlucht mithalten.
Schließlich drehte sie sich wieder um und ging weiter. Kurz darauf kam sie zu einem Holzsteg, der über ein Wasserbecken führte. Das Becken wurde von einem kleinen Wasserfall, der aus der Felswand schoss, genährt. Froh über die Gelegenheit legte Ravana ihren Umhang und alle ihre Beutel und Waffen ab und stieg in das Wasser. Angenehm schmiegte es sich an ihren Körper und sie blieb eine Weile darin liegen, während sie das Rauschen des großen Wasserfalls hinter sich und die leichte Bewegung des Wassers um sich genoss. Nach einigen Minuten stieg sie aus dem Wasser, schnallte sich ihren Gürtel mit den Waffen und Beuteln wieder um und setzte sich an eine Felswand, um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Nach einiger Zeit vielen ihr die Augen zu und obwohl sie sich eigentlich dagegen wehrte, wurden ihre Gedanken immer träger und sie merkte, wie sie langsam in den Schlaf glitt.
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