Die letzten Tage hatte sich Ravana auf ihren Aufbruch vom Wüstenkoloss vorbereitet: Ihren Trinkschlauch wieder abgedichtet, Pfeile geschnitzt, den Bogen neu gespannt und kleinere Reparaturen an ihrer Kleidung vorgenommen.
Von den wenigen Palmen hatte sie einige Wedel abgeschnitten und diese zwei Tage in einem leuchtenden Wasserbrunnen in der Felswand eingelegt. Sie würden auf der Reise eine willkommene Abwechslung zu den zähen Sandkriechern darstellen.

Nun blieb nur noch die Abreise. Ravana hätte nicht gedacht, dass sie Trauer empfinden würde, den Wüstenkoloss und seine einsame Umgebung zu verlassen. Und doch war es so.
Einige Jahre hatte sie hier nun alleine gelebt und sich daran gewöhnt. Niemand hatte sie hier gestört und sie kannte sich aus. Für ihre Reise wusste sie nicht, was sie erwarten würde, und so sah sie ihrer Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen.

Heute morgen jedoch war sie aufgewacht und gewusst, dass sie den Koloss verlassen würde. Die Traurigkeit war wie weggeblasen und Ravana freute sich darauf, endlich die Steppe mit ihrem grünen Gras zu sehen, oder einen Bach, mit fließendem Wasser! Und natürlich das Schloss...

Ravana befestigte ihre Beutel am Gürtel und ging ein letztes Mal zu dem Riss in der Felswand, hinter der der hübsche Brunnen mit dem klaren Wasser lag. Sie hatte sich schon oft gewundert, wozu dieser Brunnen gut war. Es sah so sauber und irgendwie heilig aus, dass sie es sich nicht vorstellen konnte, dass dieser Brunnen ohne wirklichen Zweck gebaut wurde.
Vor dem Wasserbassin prangte am Boden das Zeichen des heiligen Triforce. Ravana wusste natürlich, was das Zeichen bedeutete und dachte sich, dass es irgendetwas mit der Funktion des Brunnens zu tun haben müsse - die konnte das Rätsel jedoch nie lösen.
Heute ging sie nur zum Brunnen, um ihren Trinkschlauch randvoll mit dem duftenden, klaren Wasser zu füllen. Wer weiß, wann sie wieder solch gutes Wasser finden würde!

Als sie wieder vor die Höhle trat, sah sie ein letztes Mal den Krähen bei ihren spielerischen Kämpfen zu, warf einen nachdenklichen Blick auf den riesigen Koloss und ging dann auf die Fahnen, die den Ausgang zur weiten Wüste markierten, zu. Wenige Zeit später schon stand sie im Wind, der an ihren Kleidern zerrte und winzige Sandkörnchen in ihr Gesicht blies. Der Koloss war nur noch ein leichter Schemen hinter dem tosenden Sand.