ich poste dies in der Annahme,dass es keiner liest...(leicht resigniert)
(Achtung Trick:Ich warte nur darauf,dass jemand sagt "Doch ich habs gelesen)![]()
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3.Kapitel: Zuhause
Schweigend steht er vor der verschlossenen Tür. Dahinter verbirgt sich sein Zuhause. Sein Zuhause hinter verschlossenen Toren, abgesperrt und verriegelt. Keiner kann dort eindringen wo er wohnt, keiner dem er nicht freudestrahlend die Tür öffnet, um ihn warmherzig zu empfangen in seinem unterkühltem Heim. Heizen tut er seine kleine Wohnung nie. Nicht mal jetzt wenn es so kalt ist. "Ich mag`s kühl", antwortet er immer wenn ihn jemand fragt, wie hoch seine Stromrechnung wäre, und er die niedrige Zahl nennt. Denn die Kälte die in der Wohnung herrscht, hat noch keiner gespürt. Erschrockene Fratzen erntet er oft als Reaktion, denn alle versuchen sich vorzustellen wie man in einer ungeheizten Wohnung sitzt. Aber meistens sieht er diese Gesichter nicht mal. Leute, die sich mit ihm über Stromrechnungen unterhalten wollen, interessieren ihn nicht.
Langsam wandern die Finger in die Tasche. Krabbeln durch das wilde Durcheinander, finden die Schlüssel. Die Hand schmerzt, schon als sie die Schlüssel umschließt, so kalt ist das Metall. Es gräbt sich ins weiche Fleisch. Zitternd führt er die Hand zum Schlüsselloch. Ein kurzes Kratzen ist zu vernehmen. Die Spitze des Schlüssels ist über das Loch hinaus gerutscht. Erst dann findet der Schlüssel sein Pendant, tut sein Werk. Ein leises Knacken, Erleichterung für jeden Hausbesitzer, die Tür ist aufgeschlossen. Sorgsam steckt er den Schlüssel wieder zurück in die Hose, er wird ihn später an der Wohnungstür noch einmal brauchen. Ein Schritt ins Haus hinein, hinter sich wird die Tür automatisch wieder zugezogen. Das Schloss knackt wieder. Fremde sind ausgeschlossen. Rabenschwarz ist es im Treppenhaus des mehrstöckigen Wohnblocks.
Hier knipst die Alte aus dem Parterre, immer ängstlich, die grell strahlende Lampe an, wenn sie sein Schritte im Nachten hört. Dabei erschrickt sie, genauso wie er, jedes mal wenn sie sich erblicken.
Aber Licht macht er nicht, er weiß nicht einmal wo der Lichtschalter ist, er macht nie Licht. So läuft er geradeaus auf die Treppe zu. Nicht tapsend, wie man im Dunkeln geht, sondern bestimmt. Fast, als würde er alles sehn. Er sieht auch alles, aber nicht hier, sondern vor seinem inneren Auge. Ein gutes Gedächtnis hat er. Täglich geht er diesen Weg mehrmals im Dunkeln, kennt jede Unebenheit im Boden die ihn zu Fall bringen könnte. Erfahrung, durch Erfahrungen hat er sie alle kennen gelernt, über jede einzelne ist er schon gefallen.
Diesmal flammen die Strahler nicht auf, erleuchten nicht die Reihe von Briefkästen. Wenn das Licht jetzt angehen würde, und er den ersten Schreck überwunden hätte, würde sein Blick auf sie fallen. Aber das Licht geht nicht an und so bleibt seine Identität im Dunkeln verborgen. Denn auf einem steht sein Name, oben in der Klappe, auf dem Namensschild: Bernhard Maier. Den Namen mag er.
Es ist sein eigener. Dieser Name ist so allgemein, dass jeder ihn auf den ersten Blick kennt, aber beim zweiten schon wieder vergessen hat.
Das gefällt ihm daran, und er muss immer grinsen, wenn er vor dem Briefkasten steht und daran denkt. Aber wenn er dann den Briefkasten öffnet, dann senken sich seine Mundwinkel wieder. Deswegen öffnet er ihn auch nicht oft. Nur wenn ihn die Alte aus dem Parterre darauf hinweist, dass der Briefkasten überquillt. Dies tut sie immer dann, wenn sie das Licht anknipst, ihm für einen Moment tief in die Augen schaut und sich dann selber nuschelnd Mut zuspricht. Ein bisschen Angst hat sie nämlich vor dem Herr Maier.
Erst wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist, gibt sie leise klagend von sich: "Herr Maier..."ein kurzes Zögern, mit einem Zittern in der Stimme folgt, "...ihr Briefkasten". Anfangs, als er hier neu war, musste er immer wieder über die schrullige Alte lachen. In letzter Zeit ist das immer seltener der Fall.
Mittlerweile sind seine schweren Schritte auf den Stufen zu hören.
Im obersten Stock angekommen, schaut er aus dem Fenster, dass das gesamte Treppenhaus erhellen soll. Ein letzter Blick nach draußen. Es ist nur sehr klein, und wirklich viel sehen kann man auch nicht. Laternen, erhellen wie Spotlights das Theaterstück was unten zwischen den Häusern zum wieder- und wiederholten male aufgeführt wird.
Dann schließt er die Wohnungstür auf. Kalte Luft umströmt ihn, er hat nicht vergessen das Fenster zu öffnen als er ging. Nun geht er mit Mantel und Rucksack durch die Wohnung und zieht die Rollläden runter, schmeißt die Fenster eins nach dem anderen zu. Schmeißt den Mantel in die Ecke, die die Garderobe erahnen lässt. Kleidungsstücke liegen wild verstreut auf dem Boden. Den Rucksack setzt er in der Küche ab.
Er läuft ins Schlafzimmer, der einzigste Raum abgesehen von dem kleinen unbewohnten Wohnbereich. Die hinuntergelassenen Rollläden sperren den romantischen Sternenhimmel aus. Sterne schaut er nicht gern an, früher hat er sie immer gern angeschaut. Mitten im Raum bleibt er stehen, hält für einen Augenblick inne.
Dreht sich schlagartig um. Schlägt gewalttätig. Links neben den Türrahmen.
Leises sirren antwortet seinen Schlag, die 40 Watt Birne springt an. Plötzlich geblendet vom mild gleißenden Licht, kommt er zur Ruhe. Blinzelt, gibt aber schließlich den ausweglosen Kampf auf. In der Tür hängt er, wagt nicht ein Fuß in das wüste Reich vor ihm zu setzen. Unendliches Chaos was brach vor ihm liegt. Bücher und Kleidung übersäen den Boden, bilden einen festen Untergrund. Eine Brücke traut sich über das tobende Meer, sie wird umspielt von rauschenden CDs und Heften. Unterspült, droht sie zu brechen und in unendlichen Tiefen zu versinken. Sie ist der letzte Weg vom Eingang zum Bett. Langsam betritt er sie, schreitet erhaben über sie, in Richtung des Throns der schlaflosen Nächte. Lässt sich fallen, durchwühlte Decken empfangen ihn. Schwer sinkt er in Geruch von Schlafes Bruder.
Ein spitzer Schrei, weckt alle schlafenden Glieder. Er schnellt nach oben, sitzt aufrecht im Thron. Mit einer Hand greift er hinter sich, ahnend was ihn dort schmerzte. Erfasst einen Bilderrahmen.
Drei Personen sind auf dem gerahmten Bild zu sehen. Aller guter Dinge sind drei... Drei sind einer zu viel, unausgesprochene Weisheiten knallen wie bunte Luftballons in seinem Hirn. Die Stille, die in der Wohnung herrscht, vermag es nicht die Luftballons einfach steigen zu lassen, ohne sie mit der Nadel zu erstechen.
Eine glückliche Familie ziert das Bild. Eine vermeintlich glückliche Familie ,verbessert er sich schnell. Und im Foto ist ein zweiter Rahmen zu sehen, die Eltern sind stehend um ihr Kind trapiert. Haben beide die schwer lastenden Hände auf den schmalen Schulter der strahlenden Tochter. Stützen sich auf der zerbrechlichen Tochter. Die Tochter, die das verbindende Glied zwischen Mann und Frau war.
Zwischen ihm und seinem angetrauten Eheweib, später geschiedenes Weib. Gerichtlich getrennt und entzogen, wurde ihm das Produkt seiner Liebe.
Sie lachen auf dem Bild. Oder lächeln zumindest, wie in seinem Fall.
Doch Lachen sie ihn aus ,alle, alle.
Zucken, Zittern ein Krampf durchläuft seinen Körper.
Der Schrei, der sich heißer aus seiner Kehle lösen will, wird zurückgeworfen, prallt an die Magenwände. Er krümmt sich, zerbricht an ihm.
Nun ist endlich das erlösende Schluchzen zu hören. Trauers Außenstände graben tiefe Furchen in seine heißen Wangen, zerfressen in unendlicher Gier sein Gesicht. Marschieren mit schweren Stiefeln, treten in die Eingeweide. Sein Blut pulst in den Adern, rauscht in den Ohren.
Klirren bestätigt die Tat, zerschmettert liegt die Erinnerung an der nächsten Wand.