Ein paar wenige aus diesem Forum wissen es ja schon, dass ich seit anfang Oktober beim Bund bin. Und viele fragten, "Was machst du da?", "Was hast du gemacht?" oder "Machts denn Spaß?".
Deshalb hier nun meine ersten 2 Wochen Bund und wie es war.
Die erste Woche bis zur Mitte relativ lässig. Am ersten Tag wird einem die Kaserne gezeigt und man wird über die wichtigsten Dinge aufgeklärt. Danach muss man seine Stube beziehen und noch ein zwei Anträge unterschreiben. Nichts wildes. Am Abend wurden wir dann unseren Gruppen und Zügen zugeteilt und lernten endlich die Kameraden kennen, mit denen man ab sofort 3 Monate lang zusammen auf einer Stube lebt.
Für die, die mit gewissen Sachen nichts anfangen können:
Zug ist einfach nur eine große Anzahl Soldaten und ein Zug unterteilt sich nochmals in Gruppen von 8-16 Mann/Frauen stärke.
Eine Stube ist der militärische Ausdruck für ein Zimmer... man muss es sagen... sonst wird man mit einem Spruch... "Das Ding heist Stube, Zimmer gibts im Puff oder Hotel" abgespeißt. Beim Bund gibt es für alles normale dumme Ersatzworte und sehr selsame Regeln... nur mal 2 (gesprochen zwo beim Bund^^) dieser Seltsamen Regeln:
- Ab einer Wassertiefe von 1,5m hat der Soldat selbständig mit Schwimmbewegungen zu beginnen. Der militärische Gruß (Hand an schlefe) entfällt.
oder
- Wenn ein Soldat die Spitze eines Baumes erreicht hat muss er selbständig mit Klettern aufhören
Ihr seht der Verein nimmt sich selbst nicht so ganz für voll
Aber weiter im Text:
Am zweiten Tag steht man eigentlich nur dumm in der Gegend rum, da man die ärztlichen Untersuchungen macht. Dabei muss man immer und immer warten, da es sehr lange dauert 82 neue Rekruten zu wiegen, zu messen, blutabzunehmen und und und... und wenn ich dumm in der Gegend rumstehen schreibe, dann meine ich das auch. Es gibt nirgends auf dem Kasernengelände außer in Speißeräumen und auf den Stuben Stühle oder Bänke. Man steht einfach... und da man noch nicht weiß was man machen könnte um sich die Zeit zu vertreiben guckt man halt böd aus der Wäsche.
Doch nebenbei wird einem auch noch gezeigt, wie man richtig steht. Entweder im "Stillgestanden" oder im "Rührt euch". Sehr amüsant diese Einweisung eigentlich.
So, das war auch schon der zweite Tag im großen und ganzen. Der dritte ging auch so in der Art weiter, nur dass man Einkleiden ging statt Blutabnehmen. Danach hat man all seine Uniformen, Rucksäcke, Putzsachen und und und... räumt seinen Spind ein, lernt wie er auszusehen hat und wie man sich ordentlich anzieht und dann ist auch schon wieder ein Tag rum.
Jetzt denkt man sich "Hört sich doch gar nicht mal so schlecht an"... aber man muss dabei sagen, dass alle Tage außer der erste von Morgens 5 bis Abends um 23 Uhr gingen (wie ab sofort alle Tage eingeteilt waren).. also sehr lange und gewöhnungsbedürftig. Und Zeit geht so langsam rum, wenn man nichts tut..... Tja aber das änderte sich bald^^
Ab dem vierten Tag fing dann (endlich?) der Sport und die Ausbildung an. Zum einen geht man Morgens joggen und zum anderen wird man in die Rechten und Pflichten des Soldaten eingewiesen und hat eine paar Stunde politische Bildung. Das Joggen fängt an bei 3 Kilometern und steigert sich dann langsam, also auch nichts wildes.
Für diejenigen, die jetzt schon einen Schock bekommen, so schlimm ist das nicht. Beim ersten Mal geht man diese Strecke fast, so gering ist das Tempo und danach wird man in Laufgruppen eingeteilt, die nach gezeigter Leistung Leistung langsam aufbauen oder steigern. Aber das hängt nicht nur von diesem einen Joggen ab, sondern auch von einem so genannten PFT (Physikal Fitness Test) in dem man zeigen soll, wie viele Liegestütze oder Kniebeuge man in 40 Sekunden schafft.... nichts wildes und alles ist sehr human und die Ausbilder sind freundlich.
Wenn man dann erst mal seine Laufgruppe hat dann macht man ab sofort immer mit denen das Joggingprogramm.
Die restlichen Tage der ersten Woche verliefen ähnlich, nur dass man Nachmittags das Antreten, Formationsmaschieren und Schwenken lernte.
Doch ab dem Wochenende wurde es härter. Zuerst ging man Morgens das erste mal auf die Hindernisbahn, die schon einige sehr blöde Dinge hat. Gott wie ich diese 2 Meter Wand hasse... aber die Bahn selbst ist nicht das Problem. Es sind viel mehr die Schuhe. Auf der Hindernissbahn läuft man nicht in seinen Sportschuhen sondern in den Kampstiefeln. Und die sind nach solch einer kurzen Zeit eben noch nicht eingelaufen und man hat sich auch noch nicht richtig an ihr Gewicht gewöhnt. Darum fühlten sich meine Beine auch sehr schwer an, nach dem erstmaligen durlaufen des Parkures... aber man musste ihn zwo mal laufen... danach war man fertig.
Aber noch nicht genug. Am Nachmittag war dann das erste Joggen im Feldanzug (Tarn mit Kampfstiefeln) und mit Müden bzw. schweren Beinen war das nicht grad angenehm. Aber als es vorbei war freute man sich dennoch irgendwie.
Am Wochenende waren die die Unterrichte zu der Waffe G3, die ich und mein Zug nur grob und im schnellverfahren durchnehmen/lernen, da 90% unseres Zuges nach der Aga (Grundausbildung) im Saabsdienst oder als Kraftfahrer eingesetzt werden, weshalb später das Hauptaugenmerk mehr auf der Waffe P1 und P8 liegen wird (welche auch angenehmer zu tregen sind^^). Und immer wieder Joggen, Joggen und Joggen... auch ab und zu mal mit Feldanzug... wodurch der Muskelkater nie wirklich weg ging.
In dieser Wochen haben wir dann auch mal das G3 in die Hand bekommen, gelernt es zu zerlegen und zu säubern und wieder zusammen zu setzen. Was sehr viel Spaß macht. Auch haben wir mit dem Frühsport in dieser Woche angefangen. Das heißt vor dem Frühstück 3 Minuten auf der Stelle laufen, 10 Liegestüzte und 20 Kniebeugen. Und dieses Programm wird sich je nach Leistung immer etwas steigern.
Tja, mehr wurde in dieser Woche auch nicht gemacht, außer, dass man mal ins Gelände gegangen ist, gezeigt bekommen hat, wie man Karte und Kompass liest, wie man im Wald auf der Isomatte liegend die Waffe zerlegt und etwas Formaldienst, wo man lernt im Gleichschritt zu marschieren.
Höhepunkt der Woche war heute also Freitag. All das laufen und joggen im Feldanzug sollte uns schon mal auf das heute vorbereiten.
Es war der erste der drei Gefechtsmärsche und dieser ging über 6 Kilometer.
Das hört sich jetzt vielleicht leicht an, ist es aber nicht so ganz. Zwar geht man nur diese 6 Kilometer aber man hat nur eine Stunde dafür Zeit.
Und für alle die jetzt schreien:
"Das ist doch nichts... das renn ich doch durch"
lest erst mal weiter.
Einen Gefechtsmarsch macht man unter voller Ausrüstung. Das heist knapp 20 Kilo Gepäck im Rucksack, eine Koppel (eine Art Gurtel-Hosenträger-Kombi) mit noch mal knapp 6-7 Kilo, einem Schultergurt mit Gasmaske und Gefechtshelm (noch mal so 3 Klio) und all den Waffen an denen man bisher ausgebildet war. In unserem Fall das G3 mit seinen 4,4 Kilo.
Damit geht man dann durch das Gelände. Also, Berg auf, Berg ab, über Stöcke, Äste und Steine und springt ab und an mal über einen Graben. Und dann werden 6 Kilometer sehr laaaaaang... und obwohl die Gasmaske + Helm das leichteste ist, tut die am meisten weh, da sich nach etwa der Hälfte der Strecke der Schulterriehmen derbe in die Schulter schneidet... aber das merkt man irgendwann nicht mehr^^.
Aber es sei dabei gesagt, dass alle den Marsch gemeistert haben und ich sogar noch hätte weiter laufen können, da wenn man einmal im Trott ist alles wie von selbst geht.
So, dass war die erste Woche im großen und ganzem. Nebenbei lernt man natürlich noch ein paar dumme Sprüche wie
"Ziele nie auf Mensch oder Tier, es sei denn man befielt es dir"
Aber diese Kleinigkeiten machen denn Alltag sehr witzig^^
Das einzige was mich bisher tierisch nervt ist der Kampspruch meiner Einheit. Ein
Hussa, Hussa, pack die Sau
klingt einfach nicht sooooo stylisch....