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Thema: Geschichte- noch unbenannt

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  1. #1

    Geschichte- noch unbenannt

    So, ich hatte mal wieder das Bedürfnis, etwas zu schreiben. Hab von der Geschichte aber kaum mehr als ein oder zwei Kapitel im Kopf, deswegen nicht wundern, wenn die Fortsetzung ne Weile auf sich warten lässt. Der Prolog ist leider nicht so besonders geworden. Ich vergess immer wieder, dass es leichter ist, etwas im Kopf zu formulieren, als es dann tatsächlich zu schreiben. Ich hoffe, ich bringe trotzdem rüber, worauf es mir ankommt.

    Prolog

    Wieder war er hierher zurückgekehrt. Wie jede Nacht, seit es geschehen war. Wieder stand er seit Stunden hier, und konnte sich nicht überwinden, die letzten Meter zurückzulegen. So stand er einfach weiter im Schatten zwischen den Mülltonnen, und rang mit sich selbst. Die wenigen vorbeilaufenden Passanten schienen ihn nicht zu sehen. Hätten sie ihn allerdings bemerkt, so hätten sie sich gewundert, wieso er einfach still an einer Stelle stand, und kaum ein Muskel sich an ihm bewegte.
    Doch so ruhig er äußerlich zu sein schien, so aufgewühlt war er im Inneren. Alles was er wollte, war, die wenigen Meter zu dem Ort zu gehen, der er bis vor kurzem sein Zuhause genannt hatte. Aber er konnte nicht. Wenn sie ihn sehen würden, würden sie wissen, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Und wenn er versuchen würde, es ihnen zu erklären, würden sie es nicht verstehen. Er verstand es ja selbst noch nicht.
    Alles was er gewollt hatte, war gewesen, sie zu retten. Er hätte sein Leben für sie gegeben. Verdammt, er hatte sein Leben für sie gegeben. Die kurze Anwandlung von Zorn verschwand rasch. Es war sowieso nicht zu ändern. Auch wirkliche Trauer verspürte er nicht mehr. Alle Tränen, die in ihm gewesen waren, hatte er schon aufgebraucht, aus Trauer um sich, sein Leben, um sie, eigentlich um alles.
    Müde starrte er auf seine Hand hinunter. Die kleine Wunde war natürlich längst verheilt. Sie war schließlich kaum mehr als ein Kratzer gewesen. Trotzdem symbolisierte diese Hand für ihn all das, was mit ihm geschehen war. Am liebsten hätte er sie abgehackt, doch was hätte es ihm schon gebracht? Als ob Selbstverstümmlung ihn auch nur im Mindesten von dem befreien könnte, wozu er geworden war.
    Natürlich hatte er auch an Selbstmord gedacht. Eigentlich war es eine seiner ersten Überlegungen gewesen, noch bevor er wirklich realisiert hatte, was er alles verloren hatte. Doch er hatte es nicht getan. Warum wusste er immer noch nicht. Er selbst glaubte, dass er einfach zu feige war. Irgendwie glaubte er immer noch, dass es vielleicht irgendwie eine Heilmöglichkeit für ihn geben könnte, obwohl er natürlich längst wusste, dass eine solche nicht existierte. Vielleicht war es aber auch, weil er wusste, dass er ihre Auftrag weiterführen musste, dass sie ihm dies angetan hatte, damit nicht alles, was sie erreicht hatte, umsonst gewesen war. Wieder kroch die Wut in ihm hoch. Welches Recht hatte sie sich genommen, über sein Schicksal zu bestimmen? Doch wieder legte sich der Zorn rasch. Schließlich hatte er es ihr selbst angeboten. „Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dich zu retten, dann werde ich eben sterben!“ Das waren seine Worte gewesen. Nun, in gewisser Weise war er gestorben. Es gab für ihn keine Möglichkeit mehr, in sein früheres Leben zurückzukehren. Und er hatte es erst nicht geschafft, sie zu retten.
    Er wusste immer noch nicht, ob sie seine Hilfe abgelehnt hatte, oder ob es einfach nichts genutzt hätte, wie sie behauptet hatte. Aber das Ergebnis blieb sich gleich. In dieser Nacht, war nicht nur eins, sondern zwei Leben zu Ende gegangen.
    Er fragte sich, ob es damals für sie auch so schwer gewesen war, loszulassen. Fast hätte er gelacht. Er wusste nicht einmal, wie alt sie gewesen war. Sicher hatte anfangs auch sie gelitten. Doch gab ihr das das Recht, ihm das selbe anzutun?
    Wieder wanderte sein Blick zu dem Haus hinüber, hinter dessen Fenstern noch Licht schien. Vielleicht dachten sie, er wäre tot. Doch das war immer noch besser, als wenn sie die Wahrheit erfuhren. Wenn er ihnen ein Lebenszeichen zukommen lassen würde, würden sie wahrscheinlich wissen wollen, was mit ihm geschehen war. Aber er glaubte nicht, dass sie stark genug wären, es zu erfahren. Er hatte es selbst lange nicht richtig begriffen, obwohl er die Wahrheit gekannt hatte. Dabei hatte sie selbst es ihm gesagt: „Glaubst du wirklich, dass das der einzige Unterschied zwischen uns ist? Das ist es nicht. Zwischen uns liegen Welten.“ Damals hatte er noch nicht wirklich Verstanden, was sie gemeint hatte, doch nun wusste er es.
    Er fühlte, wie immer mehr Erinnerungen auf ihn einstürmten. Heute hatte er nicht mehr die Kraft, sich ihnen zu widersetzen. Irgendwann musste er sich ihnen stellen. Also öffnete er seine Gedanken, und ließ die unwillkommenen Erinnerungen an sein vergangenes Leben auf sich einströmen.

    Geändert von Liferipper (26.07.2004 um 15:12 Uhr)

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