Nietzsche habe ich nie für einen Nationalsozialisten gehalten. Allerdings ist eine kritische Sicht auf Nietzsche wichtig, er verlangt sie schließlich auch von seinem Leser. Sein Gedankengut hat misanthropische und anti-demokratische Züge oder ist sogar so. Es ist schwierig damit umzugehen, wenn ich seine elitäre Haltung auch nachvollziehen kann.Zitat von Ianus
Für Menschliches, Allzu Menschliches habe ich momentan leider keine Zeit und nicht die Muße, aber ich denke mit Charles Dickens mache ich auch nichts falsch.![]()
Die Nietzsche-Biografie war bis zum Schluss sehr interessant. Nietzsche war eine faszinierende Person. Ich mag seine Zweifel, ich mag es, wie er sein ganzes Weltbild immer wieder umwirft. Außerdem ist seine aphoristische Philosophie so voller kleiner Sätze die so viel Wahrheit enthalten, unglaublich was für ein scharfer Beobachter er war. Allerdings muss ich mir wohl selbst verbieten eine Art "Vorbild" in ihm zu sehen. Personenkult ist schließlich scheiße. Dennoch ist jede Lektüre von und über Nietzsche immer wieder lehrreich und gibt zumindest mir viel Kraft und Übersicht. Wenn man ihn auch leicht missversteht und es schwer ist sein augenscheinlich widersprüchliches Werk zu überblicken.
Nach der Denk-Biografie habe ich "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von Böll gelesen und auch dieses hat mir gefallen. Natürlich seichter als Nietzsche, aber immer noch spannend, interessant, zwischendurch humorvoll und ein weiterer guter Einblick in die Zeit nach 68. Die sich um Objektivität aber zwischenzeitlich immer in Subjektivität verfallende Erzählhaltung und auch der Charakter von Katharina Blum haben mir sehr gefallen.
Für die Schule noch einmal Katz und Maus gelesen und ich schäme mich tatsächlich wie oberflächlich ich das Buch beim ersten Mal gelesen habe. Ich sollte wohl mehr Literaturtheorie lesen. Mach ich auf jeden Fall auch. Katz und Maus ist ein grandioses Buch. Stilistisch und "handwerklich" meisterhaft, inhaltlich durchdacht, gutes, vollkommen untypisches Porträt der Nazi-Zeit. Macht nur keinen Spaß das Buch zu lesen.Obwohl es eigentlich lustig ist.
Morgen kommt bei mir, inspiriert durch avrael, Charles Dickens' David Copperfield an. Darauf freue ich mich schon sehr, ich wollte mich, der eigenen Schreiberei wegen, mit dem Bildungsroman beschäftigen und fange da nicht bei Wieland oder Goethe an, sondern bei Dickens.
@ Hayabusa: Goethe wurde nicht nur "angeblich" mit dem Werther in Europa berühmt, Goethe hatte damit de facto einen kaum vorstellbaren Erfolg und Einfluß auf seine Generation. Das reicht vom Werther-Kleidungsstil (blau & gelb), über Werther-Tee-Service bis zu Anklagen, weil sein Buch Jugendliche zum Selbstmord angestiftet haben sollte. Außerdem ist der Werther kein Drama!!1111
Edit: Ach ja, ne Goethe-Biografie habe ich auch noch gelesen. War sehr toll, mit vielen Illustrationen. Gibt's bei dtv, sehr zu empfehlen.