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Thema: Now Reading # 3

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Was hab ich in letzter Zeit gelesen? Das große Glasperlenspiel. Es war reifer als die vor Sehnsucht strotzenden früheren Werke von ihm (zum Beispiel "Siddhartha", "Klein und Wagner", "Narziß und Goldmund"). Es gab weniger Bedrohung, weniger Gefahr, dafür wurden wie für Hesse typisch die intellektuelle und die 'menschliche, einfache' Welt analysiert und kontrastiert. Ich glaube, das Buch ist weniger als seine anderen Werke für Jugendliche geeignet, weil es den Leser letztendlich ein wenig allein lässt und ihm keine eindeutige Antwort gibt. Mir zumindest nicht.
    Dennoch war es schön das Buch zu lesen, wenn es auch die ein oder andere Länge hatte.

    Was noch?
    Der Band über den Expressionismus war nicht nur sehr stark reduziert, sondern auch qualitativ hochwertig. In kurzen Essays wird der Expressionismus und dessen Wirkung kritisch erläutert, die gezeigten Bilder haben mich dazu ermutigt für nur 4€ (!) einen Band über Oskar Kokoschka zu kaufen, dessen "Bildnis Herwarth Walden" imo grandios ist.

    "Wolken.Heim" war mein erster Versuch etwas von Jelinek zu lesen, war aber ein Fehlschlag. Das Buch kann man nicht lesen, man muss es gleich analysieren, Satz für Satz durchgehen und diese auf ihre Herkunft und eigentlichen Kontext hin analysieren. Vielleicht werde ich fragen, ob ich meine Facharbeit nächstes Jahr über dieses Buch schreiben kann. Momentan habe ich aber nicht die Zeit und Muße mich so intensiv damit privat auseinanderzusetzen.

    Dann noch einen halben Band über Schopenhauer aus der Meisterdenker-Reihe. Habe ihn nicht zuende gelesen, wenn er auch interessant war.

    Im Moment lese ich "Nietzsche - Biografie seines Denkens" und empfinde das Buch als sehr gut und sehr wichtig. Es erklärt Nietzsche's Philosophie und ihre Entwicklung prägnant und anhand von vielen Zitaten. Besonders da ich bis jetzt nur den Zarathustra gelesen habe, ein fabelhafter Gesamteinstieg in das Gesamtwerk Nietzsches.

  2. #2
    Zitat Zitat von Stan
    Im Moment lese ich "Nietzsche - Biografie seines Denkens" und empfinde das Buch als sehr gut und sehr wichtig. Es erklärt Nietzsche's Philosophie und ihre Entwicklung prägnant und anhand von vielen Zitaten. Besonders da ich bis jetzt nur den Zarathustra gelesen habe, ein fabelhafter Gesamteinstieg in das Gesamtwerk Nietzsches.
    Lies "Menschliches, Allzu Menschliches" vor allem die "Gespräche mit dem Schatten" um endgültig von der Idee loszukommen, dass Nietzsche ein Nazi war. Der Herr argumentiert mit seinem üblichen Sarkasmus für die Abrüstung und sagt wie einige andere ungeblendete Intellektuelle vorraus, dass Aufrüstung nicht zum Frieden führen kann da es nur das gegenseitige Misstrauen aufbaut. Nebenbei gibt es wenige Bücher welche die Menschheit und ihre Kleinlichkeit in treffenderer Weise sezieren. Leider aber auch ein Buch zum mehrmals lesen da e ausschließlich aus Erfahrung spricht, die man nur schwer nachvollziehen kann solange man sie nicht selbst gemacht hat.



    Woher habe ich nur das Talent, immer leicht homoerotische Literatur herauszusuchen? Dies hier ist eine Buch türkischen Kunstmärchen aus der Feder von Bilge Karasu, die sich allesamt um ein alles verschlingendes Gefühl und das Ereigniss drehen, welches diese auslöst. Diese reichen von beunruhigend-seltsam, wie jene des Fischers, der vom Meer getrieben von seinem eben erbeutete Fisch angefangen vom Arm langsam verschluckt wird ohne dabei etwas anderes als tiefe Liebe für den Kiementräger empfinden zu können bis zu komikhaft-tragisch wie jene des mutigen Krebses, der sich gegen einen seiner Peiniger empört und seine Ehre nur durch den Tod des Anderen wiederherstellbar glaubt.

    Die titelgebende Geschichte ist Kapitelweise zwischen den anderen eingestreut und beschäftigt sich mit einem Touristen, der in einer alten Stadt angestachelt durch einen anderen Touristen in ein mittelalterliches Schachspiel in dem Menschen geleitet vom Bürgermeister auf der Seite der Städter gegen die Nomanden, deren Meisterspieler der Anstachelnde ist antritt.

    Es ist eine seltsame Geschichte, aber es scheint, dass er den Sinn des Spieles missversteht und im Namen der Städter siegt und somit den rituellen Rahmen bricht, der die Integration der ehemals Fremden wiederholen sollte.

    Diese Geschichte lässt mich leidlicherweise ratlos aber nicht unbedingt verunsichert zurück, wie es ein gutes Märchen nach selbstaussage des Autors tun sollte.

  3. #3
    Zitat Zitat von Ianus
    Lies "Menschliches, Allzu Menschliches" vor allem die "Gespräche mit dem Schatten" um endgültig von der Idee loszukommen, dass Nietzsche ein Nazi war. Der Herr argumentiert mit seinem üblichen Sarkasmus für die Abrüstung und sagt wie einige andere ungeblendete Intellektuelle vorraus, dass Aufrüstung nicht zum Frieden führen kann da es nur das gegenseitige Misstrauen aufbaut. Nebenbei gibt es wenige Bücher welche die Menschheit und ihre Kleinlichkeit in treffenderer Weise sezieren. Leider aber auch ein Buch zum mehrmals lesen da e ausschließlich aus Erfahrung spricht, die man nur schwer nachvollziehen kann solange man sie nicht selbst gemacht hat.
    Nietzsche habe ich nie für einen Nationalsozialisten gehalten. Allerdings ist eine kritische Sicht auf Nietzsche wichtig, er verlangt sie schließlich auch von seinem Leser. Sein Gedankengut hat misanthropische und anti-demokratische Züge oder ist sogar so. Es ist schwierig damit umzugehen, wenn ich seine elitäre Haltung auch nachvollziehen kann.
    Für Menschliches, Allzu Menschliches habe ich momentan leider keine Zeit und nicht die Muße, aber ich denke mit Charles Dickens mache ich auch nichts falsch.

    Die Nietzsche-Biografie war bis zum Schluss sehr interessant. Nietzsche war eine faszinierende Person. Ich mag seine Zweifel, ich mag es, wie er sein ganzes Weltbild immer wieder umwirft. Außerdem ist seine aphoristische Philosophie so voller kleiner Sätze die so viel Wahrheit enthalten, unglaublich was für ein scharfer Beobachter er war. Allerdings muss ich mir wohl selbst verbieten eine Art "Vorbild" in ihm zu sehen. Personenkult ist schließlich scheiße. Dennoch ist jede Lektüre von und über Nietzsche immer wieder lehrreich und gibt zumindest mir viel Kraft und Übersicht. Wenn man ihn auch leicht missversteht und es schwer ist sein augenscheinlich widersprüchliches Werk zu überblicken.

    Nach der Denk-Biografie habe ich "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von Böll gelesen und auch dieses hat mir gefallen. Natürlich seichter als Nietzsche, aber immer noch spannend, interessant, zwischendurch humorvoll und ein weiterer guter Einblick in die Zeit nach 68. Die sich um Objektivität aber zwischenzeitlich immer in Subjektivität verfallende Erzählhaltung und auch der Charakter von Katharina Blum haben mir sehr gefallen.

    Für die Schule noch einmal Katz und Maus gelesen und ich schäme mich tatsächlich wie oberflächlich ich das Buch beim ersten Mal gelesen habe. Ich sollte wohl mehr Literaturtheorie lesen. Mach ich auf jeden Fall auch. Katz und Maus ist ein grandioses Buch. Stilistisch und "handwerklich" meisterhaft, inhaltlich durchdacht, gutes, vollkommen untypisches Porträt der Nazi-Zeit. Macht nur keinen Spaß das Buch zu lesen. Obwohl es eigentlich lustig ist.

    Morgen kommt bei mir, inspiriert durch avrael, Charles Dickens' David Copperfield an. Darauf freue ich mich schon sehr, ich wollte mich, der eigenen Schreiberei wegen, mit dem Bildungsroman beschäftigen und fange da nicht bei Wieland oder Goethe an, sondern bei Dickens.

    @ Hayabusa: Goethe wurde nicht nur "angeblich" mit dem Werther in Europa berühmt, Goethe hatte damit de facto einen kaum vorstellbaren Erfolg und Einfluß auf seine Generation. Das reicht vom Werther-Kleidungsstil (blau & gelb), über Werther-Tee-Service bis zu Anklagen, weil sein Buch Jugendliche zum Selbstmord angestiftet haben sollte. Außerdem ist der Werther kein Drama!!1111

    Edit: Ach ja, ne Goethe-Biografie habe ich auch noch gelesen. War sehr toll, mit vielen Illustrationen. Gibt's bei dtv, sehr zu empfehlen.

    Geändert von Stan (20.12.2005 um 21:27 Uhr)

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