RADIATA STORIES – MINI-REVIEW BY HOLYSTAR
Also, eines vorweg: Macht ja nicht den gleichen Fehler wie ich und erwartet von Radiata Stories ein typisches tri-Ace Game im Stile eines VP oder SO... denn dass ist es überhaupt nicht und sorgte deshalb bei vielen Leuten inklusive mir selber für herbe Enttäuschungen schon kurz nach Beginn. Auch jetzt werdet ihr am Review merken, dass ich vieles nicht so sehr mag. Habe trotzdem mal ein paar persönliche Wertungen eingeführt. Aber alles der Reihe nach...
Spielablauf: 75%
Nach ein paar Intro-Missionen und Story-Events (ca. 3-4h) vom Radiata-Schloss aus gehts nach Radiata-Stadt, das Zentrum, von wo aus im Prinzip das ganze Game abläuft (ähnlich wie in Grandia Xtreme).
Bis zur Spielhälfte funktioniert das Game im Prinzip so, dass man verschiedene Guild-Missions annimmt (die wenig bis gar nichts mit der Hauptstory zu tun haben) und nach dessen Erledigung meist ein paar kleine Events sieht, welche die Story vorantreiben (falls nicht muss man immer wieder mal schlafen gehen).... oder vorantreiben sollten. Denn wirklich viel gibts nicht zu sehen.
Einige der Guild-Missions sind aber Pflicht und führen zu neuen echten Story-Missionen.
Nach einiger Zeit (ca. 15-18h) steht man schliesslich vor der Wahl, den Human oder Fairy Path einzuschlagen, welche das Game je auf ihre eigene Art fortführen, ersterer entspricht am Ende eher nem „Bad Ending“. Auch hier gibts wieder story-lose Guild-Missions und zwischendurch mal Story-Events und Story-Missionen, welche schlussendlich mit dem Kampf gegen den Endgegner enden (ca. 27-29h).
Trotz kurzer Spielzeit hatte ich aber oft das Gefühl, dass das Game unfreiwillig träge wirkt. Das beginnt nur schon in der riesigen Stadt (wo auch einer der wenigen Save Points ist). Um von Norden nach Süden zu kommen braucht man schon ein paar Minuten, was mit der Zeit ziemlich nervt. Auf der Oberwelt gibts später Teleporter, aber auch dort wirkt das Ganze her langsam. Eventuell rührt es aber auch daher, dass es vor Bossen normalerweise keine Save Points gibt, und man so permanent mit der Angst lebt, seine letzte gespielte Stunde zu verlieren....
Ja, und anstatt die Missionen zu erledigen kann man natürlich auch in der (riesigen) Stadt Tage und Nächte rumziehen (das Game hat nen 24h Zyklus) und versuchen, möglichst viele der 177 Chars zu rekrutieren. Das geht manchmal via Item, Kampf oder, viel häufiger zeitlich beschränkte Aufträge. In jedem Fall ist das ganze SEHR zeitintensiv, da man keinen Ocarina of Time hat, um den Zeitfluss zu beeinflussen... sprich, man muss oft einfach warten....
Kommt noch hinzu, dass nach gewissen Story-Events einige Chars/Items nicht mehr zu holen sind... etwas, das ich gar nicht mag.
Kampfsystem: 70%
Kann man etwa wie ein (leider) vereinfachtes Star Ocean beschreiben. Die Real Time Battles sind zurück, aber man kämpft erstens immer NUR mit dem Hauptchara Jack, hat nur sehr wenige Skills (eigentlich nur Attack/Combo/Volty Blow/Item und Block) und die 3 NPCs (aus den restlichen 176 Chars) sind nicht konfigurierbar, haben mässige, aber nicht katastrophale AI.
Später kommen noch Volty Breaks (wie Limit Breaks), Party/Single Commands (Heal, Stat Up, Tactics) und Link-Attacks hinzu... die ändern aber nichts am extrem simplen und einschränkenden Kampfsystem, das sich noch dazu etwas hakelig steuert. Ich persönlich hätte mir eher ein komplexes System analog zu SO oder VP gewünscht... aber eben...
Das gilt übrigens auch für die Voices... keine Ahnung, wieso, aber selbst die Hauptcharas haben gerade mal 3-4 mickrige Quotes bekommen, sonst nichts! Und, wenn man „yosha!“ etwa zum 12 mal im selber Kampf hört und es auch noch in der Victory-Pose auftacht, dann nervts langsam schon ein wenig.
Story: 77%
Ja, tri-Ace war nie für seine RPG-Stories bekannt... aber in RS ist irgendwie der Wurm drin. Einerseits ist die Story grundsätzlich ganz nett (denn hinter dem Humans vs. Elves/Dwarfes/Mother Earth steckt schon noch mehr), dank der knappen Spielzeit jedoch eh schon kurz. Aber dann kommt noch hinzu, dass in den Endings SEHR viel offen gelassen wird (u.a. auch bzgl. der wichtigsten Chars) bzw. nichts unternommen wird, um z.B. das unausweichliche Ende der Welt zu verhindern. Ausserdem zählen sie wohl noch zu den kürzesten Endings aller JP-RPGs...
Definitiv nichts besonderes. Die ganze Epik geht zudem durch die story-losen Guild-Missions noch mehr verloren.
Naja, für Leute, die eher auf kleine Stories von 177 Chars stehen und sich weniger um epische „wir-retten-die-Welt-und-das-Mädel“-Seifenopern kümmern, mag RS aber genau richtig sein.
Starten tut das Ganze damit, dass Held Jack in die engere Auswahl der Anwärter für ein Amt in der Ritter-Einheit „Rose Cochon“ von Radiata-Castle kommt. Kaum drin, wird er aber schon wieder ausgeschlossen (wegen eines gewissen Events) und sucht dann seinen eigenen Weg in der Krieger-Gilde von „Thearte Vainqueur“ von Radiata-Stadt. Später kommen diese Menschen gegen Elfen (bzw. die Natur an sich) Komponente und sowie die üblichen Weltuntergangsszenarios dazu. Dazwischen gibts natürlich ein paar kleine Intrigen, Wendungen und die übliche Romanze mit der Heldin.
Grafik: 86%
Nun, da gibts kaum was zu meckern. Wunderschon gezeichnete Städte, Dungeons und Oberwelt-Areale und nette Special/Kampfanimationen. Letztere sind leider nicht allzu häufig.
Die Chara-Portraits sind Geschmacksache.... mir gefielen sie nicht besonders (mag halt „coole“ Chars eher als bodenständigere wie Söldner, Barde, Säufer, Goblins, verrunzelte Männer etc.), sind aber schon OK.
Atmosphäre: 80%
Die Atmosphäre ist nicht einfach zu beschreiben.... sagen wir einfach mal, RS ist anders, als so jedes 08/15-JP-RPG... im Prinzip sogar eher auf der „japanophilen“ Seite. Das bezieht sich sowohl auch Musik, Grafik und Chars sowie etwas auf die Story.
Musik/Soundeffekte: 85%
Soundeffekte sind ganz gut (plus ein paar alte bekannte aus SO3), ebenso die Musiken. Motoi Sakuraba war aber nicht mit von der Partie, was v.a. zu Beginn etwas zu nem Kulturschock führt... und auch sonst sind einige Stücke viel „hipper“ als noch in SO und VP. Am ähnlichsten ist noch Chrono Cross... plus ein paar wie in Grandia Xtreme (Radiata-Stadt), Super Mario RPG (Kämpfe) und FFCC (Dungeons).
Daneben gibts v.a. in Radiata-Castle diverse klassische/barocke Stücke, bei denen man sich in Versaille wähnen könnte.
Voices: 98%
Nun, wie üblich gibts an den japanischen Seiyuus nichts auszusetzen. Dass z.T. einige Chars IMO einfach blöd tönen liegt wohl eher an deren von den Programmierern festgelegten Character-Eigenschaften.
Schwierigkeitsgrad
Würde sagen, mittel bis hart. V.a. einige Bosse haben Volty-Attacken, die recht tödlich sein können (z.B. mehr HP abziehen, als man MAX HP hat). Das ist v.a. etwas mühsam, weil beim Tod der Hauptchars sofort Game Over ist.
Replay-Value: 75%
Nun, da werden sich die Geister scheiden. RS bietet zwar nen New Game Plus, aber man übernimmt bis auf die Party-Book Einträge und normale Items und Skills eigentlich nichts (also keine Chars an sich). Wegen den 177 Chars sollte man meinen, man möchte RS immer wieder durchspielen... aber bei mir (wie auch vielen anderen) fehlt irgendwie die Motivation.
Denn von den Chars sind erstens gut 90% schlichtweg unbrauchbar... und auch was den „Coolness“-Faktor angeht, kann man 90% oder mehr gerade wegwerfen. Das dämpft schon mal den Sammeltrieb.
Was die Sache aber ganz übel macht: Die besten (und auch interessantensten) Chars sind meist Story-relevante Chars, die die Party schnell wieder verlassen oder z.B. die Chefs der 4 Gilden. Nur, um die zu bekommen, muss man zuerst mal ALLE anderen Gilden-Mitglieder holen, aber wegen des Zeitsystems verpasst man schnell einen. Und dann heisst es schon Adieu, Gilden-Chef... bis zum nächsten New Game Plus. Kann man etwa mit dem holen des Mascot-Kostüms in FFX-2 vergleichen...
In anderen Worten: DER Albtraum eines jeden Perfektionisten.
Diverses
Was mir halt sonst noch so (meist negativ) auffiel :
- Wenige Save Points: Im Prinzip muss man immer wieder nach Hause in die Stadt gehen, um zu speichern. Wenn man bei Bossen stirbt, heisst da meist, dass man gut 1-1.5h Spielzeit verloren hat... etwas, was IMO ein Relikt der NES-Tage ist (nein, erwähnt jetzt bitte nicht DQ) und IMO nur dazu dient, die Spielzeit künstlich zu verlängern.
- Ladezeiten: Vielleicht meine ich das nur, aber mir kamen sie etwas lange vor, zumindest für tri-Ace-Verhältnisse. Aber noch immer MASSIV kürzer als z.B. in Xenosaga II.
- Komik: Naja, entweder man mags, oder nicht... aber mir sagen Clown-hafte Chars und überreaktive Personen eher weniger zu.... ebensowenig mag ich es, wenn die Musik übertrieben eingesetzt wird, um die Komik zu unterstützen. Das ist aber hauptsächlich zu Beginn der Fall, später nicht mehr.
- Flüchten: Auch relativ mühsam, da es nur via Item (Transport Ball) geht. Und man kommt dann nicht etwa blinkend auf die Oberwelt zurück, sondern wird etwa 3m VOR den Gegner gesetzt... was meist grad zu nem erneuten Kampf führt.
- Noch was Lustiges: Schaut euch mal Gantz’ T-Shirt an: Da steht doch im original (japanischen) SO2-Schriftzug „Super Ocean“ auf der Rückseite.
Fazit
Persönliche Spielspass-Wertung: 75%
(so gut hat das Spiel mir persönlich gefallen)
Empfohlene Magazin-Wertung: 80%
(diese Wertung würde ich als Redakteur vergeben)
Well, das wären in etwa meine Eindrücke. Wie schon gesagt, ich selbst war und bin von RS etwas enttäuscht, aber habe versucht, meine Kritik zu begründen. Wer z.B. simple Kampfsysteme, Charas sammeln und lange Stadt-Erkundungstouren mag, der dürfte Radiata Stories sicher viel mehr mögen als ich, auch wenn es nachwievor ein paar unvergebliche Fehler drin hat. Perfektionisten sollten RS unbedingt mit FAQ zocken... ebenso diejenigen, welche nicht die besten Charas verpassen wollen.