Kapitel 1: Ein böses Erwachen?
Wind...Ich kann den Wind in den Bäumen rauschen hören...
Langsam öffnete Zelda die Augen, blinzelte mehrmals und versuchte so, ihre Umgebung zu erkennen.
Ein einfaches Haus? Wo bin ich nur...?
Halb aufgerichtet ließ sie ihre Blicke zum geöffneten Fenster wandern, wo sie nichts außer Wald und ein paar Häuschen, wahrscheinlich aus zu großen Baumstämmen, erkennen konnte. Bevor sie sich jedoch Gedanken über diesen ihr unbekannten Ort machen konnte, riss jemand die Tür zu diesem Raum auf.
"Hey! Du bist ja wach!", meinte eine Kokiri fröhlich und lief gleich zu ihr ans Bett. Die Prinzessin erkannte das Mädchen, es war die jenige, die sie nach ihrem Sturz vom Pferd noch gesehen hatte.
Hieß das etwa...sie war im Dorf der Kokiri?
"...n Sara", nahm Zelda noch die letzten Wortfetzen von ihrer Gesprächspartnerin wahr.
"Wie bitte?"
"Ich bin Sara!", wiederholte das Mädchen aus dem Wald, "Und wie heißt du?"
Sie lächelte. Ihre Augen sahen so ehrlich, so freundlich aus, doch Zelda war sich nicht sicher, ob sie ihr einfach so trauen konnte.
"Mein Name ist...", kurz überlegte sie, erklärte dann aber höflich, "Mein Name ist Iyoumi. Sehr erfreut!"
"Iyoumi...."
Sara schien zu überlegen.
"Ein seltsamer Name, er passt gar nicht zu dir."
Trotz dieser Feststellung ging die Kokiri nicht weiter auf das Thema ein. Stattdessen forderte sie die Prinzessin auf, ihr nach draußen zu folgen, um ihr etwas zu zeigen.
"Das hier ist unser Dorf", erklärte sie lächelnd, wahrscheinlich dachte sie, das andere Mädchen würde eine Weile bleiben wollen, "Dortt drüben ist ein Laden, in welchem du einkaufen kannst, und dort hinter den Häusern geht es in die Verlorenen Wälder", sie legte eine kleine Pause ein und schaute ihre Zuhörerin durchdringend an, "Bitte geh nie allein in die Wälder! Es sind schon viele Menschen darin verschollen und schließlich zu Pflanzen geworden. Sowas willst du sicher nicht erleben, oder?"
"Nein...", antwortete "Iyoumi" nervös lächelnd. Sie hatte nicht vor, sich allein irgendwo umzusehen.
Impa wird mich sicher bald hier finden...dann wird auch Link da sein und alles wird gut...
Dass sich die Hoffnungen der Prinzessin bald als hoffnungslos herausstellen würden, war ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Aber sehr bald würde sie mehr erfahren, als ihr lieb war...
"Hast du nicht behauptet, er wäre zuverlässig?", fragte Impa mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen und rüttelte an ihren Fesseln. Eins musste man den Gerudos lassen: Vom Fesseln Gefangener verstanden sie etwas!
Ein leises Lachen erklang neben ihr. Shiek war genauso gefesselt wie sie, jedoch lag er am Boden und könnte sich nicht hinsetzen, im Gegensatz zu ihr.
"Er ist auch eigentlich recht zuverlässig...", der junge Mann blickte zum Fenster, welches sich weit oben über seinem Kopf befand, "Aber er ist nunmal nicht der Hellste...wahrscheinlich sucht er noch immer nach uns und kommt nicht auf die Idee, dass wir hier sein könnten."
"Ruhe da unten! Gefangene haben nichts zu melden!", kam es plötzlich von der Luke in der Decke des Gerudo-Gefängnisses, scheinbar wurde dort oben Wache gehalten. Die Shiekah warfen sich gegenseitig viel sagende Blicke zu, schließlich ahnten beide, was diese Bewachung zu bedeuten hatte:
Sie galten als "gefährliche" Leute, durften deshalb nicht fliehen und würden wahrscheinlich bald vor die Herrscherin der Gerudos treten müssen. Diese würde dann über ihr Schicksal entscheiden und eines war sicher, bisher hatte noch niemand sein "Schicksal" überlebt.
"Wenn Kadaj nicht bald hier auftaucht, sind wir Geschichte...", wisperte der blonde Gefangene und betete dann stumm zu allen Göttern, die er als Shiekah hatte. Auch Impa war wohl mit etwas anderem beschäftigt, als sich mit ihrem Mitgefangenen zu unterhalten. Es war still in diesem hohen Steinraum, nur das Pfeifen des Windes drang ab und an zu den spitzen Ohren der beiden durch.
Ihren eigenen Gedanken nachhängend ahnten die Shiekah nicht, dass etwas passieren könnte. Umso überraschter waren sie, als der erstickte Schrei einer Frau plötzlich zu hören war und kurz darauf jemand mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel. Sekunden später stand auch schon ein junger Mann mit langem, schwarzen Haaren und violetten Augen vor ihnen und grinste.
"Euer Retter ist da!", meinte er und machte sich daran, die Fesseln seiner Freunde zu lösen. Erleichtert rieb Impa sich über die geschundenen Handgelenke, sagte dabei:
"Du hast ganz schön lange gebraucht! Was hat dich aufgehalten?"
"Ein paar Gerudos suchten Streit, damit war ich eine Weile beschäftigt", erklärte der Neuankömmling lächelnd, während er Shiek befreite. Dass dieser unbeteiligt vor sich hin starrte, überhaupt einen recht leeren Blick hatte, bemerkte Kadaj erst, als sein Freund keine Anstalten machte aufzustehen.
"Hey! Alles in Ordnung mit dir?"
Momente verstrichen, ehe der Blonde mit tonloser, fast gespenstischer Stimme antwortete:
"Er wird nicht zurückkehren...Er kann noch nicht zurück..."
Betretenes Schweigen folgte.
Alle Anwesenden wussten wer "Er" war und was es bedeuten könnte, wenn er nicht zurückkehrt um das Böse zu besiegen. Woher Shiek von dieser Nachricht wusste war egal, denn sie schien zu stimmen, betrachtete man nur die schwarzen Wolken, welche sie über Hyrule ausbreiteten und nach und nach verdichteten.
"Manara! Manara!"
Eine junge Gerudokriegerin mir langem, zu einem kunstvollen Zopf gepflochtenen, weißen Haar rannte durch die steinerne Festung am Rande der Wüste.
"Manara, wo seid ihr?"
Eine ältere Frau, scheinbar eine Art Anführerin des Wüstenvolkes, hob den Kopf und schaute die hübsche Frau aus ihren durchdringenden, grünen Augen an.
"Shugana, was hast du?"
"Es...es ist furchtbar!", rief die Angesprochene außer Atem und fiel verzweifelt vor ihrer Herrin auf die Knie. "Die Gefangenen sind geflohen, wir konnten sie nicht aufhalten, wir haben sie nichtmal bemerkt!"
Tränen liefen ihr gebräundes Gesicht hinab, als sie leise weitersprach.
"Der große Ganondorf wird uns bestrafen...was sollen wir nur tun?"
"Beruhige dich, mein Kind...", forderte Manara ihre Untergebene auf und strich ihr liebevoll mit der Hand über den Kopf, "Ganondorf wird verstehen können, dass wir sie nicht festhalten konnten. Es gibt keinen Grund zur Sorge."
Shugana wollte sich dennoch nicht beruhigen, kannte sie doch den Herrn der Gerudos und seine Launen. Oft genug hatte er seinen eigenen Landsleuten etwas angetan, weil dieses etwas weniger schlimmes als das entkommen Lassen zweier Gefangener getan hatten.
Warum muss dieser Mann unser Anführer sein? Ich hasse ihn...Er benimmt sich nicht wie ein echter Gerudo...
Ihre Gedanken würde die junge Frau nie wagen auszusprechen, doch sicherlich war sie nicht die einzige, die so fühlte. Mit hängenden Schultern entfernte sie sich wieder von der älteren Gerudo, versuchte wieder ihrer Arbeit nach zu gehen, nur um dem Verhassten Herrscher zu gefallen.