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Thema: [Gedicht] Suizid

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    Meine Adern pulsieren, voll Schmerz und voll Hass,
    meine einstige Freude, nun leichenblass.
    Ich versuch mir das gerade vorzustellen. Freude leichenblass?o_O Wie kann Freude, auch wenn sie vergangen ist, blass sein? in der Erinnerung ist sie doch so, wie sie damals war, also freudig (= bunt).
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    Es fällt mir nun leicht, es übers Herz zu bringen,
    an meiner Pulsader, die tödlichen Klingen.
    Eigentlich ganz hübsch, aber das Wort "tödlich" passt nicht so ganz. "Tödlich" ist von der Wertschätzung her, sehr negativ, (eine Krankheit ist tödlich) auch für einen künftigen Selbstmörder. Ein Wort wie "endgültig" oder so, passte IMO besser.
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    Ich stehe alleine, in Mengen unbeachtet,
    ich fühle mich einsam, verlasssen, verachtet.
    Und niemand hört meinen verzweifelten Ruf,
    in tiefster Trauer, die ich einst schuf,
    Die Zeilen gefallen mir.
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    ich lebte Jahre in mich hinein,
    doch nun kann ich nicht mehr, ich möchte nur schreien,
    Will man schreien, wenn man sich umbringen will? o_O Ich denke, die Zeit, in der man schreien will, ist lange vorbei, wenn man mit der Klinge am Arm auf den Tod wartet. Wenn man suizidal ist, dann ist man in sich gekehrt.
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    doch niemand sieht mich, keiner hört mir zu,
    drum wähl ich den Freitod, in ewige Ruh.
    Das mit dem "niemand hört mich" hatten wir schon mal, oder? Und die Formulierung "ich wähle den Freitod" klingt auch ziemlich gestelzt. Will man sich umrbingen, hat man kaum mehr ein Interesse daran, die hübscheste und ellaborierteste Ausdrucksweise zu wählen. "Ewige Ruh" trifft es gut.
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    Noch einmal darf ich mein schreckliches Leben sehen,
    ich schließe die Augen, bereit zu vergehen,
    Wenn das Leben doch so "schrecklich" ist, wieso "darf" das lyr. Ich dieses dann nochmal sehen? "Muss" würde dann doch besser passen, oder?
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    ch halte die Klinge, meine Gedanken voll Glut,
    ich ziehe des Todes, es fließet nun Blut.
    Hmm. Gerade noch war das lyr. ich todtraurig und jetzt plötzlich wieder wütend? Wütend worauf? Und woher der plötzliche Sinneswandel?
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    An diesem letzten Augenblick meines Lebens,
    schreie ich, rufe ich, doch vergebens.
    Und da jetzt wieder verzweifelt?? Das lyr. Ich sollte sich mal entscheiden, was es will. Und abgesehen davon; ich find den Wunsch zu schreien, da genauso unangebracht. Wenn man so verzweifelt ist, dass man sich die Arme aufschlitzt, dann lässt sich das doch nicht mehr in einen Schrei verpacken. Da ist man doch längst so abgestumpft, dass man die Verzweiflung gar nicht mehr ausdrücken kann.
    Zitat Zitat von Snowsorrow
    Drum ziehe ich einsam weg von dem Leben,
    ohne Freunde, ohne Liebe, nur mit den Weben,
    den Weben des Hasses, den Weben Verachtung,
    und erst mit meinem Tod, schenkt mir jemand Beachtung.
    Der letzte Satz, genau darum geht es dem lyr. Ich - um Beachtung. Es will sich nicht umbringen, es will Aufmerksamkeit, Mitleid, sonstwas. Wenn man sich umbringen will, dann geht es doch nicht um so einen lächerlichen Scheiß! Ich glaub, dein lyr. Ich hat den Schuss nicht gehört, denn sonst würde es sich für ein bisschen Aufmerksakeit versuchen umzubringen. Und ich glaube, du verkennst ein bisschen die Problematik des Selbstmords. Es geht nicht darum, dass man sich gerade ein bisschen allein gelassen vorkommt. Selbstmörder haben tiefe Verzweiflung in sich. Sowas lässt sich nicht in Worte packen. (Gefühle lassen sich IMO sowieso nicht in Worte packen.)

    Das Gedicht beschreibt vielleicht die Gedanken von jemand, der sich mal das Szenario des eigenen Todes ausmalt. Aber wenn man sich wirklich umbringen will, dann geht es nicht mehr um Aufmerksamkeit und Wut.

  2. #2
    Zitat Zitat von aurelius
    Ich versuch mir das gerade vorzustellen. Freude leichenblass?o_O Wie kann Freude, auch wenn sie vergangen ist, blass sein? in der Erinnerung ist sie doch so, wie sie damals war, also freudig (= bunt).
    Ich denke, das soll ein Bild, ein Symbol sein. Die Freude, die einst da war, bunt, einfach fröhlich, ist nun tot. Leichenblass. Es ist nicht wirklich die Farbe gemeint, es ist symbolisch dargestellt.

    [QUOTE]Eigentlich ganz hübsch, aber das Wort "tödlich" passt nicht so ganz. "Tödlich" ist von der Wertschätzung her, sehr negativ, (eine Krankheit ist tödlich) auch für einen künftigen Selbstmörder. Ein Wort wie "endgültig" oder so, passte IMO besser.
    hmm, ja, da hast du glaube ich Recht. Schließlich sind die Klingen der Ausweg, das letztlich positive und für mich persönlich klingt tötlich auch nicht so positiv wie endgültig...
    Zitat Zitat
    Die Zeilen gefallen mir.
    Okay, was soll ich da sagen
    Zitat Zitat
    Will man schreien, wenn man sich umbringen will? o_O Ich denke, die Zeit, in der man schreien will, ist lange vorbei, wenn man mit der Klinge am Arm auf den Tod wartet. Wenn man suizidal ist, dann ist man in sich gekehrt.
    Hmm, das können wir hier wohl nicht wirklich klären, außer es hat schonmal jemand hier einen (ernstgemeinten) Suizidversuch hinter sich. Und selbst wenn, es ist von Mensch zu Mensch verschieden. Wie fühlt man sich denn, wenn man sich umbringen will? Wenn man keinen anderen Ausweg mehr sieht... ich könnte mir vorstellen, dass man an dieser Stelle ganz ruhig ist, weil man weiß, dass es für einen endlich ein Ende der qual bedeutet. Ebenso könnte ich mir aber vorstellen, dass einen noch einmal all die Erinnerungen überschwemmen, und man einfach noch einmal schreien möchte, einfach noch einmal allen Schmerz in die Welt hinauslassen, und sei es ein Schrei wie "WARUM?? WARM KÖNNT IHR MICH NUR NICHT SEHEN - WARUM KÖNNT IHR MICH NICHT VERSTEHEN???". Gerade solch einen Schrei könnte ich mir bei mir persönlich gut vorstellen, oder auch nur einen Schmerzensschrei, ohne irgendeine Bedeutung!
    Aber okay, das ist und bleibt Ansichtssache.

    Zitat Zitat
    Das mit dem "niemand hört mich" hatten wir schon mal, oder? Und die Formulierung "ich wähle den Freitod" klingt auch ziemlich gestelzt. Will man sich umrbingen, hat man kaum mehr ein Interesse daran, die hübscheste und ellaborierteste Ausdrucksweise zu wählen. "Ewige Ruh" trifft es gut.
    Also, zum "niemand hört mich" und dessen Wiederholung: Gerade das finde ich sehr sehr gut, denn ist das nicht einer der entscheidenden Gedanken, die man vor dem Suizit noch hat? Ich denke das auf jedenfalls so. Das ist doch das wirkliche, letztendliche Problem: Man ist allein, niemand kann helfen.
    Und zum zweiten: Da muss ich grinsen - du wirfst ihm vor, dass man nicht so eine tolle Bedeutung nehmen sollte und schwups kommst du noch mit einer Verbesserung Sorry, nein, das ist kein Vorwurf, ich find das wirklich einfach lustig! Ich denke Freitod passt hier sehr gut, auch wenn ich dieses Wort eigentlich nicht so schätze, aber es ist doch der Tod, der ihn befreien soll, oder? Das ist es doch, was er möchte. Klar, er will auch die ewige ruh, gegen diesen Vorschlag habe ich ebenso wenig. Beides passt, meiner Meinung nach und ich will ncihts von beidem kritisieren.
    [QUOTE]Wenn das Leben doch so "schrecklich" ist, wieso "darf" das lyr. Ich dieses dann nochmal sehen? "Muss" würde dann doch besser passen, oder?[QUOTE]
    Ja, das ist wieder eine der Wortverbesserungen, der ich zustimmen würde!!! Stimmt!
    Man könnte es auch als Ironie sehen, das DARF, aber da suche ich mir IMO auch nur einen ausweg für das Gedicht, also eigentlich gebe ich dir da recht!
    Zitat Zitat
    Hmm. Gerade noch war das lyr. ich todtraurig und jetzt plötzlich wieder wütend? Wütend worauf? Und woher der plötzliche Sinneswandel?
    Vielleicht ist das Lyrische Ich wütend darauf, dass es so traurig, depressiv, sein muss. Und hier suche ich mir keinen Ausweg. Kann es nicht furchtbar wütend machen, nicht verstanden zu werden, liegen hier Trauer und Wut nicht sehr sehr nah beieinander?
    Doch, also diese Wut kann ich verstehen.
    Zitat Zitat
    Und da jetzt wieder verzweifelt?? Das lyr. Ich sollte sich mal entscheiden, was es will. Und abgesehen davon; ich find den Wunsch zu schreien, da genauso unangebracht. Wenn man so verzweifelt ist, dass man sich die Arme aufschlitzt, dann lässt sich das doch nicht mehr in einen Schrei verpacken. Da ist man doch längst so abgestumpft, dass man die Verzweiflung gar nicht mehr ausdrücken kann.
    Hmm, ja, wieder diese Nähe von Wut und Trauer, aber da möchte ich doch noch einen Vorschlag machen: Im Text heißt es nicht "Wut" sondern "Glut". Glut kann man mit Wut interpretieren, aber kann es nicht auch ein Bild für Schmerz sein? Der personifizierete Schmerz, in gewisser Weise? Der Schmerz, der in seinen Gedanken herrscht? Der Schmerz, der das lyrische Ich vollkommen beherrscht? Ich würde das ehr so sehen,garnicht als Wut. Dementsprechend müsste ich auch meine Aussage von weiter oben ändern, aber das tue ich mal nicht, damit du meine ersten Gedanken siehst. Aber ich ziehe diese Interpretation vor.
    Zu dem Schreien: ich kann deinen Gedankengang sehr gut verstehen, klar kann es sein, dass man eben kaum noch etwas empfindet, aber es kann ebenso sein, dass man vom Schmerz noch einmal überrollt wird... aber das habe ich oben alles schon geschrieben. Ich kann mich nicht entscheiden, ich denke das kann beides vorkommen, je nachdem was für ein Mensch es ist, der sich umbringt.

    Zitat Zitat
    Der letzte Satz, genau darum geht es dem lyr. Ich - um Beachtung. Es will sich nicht umbringen, es will Aufmerksamkeit, Mitleid, sonstwas. Wenn man sich umbringen will, dann geht es doch nicht um so einen lächerlichen Scheiß! Ich glaub, dein lyr. Ich hat den Schuss nicht gehört, denn sonst würde es sich für ein bisschen Aufmerksakeit versuchen umzubringen.
    HÄ?? Erst sagst du: Ja, um den letzten Satz, darum geht es dem lyrischen Ich, die Aufmerksamkeit ist es!". Dann sagt du auf einmal: "Nee, wenn man sich umbringen will, dann geht es einem nicht um solche kleinigkeiten! Das l.Ich ist doch bekloppt, sich wegen sowas umzunringen!" ... Wiedersprichst du dir da nicht selber? Oder habe ich etwas missverstanden??
    Zitat Zitat
    Und ich glaube, du verkennst ein bisschen die Problematik des Selbstmords. Es geht nicht darum, dass man sich gerade ein bisschen allein gelassen vorkommt. Selbstmörder haben tiefe Verzweiflung in sich. Sowas lässt sich nicht in Worte packen. (Gefühle lassen sich IMO sowieso nicht in Worte packen.)
    Er hat nicht geschrieben, dass er sich gerade eben etwas alleingelassen fühlt- das lyrische ich (ich schreibe dauernd er, sorry!!) will schreien vor Verzweiflung! Das zeigt für mich, dass er (es) dieses Problem schon lange hat. Es ist nicht die Momentane Situation allein, es ist das Problem insgesamt - es ist allein, wird nicht gesehen, ihm wird nicht geholfen, irgendwann muss man da doch durchdrehen, oder? Und dieser Punkt ist IMO der, den das Gedicht wiedergibt. Und das sehr gut!!
    Ob Gefühle sich in Worte packen lassen ist so eine Sache. Man kann es versuchen, ob es gelingt oder nicht ist immer Ansichtssache und auch davon abhängig, ob man die Worte richtig interpretiert. So denke ich das.
    Zitat Zitat
    Das Gedicht beschreibt vielleicht die Gedanken von jemand, der sich mal das Szenario des eigenen Todes ausmalt. Aber wenn man sich wirklich umbringen will, dann geht es nicht mehr um Aufmerksamkeit und Wut.
    Woher weißt du das Das ist wieder diese Sache, dass du dir sicher zu sein scheinst, dass das nicht so sein kann / ist. Er stellt es sich so vor, du so, okay, aber da kann man im Prinzip niemanden für kritisieren. Ich stimme weitestgehend Snowsorrow zu, einige deiner Gedanken finde ich aber ebenfalls sehr interessant.

    Okay, abschließend noch: das alles ist meine Meinung, es soll nícht heißen, dass ich Recht habe. Recht und Unrecht, Richtig und Falsch, gibt es bei Meinungen nicht. Es gibt nur Zustimmung oder Ablehnung.

    lg Lilya

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