Leicht, fast schwerelos trieb Ziek in einem dunklen nichts umher. Er fühlte sich kraftlos und vermochte nicht einmal einen Finger zu bewegen. Mit geöffneten Augen konnte er nichts als Dunkelheit um sich herum wahrnehmen. Selbst nach einiger Zeit gewöhnten sich seine Augen nicht an die Finsternis um ihn herum und er konnte nicht einmal schemenhaft die Dinge um ihn herum erkennen. Er trieb einfach so dahin. Er fühlte sich als würde er in Wasser treiben, ruhig und friedlich. Jedoch füllten sich seine Lungen beim atmen nicht mit kalten Wasser und somit war ihm klar, dass er sich hier nicht auf dem Grund eines Sees oder inmitten eines Flusses befand. Er wusste nicht was geschehen war, er erinnerte sich nur bruchstückhaft und was er in seinen Erinnerungen der letzten Ereignisse sah, wollte er wieder vergessen. Er versuchte sein erneutes „Versagen“, wie er es selbst auslegte, zu verdrängen, sich ganz der Finsternis hinzugeben.

Es schien Ziek so, als würde er hier schon eine Ewigkeit treiben. Sein Zeitgefühl hatte ihn schon lange verlassen und er verspürte auch keinerlei Drang, der neuen Umgebung zu entfliehen oder sich dagegen zu wehren. Seine Abenteuer hatten ihn müde gemacht, war dies nun endlich die lang ersehnte Erlösung die er schon so lange suchte? Zieks kurzer Moment der Ruhe und des Friedens wurde abrupt von einer ihm nur allzu vertrauten Stimme unterbrochen. “Aufgewacht, aufgewacht, Prinzeschen ... die Zeit der Ruhe ist vorbei. Es liegt viel Arbeit vor uns.“ Als Ziek seine Augen öffnete, grinste ihm die Fratze seines Doppelgängers entgegen. “Bin .. ich ... tot?“ “Tot? Nein, nein, solange diese Welt existiert wirst du keine Ruhe finden, Ziek. Gewöhne dich daran ....“ Auf einmal drehte sich die schwärze des Raumes um ihn herum und was er für ein paar Minuten noch für „oben“ gehalten hatte, war auch einmal „vorne“ geworden. Ziek fühlte sich für einen Moment als hätte er das Gleichgewicht verloren, als sich seine Welt um 90° kippte. Er fing sich jedoch wieder und stellte sich aufrecht hin ... obwohl er vor wenigen Minuten noch geglaubt hatte zu liegen. Anscheinend gehorchte dieser Raum nicht den Gesetzen der Schwerkraft und dies war Ziek nicht gewohnt. Der Doppelgänger jedoch, stand grinsend vor ihm und wartete geduldig bis Ziek sich gefangen hatte.

Obwohl es keinerlei Lichtquellen in der schwärze des Raumes gab, war der Doppelgänger für Ziek gut sichtbar und Zieks Glaube an seine Sehkraft kehrte langsam aber sicher wieder zurück. “Wo bin ich hier? Noch wichtiger, was willst DU hier?“ knurrte Ziek seinem Zwilling entgegen und freute sich nicht gerade sein Alter Ego wiederzusehen. Der Mimik lächelte und antwortete brav auf Zieks Fragen. “Ich musste nach unserem letzten Treffen ein wenig umdekorieren, gefällt es dir nicht?“ “Die Tapeten könnten ein wenig mehr Farbe gebrauchen ... mit der Beleuchtung dürftest du Tagsüber sonst Probleme bekommen.“ antwortet Ziek scharf auf den Spott des Doppelgängers, welcher anscheinend versuchte Ziek zu verwirren oder er machte sich einfach über den ohnehin schon verwirrten Untoten lustig. “Verschieben wir unsere anregende Debatte über meine Innendekoration auf einen späteren Zeitpunkt. Wir haben vieles vor uns ... du hast keinen Grund dich zu beschweren. Ist doch deine Inkompetenz daran schuld, dass wir nun ein kleines Problem haben. Nun ... es ist viel passiert seit du ... in deinen Schönheitsschlaf gefallen bist.“ Der Doppelgänger streckte seinen Arm aus und öffnete seine Handfläche. Die Handfläche des ledernen Handschuhs, den der Doppelgänger trug, wölbte sich nach oben und es löste sich ein kleines Rundes Stück daraus das wie ein Tropfen von einer Wasserlache abperlte. Der Tropfen stieg leicht in die Höhe und dehnte sich dabei aus. Nach kurzer Zeit hatte er schon die Größe eine Luftballons und die behielt er auch bei.

Ziek schaute neugierig auf das vor sich hin blubbernde Objekt. Es schien flüssig und doch glänzte es metallisch silbern. Wie eine Kugel aus flüssigen Metal, so sah es aus. Ziek’s Gesicht spiegelte sich in der Kugel, als sie friedlich über der Handfläche des Doppelgängers rotierte. Plötzlich zeigten sich in der Kugel Bilder. Ziek sah Menschen vor kleinen Dämonen flüchten, Dörfer in Flammen und Zerstörung auf weiten Teilen seiner Welt. “Was ist das?!“ fragte Ziek erstaunt. Der Mimik grinste breit und schloss seine Hand abrupt. Die Kugel verpuffte ebenso abrupt und als Ziek seinen Blick hob sah er wie in der ferne etwas schnell näher kam. Ziek konnte es nur schlecht erkennen aber plötzlich war es da und es umgab ihn. Es war als wäre er urplötzlich in eine Art Bühnenbild hineingefallen und als er sich umsah befand er sich auf einmal auf einer Klippe. Unmittelbar vor ihm ein gähnender Abgrund, hinter ihm verbrannte Erde und tote Bäume und weiter vorne ein blutroter Himmel welcher von einem seltsamen Gebilde geziert wurde. Ein in dunkles blau getauchtes, strudelartiges Gebilde aus dem sich viele kleine Wesen in allen Formen und Farben in diese Welt ergossen, erstreckte sich weit über das Himmelszelt. Ziek riss die Augen, was jedoch dem Mimik welcher über dem Abgrund schwebte als wäre nichts passiert, nur noch weiter erfreute. “Zodiak.“ “Zodiak?!.“ “Ein lästiges kleines Problem, dessen wir uns annehmen müssen BEVOR du deine eigentliche Aufgabe erledigen kannst.“ erwiderte der Doppelgänger ruhig und wollte gerade weitersprechen als er merkte, dass Ziek seine Augen nicht von dem Anblick des Strudels lösen konnte. Er seufzte leicht und machte Anstallten als wenn er sich hinsetzen wollte. Tatsächlich setzte er sich in die Luft und streckte seine Beine aus, als wenn er sie auf etwas legen würde. Langsam begannen sich unter seinen Beinen und unter ihm selbst Konturen abzuzeichnen und langsam aber sicher wurde unter ihm ein Stuhl sichtbar. Vor ihm erschien ein Holztisch, auf den er seine Beine gelegt hatte. Während die Vision des Waldgebietes samt Strudel langsam verblasste, nahm die des alt bekannten Zimmers des Mimiks um Ziek herum Gestalt an. Schon nach wenigen Sekunden befand sich Ziek nicht mehr an der Spitze einer Klippe, sondern im Labor des Mimikers.

“Nun, wo ich wieder deine ungeteilte Aufmerksamkeit habe, Zodiak könnte alles zerstören was wir aufgebaut haben. Sollte das ganze noch weiter gehen, wird dies das Ende von allem auf dieser Welt bedeuten ... und auch wenn es mir widerstrebt dies zu sagen, das kann ich nicht zulassen.“ “Ich ahne worauf du hinaus willst.“ “Kluges Kerlchen. Wir werden den Weltuntergang verhindern.“ der Mimik grinste Ziek erneut breit an, während das Original hingegen, sich eher bedeckt hielt. Der Mimik sprang von seinem Stuhl auf und ging zu einem der Regale, welches noch Bücher enthielt. Er nahm sich einen der älter anmutenden Wälzer aus dem Regal und schmiss es symbolträchtig auf den Tisch. Dann blätterte er ein wenig darin herum, vorbei an imposant aussendenden Zeichnungen vom Weltuntergang, bis zu zwei Seiten die keine Bilder enthielten sondern nur puren Text und das auch noch in einer Sprache die Ziek nicht lesen konnte. Der Mimik jedoch fuhr mit seinem Finger über die Texte und murmelte etwas unverständlich vor sich hin. Dann wandte er seine Worte wieder direkt an Ziek. “Wenn es etwas gibt, was unsere Welt in Chaos stürzen kann, dann gibt es auch etwas .. was dies verhindert. So war es schon immer. Jedes noch so große Unheil hat eine Art .. Fail Safe Mechanismus, der verhindert .. dass das unvermeidliche nicht gänzlich unvermeidbar ist. Die Götter dieser Welt, falls es welche gibt heisst das, müssen einen unglaublichen bescheuerten Sinn für Humor haben .. mein Freund. Nun ... hier steht es.“ der Mimik deutete mehrmals heftig mit seinem Finger auf eine Textpassage, die Ziek genauso wenig lesen konnte wie die unzähligen zuvor. “Du wirst es mir schon sagen müssen, was da steht .. ich kann das LEIDER nicht lesen.“ grummelte Ziek patzig dem Mimik entgegen. “Dort steht, dass es eine Reihe von Auserwählten gibt .. die Zodiak aufhalten können. Du kennst doch diese Geschichten, in denen nur eine heilige Jungfrau drohendes Unheil aufhalten kann .. nun, wenn du so willst, war das hier der Prototyp für diese Geschichten.“ der Mimik richtete sich auf und sah Ziek direkt an. “Jetzt wo diese „Dinger“ aus dem Strudel kommen und die Lebenden attackieren, brauchen diese Mädchen Schutz, bis der Trottel auf der Bildfläche erscheint ... der Zodiak in seine Schranken weisen wird. Diese Aufgabe jedoch, ist jemand anderen als DIR zugeteilt.“ “Und du willst, dass ICH den Bodyguard für einen Haufen fremder Mädchen spiele.“ der Mimik grinste siegessicher. “Exakt.“ Mit einer schnellen Handbewegung schlug der Mimik das Buch zu und ging zum Regal hinüber um das Buch wieder zu verstauen, dabei sprach er weiter zu Ziek, der sich verdächtig ruhig verhielt. “Auch ohne das Lichtgestirn und nach dem Verlust der Elbe ... kann Zyrrt uns noch helfen. Er wird dir sagen können WO du am besten anfängst zu suchen und ...“ Ziek schaltete hier seine Ohren auf Durchzug und in seinem Kopf begann es zu rattern. Es reichte ihm. Schon wieder war er in dieser Situation. Er wusste nicht wo er war, er wusste nicht was er hier sollte aber jemand gab ihm Befehle und wieder nahm jemand fremdes sein Leben in die Hand. Eine unglaubliche Wut baute sich in seinem inneren auf, bisher hatte er die Befehle seines Doppelgängers einfach immer ausgeführt und hatte sich ohne ausreichende Erklärungen einfach damit zufrieden geben, diesmal jedoch regte sich Widerstand.

“Es tut mir leid, wenn ich deinen Monolog hier unterbrechen muss ... aber ich werde es nicht tun.“ verwundert fuhr der Mimik herum und sah Ziek an. Die Bücher landeten mit Schwung auf dem Boden und man konnte dem Doppelgänger deutlich ansehen, dass er überrascht war, Widerworte von Ziek zu hören. “Ich glaube du bist dir hier nicht im klaren, was du sagst. Du hast KEINE Wahl, Ziek. DU WIRST TUN WAS ICH DIR SAGE!“ brüllte der Mimik Ziek entgegen. Ziek lächelte nur kühl und schüttelte wortlos den Kopf. Zorn zeichnete sich auf dem Gesicht des Doppelgängers ab und von einer Sekunde auf die andere verschwand er, nur um dann wieder unmittelbar vor Ziek aufzutauchen. Er packte Ziek am Hals und hob ihn mit einer Hand in die Luft. Dabei drückte er Zieks Kehle zu, vermiet es dabei aber gekonnt die Luftröhre ganz zu zudrücken. “Elender kleiner Wurm ... du weißt nicht, was hier auf dem Spiel steht. Ich lasse mir mein Lebenswerk nicht von einer MARIONETTE zerstören. DU bist MIR bis ans Ende aller Tage gehorsam schuldig ... inkompetentes dickköpfiges DING!“ Ziek röchelte als der Griff des Doppelgängers fester seinen Hals malträtierte. “Sei froh, dass ich deine jämmerliche Existenz nicht schon bei unserem ersten Treffen ausgelöscht habe. Von allen Inkarnationen die mir bisher über den Weg gelaufen sind, bist du die mit Abstand jämmerlichste von allen. Nicht eine der gestellten Aufgaben konntest du bisher erfüllen und hast bisher nur versagt. Sag mir, Ziek, WARUM ich dich nicht gleich töten sollte!“ Der Griff des Mimiks schloss sich fester um die Kehle Zieks und dieser hatte Mühe überhaupt noch einen Hauch Luft zu erhaschen. Ziek murmelte etwas, leise, so dass der Mimik es nicht verstehen konnte. “Was sagst du da? Bettelst du um Gnade, Ziek?“ Er wiederholte sein Gemurmel nochmals, zwar diesmal lauter aber immer noch unverständlich für den verärgerten Doppelgänger. Siegessicher löste der Mimik ein wenig den Griff und zog Ziek näher an sich heran, um besser zu verstehen was dieser murmelte. Dies nutzte Ziek gnadenlos aus und mobilisierte alle Kräfte. Er schaffte es sein Alter Ego auf kaltem Fuß zu erwischen und konnte ihm so eine Kopfnuss verpassen. Er traf den Mimik mit voller Wucht und der Griff um seinen Hals lockerte sich vollends. Der Mimik taumelte getroffen zurück und blickte auf, nur um festzustellen, dass Ziek nicht mehr da war. Plötzlich schlossen sich Hände um den Schädel des Mimik und ein enormer Druck wurde auf seinen Schädel ausgeübt.

Hinter dem Mimik war Ziek per Phasenverschiebung aufgetaucht und hatte den Schädel seines Widersachers in einem schraubstockartigen Griff genommen. “Eine Marionette .. ja? Jämmerlich .... ja?!“ “Narr ... du .... gehörst .... mir ..... “ Ziek grinste nur einmal wie von Sinnen und drückte dann fest zu. Mit einem lauten Knacken verabschiedete sich der Widerstand des Doppelgängers, als sein Schädel nachgab wie ein fauler Kürbis. Ziek ließ den Körper los und er schlug dumpf auf den Felsboden des Zimmers. Er zuckte zwar noch ein- zweimal, jedoch machte er keine Anstallten mehr aufzustehen oder noch einen Ton von sich zu geben. Ziek atmete schwer und in seinem Kopf zuckten wilde Gedankensprünge hin und her. In seinem Kopf machte sich ein wahnsinniger stechender Schmerz breit und Ziek musste die Augen schließen, da der Schmerz seine Sicht verschwimmen ließ. Er spürte kalten Wind um sein Gesicht wehen und roch faulige warme Luft. Als er seine Augen wieder öffnete befand er sich inmitten einer sumpfigen Landschaft.

Er orientierte sich kurz und machte sich dann auf um Zyrrt im inneren des Sumpfes aufzusuchen. Denn nur er konnte ihm sagen, wo Ziek die Mädchen finden würde die Zodiak Einhalt gebieten sollten. Jedoch würde Ziek ihnen nicht zu Hilfe eilen, oh nein. Der Mimik sagte ihm, dass solange diese Welt existiert er niemals Ruhe finden würde. Durch Zodiak war das Ende der Welt zum Greifen nahe und Ziek entschied sich, Zodiak ein wenig unter die Arme zu greifen ...

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Viel Text, viel Ehr ^^