Ziek stand da und musterte die kleine Elbe. Sie rührte sich nicht und stand einfach da. Nah’tra hatte mittlerweile aufgehört zu lachen und schritt an Ziek vorbei auf die Elbe zu. Seltsamerweise beachtete die Priesterin Ziek nicht einmal, als sie an ihm vorbei ging. Sie blieb vor der kleinen Elbe stehen und betrachtete stolz ihr Werk.

Wunderschön.

Flüsterte sie und strich mit der Hand über den knochigen Dämonenflügel. Nach einem Moment der Stille fuhr Nah’tra fort.

Morte, Fährmann der Toten und Schlächter der Lebenden. Zeige dich uns, Lady Heathres, deine Herrin, befiehlt es dir!

Einen Moment lang geschah nichts, doch dann wuchs aus Yukis Rücken heraus etwas. Zuerst dachte Ziek an einen dritten Flügel doch dann nahm es langsam Gestalt an. Es war eine Gestalt, gehüllt in einen Umhang mit Kapuze. Unter der Kapuze konnte man einen bleichen Schädel erkennen, ohne Haut oder Sehnen, einfach nur Knochen. Die Gestalt hatte Ähnlichkeit mit dem was sich manche Völker unter dem Aussehen des Gevatter Tods vorstellten. Die Gestalt wuchs aus Yukis Rücken heraus und hatte keine Arme. Nur der Oberkörper samt Kopf ragten hinter Yuki hervor. Die Elbe selbst stand immer noch leblos da. Der Blick des Wesens fiel auf die Priesterin Nah’tra und es begann mit einer unheilvollen Stimmen zu sprechen.

Wer wagt es, mich aus meinem Schlaf zu reißen?!

Die Stimme des Wesen grollte durch die Höhle und bereitete Ziek ein ungutes Gefühl.

ICH, deine Herrin!

Ich diene lediglich dem Dark Lord Heathres und mein Pakt mit ihm ist seit seinem Tod hinfällig. Nenne mir also einen guten Grund, warum ich dich nicht in Stücke reissen soll .. Elb!

Die Macht des Dark Lords ist bei seinem Tod auf mich übergegangen. Du wirst es spüren können, Morte. Dein Pakt mit dem alten Dark Lord mag hinfällig sein .. doch dem neuen Dark Lord bist du zur treue verpflichtet.

.. Mag sein, jedoch bin ich gefangen in diesem Körper und du hast so keine Macht über mich.

Die Sache gefiel Ziek gar nicht. Anscheinend wollte Nah’tra sich die Macht dieser alten Beschwörung zunutze machen und sie nutzen um ihre Pläne zu verwirklichen. Yuki wäre dabei dann ein Störfaktor und Ziek war sich sicher, dass Nah’tra mit ihrer neugewonnen Macht zuerst Yuki töten würde um zu verhindern, dass ein ebenwürdiger Gegner zurückbleibt. Das konnte er nicht zulassen. Ziek wollte sich gerade einmischen als ihn etwas, wie einen Blitz traf. Der Name Morte, er löste etwas in Zieks Kopf aus. Eine Art Kettenreaktion. Seine Sicht verschwamm und er sah auf einmal zwei Armeen vor sich. An der Spitze jeder Armee stand eine Person mit einem solchen Symbionten auf dem Rücken. Auf der einen Seite, eine Armee aus Orks, Söldnern und Unholden, stand ein Mann in pechschwarzer Rüstung aus seinem Rücken ragte eben jener Morte, der gerade mit Nah’tra sprach. Die andere Armee wurde von einer wunderschönen Frau geführt. Ihre Armee bestand aus stolzen Kriegern in prunkvollen Rüstungen, Elben wie es schien. Aus dem Rücken der Frau ragte ebenfalls ein Symbiont, eine engelsgleiche Frau mit einem Helm. Ziek sah diese Gestalt und wusse, dass es sich dabei um eine Gottheit der Elben handelte, Eden. Morte und Eden, eine Gottheit des Todes und eine Gottheit des Lebens, beide traffen in dieser Schlacht aufeinander. Diese Schlacht besiegelte das Schicksal der Elben und vernichtete sie fast alle und diese beiden Gottheiten gerieten mit dem Tod beider Anführer in Vergessenheit. Yuki war nun im Besitz dieser beiden Symbionten, beider Götter und Nah’tra wollte den vermeidlich stärkeren von beiden auf ihre Seite ziehen. Jedoch glaubte Ziek nicht daran, dass Nah’tra mit bloßen Worten etwas erreichen konnte, einen Gott konnte man nicht einfach von einer Sache überzeigen und den Gott des Todes schon gar nicht.

Die kleine Elbe stand benommen mit halb geöffneten Augen vor Nah’tra auf der Platzform. Sie nahm die Welt gedämpft wahr. Sie konnte zwar Nah’tra sprechen hören, konnte aber nichts verstehen. Ihr Kopf war erfüllt vom flüstern. Szenen tauchten vor ihren Augen auf und verschwanden wieder. Armeen, Tod verderben. In ihrem Kopf drehte sich alles. Ihr fehlte die Kraft ihre Augen ganz zu öffnen und ihren Kopf konnte sie auch nicht heben. Ihr Körper fühlte sich kalt an und ihre Arme schmerzten. Sie verfluchte den Tag an dem sie sich entschloss in die Welt hinaus zu gehen. Ihre verzweifelte Suche nach Freunden hatte sich zu einem Alptraum entwickelt. Nun stand sie hier und sie war sich sicher, sie würde hier sterben. Sie fürchtete sich vorm Tod, sie fürchtete sich vorm allein sein. Sie wollte nicht mehr allein sein, deshalb brach sie auf. Sie dachte bei ihren unzähligen Begleitern Schutz und Sicherheit zu finden aber was sie wirklich fand war Chaos und die Angst vor dem Unbekannten wurde nur noch größer.

Während Yuki mit sich selbst beschäftigt war und Ziek weiter nur die Situation sondierte, griff Nah’tra nach dem Arm der kleinen Elbe. Teilnahmslos, fast apathisch, registrierte Yuki dies nicht. Nah’tra drehte ihren Arm und starrte auf Yuki’s Handfläche. In ihr eingebettet strahlte eine Art Edelstein vor sich hin. Vollkommen in ihrem Fleisch eingebettet war er ein Teil ihrer Hand geworden. Nah’tra lächelte zufrieden und griff mit einer Hand nach einem geschwungenen Dolch, der hinter ihrem Rücken an ihrem Gürtel baumelte. Nah’tra ließ Yuki’s Arm wieder los und dieser baumelte leblos an Yuki herab, welche immer noch die Welt um sich herum durch einen gedämpften Grauschleier wahrnahm. Morte thronte stumm über Yuki und beobachtete die Szene, als Nah’tra den geschwungenen Dolch an ihrer Schulter ansetzte und mit einem Ruck ihren Arm oberhalb der Schulter einfach abtrennte. Der Dolch blieb erst im Gelenk stecken, fand dann mit einem kräftigen Ruck gefolgt von einem grellen Schrei Nah’tras doch seinen Weg durch Fleisch und Gelenk und vollendete ihr Werk. Der Arm plumpste zu Boden und Blut schoss aus der Wunde. Nah’tra schnaufte und stellte sich neben Yuki.

Yuki’s Verstand klarte langsam ein wenig auf. Sie nahm die Umgebung zwar immer noch mit einem Grauschleier vor ihren Sinnen wahr, konnte aber deutlich erkenne, dass die Person vor ihr sich direkt neben sie gestellt hatte. In einiger Entfernung konnte sie eine andere Gestalt wahrnehmen, sie versuchte ihren Blick zu schärfen und konnte langsam Konturen wahrnehmen.

… Wer ist das? Warum steht dieser Mensch dort? .. Moment .. ich … ich kenne ihn .. Z-Ziek? Nein .. Ziek ist tot. Er ... ist vom Luftschiff gefallen .. ja ... er ist tot. Er ist weg, hat mich allein gelassen ... alle haben sie mich allein gelassen, aber das ist gut so. Ich brauche niemanden .. niemanden, ich kann alles allein ... ich brauch niemanden und selbst wenn .. es gibt genug Menschen. Ich brauche keinen Ziek .. Kamui oder was auch immer ... allein bin ich glücklich.

Yuki’s Gedanken waren wirr, ihr Verstand war immer noch vernebelt. Sie konnte sehen, wie Ziek seinen Mund öffnete, er rief etwas. Yuki konnte nicht verstehen was es war, hörte jedoch seine tiefe Stimme durch die Höhle hallen. Die Person neben ihr antwortete ihm, Yuki konnte nicht verstehen was es war. Es war ihr eigentlich auch egal. Ihr Blick fiel auf einen Gegenstand auf dem Boden, er war lang und lag in einer Pfütze. Die Pfütze hatte eine kleine Spur gezogen und die Spur folgte dem Weg den die Person neben ihr vorhin gegangen war.

… ein Arm?

Dachte das verwirrte Mädchen bei sich, als sie den Gegenstand genauer untersuchte. Sie spührte etwas kaltes an ihrer Schulter. Die Person neben ihr hatte einen Gegenstand an ihre Schulter gelegt. Yuki konnte den Kopf nicht drehen, sie war zu schwach. Sie hörte Ziek laut schreien, jedenfalls dachte sie es wäre Ziek. Wieder verstand sie nicht was Ziek-Mensch der Person neben ihr zurief.

Warum seit ihr so laut? ... Ich will allein sein ... geht alle weg! Ich will allein sein!!

Sie sah, wie der Ziek-Mensch gerade einen Satz nach vorne machen wollte, wohl um zu Yuki und der Person neben ihr zu kommen und sah dann aber wie er jäh gestoppt wurde. Eine riesige Gestalt tauchte hinter dem Ziek-Mensch auf und packte seinen Kopf von hinten. Als die gewaltigen Hände der Gestalt Zieks Gesicht umschlossen und er gegen eine Wand geschleudert wurde, verstummten seine Rufe.

Endlich ist Ruhe ... Stille ... so schön ruhig.

Plötzlich durchfuhr ein schrecklicher Schmerz Yuki’s Arm und ihr entfuhr ein lauter Schmerzensschrei. Der dämonische Flügel zerfiel förmlich und Morte verschwand mit ihm. Der Diamant in der Handfläche des Armes leuchtete hell. Nah’tra lies den Dolch nach vollendeter Tat fallen und packte Yuki’s abgetrennten Arm. Sie hob ihn hoch und zitternd hielt sie ihn mit dem Gelenk an ihre Wunde, dort wo einst ihr eigener Arm platzgefunden hatte. Sie murmelte mit schmerzgeschüttelter Stimme einige Worte und aus ihrer Wunde schossen Sehnen und Haut zog sich über die Wunde und verschloss diese. Yuki’s Arm wuchs quasi an Nah’tras Körper und als dieser Prozess nach wenigen Sekunden abgeschlossen war. Krümmte sich Nah’tra nach vorn. Aus ihrem Buckel wuchs ein knochiger Dämonenflügel und Nah’tra schrie vor Schmerzen als dieser aus ihrem Körper förmlich herausbrach.

Wahnsinniger Schmerz überfiel Yuki’s kleine Traumwelt und Tränen schossen in ihre Augen, sie verlor die Kontrolle über ihren Körper, fiel auf ihre Knie, wimmerte. Ziek war unterdessen mit voller Wucht in eine Wand geschmettert worden, mit dem Kopf voraus. Gerade als er Yuki zu Hilfe eilen wollte, wurde er von hinten Gepackt und zurückgeschleudert. Als er wieder etwas erkennen konnte, sah er vor sich den bereits tot geglaubten Tel’Aris mit einem leeren Blick und Wurfmessern in seiner Kehle. Seine Augen waren kreideweiß und Ausdruckslos. Sein Kiefer hing lose hinunter und Blut lief aus seinem Mund. Mit einem muffelnden Schrei griff Tel’Aris nach Ziek, packte ihm am Kragen und riss ihn wieder aus der Wand hinaus. Er zog ihn an sich heran und schleuderte Ziek dann gegen die nächst beste Wand um ihm den Rest zu geben. Nah’tras Verwandlung war abgeschlossen und triumphierend betrachtete sie den Edelstein in ihrem neuen Arm. Yuki saß apathisch auf dem Boden und wimmerte in Tränen vor sich hin, während Ziek Bekanntschaft mit der nächsten Felswand machte ...

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Ehm, das Ding ist schon sehr sehr alt. Also bitte entschuldigt etwaige Fehler oder so. Ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht ihn nochmal durchzugehen etc. Nicht so sonderlich prickelnd, ist mir klar. Aber ich wollte das alte Ding endlich "loswerden" .. damit ich weiter schreiben kann. Man möge es mir verzeihen. ^^