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Ehrengarde
So, auch ein Servercancelteil kann uns nicht davon abhalten, dieses Machtwerk wieder ans Licht der Leben zu holen... Naja, oder so.
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Anders als der Dieb hatte der Hexenmeister ausschlafen können und genehmigte sich nun ein leichtes Frühstück. Auch diesmal saß er in einem fensterlosen Zimmer, und die Ausgänge beschränkten sich auf einen Rahmen an der Wand. Ein allgegenwärtiges Zischen und Summen beruhigten seine Nerven, denn Konsum hatte die Ahnung, seinem Ziel ein kleines Stückchen näher gekommen zu sein. Einen Dieb zu beauftragen war wahrscheinlich nicht seine schlauste Entscheidung gewesen, aber immerhin schien Ziek Erfolg zu haben. Konsums Informantin „klang“ zumindest sehr zuversichtlich.
Eine kaum wahrnehmbare Veränderung in dem Summen veranlasste den Hexenmeister von seinem Mahl abzulassen und auf den Rahmen an der Wand zuzugehen. Er sprach ein Wort und berührte die Wand, die daraufhin verschwamm und sich auflöste. Innerhalb von wenigen Sekunden konnte man auf eine belebte Strasse sehen. Konsum grummelte, als er das Wappen des Mannes erkannte, der vor ihm stand.
„Was kann ich für die Flammende Faust tun?“ fragte der Hexenmeister und bemerkte positiv überrascht, wie der Soldat nervös wurde. Scheinbar war er noch nicht besonders lange im Orden und er hatte es wahrscheinlich nicht so mit Magiern. Jedoch hatte der Soldat eine ausgezeichnete Ausbildung genossen, denn er fasste sich schnell, stand wieder stramm da und überreichte Konsum einen Umschlag. „Ein Auftrag der Flammenden Faust, Sir. Er ist äußerst wichtig, Sir.“ sagte der Mann und schaffte es nicht, das feine Zittern aus seiner Stimme verschwinden zu lassen. In Gedanken spielte Konsum mit einem Imagewechsel. Ein knappes Nicken veranlasste den Soldaten sich umzudrehen und zu verschwinden. Konsum brach das Siegel der Flammenden Faust und kehrte in seinen Turm zurück. Den Umschlag warf er in das Feuer. „Was? Das soll wichtig sein? Das ist ja die Höhe...“ grummelte der Magier vor sich hin, als er erfuhr, was die ehrenvolle Aufgabe der Flammenden Faust war. Er sollte außerhalb der Stadt einem Gehöft dabei helfen, Herr über die dortige Ankhegs zu werden. Ihm war schon klar, dass der Orden eher einen Handlanger schicken würde, aber das sie sich unbedingt an ihn wenden mussten... Nun, es half alles nichts. So unbedeutend der Auftrag auch war, Konsum hatte leider Verpflichtungen der Faust gegenüber.
Der Hexenmeister wechselte wieder den Raum und befand sich nun in seinen Gemächern, in denen er auch gleich damit anfing, das nötigste einzupacken. Ein paar Schriftrollen segelten in eine Tasche, gefolgt von mehreren Fläschchen. Zuletzt warf sich Konsum noch seine Robe über, griff nach seinem Stecken und verlies seinen Turm, der anscheinend nirgends in der Stadt war und doch immer bereit stand.
Die Stadt füllte sich langsam und Konsum kämpfte sich durch die Menge. Marktschreier boten ihre Waren an und Künstler kämpften um die Gunst der Zuschauer. Es war ein reges Treiben, was das voran kommen nicht gerade erleichterte. Doch nach einigen Minuten war Konsum bereits nahe des Tores. Neuerdings wurde das Tor schwer bewacht und Reisende wurden schärfer kontrolliert als sonst.
Ein hochgewachsener Offizier starrte grimmig über die Besucher und jene, die, die Stadt verlassen wollten. Konsum bemerkte, wie seine Rüstung und insbesondere das Wappen glänzte. Alles an dem Mann war geradezu penibel sauber gehalten, selbst sein Schnurbart schien er mit dem Lineal zu stutzen. Mit seinen, überraschenderweise trüben und müden, Augen fixierte er Konsum und bahnte sich mit barscher Stimme einen Weg durch die Menge. Wie zwei Schatten folgten ihm zwei Soldaten, die Hände nahe bei den Waffen. Mit vielleicht zu kühlem Blick sah Konsum die Männer an. „Konsum Drachenklaue?“ fragte der Offizier knapp und blickte sich kurz um. „Kommen sie mit uns.“ ergänzte der Mann ohne auf Konsums Antwort zu warten. Sofort spürte der Hexenmeister wie mehrere Bögen auf ihn ausgerichtet wurden und Soldaten in Position gingen. „Denkt nicht einmal daran, eure Magie einzusetzen. Auf euch sind ein Dutzend Zauberbrechende-Pfeile gerichtet. Wir wollen nur mit euch reden, sonst nichts.“ zischte ein Mann hinter Konsums Rücken und drückte ihn nach vorne. Langsam wurde Konsum doch mulmig zumute. Die Flammende Faust sorgte zwar für die nötige Sicherheit, jedoch war alles und jeder Käuflich.
Sie drängten sich durch die Massen, bis sie schließlich ein kleines Häuschen erreichten. Drinnen war es schummrig und kühl. Die ganze Einrichtung bestand aus einem Tisch und zwei niedrigen Stühlen. Konsum wurde unsanft in die Richtung eines der Stühle geschubst. Der Offizier nahm ihm gegenüber Platz. Immer noch spürte der Magier die Pfeile auf ihn gerichtet und konnte sich daher nicht wirklich entspannen. Auch die harte Miene, die selbst durch die müden Augen nicht geschmälert werden konnte, tat ihr bestes, um den Hexenmeister ein unbehagliches Gefühl zu geben.
„Entspannt Euch. Wir wollen wirklich nur mit euch reden.“ wiederholte der Mann machte es sich auf dem Holzstuhl gemütlicher, soweit es ging. „Eine Frage: Ihr wisst, dass ich im Auftrag der Flammenden Faust unterwegs bin, oder?“ fragte Konsum und blickte sich etwas nervös um. Der Offizier lächelte plötzlich und nickte den Männern hinter dem Hexenmeister zu. Einer der Wachen ging ans Fenster und machte eine knappe Bewegung. Sofort spürte Konsum wie die Pfeile nicht mehr auf ihn gerichtet waren und er entspannte sich endlich etwas. „Natürlich wissen wir das. Um genau zu sein, wollten wir über Euren Auftrag sprechen. Wie wir erst kürzlich erfuhren, ist es doch etwas schlimmer als wir annahmen. Die Ankhegs an sich wären kein wirkliches Problem, und daher wollten wir Euch schicken.“ erzählte der Mann und fischte sich eine kleine Flasche aus dem Umhang. Konsum fühlte sich geschmeichelt. „Dieser Hof, den Ihr besuchen werdet, ist leider doch etwas bedeutender als wir annahmen. Wie Ihr wahrscheinlich wisst, neigen normale Bürger dazu, in jedem schlimmen Ereignis irgendwelche Zeichen von Göttern zu sehen und dementsprechend darauf zu reagieren. Die Folgen sind meistens Massenopferungen und sinnlose Kriege gegen das Regime. Nun, meistens sind es nur Bauern, die fernab der Zivilisation ihr Dasein fristen und eventuell gerade erst das Feuer entdeckt haben.“ In der Stimme des Mannes schwang etwas Verachtung mit, jedoch schien der Offizier gerne zu erzählen, denn er legte die Beine auf den Tisch und bot dem Hexenmeister einen Schluck aus seiner Flasche an, den Konsum dankend ablehnte. „Nun, von daher wären solche Leute auch kein Problem, nur ein kleines Ärgernis, welches man aber leicht übersehen kann. Wenn es aber soweit kommt und diese Leute einen Kult erschaffen und versuchen andere Menschen mit ihrem Schwachsinn zu infizieren, wird es schon etwas ernster. Und genau das haben wir dort. Die Krise, die, die Ankhegs mit sich brachten, hat den leicht zu beeinflussenden Geist der Menschen völlig zerrüttelt. Plötzlich schreien sie nach einem neuen Gott, der sich auf die Unterdrücker stürzen und die Sklaven und Bürger auf eine Stufe stellen wird. Berichten zufolge hat dieser ominöse Gott noch keinen Namen oder Form, aber jeder in den ländlichen Regionen betet ihn bereits an. Die Gläubiger kommen in den Besitz vorzüglicher Waffen und scheinen es sogar irgendwie geschafft zu haben, die Ankhegs teilweise zu zähmen. Allen Anschein nach, wollen die Verrückten jetzt nach Baldurs Tor um dort die Unterdrücker und die falschen Götter zu stürzen. Und es werden täglich mehr Anhänger.“
Konsum dachte etwas darüber nach und erkannte die Lage. Sein Auftrag war also, diesen neuen Kult zu zerschlagen, und so weitere Unruhen seitens der Bevölkerung zu untergraben. „Tja, wenn’s weiter nichts ist.“ dachte sich Konsum und verlies nach einigen Minuten den Raum. Man hatte ihn ein Pferd bereit gestellt und einige Papiere mitgegeben, sollte er auf begriffsstutzige Soldaten treffen. Kurz bevor er losreiten wollte, kam noch einmal der Offizier zu dem Hexenmeister. „Einer meiner Männer, An’Dallan Mordreï, ist bereits auf dem Weg um die Lage für Sie zu erkundschaften. Vielleicht können Sie seine Hilfe gebrauchen?“ Konsum nickte nur leicht und begab sich mit einem flauen Gefühl im Magen auf den Weg.
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