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Original geschrieben von La Cipolla
(Mir kommt es sowieso ein wenig suspekt vor, dass der ehrwürdige Magier, der offensichtliche ja doch eine ganz schön verdammte Macht besitzt, den kleinen Gauner mit "Sie" anspricht. Aber gut, er ist ja verzweifelt. )
Naja, wenn du dir die Baldur's Gate Dialoge mal ansiehst, wirst du merken, dass niemand "Du" zu jemanden sagt. Selbst in BG2 siezt dich Minsc und Imoen immernoch.

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Zur gleichen Zeit bewegte sich ein Schatten in der Nacht. Geschickt mied er die Lichtkegel der Laternen, umging diese Inseln in der immer finster werdenden Nacht und trat schließlich in eine Seitengasse. Man konnte kurz leise Geräusche hören, dann war es wieder still. Nun, abgesehen, von einigen Abenteurern, die wohl etwas zu tief ins Glas geschaut hatten, waren die Strassen bald von den üblichen Bewohnern der Nacht geschmückt. Soldaten der Flammenden Faust pattroulierten verstärkt durch die Stadt, warfen ein wachsames Auge auf die rechtschaffenen Bürger und garantierten so für deren Schutz.. Aufreizende, meistens jedoch aufgedonnerte, Damen suchten in der Nacht nach dem nächsten Mann und ihrem Geld. Freischaffende Diebe wurden von ihren, der Gilde angehörigen, Rivalen aus dem Verkehr gezogen und eine besonders auffallende Frau suchte sich diesen Moment aus, um einer Seitengasse zu entfliehen und mit aufreizendem Gang ihren Weg zu einem unbekannten Ziel zu beschreiten. Zahlreiche Augen folgten der dunkelhäutigen Frau, als sie durch die Tore schritt, den Garden nur ein Lächeln schenken musste um durchgelassen zu werden und dann doch ihr Ziel für jeden Beobachter preisgab. Die Taverne „Die Drei Krüge“ bot den Menschen besonders zur Nacht immer etwas Schutz und Wärme.

In der Taverne ging es gemütlich zu. Die Nähe des Schlosses machte es Gesindel schwer, hier Fuß zu fassen. Die Frau huschte unbemerkt in einen ruhigen Winkel und setzte sich mit Grazie auf eine Bank. Kurz sah sie sich um, dann griff sie in ihren üppigen Mieder und holte eine Taschenspiegel große Medallie hervor. Sie war aus Silber gefertigt und blankpoliert. Die dunklen Augen spiegelten sich in dem Silber, als komplizierte Worte aus dem Mund der Schönheit drangen. Nach wenigen Augenblicken wurde das Silber matt und Nebel umgab die Scheibe. Vorsichtshalber hielt sie das Amulett unter den Tisch. Endlich formte sich ein Schatten in der Scheibe und eine Stimme ertönte in ihrem Kopf. Der Schatten bot keinerlei Aufschluss auf die Gestalt oder das Geschlecht der Person, die das Gegenstück besaß. Auch die Stimme half nicht weiter, da sie wie die eigene Klang. Umstände, die ihr besonders missfielen, da sie ihren Auftraggeber liebend gerne von Angesicht zu Angesicht gesprochen hätte. „Na endlich. Du hast dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gemeldet.“ ertönte es in ihrem Kopf. Schon mehrere Male wurde ihr auf diese Weise ein Auftrag mitgeteilt, doch nie hatte sie sich an das schmerzende Gefühl gewöhnt, nicht mehr allein in ihrem Kopf zu sein. „Verzeihung. Ich hatte viel zutun und einen Dieb zu überwachen ist nicht gerade etwas, was ich nach Feierabend gerne mache.“ Sie hoffte, dass ihre Stimme gereizt klang, oder zumindest, dass ihr Gesprächspartner mitbekam, dass sie nicht in bester Laune war. Scheinbar war es so, denn die Antwort war in einem milden Tonfall, geradezu entschuldigend sagte die Stimme in ihrem Kopf: „Es war wirklich nicht meine Absicht, dich nach der Arbeit zu belästigen, doch der Dieb mag ein Problem darstellen. Ich bin mir nicht sicher, ob er eine Gefahr oder tatsächlich Hilfreich ist. Daher brauchte ich deine hervorragenden Künste des Beschattens.“ Schmeicheleien hörte sie oft genug. Jedoch prallten sie niemals an ihr ab und trafen einen wunden Punkt. Leicht lächelnd dachte sie: „ich verstehe. Nun, es scheint dir ja wirklich wichtig zu sein, also habe ich ihn beobachtet. Er ist tatsächlich in die Taverne gegangen und hat Fragen gestellt. Aber eine heiße Spur scheint er noch nicht zu haben.“
Kurzes Schweigen trat ein und die Frau dachte schon den Kontakt verloren zu haben, als sich die Stimme wieder meldete: „Nun, ich hatte auch nichts anderes erwartet. Behalte ihn bitte weiter im Auge und unterrichte mich über jede Veränderung. Es ist wirklich wichtig.“ Damit brach der Kontakt ab und die Frau lies das Amulett wieder in ihrem Mieder verschwinden.

Währendessen kramte der Hexenmeister Konsum in seinen Unterlagen. Er vertraute keinen anderen als sich selbst, umso mehr wünschte er Manok den Tod, dass er Konsum zwang sich auf andere verlassen musste. „Das Buch... Wenn der Narr wüsste, was es damit auf sich hätte, würde er wahrscheinlich schnell das weite Suchen....“ murmelte Konsum vor sich hin und kramte weiter alte und vergilbte Rollen heraus. Viel war geschrieben worden, über die Stadt und ihre Vergangenheit. Die Gegenwart hält noch reichlich Stoff zur Verfügung um das Geschichtsbuch zu füllen. Vieles wurde geschrieben. Das meiste davon war auch recht interessant, doch wie immer ist das, das nicht geschrieben worden ist, viel interessanter.

Während der Mond sein silbernes Licht über die teils schlafende, teils arbeitende Stadt ergoss, schlief der Dieb Ziek friedlich in seinem Bett, hatte die dunkelhäutige Frau ihren Weg nach Hause gefunden und saß ein müder Magier über eine Schriftrolle gebeugt und studierte die Inhalte. Die Geschichte der Stadt, wie sie kein Geschichtsbuch aufwies. Faszinierende Geschichten lagen vor Konsum und jede kannte er bereits auswendig. Einige Minuten konnte er noch die Augen offen halten und einen kleinen Absatz über ein Geheimnis lesen, doch dann sah er ein, dass es doch zu spät war, und so begab sich der Magier ebenfalls in seine Gemächer.