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Thema: Sambikisaru

  1. #1

    Sambikisaru

    Sambikisaru
    nichts Böses hören, nichts Böses sehen, nichts Böses sprechen


    „Er schreibt es auf.
    Schon lange vorgenommen, doch nie gewagt, soll es nicht länger bleiben.“
    (aus: „Brücke“, von Andreas Martin Weber)

    „Je länger einer lebt, desto aufdringlicher wird die Wirklichkeit und gleichzeitig umso uninteressanter, weil es soviel davon gibt.“
    (aus: „Ein Lied von Schein und Sein“, von Cees Nooteboom)


    Kapitel 1 – Die Heilung des Gelähmten

    Erster Tag des betreffenden Monats:

    „Warum? Warum?“, immer wieder dieses eine Wort: „Warum?“.
    Ingolf lief kopfschüttelnd im Aufenthaltsraum des Erik-Reincke-Hauses, einer Nervenheilanstalt am Ende der Welt, eine halbkreisförmige Bahn zwischen Fernseher und Tür auf und ab. Dabei kratzte er sich abwechselnd an Kopf und Nasenrand, was ihn, zusammen mit seinem seit jeher weißen Haar, eher wie einen Wissenschaftler aussehen ließ, der gerade überlegte, wie er seine Rede über die Einstein-Rosen-Brücke beginnen sollte, als einen geistig Behinderten, der erst vor einer Stunde Beruhigungstabletten zu sich genommen hat. Der Rest der - zu jedem Zeitpunkt, seit Errichtung des Hauses - an die fünfzehn Patienten beachtete ihn nicht weiter. Es war mal wieder Zeit. Sein letzter „Zweifeltag“, wie ihn die anderen Patienten nannten, lag schon über einen Monat zurück. „Geh’ vom Fernseher weg!“, schrie ihn Paul, ein kräftiger, etwas übergewichtiger Kerl, mit scheinbar ständigen Schweißflecken auf seinem grauen Hemd, an. Ingolf bekam also doch noch Beachtung. „Warum? Warum?“ „Weil das meine Lieblingsserie ist, du Mond!“ „Mond“ war Pauls Lieblingsbeleidigung, die immer dann zum Einsatz kam, wenn er eigentlich guter Laune war, was er allerdings nach Kräften zu verbergen versuchte, da er mit seinem Image als rauer und gefühlsloser Irrer sehr zufrieden war. Nun wühlte auch er sich im Haar herum, das im Gegensatz zu dem von Ingolf schwarz wie die Nacht war. „Bitte, vertragt euch doch! Ich spüre schon ganz schreckliche Schwingungen in diesem Raum!“, warf Oskar, das Sensibelchen der Anstalt, ein blonder Winzling nach jedem Klischee, ein. Oskar war so harmonieversessen, dass ihn seine Frau vor Jahren rausgeworfen hatte. Was danach kam, war ein steter Abstieg in allen möglichen Bereichen seines Lebens, der im Erik-Reincke-Haus zum Abschluss fand. „Ich zeige dir gleich mal eine Schwingung!“ Paul hatte wie immer keine Lust auf Diskussionen. „Warum?“, schmiss Ingolf weiter in den kleinen Raum. Darauf konnte Oskar anspringen: „Weil er keine Liebe in sich trägt!“ Dieser Satz reichte aus, um Ingolf aus seiner Monotonie herauszureißen. Er war nie geistig abwesend genug, um nicht beim Wort „Liebe“, wenn es aus Oskars Mund kam, fluchtartig das Weite zu suchen. Mit einem halblaut vor sich hin gesagten „Oh, nein!“, lief er aus dem Zimmer, Richtung Küche. „Die Liebe wird uns alle erlösen!“, fuhr Oskar fort. „Nur mit ihr werden wir den Weg ins Paradies finden!“ Dabei fuchtelte er mit seinen Beinahe-Wurstfingern theatralisch in der Luft herum, was zunehmend den Eindruck eines mittelalterlichen Alleinunterhalters entstehen ließ. Paul fing laut an zu lachen. Oskar sagte so etwas zwar alle paar Tage, aber er konnte trotzdem jedes Mal wieder Belustigung daran finden. Auch wenn er es nie gestanden hätte, aber Paul mochte Oskar. Ihm kam es vor, als würden Oskars Ausbrüche einen gewissen Ausgleich in seinem Innern bewirken. Aber das war ihm nur im Unterbewussten klar und dessen Einfluss reichte nicht aus, um sich ein „Hallo Oskar! Lies von meinen Lippen!“ zu verkneifen. Danach formte er mit dem Mund langsam das Wort „Hass“. Im Nebenzimmer hörte man leise das keuchhustenartige Weinen von Ingolf.

    Zweiter Tag des betreffenden Monats:

    Frühstück. Er hasste Frühstück. Elmar würgte die Mahlzeit langsam herunter. Um diese Zeit zu essen, hatte schon immer Unzufriedenheit und Aggressionen in ihm geweckt. Nicht, dass er ein aggressiver Mensch war, ganz und gar nicht. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass er einer der friedliebendsten Menschen auf Erden war. Auch sah er immer sehr gepflegt und ausgeglichen aus, was ihm vor langer Zeit einmal den Spitznamen „Engel“ eingebracht hatte. Nur war er ein ausgesprochener Langschläfer, den nichts mehr störte, als früh aufzustehen. Wahrscheinlich hätten sich die Pfleger äußerst gefreut, wenn er herumgeschrieen hätte, man solle ihn gefälligst schlafen lassen, aber er hatte seit Jahren keinen Ton mehr von sich gegeben. Die einzigen deutlichen Zeichen, die man bei ihm erwarten konnte waren Kopfnicken und –schütteln, denn selbst seine Mimik sprach eher von einem angeborenen Grobmotoriker als von einem Feingeist, der er aber nichts desto trotz war. „Morgen, Mond!“ Paul setzte sich immer zu Elmar, weil es ihm gefiel, dass er nicht redete. Schließlich hatte er ja selber genug zu reden. Als „Prinz des Wortes“ würde er sich wohl vorstellen, wenn das nicht allzu offensichtlich von Humor zeugen würde und er überhaupt mal jemand unbekanntes hier zu Gesicht bekommen würde. Kaum hatte er sich gesetzt, war sein Teller auch schon fast leer. Wenn man ihn so sitzen sah, mit seinem grimmigen Blick und den dunklen Augenbrauen, die sein Gesicht stets finster hielten, hätte man ihn vermutlich eher für einen Sträfling gehalten, als für den Patienten einer psychiatrischen Einrichtung. „Was für ein schreckliches Zeug das ist.“, beklagte er sich noch halbherzig, während er die letzten Brotkrümel vom Teller pulte. Am Tisch hinter ihnen murmelte jemand eine Art Gedicht:

    „Die Ohren rund, die Augen klein,
    ja das ist mein Bärchilein.
    Keine Sorgen, keine Pein,
    denn du wirst immer bei mir sein.

    Vieles hängt bei dir auf halb Acht,
    doch warst du bei mir Nacht für Nacht.
    Schöne Träume brachtest du mir,
    dafür danke ich dir.

    Bist als Freund immer bei mir,
    bist Vertrauter stets hier.
    Als Tröster der Not fängst' Tränen auf,
    so nahm doch die Zeit ihren Lauf.

    Und weiß ich mal nicht weiter,
    drück' ich dich ans Gesicht.
    Erst Tränen weggewischt,
    dann bin ich wieder heiter.

    Nur einmal wollt' mein Bärchilein
    auf Reisen über Stock und Stein.
    Es klemmte sich im Fenster ein
    und ich pflegte mein Bärchilein.“

    „Hörst du das, Elmar? Der redet von seinem Teddy! Durch Deutschland muss ein Ruck gehen! Und der redet von Teddies!“ Elmar hatte nicht die Spur einer Ahnung, wovon Paul da redete, ehrlich gesagt war es ihm aber auch egal. Dann, plötzlich ganz leise, lehnte Paul sich zu ihm herüber und flüsterte: „Aber ich durchschaue die. Wenn alles auf mein Kommando hört, dann kann nichts mehr schief gehen. Ja, Elmar. Der große Wurf kommt noch, warte es nur ab! Im Ausland haben sie Flieger. Und Türme! Du würdest dich wundern, was es alles gibt, mein Freund. Aber ich habe es gesehen! Im Wald war ich Pilze sammeln, als es plötzlich über mir erschien! Es war… Ich habe…“, er fing an zu schwitzen. „…ich habe das Wissen. Hörst du mich? Du musst nur auf mich hören. Dann wird alles gut. Nur auf mich hören musst du, genau wie alle anderen auch. Verstehst du mich?“ Elmar nickte gleichgültig. „Erinnere dich an meine Worte!“ Dann lehnte Paul sich wieder zurück in den Stuhl, nur um kurz danach aufzustehen und einem anderen Patienten, Frank, einem kleinen Kerl mit Brille, der glaubte, Flugzeugmechaniker des dritten Reiches in sowjetischer Gefangenschaft zu sein, seinen Teller wegzunehmen.

    Dritter Tag des betreffenden Monats:

    Frank hatte es nicht verkraftet, dass ihm der Teller geklaut worden war. Er war lauthals davongelaufen und im Aufenthaltsraum gestolpert. Sein Kopf wurde dabei mit voller Wucht in das kleine Aquarium, das sie seit ein paar Tagen hatten, gerammt. Am nächsten Tag erschien er nicht mehr zum Frühstück. „Habt ihr gehört, was mit Frank passiert ist?“, fragte Oskar, ohne sein Essen auch nur anzusehen. „Sie haben ihn wegbringen müssen.“ „Wohin?“, wollte Ingolf wissen, der beim Unfall dabei gewesen war und den anderen von einem roten Ritter, der Franks Hinterkopf entlang flog, berichtet hatte. Er wartete die Antwort aber nicht mehr ab und ging aus dem Raum. Oskar schien das gar nicht zu bemerken. „Weiß ich nicht, aber auf jeden Fall weg von hier.“ Paul sagte kein Wort. Auch wenn er es nicht offen zugeben wollte, hatte er so etwas wie Schuldgefühle.

    Vierter Tag des betreffenden Monats:

    „Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, zur Gebetszeit. Und es wurde ein Mann herbei getragen, lahm von Mutterleibe; den setzte man täglich vor die Tür des Tempels, die da heißt die Schöne, damit er um Almosen bettelte bei denen, die in den Tempel gingen.“ Kathrin las wieder aus der Bibel vor. Elmar wusste nicht, wie lange sie das schon tat. Als er ins Haus kam, war es schon Gewohnheit, dass sie jeden Freitagabend vorbeikam. „Als er nun Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel hineingehen wollten, bat er um ein Almosen. Petrus aber blickte ihn an mit Johannes und sprach: Sieh uns an! Und er sah sie an und wartete darauf, dass er etwas von ihnen empfinge.“ Auch Oskar hörte ihr zu. Elmar, Paul und er waren so etwas wie Kathrins Stammgäste. Sie hatte eine sehr weiche und ruhige Stimme. Ihm kam es vor, als würde sie für die Zeit, in der sie vorlas, selbige anhalten. Ihr braunes, halblanges Haar erinnerte ihn an eine Werbung, die er mal gesehen hatte. Worum es ging, war ihm schon wieder entfallen, aber immer wenn Kathrin freitags den Aufenthaltsraum betrat, musste er daran denken, wie die Frau in der Werbung dieses Haar geschüttelt hat, dieses zum Schütteln eigentlich zu kurze Haar. Günther, Oskars Zimmergenosse, hatte Kathrin einmal gefragt, warum sie jede Woche wieder ins Haus kam, um zu lesen und ob sie denn nichts Besseres zu tun hätte. Sie soll wohl rot angelaufen sein und das Zimmer verlassen haben. Oskar wusste jedoch nicht, wie weit er dem Glauben schenken sollte, da Günther ihm auch schon mal erzählt hatte, dass Kathrin ihn öfters nachts besuchen würde, während er, Oskar, tief und fest schlief. Als Günther das erzählt hat, hatte sich Oskar verkniffen gehabt zu fragen, warum sie denn nachts zu ihm kommen sollte. Er wollte ja keinen Streit. „Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“ Plötzlich tippte ihn jemand sanft von der Seite an. Es war Elmar. Nachdem Oskar ihn stirnrunzelnd eine weile anstarrte, deutete er in Richtung Paul. Tatsächlich war Oskar sehr überrascht von dem was er sah. Paul saß da, mit weit aufgerissenen Augen und schien absolut in der Geschichte gefangen zu sein. Bei jemand anderem wäre das nicht weiter verwunderlich gewesen, aber Paul hörte eigentlich nie wirklich zu. Oskar glaubte, dass er auch deswegen hier war. Weil er seine Umwelt nicht akzeptierte, sie nur soweit wahrnahm, wie er gerade wollte. „Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf.“ Auf einmal sah Paul zu den beiden anderen rüber. Sein Schweiß floss wieder einmal in Strömen. Dabei riss er seine Augen noch weiter auf, als sie es ohnehin schon waren und deutete den beiden, weiter zuzuhören. Das taten sie. „Sogleich wurden seine Füße und Knöchel fest, er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott.“ Langsam glaubte Oskar zu verstehen, was Paul so fesselte. „Und es sah ihn alles Volk umhergehen und Gott loben. Sie erkannten ihn auch, dass er es war, der vor der Schönen Tür des Tempels gesessen und um Almosen gebettelt hatte; und Verwunderung und Entsetzen erfüllte sie über das, was ihm widerfahren war. Als er sich aber zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk zu ihnen in die Halle, die da heißt Salomos, und sie wunderten sich sehr.“ Noch denselben Abend beschlossen die drei, auszubrechen.

    Geändert von Serpico (22.08.2004 um 07:35 Uhr)

  2. #2
    Muss gerade weg, daher hab ich nur die Hälfte gelesen, aber nachdem was du über die Geschichte so im Reißbrett gesagt hast, und nach diesem ersten Eindruck: Das wird was großes! Eine Atmosphäre, die gleich auf einen überspringt, interessante Charaktere, ein guter Schreibstil (Mischung mit Gedichten)... wow! Ich freu mich schon auf mehr, das wird bestimmt guit (vor allem hast du ja ein Konzept, hätte ich auch gern mal öfters!!)!
    Also, hier ist Papier , weiter!!!

  3. #3
    Ach ja, der gute Stretpunkt Kritik.
    In letzter Zeit kann ich kaum eine schreiben. Doch das gehört hier nicht her. ^^"

    Gerade zu solch einer guten geschichte kann man nicht sehr viel an Kritik schreiben.
    Vielleicht ließe sich sagen, ds du die Gedankenwelt der Insassen noch besser hättest beschreiben können. Allerding ist das ja nur ein Anfang.

    Ein Satz gefällt mir dann noch nicht so gut, aber ich finde ihn irgendwie nicht wieder. o.O
    Später dann.

    Der Teil mit der Lesung sagt mir dann auch nicht so zu. Dort hast du zu schnell beschrieben das sie ausbrechen wollen imo.
    Es etwas hinauszu zögern und die drei darüber nachdenken zu lassen, was diese Bibelstelle für sie bedeutet wäre nicht schlecht gewesen. Ich meine jetzt nur um klarzumachen warum sie ausbrechen wollen.

    Ansonsten sehr gut. ^^

  4. #4
    Ich habe es nun noch ein zweites Mal gelesen und mir ist wieder nichts aufgefallen, das geändert werden sollte, oder das mich gestört hätte. Perfekt (und eine langweilige Geschichte ist bestimmt nicht perfekt, Nemo's Goddess) ist es wohl nicht, aber sicherlich zu gut, damit ich etwas Negatives darin finden kann. Du hast mich also nicht enttäuscht .

    Die abstrakten Wesen der drei Affen hast du sehr schön in glaubwürdige Personen eingesetzt.

    Worauf ich mich besonders freue, ist die Verwirrung, die du damit stiften kannst (und hoffentlich wirst), wenn du die Geschichte nicht anhand von Tatsachen, sondern anhand von Aussagen Dritter erzählst (wie z.B. mit dem roten Ritter oder die nächtlichen Besuche Kathrins).


    So und nun tauch mal wieder auf und schreib weiter!

    Geändert von Pyrus (19.08.2004 um 01:34 Uhr)

  5. #5
    Zitat Zitat
    Original geschrieben von Zareen
    Ich habe es nun noch ein zweites Mal gelesen und mir ist wieder nichts aufgefallen, das geändert werden sollte, oder das mich gestört hätte. Perfekt ist es wohl nicht, aber sicherlich zu gut, damit ich etwas Negatives darin finden kann. Du hast mich also nicht enttäuscht .

    Die abstrakten Wesen der drei Affen hast du sehr schön in glaubwürdige Personen eingesetzt.
    Wäre die Geschichte perfekt, wäre sie langweilig. Ich habe den Text sehr gerne gelesen und hatte sogleich ein Bild vor Augen, was ein sehr gutes Zeichen bei mir ist.

    Die Idee die drei Affen durch Personen in einer Irrenanstalt darzustellen finde ich sehr gut gelöst!

    Weiter so!

  6. #6
    Kapitel 2 – eine alte Brücke

    1

    Der namenlose Autor saß zweifelnd an seinem unaufgeräumten Schreibtisch.
    Staub bewegte sich träge durch den Raum, der wenig Persönliches erkennen ließ. An der Wand hing ein Bild von einer Afrika-Landschaft, aber es hing schief und ließ abgerissene Tapete dahinter zum Vorschein kommen. Auf dem Fußboden lagen alte Musikzeitschriften und einige leere Chipstüten. Die einzige, in der noch essbare Reste vorhanden waren, stand auf dem Schreibtisch, an einen vernachlässigten Bonsaibaum gelehnt. „Kann ich das wirklich schreiben?“ Der Autor schüttelte den Kopf und stand auf. Er brauchte Ablenkung.

    2

    Es dauerte eine halbe Stunde, bis er die Brücke erreichte, aber vollkommen in Gedanken versunken, merkte er nicht einmal die folgenden zwei Stunden, die er einfach nur am Geländer stand und auf den Kanal hinunterblickte. Das Wasser des Kanals, dessen Namen er nicht wusste, noch nie wusste, war alles andere als sauber und die Spiegelung der roten Metallbrücke auf den leichten, steten Wellen ließ sie noch älter und vergessener aussehen, als sie ohnehin schon war. Doch dieser Platz hatte etwas Heiliges für den Autor. Immer, wenn er Ruhe brauchte, kam er hierher, an diesen kleinen Platz des Friedens. Hatte er vor, diese Geschichte weiterzuschreiben? Er wusste es nicht. Sein langer schwarzer Mantel wog sich in einer leichten Morgenbrise. Die ganze Nacht hatte er geschrieben. Wie spät war es? Vielleicht zehn Uhr? Wie auch immer, es war ihm letztendlich auch egal. „Noch denselben Abend beschlossen die drei, auszubrechen.“ War das ein Satz, den er sich noch vor ein paar Tagen vorgestellt hätte? Sicher nicht. Eigentlich sollte die Geschichte eine ganz andere Richtung einschlagen, aber wie so oft hatte er die Kontrolle über sein eigenes Werk verloren. Das ganze kam ihm mehr und mehr wie eine Knastgeschichte vor, als wie ein psychologisch angehauchtes Drama. Aber er hatte sich nun mal für diesen Weg entschieden. Zurück ging es nicht mehr. Das war eine Erfahrung, die er schon allzu oft gemacht hatte. Wenn du einmal angefangen hast, kannst du dich nicht mehr einfach so umentscheiden. Aber warum? War er nicht der Autor? Eigentlich hatte er doch die Macht über seine Figuren, oder nicht? Plötzlich geisterte ihm ein Text von Pedro Calderón de la Barca im Kopf herum. In letzter Zeit dachte er oft an dieses kleine Stück. Ein Dialog zwischen Autor und der von ihm geschaffenen Welt. „Dein Autor bin ich, und du bist mein Werk, heute vertraue ich dir einen meiner Gedanken zur Ausführung nach deinem Gutdünken an.“, hieß es darin. Also weckt der Autor nur eine Welt, über die er dann jegliche Macht verliert? In dem Falle wäre er ja nicht mehr als ein Berichterstatter. Er beobachtet und notiert. Das war aber doch nicht das, was man als Schriftsteller vorhat, wenn man eine Geschichte zu erzählen beginnt, oder etwa doch? Der namenlose Autor jedenfalls wollte sich nicht so recht abfinden mit der Tatsache, dass seine Figuren plötzlich ein Eigenleben führen, das er nur noch beobachtet, wie ein Puppenspieler, dem seine Fäden wie von Zauberhand entrissen wurden und der danach nur noch staunt, was sein Pinocchio da für neue Bewegungen präsentiert. Elmar, Oskar und Paul hatte er sie genannt. Warum nur? Oskar erinnerte ihn an die "Blechtrommel" und an "ein seltsames Paar", einen seiner Lieblingsfilme. Aber war das wirklich der Grund? Und was war mit Elmar und Paul? Er kannte keinen Paul, geschweige denn, einen Elmar. Waren die Namen zu ihm gekommen? War so etwas möglich? Das wäre doch eigentlich das höchste Maß an Kreativität, das man sich als Schaffender wünschen könnte. Aber der Autor war nicht zufrieden. Er zweifelte an seiner Geschichte, an seinen Figuren. Die Handlung begann zwar in einer Nervenheilanstalt, Erik-Reincke-Haus hatte er sie genannt, aber seine Figuren hatten doch so normale Wesenszüge. Müssten sie nicht irgendwie anders reden, denken und handeln? Als er zu schreiben anfing, dachte er sich nicht viel dabei, sie müssten halt irgendeinen Tick haben, damit er sie in eine Anstalt setzen konnte. Aber wenn er genau darüber nachdachte, musste er sich eingestehen, dass er eigentlich gar nicht wusste, was in einer Nervenheilanstalt passiert, wie es darin aussieht, was dort für Menschen behandelt wurden. Er hatte sich erst gar keine Gedanken darüber gemacht, da er irgendwie das Bild von „Einer flog übers Kuckucksnest“ im Kopf hatte und sich dachte, das würde schon stimmen. Mittlerweile jedoch kamen ihm Zweifel. Der Film war nun schon einige Jahrzehnte alt, und war er überhaupt jemals als realistisch zu betrachten gewesen? Seine Geschichte jedenfalls sollte sich auf Realismus aufbauen. Das war sein Plan, um dem Leser am Ende durch fantastische Begebenheiten die Augäpfel übergehen zu lassen. „Nein. Du darfst nicht an den Leser denken! Das Zerstört dein Werk!“, sagte er zu sich selbst. „Das würde alles zerstören.“ Aber konnte es sich ein Autor, der nicht einmal wusste, ob es jetzt richtig war, seine Geschichte in einer Anstalt spielen zu lassen, oder ob das, was er beschrieb doch eher Psychiatrie genannt wurde, leisten, nicht auf den Leser zu achten? Langsam wünschte er sich, er hätte es doch in einem Gefängnis anfangen lassen. Dann würde der Ausbruch auch mehr Spannung erzeugen, denn er war sich mittlerweile darüber im Klaren, dass seine drei Hauptcharaktere keine großen Probleme haben würden, das Gelände zu verlassen. Wie also wollte er das erzählen, ohne sich selbst zu langweilen? Er beschloss, bei einer Tasse Kaffee weiter darüber nachzudenken. Seine Beine froren langsam.

    Geändert von Serpico (25.08.2004 um 07:45 Uhr)

  7. #7
    Kapitel 3 – seltsame Kundschaft

    Achter Tag des betreffenden Monats:

    7 Uhr 45. Seit zwei Stunden bin ich hier. Ich habe die Lieferungen entgegengenommen, alles einsortiert und die heutigen Schlagzeilen aufgehängt: „Wer verdient was bei Olympia?“, „Krebs im Hals! – Exminister Rexrodt: Qualvoller Tod“, „Irak: Grossangriff auf Terrorprediger“. Ach ja… die Olympiade.
    Gerade stehe ich vor meinem Stand und kontrolliere ob auch alles an seinem Platz ist, da bekomme ich seltsame Kundschaft, die mich endlich aus meinem Halbschlaf reißt. Ein junger Mann mit Augenringen.
    „Wollen Sie was?“, frage ich.
    „Nur mal gucken.“
    Mit der Antwort habe ich eigentlich nicht gerechnet, doch bin ich nun schon in meinem Häuschen verschwunden und warte.
    „Wann machen sie hier denn auf morgens?“
    „Morgens?“
    „Ja.“
    „So 6 Uhr.“
    Er scheint nachzudenken und lässt seinen Blick über mein kleines Reich schweifen. Prüfend, hastig, verlegen. Als wolle er den Kiosk kaufen, ihn mir wegnehmen. Er scheint unzufrieden und ratlos zu sein. Dann bückt er sich endlich zu mir hinunter und will ein Päckchen Kaugummi. Stimorol. Von den Grünen. – Einsvierzig. Er murmelt noch ein Dankeschön, reißt die Packung auf, stopft sich einen Kaugummi in den Mund, Kopfhörer in die Ohren und verschwindet Richtung Brücke.
    Es war nun höchste Zeit für meinen Kaffee. Bald würde sie hier sein. Und tatsächlich nähert sie sich nur wenig später verträumt schnuppernd meinem Kiosk. Sie wirkt sehr elegant im braunen Mantel, der ihre wiegenden Hüften betont. Auch ihre schulterlangen Haare und Augen sind von dunklem braun. Ganz wie Kaffee. Und spätestens jetzt bin ich hellwach.
    „Kaffee! Was gäbe ich nur für eine Tasse Kaffe!“, ruft sie und lacht, wie immer. Ihre Lippen sind dezent geschminkt und das Lachen ist so früh noch wärmer als der Morgen. Genüsslich nehme ich einen Schluck vom starken Gebräu, was ihre Laune noch weiter hebt. Solche Frauen haben für Kioskverkäufer wohl nichts übrig. Außer einem Lächeln.
    Ich reiche ihr unaufgefordert ihre Tageszeitung und erhalte das Geld aus ihren weichen Händen. Sie wünscht mir einen schönen Tag, ich ihr einen schöneren. Wie gewöhnlich setzt sie sich dann auf die nächste Parkbank, schlägt ihre Beine übereinander und nimmt ihr Frühstück aus der Handtasche. Verstohlen blicke ich hinüber. Sie packt eine jener Packungen Kartoffelsalat aus, die man fix fertig kaufen kann. Beim Öffnen springt ihr das Gefäß aus den Händen und das fade, matschige Zeug klatscht auf den Boden. Sie flucht laut und eilt davon. Wäre das jemand anderem passiert, hätte ich mir das Lachen sicher nicht verkneifen können: Da wird ihr alles serviert und sie kommt trotzdem nicht zurecht.
    Nur wenige Minuten später ruft jemand bösartig: „Ha, voll rein getreten, du Mond!“. Die Stimme gehört einem schwarzhaarigen Dicken, der dämlich auf ein zierliches Männlein herunterglotzt. Der Zwerg ist in den Kartoffelsalat getreten und verteidigt sich nun leise. Ich verstehe kein Wort. Indessen ist ein Dritter an meinen Stand herangetreten. Er sieht aus wie der gute Sohn von Mutti. Geschniegelt und gestriegelt. Aufmerksam schaut er sich mein Sortiment an. Egal ob Süßigkeiten, Tabakwaren, Tageszeitungen, Magazine, Erotikhefte… Alles scheint ihm wichtig zu sein. Nach einer Weile bleibt sein Blick an einer Stelle ruhen, doch er sagt kein Wort. Der Dicke entdeckt erst jetzt den Kiosk und packt den Winzling am Arm.
    „Wir gehen jetzt mal schauen, was der so hat, komm!“
    Das Funkeln in den dunkeln Augen des Korpulenten lässt mich den Kaffee unangenehm im Magen spüren. Während der Zwerg verzweifelt den besudelten Schuh so weit wie möglich von seinem Körper spreizt, gafft der Dicke ratlos auf die Fülle meiner Ware. Plötzlich wendet er sich an seinen Freund, der immer noch schweigsam vor mir steht, als hätte er ihn erst jetzt bemerkt.
    „Na, Elmar, was möchtest du denn kaufen?“
    Elmar reagiert nicht, sondern starrt nur weiter geradeaus. Der Dicke hat auch keine Antwort erwartet und folgt Elmar’s Blick. Triumphierend reißt er eine Zeitschrift aus dem Regal und verkündet:
    „Der Tempel der Lust! Ja, der Tempel. – das ist gut! Siehst du, Oskar? Hier sind wir richtig. Das kaufen wir.“
    Elmar nickt langsam. Oskar sagt leise:
    „Die Lust kommt nur durch die Liebe zu uns Menschen.“ Sein regelmäßiges Gesicht verklärt sich bei diesen Worten, der Kartoffelsalat scheint überwunden.
    „Wir kaufen das“, röhrt der Dicke nun auch noch direkt in meine Richtung, als wäre ich taub. „Ja, das nehmen wir!“ Er winkt mit der Zeitschrift und ich nenne den Preis. Aus den Hosentaschen befördert er eine Handvoll Geld, zählt langsam den genannten Betrag ab, überprüft nochmals und reicht mir einen zu niedrigen Betrag in fettigen Münzen.
    „Entschuldigung, 30 Cent noch. 30 Cent fehlen“, wehre ich mich.
    „Was willst du, Mond?“, fährt er mich an.
    „Ach, nichts“, antworte ich kleinlaut. Die drei loszuwerden ist mir viel mehr wert als 30 Cent.
    „Ha!“, lacht der Dicke und weist seine Begleiter an ihm zu folgen, indem er wild mit der erworbenen Zeitschrift herumfuchtelt. Das bizarre Dreigespann zieht ab.
    Endlich habe ich wieder Ruhe. Ich bin froh, dass sie heute ihren Salat fallen ließ. Vielleicht würde sie morgen nicht mehr kommen, hätte sie diese Irren hier gesehen. Was haben sie eigentlich gekauft?
    Ich nehme die Zeitschrift ‚Magazin’ mit der Aufschrift „Skandalöse Zustände im ‚Tempel der Lust’ aufgedeckt“ aus dem Gestell. Auf dem Titelbild ist der Eingang eines imposanten Gebäudes mit geschwungenem Dach und antik anmutenden Säulen vor dunklem Himmel. Über dem Eingang steht in roter Leuchtschrift „Weberhaus“. Um mich abzulenken schlage ich den entsprechenden Artikel auf und überfliege den Lead.

    >>Im Bordell ‚Weberhaus’ herrschen inakzeptable Zustände. Unausgezahlte Gehälter, unmenschliche Arbeitszeiten und gewalttätige Kundschaft müssten die Prostituierten über sich ergehen lassen, anderenfalls drohe ihnen fristlose Entlassung und das Leben auf der Strasse, so heißt es in einem Brief, den ein anonymer Sender dem Magazin zukommen ließ. Der Besitzer, A. Weber, äußerte sich gegenüber dem Magazin knapp und bestimmt: „Das ist doch Schwachsinn! So etwas würde ich nicht dulden!“ Ein Stammgast versicherte: „Ich sehe hier nichts, was diese Vorwürfe bestätigt, auch höre ich nie, wie die Mädchen sich beschweren. Ich habe weiter nichts zu sagen.“ Natürlich ließ das Magazin nicht locker und ging der Sache auf den Grund…<<

    Ich lege das ‚Magazin’ zurück und habe keine Ahnung, wieso der Dicke wegen der Zeitschrift so aus dem Häuschen war. Aber wenn die drei im Weberhaus ein und ausgehen, würde ich mich als •••• auch wehren. Mir sind die ja schon als Kunden an meinem Kiosk mehr als unangenehm.
    Um dieses irritierende Kapitel abzuschließen, nehme ich mit einer alten Zeitung den Kartoffelsalat vom Boden auf.

    Geändert von Pyrus (21.08.2004 um 05:28 Uhr)

  8. #8
    an alle anderen: das war geplant, dass Zareen das 3. kapitel schreibt, also nicht wundern...

  9. #9

    Re: Sambikisaru

    Äh ja... hallo

    Erstmal Kritik, die sich allerdings nur auf Grammatikfehler und so beschränkt.

    Zitat Zitat
    Original geschrieben von Javier

    Der Rest, der zu jedem Zeitpunkt, seit Errichtung des Hauses, an die fünfzehn Patienten, beachtete ihn nicht weiter.
    Der Satz klingt irgendwie falsch.
    Das mit dem beachtet werden hast du ja schon korrigiert. :nick:

    Zitat Zitat
    Original geschrieben von Javier

    Frank hatte es nicht verkraftet, dass ihm der Teller geklaut worden ist.
    Er war lauthals davongelaufen und ist im Aufenthaltsraum gestolpert.
    "Wohin?", wollte Ingolf wissen, der beim Unfall dabei gewesen war und den anderen von einem roten Ritter, der Franks Hinterkopf entlang geritten ist, berichtet hat.
    Komische Zeitformveränderung, das Gleiche in allen drei Sätzen...

    Da waren noch ein paar Kleinigkeiten, die habe ich jetzt allerdings nicht mehr gefunden und sie stören auch nicht wirklich.
    Im zweiten Kapitel sind mir keine Fehler aufgefallen und im dritten auch nicht.

    Nun zum erfreulichen Teil...

    Für diese bis jetzt genial angefangene Story habt ihr auf jeden Fall Dank verdient. Derart kurzweiliges wie die bisherigen drei Kapitel habe ich in letzter Zeit selten oder garnicht gelesen. Vor allem auch die kleinen Nebengeschichten sind sehr gut eingebaut.
    Das ganze vor einem Hintergrund, der genug interpretatorische und sonstige Freiheiten für den Leser lässt - Respekt.
    Toll fand ich auch den A. Weber - Witz.
    Macht weiter so und viel Erfolg und Lust beim Schreiben!
    Auf dass euch die Kreativität nicht ausgeht.

    Viele Grüße,
    Defeater

    Geändert von Defeater (22.08.2004 um 06:36 Uhr)

  10. #10
    der satz in deinem ersten zitat ist meiner meinung nach richtig...

    ...bei den zeitformen hast du recht, aber ich wüsste nicht, wie ich es anders sagen sollte


    ...danke für die positive resonanz

    kapitel 4 ist in arbeit

  11. #11
    Ich bin der Meinung dass da entweder Kommas zuviel sind, Verben fehlen oder einfach das "zu jedem Zeitpunkt" deplaziert ist...

    Vorschläge für die drei Sätze:

    a) Frank hatte es nicht verkraftet, dass ihm der Teller geklaut worden war.
    b) Er war lauthals davongelaufen und im Aufenthaltsraum gestolpert.
    c) "Wohin?", wollte Ingolf wissen, der beim Unfall dabei gewesen und den anderen von einem roten Ritter, der Franks Hinterkopf entlang geritten war, berichtet hatte.

    Grüße,
    Defeater

    Edit: Habe den Satz jetzt endlich verstanden, er ist allerdings sehr sehr mehrdeutig wegen des einen Kommas:

    Der Rest, der zu jedem Zeitpunkt, seit Errichtung des Hauses, an die fünfzehn Patienten, beachtete ihn nicht weiter.

    Vielleicht würde es helfen, wenn man das hinter das zweite 'der' setzt. Vielleicht auch nicht.
    Rein vom Grammatischen ist es wohl richtig wenn es da steht, wo es steht. Nur ist die Beziehung dann falsch. Ach ich weiß auch nicht...

    Geändert von Defeater (22.08.2004 um 06:49 Uhr)

  12. #12
    Zitat Zitat
    Original geschrieben von Defeater

    a) Frank hatte es nicht verkraftet, dass ihm der Teller geklaut worden war.
    b) Er war lauthals davongelaufen und im Aufenthaltsraum gestolpert.
    c) "Wohin?", wollte Ingolf wissen, der beim Unfall dabei gewesen und den anderen von einem roten Ritter, der Franks Hinterkopf entlang geritten war, berichtet hatte.
    danke, hab's schon berücksichtigt

  13. #13
    Kapitel 4 – starker Kaffee, wie immer

    3

    Der Tisch war frei, wie immer. Es schien fast so, als würde jemand darauf achten, dass der Autor seinen Kaffee zu sich nehmen konnte. Diesen Umstand nahm er jedes Mal wieder dankend an und setzte sich, den Mantel über einen Stuhl, nicht über einen der Kleiderhaken gehangen, mit einem langen Seufzer auf seinen Stammplatz. Nach kurzem Warten kam auch schon die Bedienung: Julia, wie immer. Sie war eine äußerst attraktive junge Frau. Eine von der Art, wie man sie eigentlich nicht an solchen Orten zu finden erwartet, was aber irgendwie trotzdem immer wieder passiert. Sie trug ihr blondes Haar zu einem Zopf gebunden. Der Autor hatte sie schon ohne diesen Zopf gesehen, als sie wegen irgendeiner familiären Angelegenheit einmal früher von der Arbeit ging. Sie hatte ausgesehen wie ein Engel, erinnerte er sich. „Ich nehme an, Sie wollen starken Kaffee, Herr…? Verzeihung, aber ich habe schon wieder Ihren Namen vergessen…“ Natürlich hatte sie das. Jemand wie sie hatte andere Dinge im Kopf, als den Namen irgendeines Halb-Arbeitslosen, der hier jeden Tag seinen Kaffee zu sich nimmt. Auch wenn es jeden Tag war. Er vermied es, ihr in die warmen braunen Augen zu sehen. „…ist ja nicht weiter schlimm. Starker Kaffee, wie immer, ja.“ Ohne ein weiteres Wort ging sie dann auch schon wieder, als hätte sie nie eine Frage gestellt. Draußen fing es an zu regnen. Unweigerlich dachte der Autor wieder an seine drei Figuren. Regnete es bei ihnen auch? Wo waren sie jetzt wohl? Gestern hatte er sich nach seinem kleinen Spaziergang aus der Affäre gezogen, indem er einfach nicht geschrieben hatte, was mit den Dreien zwischen dem vierten und dem achten Tag seiner Erzählung passiert ist. Und da er diesen Teil aus der Sicht eines Dritten erzählen lassen hatte, sah er sich auch nicht konfrontiert mit dem Problem, alles im Nachhinein erklären zu müssen. Aber jetzt tauchten diese Fragen wieder auf: Was haben sie in der Zwischenzeit gemacht? Wo haben sie Geld her? Werden sie öffentlich gesucht? Bestimmt. Aber warum hatte sie der Kioskbesitzer dann nicht erkannt? Eigentlich müsste er ja bei einer öffentlichen Suche am ehesten davon erfahren, schließlich ordnet er ja jeden Tag die Schlagzeilen ein. Aber sie sind ihm nicht einmal bekannt vorgekommen. Als hätte sich der Autor selber ein Bein gestellt…
    Schweigend stellte Julia ihm seinen Kaffee hin.
    „Danke“, bemerkte er einsilbig. Wie würde es weiter gehen? Das beschäftigte ihn nun am meisten. Alles andere könnte er einfach unbeachtet lassen, oder auf unbestimmte Zeit verschieben, aber das nicht. Sollte er bei diesem seltsamen Bordell weiter schreiben, oder schon vorher? Er versuchte eine Weile nicht darüber nachzudenken und den Regen zu genießen. Manchmal gibt es nichts schöneres, als Regen. Sein Blick folgte den Tropfen, folgte ihnen auf ihrem Weg, der einsam anfing und in einem dahin fließenden Kollektiv seinen Fortgang nahm. All die Tropfen, die durch einen leicht wehenden Wind eine etwas schiefe Bahn hatten. Sein Herz sehnte sich danach auch endlich auf dem Boden aufzuschlagen. Denn egal wie hart der Aufprall sein mag, am Ende würde es nicht mehr einsam sein.
    Vor der Fensterwand, an der er saß, lief eine Familie entlang. Ein kleiner Junge mit seinen Eltern. Sie hatten keinen Regenschirm, sind vermutlich vom Regen überrascht worden. Der Junge weinte, aber der Vater, der ihn am Arm hinter sich herzog, beachtete ihn nicht weiter. Der Autor vermutete, dass sie sich hier nicht auskannten und eine bestimmte Adresse, oder einfach ihr Auto suchten. „Sie sollten Ihren Kaffee trinken, er wird noch kalt.“ Er hatte nicht bemerkt, wie Julia wieder zu ihm gekommen ist. Nun setzte sie sich auf den Stuhl gegenüber. Sie sah ihm direkt und ohne Anzeichen einer Unsicherheit in die Augen. „Ja, Sie haben Recht, ich werde mal mit Trinken anfangen.“, war sein Kommentar. Darauf lächelte sie. „Sie sollen ja nicht gleich zum Alkoholiker werden. Es wäre doch bloß schade ums Geld.“ Das stimmte. Wenn das nächste Café nicht Ewigkeiten von seiner Wohnung weg wäre, gäbe es wohl keinen guten Grund, in diesem überteuerten hier zu sitzen. Na ja, zumindest fast keinen. Langsam nippte er an seiner Tasse. „Woran denken Sie?“, fragte Julia plötzlich und lehnte sich dabei ein wenig auf den Tisch zu ihm rüber. Er konnte jetzt ihren Geruch wahrnehmen, vermochte aber nicht, ihn zu beschreiben. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. „Ich schreibe gerade an einer Geschichte. Ich bin Autor, müssen Sie wissen.“
    „Ich weiß. Neulich habe ich einen Artikel über eine Geschichte von Ihnen gelesen. Es hieß, sie sei ganz gut. Irgendwas mit einer Kaffeestraße, oder so.“ Er sah kurz zum Fenster raus und nickte. „Das war der Titel, ja. So besonders ist sie eigentlich nicht. Ich habe sie innerhalb einer Stunde zusammen mit einem Gedicht geschrieben, ‚Bunker’. Beides ist sehr von meiner zu dem Zeitpunkt vorherrschenden Müdigkeit vernebelt, aber den Leuten gefällt es.“ „Na dann ist doch gut.“, sagte sie und stand auf.
    Das Zurückziehen des Stuhls erzeugte ein lautes Quietschen, welches die Stille im Raum kreissägenartig unterbrach und den Autor urplötzlich seine Zähne spüren ließ. „Ich muss mal kurz wohin. Wenn Sie noch ein wenig hier sitzen bleiben…“
    „Sicher!“, antwortete er hastig. Sie lächelte wieder einmal und ging. Der Autor war hochgradig verwirrt. Wieso hatte sie sich zu ihm gesetzt? In seiner Verwunderung wusste er sich nicht besser zu helfen, als wieder zur Straße hinauszuschauen. Der Regen hatte nicht nachgelassen, im Gegenteil, er nahm weiter an Stärke zu. Die kleinen Rinnsale, die er noch vor kurzem so friedlich dahin fließen sah, sie beobachtet hatte, wie sie langsam ihren weg gingen, waren nun zu reißenden Strömen geworden. Er lehnte sich zur Seite, zum Fenster hin, um den Himmel besser sehen zu können. Es war dunkel. Große Gewitterwolken lagen über der Stadt. Der Stadt, die er nicht wirklich kannte, bis auf seine Brücke und sein Café. Sein Blick wanderte wieder nach unten, auf die Straße. Dort entdeckte er eine Kaugummipackung. Etwa einen halben Meter davon entfernt lag irgendein totes Tier. Vielleicht eine Ratte, von denen gab’s hier ungewöhnlich viele, aber es war schon zu oft überfahren worden, um das genau sagen zu können. Bei Sonnenschein würden sich jetzt wohl eine Unzahl Fliegen über das tote Tier hermachen, aber der Regen spendete ihm wenigstens für einige Zeit Totenwache.
    „In letzter Zeit spielt das Wetter verrückt.“ Julia hatte sich wieder zu ihm gesellt. Auch diesmal hat er sie nicht kommen hören. „Aber ich mag Regen. Er strahlt Frieden aus, so eine Ruhe.“
    „Ja, das geht mir genauso. Bei Regen ist alles viel klarer.“
    „Es ist ja auch Wasser.“ Sie fing laut an zu lachen. Es war ein unschuldiges, hohes Lachen. Der Autor lächelte etwas verlegen. „Verzeihen Sie, wenn ich Sie langweile.“, sagte er.
    Sie entgegnete ruhig „Nein, Sie langweilen mich nicht. Im Gegenteil, ich will mehr über Sie erfahren.“, worauf wieder ein Lächeln folgte.
    „Na gut…“, der Autor plusterte sich künstlich auf, womit er ihr tatsächlich noch ein Lachen abgewinnen konnte.
    Sie strich sich ein Haar aus dem Gesicht.
    „…womit soll ich anfangen? Bei den wilden Safarijagden meiner Kindheit, oder doch lieber bei meinen geheimen Einsätzen als Helikopterpilot?“
    „Wie wär’s wenn Sie mir sagen, warum Sie bei Ihrer Geschichte nicht weiterkommen?“
    Er fragte zurück: „Habe ich gesagt, dass ich nicht weiterkomme?“
    „Sie sehen aus, als täten Sie’s.“
    Jetzt stützte sie ihren Kopf mit der Hand.
    Dabei war ihr rechter Ellbogen auf der Mitte des Tisches. Wenn der Autor in der gleichen Position gesessen hätte, würden sich jetzt ihre Nasen berühren. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Doch sie sprach weiter, bevor er Gestammel hervorbringen konnte.
    „Also, haben Sie eine Schreibblockade?“
    „Nicht unbedingt, aber ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Mir fehlt die… die Inspiration.“
    „Da habe ich einen Rat für Sie. Schauen Sie sich mal um.“
    „Das tue ich ja schon die ganze Zeit, aber tote Tiere auf der Fahrbahn sind nicht gerade das inspirierendste Thema.“
    „Warum nicht? Selbst diese fallen gelassene Kaugummipackung dort kann doch inspirierend sein. Ich glaube, das hängt von einem selber ab. Inspiration kommt von innen.“
    „Tut mir leid, aber das hört sich an, wie aus einem Motivationslehrbuch.“
    „Was aber nichts daran ändert, dass es wahr ist.“
    Nach einer kurzen Pause deutete sie nach draußen.
    „Schauen Sie sich doch noch mal den Regen an. Wir haben doch gerade erst darüber gesprochen. Regen ist…“

    Geändert von Serpico (24.08.2004 um 04:59 Uhr)

  14. #14
    Hallo

    Ich mach zuerst mal wieder die Kritik.

    Zitat Zitat
    Nach kurzem warten kam auch schon die Bedienung: Julia, wie immer. Sie war eine äußerst attraktive junge Frau. Eine von der Art, wie man sie eigentlich nicht an solchen Orten zu finden erwartet, was man aber irgendwie trotzdem immer wieder tut.
    Warten großgeschrieben, und der zweite Satz wirkt irgendwie unglücklich formuliert (vorallem das tut).

    Zitat Zitat
    Jemand wie sie hatte andere Dinge im Kopf, als den Namen irgendeines Halb-Arbeitslosen, der hier jeden Tag seinen Kaffee zu sich nimmt.
    [...]
    Gestern hatte er sich nach seinem kleinen Spaziergang aus der Affäre gezogen, indem er einfach nicht geschrieben hatte, was mit den dreien zwischen dem vierten und dem achten Tag seiner Erzählung passiert ist.
    [...]
    Denn egal wie hart der Aufprall sein mag, am Ende würde es nicht mehr einsam sein.
    Vor der Fensterwand, an der er saß, lief eine Familie entlang. Ein kleiner Junge mit seinen Eltern. Sie hatten keinen Regenschirm, sind vermutlich vom Regen überrascht worden.
    Schon wieder die Vergangenheits- mit der Gegenwartsform vermischt.
    Dreien und Dritten wird beide Male großgeschrieben (naja, unwichtig )

    Zitat Zitat
    Vielleicht eine Ratte, von denen gab?s hier ungewöhnlich viele, aber es war schon zu oft überfahren worden, um das genau sagen zu können.
    Bei Sonnenschein würden sich jetzt wohl eine Unzahl Fliegen über das tote Tier hermachen, aber jetzt spendete der Regen ihm wenigstens für einige Zeit Totenwache.
    [...]
    Auch diesmal hat er sie nicht kommen hören.
    Gab's wirkt deplaziert und das es bezieht sich nicht eindeutig auf Tier. 'Jetzt' ist eine auffällige Wortwiederholung.
    Danach wieder Zeitform...

    Sag mir bitte Bescheid, wenn das zu pingelig auseinandergenommen ist.

    Das Kapitel ist auch diesmal wieder sehr gut gelungen. Mir gefällt die Geschichte über den Autor in seinem Café, sie hat irgendwie etwas sehr natürliches und harmonisches. Auch die kleinen Details und Metaphern, die du einbringst, tragen sehr zum positiven Gesamteindruck und flüssigen Lesevergnügen bei.
    Schreibt weiter!

    Viele Grüße,
    Defeater

  15. #15
    schön, dass wenigstens einer mitliest...

    ...ein paar kleine dinge habe ich schon verbessert, aber bei den zeitformen würde ich dich wieder um andere varianten bitten, da ich mich damit immer etwas schwer tue...

    ..."gab's" werde ich so lassen, ich sehe da nichts schlimmes dran

    ...zu pingelig ist's auf keinen fall

    ...danke

  16. #16
    Owei, ich weiß garnicht wie Leute so gut kritisieren können! Wenn ich deine Geschichte lese, bin ich ganz gefesselt von deinem wirklich atemberaubenden Stil! Ich mag es, mich in diese Cafe-Szene hinein zu versetzen, und dem Regen aus den Augen deiner Figur zuzusehen!
    Unglaublich, wie lebendig die Umgebung wird, ohne im einzelnen genau beschrieben zu werden.
    Da hab ich gar keine Lust nach stilistischen Ungereimtheiten zu suchen, sorry!
    Ich kann dir leider nur sagen, das ich dich für sehr talentiert halte und die Geschichte mag, auch wenn ich nicht weiß was dich eigentlich zu diesen Parts mit dem Autor bewogen hat! Was es auch war, das macht deine Story... anders! Und das ist immer wichtig!
    Ich lese also auf jeden Fall auch weiterhin mit, und bin, wenn es so weitergeht, wunschlos zufrieden!

  17. #17
    Zu Kapitel 2:

    Erstmal fühlte ich mich als Leser und vor allem als Kritiker des ersten Kapitels ziemlich verarscht. Was man eben noch gelobt hat, wird hier zerrissen.
    Trotzdem mag ich das Kapitel sehr... (nicht nur wegen der Brücke ) Der Autor stellt sich sehr wichtige Fragen.

    Ich werde die Augen offen halten... Es wäre sehr enttäuschend, wenn du deine Antworten nicht in irgend einer Weise noch in die Geschichte einbringst.


    Zu Kapitel 4:

    Ich lass es mal sein hier einzelne Dinge herauszunehmen, da es sehr vielschichtig aber trotzdem zu einer Einheit vernetzt ist.
    Ich kann nur sagen, dass ich es sehr bewundere, wie dicht du in diesem Kapitel geschrieben hast. Und das obwohl ich viele Zusammenhänge nicht wirklich verstehe, sofern ich sie überhaupt sehe.

    Ausserdem finde ich die Parallelen zwischen unseren Protagonisten frappierend. Sie haben beide eine etwas vertrackte Beziehung zu einer bemerkenswerten Frau, die eigentlich nur durch Kaffeekonsum entstanden ist und dadurch aufrechterhalten wird.
    Hmm... mein Kioskverkäufer wird grad eifersüchtig auf deinen Autor... Aber Blonde mag er eigentlich sowieso nicht .


    Kapitelübergreifend finde ich die Geschichte absolut spannend. Kann die Fortsetzung kaum erwarten, ich hoffe du lieferst sie bald!


    @Lonegunman: Wäre nett, wenn du dich zu meinem Kapitel auch noch äussern könntest!

    Geändert von Pyrus (25.08.2004 um 06:15 Uhr)

  18. #18
    Also, dein Kapitel hat mir auch gefallen, und ich sehe dein Stil ist ganz anders als meiner (welche Überraschung! )!! Du beschreibst eher knapp, aber treffend! Ich neige dazu, etwas abzuschweifen!
    Aber genug von mir!
    Der Charakter des Kioskbesitzers ist interessant, könnte aber noch tiefgehender beschrieben sein! Vielleicht wäre es interessant gewesen, dem ein oder anderen schweifenden Gedanken zu folgen, der uns zu seinem Leben ausserhalb des Kioskes (schreibt man das so??) führt! Aber es kann ja auch sein, dass du zeigen willst, das der Kiosk zentraler Gegenstand seines Daseins ist! ODer du magst keine Story-unrelavanten Beschreibungen!
    In welcher BEziehung dieser Teil zu der eigentlichen Story steht, hab ich kaum begriffen, aber das macht ja nix!
    Die Frau kann man sich sehr gut vorstellen, aber was die Faszination ausmacht, die der arme Kioskmann verspürt, wird nicht so genau erklärt! Da muss doch mehr sein als die kaffeebraunen Augen und das Lächeln... vielleicht ist es ja die einzige (hübsche) Frau, die seinen Kiosk täglich besucht?
    Also, dein Schreibstil ist sehr gut und überaus solide, aber ich mag träumerische Schweifungen ganz gern, eben das, was ich in Javiers Kapitel eher zu finden glaube!
    Macht mal endlich weiter, vielleicht auch so, das man als (armer) Leser bald eine Ahnung davon bekommt, wie alles zusammenhängt!?

  19. #19
    Mag sein, dass man den Verkäufer besser kennengelernt hätte, wären seine Gedanken von der Situation abgeschweift. Doch der Verkäufer hatte in dem Kapitel ja nur die Rolle des Beobachters. Inwiefern die Ereignisse für die gesamte Geschichte relevant waren, wird sich bestimmt noch zeigen. Ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen auch noch eigene Ideen zu verwirklichen, wofür es allerdings nicht nötig war, den Verkäufer genauer zu beschreiben.

    Vielleicht wird deinem Wunsch nach abschweifenden Gedanken und Träumereien hier ein wenig mehr entsprochen (Schleichwerbung).

    Ansonsten danke für dein Lob!

    Für's Weitermachen ist Javier allein verantwortlich, ich bin nur ein Gastschreiber und habe erst dann wieder das Sagen, wenn Javier mich wieder einzusetzen gedenkt.

  20. #20
    Zitat Zitat
    Original geschrieben von Lonegunman81
    Macht mal endlich weiter, vielleicht auch so, das man als (armer) Leser bald eine Ahnung davon bekommt, wie alles zusammenhängt!?
    ...erstmal sorry, da ich erst jetzt wieder dazu komme weiterzuschreiben, aber bis donnerstag nacht hoffe ich, dass ich noch kapitel 5 & 6 posten kann

    ...zum zusammenhang: naja, da kann ich dich erstmal leider nur vorwarnen: im 5 kapitel geht's wieder recht geradlinig bei den dreien weiter, aber beim 6. wird schonwieder einiges umgehauen... danach bleibt's aber eine ganze weile linear

    Geändert von Serpico (25.08.2004 um 06:30 Uhr)

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