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Thema: Das Reißbrett (Off Topic!) #1 - Noch immer untertitellos.

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  1. #11
    Das mit den Kindergeschichten ist interessant.
    Zitat Zitat
    Naja, im Grunde ist der Unterschied schon groß. Bei Kindergeschichten kommt es mehr darauf an, dass die Handlung fantasievoll, aber nicht überfordernd ist und bestimmte Elemente eine Rolle spielen (Kinder, Tiere, mehr oder weniger Unerklärliches/Märchenhaftes). Allerdings warte ich immernoch auf das Kinderbuch mit entsprechend starken Charaktern, weil man traut Kindern eindeutig zu wenig zu, wenn man ihnen nur halbgare Irgendwers auftischt.

    Die eigentliche Problematik ist meiner Meinung nach wirklich die Fantasie und ein leichter Hang für's Absurde; -
    EP verallgemeinert mal wieder zu sehr.
    Ich habe als Kind auch Geschichten ganz ohne große Fantasie, und erst recht ohne groß Absurdes erzählt bekommen, und fand sie großartig. Reale Geschichten von realen Kindern, die reale Dinge tun. Denk nur mal drüber nach, wie viele Leute Heidi toll fanden, auch wenn ich da nicht dazugehöre.
    Die zweite Sache klingt mir eher nach einem Vorurteil. Nicht alle Kinder in Geschichten sind wie die Bälger bei Barney dem Dinosaurier, die nur danebenstehen und lachen, und die traurig sind, wenn Barney traurig ist. Ich meine, natürlich braucht kein Kind einen schwulen Ameisenbären mit Selbstzweifeln, gespaltener Persönlichkeit, Rebellionsdrang und psychoanalytischen Hinweisen auf Phallussymbole. Aber viele Geschichten haben bemerkenswerte versimplizierte Charaktere. Die meisten "Erwachsenengeschichten" gehen übrigens auch nicht darüber hinaus, eine Figur auf zwei oder drei Merkmalen aufzubauen, das hat die meiste Fiktion nunmal leider so an sich, ist also kein Merkmal der Kindergeschichte. Nimm nurmal Pippie Langstrumpf und einen x-beliebigen Charakter in einem Dan Brown Roman. Von der so vergötterten Literatur vor ~1900 will ich da gar nicht erst reden.
    In einer solchen Kindergeschichte fehlt nur oft der reale Aspekt, was aber selten eine Unzulässligkeit der Autoren ist, sondern gewollt. Wenn man Pippie die realen Konsequenzen ihrer Taten ausleben lassen würde, wäre das Buch wahrscheinlich eher uninteressant für Kinder. Natürlich gibt es auch völlig reale Kindergeschichten, aber die sind meistens für ältere Kinder. Heißt, da muss man differenzieren.
    Fakt ist, dass Kinder zwar nicht bescheuert sind, aber eine ganz andere Art der Aufmerksamkeit und Logik zeigen. Wenn man da bestimmte Sachen zu sehr detailliert oder differenziert, überfordert man die Kinder sehr wohl, was (positives) Schubladendenken angeht. Ein 4-jähriger braucht nunmal gut und böse (oder richtig und falsch), um bestimmte Angelegenheiten erklärt zu kriegen, einem Älteren kann man mit Sicherheit auch schon sagen, dass bestimmte Sachen nicht immer falsch oder richtig sein müssen.

    Ich denke, Kindergeschichten haben Vor- und Nachteile fürs Schreiben.
    Einmal sind sie einfacher, weil Realität, Story und teilweise (!) auch Vernunft/Realität im Hintergrund stehen können, und weil man stupiden Humor benutzen kann (nicht muss, vor allem nicht nur!), ohne die Zielgruppe zu verfehlen. Andernseits muss man konstant die Aufmerksamkeit fesseln, weil ein Kind mit der Rezeption aufhört, wenn es nichts tolles mehr erwartet, während ein Erwachsener da eine Toleranzschwelle hat und sogar ganze Bücher lesen kann, die er uninteressant findet.
    Stilmittel kann man schon ordentlich einbauen, man muss nur darauf achten, dass die Komplexeren nicht essentiell für das Verständnis sind. Ich denke, das Schwerste daran ist, die ganzen "Schreibkonventionen" abzulegen, die man als Erwachsener hat.

    Geändert von La Cipolla (04.11.2008 um 16:06 Uhr)

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