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Thema: Das Reißbrett (Off Topic!) #1 - Noch immer untertitellos.

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  1. #1
    Bei "antiklimatisch" denke ich immer an 'ne Klima-Katastrophe und ich glaube es in dem Zusammenhang auch schon gelesen zu haben. . Ich benutze ehrlich gesagt "antiklimaktisch", weil das Wort wirklich erst durch das englische "anticlimactic" in den Wortschatz gekommen ist.

    Aber mich wundert gerade, dass weder "klimaktisch" noch "antiklimaktisch" im Duden stehen. Immerhin stehen in dem Verzeichnis wesentlich sinnfreiere Sachen drin.

  2. #2
    Der Klima-Aspekt würde zumindest die Google-Hits erklären.

    Meine Theorie ist momentan, dass tatsächlich keines dieser Wörter im Deutschen existiert (offiziell) und sämtliche Varianten Neologismen sind.

  3. #3
    Da sagst du was. ^^
    Was ich gefunden habe, sieht auch nicht gut aus. Klimakterisch wird im medizinischen Kontext gebraucht, klimatisch im Zusammenhang mit dem Wetter. Bleibt wohl nur Neologismus wie klimaxartig übrig. Antiklimaxartig klingt aber richtig doof...

    Das Ende war antiklimatisch.
    Das Ende war eine Antiklimax.
    Das Ende war antiklimaxartig.
    Das Ende ist abgefallen.

    Antiklimatisch klingt so richtig. Am besten einfach weiterverwenden, bis der Duden aufmerksam wird. Oder gleich dort anfragen.

  4. #4
    Bei "antiklimatisch" handelt es sich um ein falsch hergeleitetes Flexionsparadigma, die Form ist aber schon in den Sprachgebrauch übergegangen. (Ich sage übrigens auch antiklimatisch, wenn ich es sagen müsste.) Der Fachwortschatz (ich kann das nicht belegen, ich habe es aber mindestens schon zweimal in verlegten Aufsätzen gelesen) kennt "antiklimaktisch". Alle Ableitungen von "klimakter" sind falsch, das ist ein anderes Wortfeld (Wechseljahre und Botanik und so).

    Würde ehrlich gesagt auch davon abraten, das Wort zu verwenden; mir fällt auf Anhieb kein Zusammenhang ein, wo man nicht mit Komposition oder einer Präpositionalkonstruktion den Herleitungsneologismus umschiffen kann. Außer natürlich in einer ironischen Sprechweise (z.B. "Ein antiklimaktisches Erlebnis haben." für "Das entwickelte sich enttäuschend.") ähnlich wie 'untergalaktisch'. Derartige Neologismen sind nämlich immer ein bisschen superkalifragilistisch; unnötig verkomplizierend und meist nur für Selbstironie zu gebrauchen.

    (Das Theaterstück heute Abend war untergalaktisch antiklimaktisch und expiallegetisch versnobt!)

    Geändert von Mordechaj (17.02.2013 um 11:11 Uhr)

  5. #5
    Hey, ich bin zwar kein Linguist, aber mein Sprachgefühl sagt mir, dass das adjektiv von Klimax klimaktisch sein müsste (wie Syntax und syntaktisch und nicht syntatisch...)
    Und ich verwende es, es hat eine Bedeutung, die man im deutschen nur mit einer anderen Satzkonstruktion vermitteln kann und oftmals möchte ich vielleicht etwas in einem einzelnen Adjektiv beschreiben. Alleine das rechtfertigt mMn den Neologismus.

  6. #6
    Hm, also zur Benutzung muss ich sagen, dass es im Kontext von Medien schon eine ziemlich spezifische Bedeutung hat (Spannungskurve eben). Man kann natürlich direkt von Spannungskurven und sowas reden, aber das Wort macht es schon einfacher.

  7. #7
    Dass die Wortform kontextuell schon seine Verwendung finden kann und da ganz ökonomisch reinpasst, möchte ich gar nicht bestreiten. Man muss nur immer mit eher ungebräuchlichen Herleitungsneologismen sehr vorsichtig sein. Ähnliches gilt beispielsweise für Derivationen von Lehnwörter, deren deutschspezifisches Flexionsparadigma sich noch nicht durchgesetzt hat oder nur teilweise anwendbar ist (Campus und entlehnte Formen von 'fake' gehören da beispielsweise dazu). Klimax ist schon vollständig entlehnt, bildet beispielsweise den Plural mit -e. Da sind Herleitungen aufgrund der quellsprachlichen Stammform (in diesem Fall {klimak-} ) schon sehr problematisch, weil die Rückführbarkeit schon knifflig ist -- was wohl auch zu Cipos Problem führt, Google findet da noch andere, die Probleme damit haben. Diese schwere Rückführbarkeit beweist sich beispielsweise auch in der ungrammatischen Adjektivbildung 'klimatisch'. Hinzu kommt, dass das Wort vermutlich, wie Wanda ja auch anmerkt, vom englischen anticlimactic ins Deutsche "herübergeschwappt" und wohl auch eher mit der im angelsächsischen Sprachraum verengten Bedeutung belegt ist. Ein wissenschaftlicher Aufsatz beispielsweise müsste so einen Begriff definitiv thematisieren und einführen, bevor er zielführend verwendet werden kann; und die Rezension kennt genug andere farbige Wörter, die dem Publikum auch affektiv näher liegen ("abflauen", "enttäuschend", "vorhersehbar" oder so ein Spaß), als verfloskelte Spannungsanalyse. Das sind dann natürlich wiederum zwei ziemlich spezielle Textsorten, könnte erahnen, dass du das Wort in ganz anderen Kontexten verwendest.

    Und man muss ja nicht unbedingt von Spannungskurven reden, man kann das wie gesagt in bestimmten Kontexten relativ gut umgehen. ("XY verwirklicht sich in einer Antiklimax" substituiert "XY verwirklicht sich antiklimatisch"; "die Aufzählung von X, Y, Z ist eine Antiklimax" substituiert "X, Y, Z ist antiklimaktisch aufgezählt" -- die Beispiele sind freilich völlig kontextentbunden) Im Kontext der angelsächsischen Verwendung wird das zugegebenermaßen schwieriger.

    Das will den Begriff natürlich nicht verbieten, das kann ich ja auch gar nicht, er ist aber eben mit Vorsicht zu genießen. Er hat einen Touch von Sophistiziertheit ("Sophistiziertheit" hat diesen Touch auch) und ist schwierig rückführbar. Die Bedeutungsverengung in der englischsprachigen Belegung ist ebenfalls nicht ohne Weiteres erschließbar. Ein ähnliches Problem ergäbe sich beispielsweise mit dem Wort "Didaxe" -- gegenüber "Didaktik" und "didaktisch" --, das allerdings mittlerweile in den üblichen Gebrauchskontexten ausreichend kanonisiert ist.

    Geändert von Mordechaj (18.02.2013 um 01:01 Uhr)

  8. #8
    Hm, kann man eine Figur machen, die a) auf der "Coolness" von Trickster-/Troll-Charakteren aufbaut, und b) trotzdem ein ernst zu nehmender Mensch ist? Ich habe ernsthafte Probleme, das zweite einzubauen, und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr überlege ich auch, ob sich die Konzepte nicht irgendwo widersprechen. Die meisten Trickster haben ja sowas Un- oder Übermenschliches.

  9. #9
    Hm, ich weiß nicht wie restriktiv die Trickster-Figur ist, aber mir schwebt dabei immer El-ahrairah aus Unten am Fluss vor. Wenn ich mir vorstelle der Hase zu sein, dem jede Legende gewidmet ist - das muss eine ganz schöne Bürde sein. Als Mischung aus Trickster und Messias zeigt er auf, wie es gehen kann: Einige echte Taten definieren ihn als Trickster und durch die Verehrung seiner Artgenossen sieht er sich gezwungen, Imagepflege zu betreiben. Vielleicht ist El-ahrairah aber auch kein gutes Beispiel, da die Hasen im Trickster die vollkommene Lebensart sehen.
    Ein Trickster könnte an seiner Art zerbrechen, manisch sein und nur in Hochphasen sein Potenzial ausschöpfen. Viele Trickster scheinen sehr manisch bzw. sehr kindlich zu sein.
    Weiter kann ich meine Gedanken gerade nicht ordnen. Ich muss auf die Straße und die Menschen zum Singen animieren.~

  10. #10
    Das Manische is ein guter Punkt. (Unten am Fluss war leider nicht Teil meiner Kindheit. ^^)
    Ich denke schon, dass das Motiv einen Großteil seiner Faszination aus dem a) Fremdartigen und b) Unabhängigen, Peripheren zieht, das nur schwierig mit nahestehenden, nachvollziehbaren (menschlichen) Charakteren zu verbinden ist. Musste da auch an gewisse Trickster denken, die weniger cool waren, nachdem man ihre Beweggründe erfahren hat. Das Manische könnte das ebenso sehr entschärfen.

    Ich kopiere mal meine Charakternotizen nach etwas eigenem Brainstorming. ACHTUNG! Dicker Spoiler für alle, die "Wir sind das Licht" mitlesen!


  11. #11
    Ist das Motiv eines Tricksters (wenn ich die Definition jetzt richtig verstanden habe) eigentlich nicht, die Dominosteine fein säuberlich aufzustellen und dann zuzusehen wie sie alle der Reihe nach umfallen? Zumindest Trickster in der negativen Definition habe ich mir immer eher als Leute vorgestellt, die ihre x-tausend Kontakte ausnutzen, um gewisse Leute in die Irre zu führen. Und dann haben sie einen Logenplatz zu dem, was aus den Charakteren wird, sei es nun positiv oder negativ. Z.B. der wahre Kaiser Soze am Ende von "Die üblichen Verdächtigen".

    Ich für meinen Teil habe wieder ein ziemlich sehr cooles Konzept entwickelt nach dem Genuss einiger Hardboiled-Detektiv-Stories und viel zu vieler sleaziger 80er-Thriller á la "Die Warriors", "Vice Squad" und "Die Klasse von '84". Jetzt muss ich nur noch versuchen, eine Beziehung mit homosexuellen Subtext darzustellen ohne wie ein Trottel auszusehen.

  12. #12
    Zitat Zitat
    Ist das Motiv eines Tricksters (wenn ich die Definition jetzt richtig verstanden habe) eigentlich nicht, die Dominosteine fein säuberlich aufzustellen und dann zuzusehen wie sie alle der Reihe nach umfallen? Zumindest Trickster in der negativen Definition habe ich mir immer eher als Leute vorgestellt, die ihre x-tausend Kontakte ausnutzen, um gewisse Leute in die Irre zu führen. Und dann haben sie einen Logenplatz zu dem, was aus den Charakteren wird, sei es nun positiv oder negativ. Z.B. der wahre Kaiser Soze am Ende von "Die üblichen Verdächtigen".
    Erstmal JA, verdammt gutes Beispiel. Er is SO ein Troll.
    Trickster können generell in verschiedene Richtungen gehen. Du hast halt einmal die "böse" Variante, die anderen ernsthaft schadet und sich darüber amüsiert, du hast aber auch solche Figuren, die einfach nur herumalbern, und dann gibt es auch noch die, die letztendlich von gutem Willen und hilfreich sind (meistens gegen den Willen der anderen), obwohl es nicht immer danach aussieht oder nachvollziehbar ist. Ich habe auf die erste Facette verzichtet, weil meine Figur kein Antagonist ist, sondern eher so ein vager Punkt, den man als Leser sympathisch findet (mit einer leichten Portion Misstrauen) oder nicht so wirklich greifen kann. Zumindest, wenn alles gut läuft.
    Außerdem habe ich schon eine "böse" Trickster-Figur.

  13. #13
    Hm, unter einem Trickster stelle ich mir jemanden vor, der für JEDE Situation einen Plan hat, egal wie unvorhersehbar sie eigentlich war, was ich wiederum als Un- bzw. Übermenschlich betrachten würde. Wenn die Pläne öfters (oder meinetwegen auch nur von Zeit zu Zeit) schiefgehen, würde ich so einen Charakter zwar noch als Ränkeschmieder, aber nicht mehr als "Trickster" betrachten (vielleicht hast du aber auch eine andere Defintion des Begriffs).

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