Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
Nein. Picasso strebte das genaue Gegenteil davon an - er wollte nach Aussage einiger Theoretiker näher an die "naive" Sichtweise mit zwei Augen herankommen. Die gängige Perspektivenkonstruktion gibt ja nur die Sicht eines Einäugigen wider. Würde ich einen Picasso anstreben, wäre ich versucht, alles atavistisch und aus mehreren Perspektiven in einem Bild darzustellen.
Also würde mir Picasso theoretisch eine Sicht eröffnen, die ich nie zuvor hatte.
Vielleicht sind gerade deshalb Zeichenkurse eher nutzlos für mich. Ich habe genau die Sichtweise, die für eine solche perspektivische Konstruktion von Nöten sind und habe nie etwas anderes gekannt. Weshalb mir diese Bücher auch nur Dinge erzählen, die ich für logisch und natürlich halte.
Ich weiß zwar nicht, ob ich das jetzt gut oder schlecht halten soll, aber das gibt mir eine völlig neue Betrachtung der Dinge. Vor allem von Picassos Werken. Eigentlich hab ich die nie für interessant gehalten.

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Ganz konkret fiel mir auf, dass ich besoffen sehr gut einen Fluchtpunkt im realen Raum halten und dann aufs Papier bannen konnte. Wenn ich dann Sachen mit dem Tunnelblick ansah, klappte das auch ohne Alkohol. Liegt IMO daran, dass man einen steifen Blick bekommt und mit dem Auge nicht ständig den Objekten entlang in die Tiefe rutscht.
Den Tunnelblick hab ich während meiner gesamten Schulzeit ausgiebig geübt. :P
Ich hab mich nie getraut mir meine Umgebung genauer anzusehen, sondern immer nur einen Punkt irgendwo fixiert und mich darauf versteift.
Leider fehlt dadurch die Aufmerksamkeit um Details zu sehen oder interessante Motive zu finden.

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Bei Photos - meinem ausschließlichen Zeichenmaterial ATM - allerdings gilt meiner Erfahrung nach genau das Gegenteil. Wenn ich sie als pure Flächen betrachte und nur die Distanzen zwischen den Punkten von einer Fläche auf die andere zu übertragen versuche, sieht es beschissen aus. Habe ich aber das abggebildete Objekt präsent und mit Volumen als Objekt im Kopf, ist das abzeichnen reine Formsache. Dann entsteht auch plötzlich einen Freiraum, in dem meine eigene Vorstellung einfließt und das Bild in meinem Sinne verändert. Ich finde das...interessant, wenn auch ein wenig beunruhigend.
Teilweise wird es ja auch in Zeichenkursen als Hilfestellung gegeben, sich ein Raster vorzustelle, in das man das Motiv überträgt um es abzuzeichnen.
In Zeitschriften für Kinder findet man das teilweise noch.
Aber ich finde das auch nur bedingt hilfreich.
Eigentlich stellt man sich ein Bild ja auch so als Objekt vor, wenn man sich jetzt so ein Raster zur Hilfe nimmt, ist das ein Umweg den man sich auch sparen kann. Das ist dann mMn zu weit gedacht.
Wenn ich z.B. meinen Avatar ansehe, seh ich ja auch nicht nur ein paar Kurven, sondern das Kinn einer Frau und stelle mir vor, wie das Gesicht dazu aussehen könnte, wie Licht und Schatten wirken, wie sie gucken würde oder den Fotografen ärgert.