Nicht ganz. Das Ziel der Malerei war so gut wie immer, etwas reales oder als real betrachtetes darzustellen, ihr Problem aber das dies überhaupt nicht einfach ist. Man kann natürlich zu Illusionsmalerei greifen und die Dinge mithilfe von Perspektive und Farbgebung ihren Vorlagen so ähnlich wie möglich machen, aber das klappt nur bei Stilleben und Portraits halbweg. Wenn man allerdings etwas so komplexes wie einen Krieg darstellen möchte und (wie der Maler) auch noch eine Meinung dazu hat, ergeben sich Probleme. Wie bringt man die Betrachter des Bildes dazu, die dargestellte Sache so zu sehen, wie der Maler sie sah? Oder wenn das nicht klappt, wie bringt man sie zumindest dazu, zu verstehen, was der Maler durch das Bild ausdrücken wollte?
Es geht weniger um einen Konflikt zwischen Fiktion und Realität, als um den alten Widerstreit von Sichtbarem und Darstellbarem. Man kann nicht alles darstellen, was man sieht weil die eigene Wahrnehmung etwas anderes ist, als die Wahrnehmung von Farbe auf einem Stück Leinwand. Weiter wird nur das wenigste als Darstellenswert angesehen. Ist es diebezüglich nicht interessant zu bemerken, dass man Bilder aus Vonneguts Dresden erst kürzlich veröffentlicht hat? Grund dafür war, dass die Bilder mit "dem Bild" des Krieges in Deutschland kollidieren und deswegen nicht sehenswert sind. Ähnliche galt für alle bewaffneten Konflikte unserer Geschichte.
Wenn wir beim alten Krieg bleiben, so sind uns mehr Bilder erhalten geblieben, welche Feldherrenportraits oder Idealbildnisse der Kriegsführung der Zeit darstellen sollen als Schlachtendarstellungen.
Bei Schlachtendarstellungen dann gab es wiederum das Problem, dass es zwei Typen gab: Die topographische Schlachtendarstellung vom Feldherrenhügel aus, bei der man nur die Gevierte erkennt oder die Schlachtendarstellung in der "Halbtotalen", in der ein einzelner Moment, ein einzelnes Zusamentreffen von zwei Gruppen dargestellt wird. In beiden Fällen bleiben die Zusammenhänge unklar, denn in der Strategischen Perspektive sind es Dinge, wie der Stand der Sonne, Furcht vor dem Ruf des Gegners, die vollen oder leeren Mägen der Soldaten oder die Beschaffenheit des Bodens an der Flanke, welche dafür gesorgt hat, dass man nicht eingekreist werden konnte welche den Krieg entscheiden.
Was der Maler daraus darstellt, ist der kleinste Teil und der ist nur noch unter Vorbehalt "Wahr" zu nennen, da er sich vernünftigerweise auf Kosten der Darstellbarkeit und Verständlichkeit von einer umfassend korrekten Widergabe des Konfliktes distanzieren wird.
Der Konflikt wird auch in der Liebesgeschichte plattgetreten werden, da man vernünftigerweise nur von dem Teil des Krieges erzählt, für das man auch Worte findet. Natürlich ist dies wieder blos der kleinste Teil und dann ohne deswegen erlogen zu sein nicht einmal richtig Wahr.
Aber im Moment beschäftige ich mich mit vergleichsweise trivialen Problemen des Designs.