Dass die Wortform kontextuell schon seine Verwendung finden kann und da ganz ökonomisch reinpasst, möchte ich gar nicht bestreiten. Man muss nur immer mit eher ungebräuchlichen Herleitungsneologismen sehr vorsichtig sein. Ähnliches gilt beispielsweise für Derivationen von Lehnwörter, deren deutschspezifisches Flexionsparadigma sich noch nicht durchgesetzt hat oder nur teilweise anwendbar ist (Campus und entlehnte Formen von 'fake' gehören da beispielsweise dazu). Klimax ist schon vollständig entlehnt, bildet beispielsweise den Plural mit -e. Da sind Herleitungen aufgrund der quellsprachlichen Stammform (in diesem Fall {klimak-} ) schon sehr problematisch, weil die Rückführbarkeit schon knifflig ist -- was wohl auch zu Cipos Problem führt, Google findet da noch andere, die Probleme damit haben. Diese schwere Rückführbarkeit beweist sich beispielsweise auch in der ungrammatischen Adjektivbildung 'klimatisch'. Hinzu kommt, dass das Wort vermutlich, wie Wanda ja auch anmerkt, vom englischen anticlimactic ins Deutsche "herübergeschwappt" und wohl auch eher mit der im angelsächsischen Sprachraum verengten Bedeutung belegt ist. Ein wissenschaftlicher Aufsatz beispielsweise müsste so einen Begriff definitiv thematisieren und einführen, bevor er zielführend verwendet werden kann; und die Rezension kennt genug andere farbige Wörter, die dem Publikum auch affektiv näher liegen ("abflauen", "enttäuschend", "vorhersehbar" oder so ein Spaß), als verfloskelte Spannungsanalyse. Das sind dann natürlich wiederum zwei ziemlich spezielle Textsorten, könnte erahnen, dass du das Wort in ganz anderen Kontexten verwendest.
Und man muss ja nicht unbedingt von Spannungskurven reden, man kann das wie gesagt in bestimmten Kontexten relativ gut umgehen. ("XY verwirklicht sich in einer Antiklimax" substituiert "XY verwirklicht sich antiklimatisch"; "die Aufzählung von X, Y, Z ist eine Antiklimax" substituiert "X, Y, Z ist antiklimaktisch aufgezählt" -- die Beispiele sind freilich völlig kontextentbunden) Im Kontext der angelsächsischen Verwendung wird das zugegebenermaßen schwieriger.
Das will den Begriff natürlich nicht verbieten, das kann ich ja auch gar nicht, er ist aber eben mit Vorsicht zu genießen. Er hat einen Touch von Sophistiziertheit ("Sophistiziertheit" hat diesen Touch auch) und ist schwierig rückführbar. Die Bedeutungsverengung in der englischsprachigen Belegung ist ebenfalls nicht ohne Weiteres erschließbar. Ein ähnliches Problem ergäbe sich beispielsweise mit dem Wort "Didaxe" -- gegenüber "Didaktik" und "didaktisch" --, das allerdings mittlerweile in den üblichen Gebrauchskontexten ausreichend kanonisiert ist.