Natürlich neue RS. Die alte Rechtschreibung war IMHO viel zu stur und einseitig, die neue stützt sich mehr auf logischere Prinzipien: Dass man "aufwändig"/"aufwendig" sowohl von "aufwenden" als auch von "Aufwand" ableiten kann, ist nun mal so, weshalb konsequenterweise auch beide Varianten richtig sind. Viele wissen so etwas meist aber nicht und regen sich auf, dass ihre "alte" Schreibweise jetzt angeblich falsch wäre. Ebenso war es immer völlig unsinnig, "Stängel" mit "e" zu schreiben, da es mit "Stange" wortverwandt ist; die Dreifach-Konsonanten finde ich ebenso einleuchtend, weil die alte Vorschrift keine wirkliche Begründung hatte, sondern nur auf Ästhetikgründen basierte.

Vor allem die Groß- und Kleinschreibungsregeln sind IMHO zwar manchmal nicht ganz logisch ("seit kurzem" klein, nur weil der Artikel fehlt, "das meiste" AFAIK ohne besondere Begründung), aber insgesamt gibt es solche Fälle viel seltener als bei der alten RS, wodurch man sich in der Tat die theoretische Regel merken kann, und nicht die praktischen Beispiele auswendig lernen muss, weil es so viele Ausnahmen gibt.

Die allgemeine Existenz von Haupt- und Nebenvarianten und auch sonst mehreren Schreibmöglichkeiten sehe ich aber als eine Art Übergangsform an, denn dass die deutsche Sprache sich wie jede andere Sprache auch entwickeln und über die Jahre stark verändern wird (und das bisher getan hat), ist sowieso klar. Würde man wieder auf die alten Regeln "zurückfallen", würde das die natürliche Entwicklung hindern. Einige der Fälle, die vom Spiegel und anderen angesprochen wurden (auch in dieser recht polemischen Zwiebelfisch-Kolumne), sind z.B. solche Haupt- und Nebenvarianten-Fälle, wie "Delphin" oder "Biographie", die beide jeweils Nebenvarianten sind, mir persönlich aber besser gefallen als die Pendants mit "f". Und eben für diese persönlichen Entscheidungen gibt es ja die Auswahlmöglichkeit. Wieder zur alten Regelung zurückzukehren, hieße hingegen, z.B. "im allgemeinen" oder "das beste" zu schreiben. Das sind eindeutig Substantivierungen, und diese kleinzuschreiben, wäre doch pure Unlogik - viele der älteren Generation, oder auch schon die, die mit der neuen RS vielleicht noch nichts in der Schule bzw. direkt danach zu tun hatten, sind wohl einfach zu faul, diese über die Jahre gelernten Regeln aus ihrem Gedächtnis zu streichen (was ja durchaus verständlich ist).

Na ja, whatever. Dass jetzt einige Verlage wieder die alten Regeln verwenden, wird nur für noch mehr Verwirrung sorgen und ist meiner Meinung nach lediglich ein erbärmlicher Versuch, ein wenig auf sich aufmerksam zu machen und die "Rechtschreib-Stimmung" anzuheizen. Gerade die Spiegel-Redakteure haben ohnehin kaum Ahnung davon und werden nach alter wie nach neuer RS Fehler machen, von daher ist mir deren Aktion eigentlich ziemlich egal.