Mein Name ist James B. Shire, aber alle nennen mich Jim. Eigentlich mag ich diesen Spitznamen nicht. Er hört sich dumm an. Ich will nicht, dass mein Name sich dumm anhört. Aber alle rufen mich so und es scheint ihnen nicht dumm vorzukommen. Darum lasse ich es.
Ich sitze zur Zeit nur noch auf dem Trockenen... keinen Job mehr. Früher bin ich Zeitungsbote gewesen... macht auch nicht gerade reich, aber man lebt davon. Aber dann hat man mich gefeuert. Ich bin zur spät zur Arbeit gekommen, war pausenlos müde. Ich wusste nicht, wieso. Der Arzt meinte, Schlafstörungen. Irgendwas von wegen Tiefschlafphasen, die ich nicht erreiche. Mein Unterbewusstsein kann sich so nicht entspannen. Aber in meinem Unterbewusstsein gehen Dinge vor... mehr Dinge, als sogar der Arzt weiß. Nicht einmal der kann sich vorstellen, wie schwer es für mich und für mein Unterbewusstsein ist, sich zu entspannen.
Ich kann es nicht erklären. Ich lebe in einem kleinen, verträumten Dorf namens Castletown. Das ist natürlich Unsinn, denn Town ist eine Stadt und kein Dorf. Aber der Name kommt von damals, als hier noch ein Schloss stand und Fürsten in diesem Ort wohnten. Aber jetzt wohnen hier nur noch wenige Leute, und erst recht keine Fürsten. Die wohnen auch in ganz normalen, kleinen Häusern, nicht in Schlössern.
Aber die Burg steht noch immer am Berg... ein bisschen zumindest. Ich habe die Burg gerne. Ich war oft dort, früher, wenn es meine Arbeit zuließ. Aber als Zeitungsbote hat man abends viel Zeit, wenn nicht ein Extrablatt verteilt wird. Und in einem Dorf, auch wenn es Town heißt, gibt's ja nicht oft Extranachrichten.
Meine Mum hat immer gesagt, in der Burg gäb's Wölfe. Man hört sie auch oft, nachts. Aber gesehen habe ich noch keinen, nicht einmal, wenn ich selbst oben war. Ich glaube, die fürchten sich doch mehr vor Menschen als man glaubt. Ist ja klar. Sind ja auch nur Wölfe, die verstehen ja nicht, dass wir ohne Revolver und so eigentlich nicht sehr gefährlich sind. Haben ja keine Krallen, was? Und mit unseren Zähnen kann man oft nicht mal ein Butterbrot beißen - mit meinen zumindest. Früher. Ich bin nicht zum Zahnarzt gegangen, obwohl ich manchmal große Zahnschmerzen hatte. Da hätte ich ja gleich Goldbarren kaufen können, so viel Geld hätte das gekostet. In unserem Dorf gibt es nur einen Zahnarzt. Den kennt zwar jeder und man hat ihn gern, aber dafür kostet er noch viel mehr als in der Stadt. Aber ich muss eh nicht zum Zahnarzt. Seit einiger Zeit geht es viel besser mit den Zähnen. Schmerzen habe ich auch keine mehr, nur manchmal Zahnfleischbluten. Ich hasse das. Man wacht morgens auf und man schmeckt nur Blut im Mund. Ist irgendwie eklig.
Ich gehöre nicht zu den Leuten, die sich vor Blut ekeln. Im Gegenteil, früher wollte ich Arzt werden. Aber wie soll man sich da so eine Arztlehre finanzieren, als Zeitungsbote und dann, wie jetzt, ganz ohne Geld und Arbeit?
Manche glauben, man war in seinem früheren Leben ein Tier. Ich glaube, ich war eine Eule. Eulen sind nachtaktiv - das heißt, sie schlafen am Tag und fliegen in der Nacht. So wie ich.
Ich fliege natürlich nicht. Hab' ja auch nur zwei Füße. Aber ich bin lieber abends unterwegs, wenn die anderen schon schlafen. Dafür kann ich morgens ganz schlecht aufstehen. Darum habe ich ja jetzt keinen Job mehr.
Ich wandere heute noch gerne zur Burg. Vielleicht ist es ein bisschen gefährlich, nachts und wegen den Wölfen und so. Aber es ist ja bisher nichts passiert, dabei war es schon viel gefährlicher. Einmal hätte ich nämlich fast in der Burg übernachtet, ich bin aber rechtzeitig aufgewacht. Ich glaube, ich bin gestolpert und dann irgendwie voll weg gewesen. Als ich wieder aufwachte, hatte ich verdammt Kopfweh. Ich meine, ich hatte schon davor mal Kopfweh, ich weiß, wie das ist. Aber so schlimm wie in der Burg war es nie; mir war voll schwindelig, auch. Und am morgen konnte ich mich gar nicht aus dem Bett quälen. Furchtbar. Ich war so müde, das ist unbeschreiblich. Aber wieder einschlafen konnte ich nicht. Das Dumme war, mich hatte ein Insekt gebissen oder so. Mein Arm war blutig und geschwollen. Zuerst dachte ich, es wäre eine Blutvergiftung. Das kenne ich aus einem Kinofilm, in der Stadt. Zuerst wird man blau und geschwollen, dann eitrig und dann stirbt man. Weil das Herz auch vergiftet wird. Und ohne das Herz geht ja gar nichts.
Castletown ist ein nettes Dorf, vor allem im Herbst. Die meisten mögen den Herbst nicht, weil sie meinen, dadurch wirkt alles grau. Aber abends riecht alles sehr gut und der Nebel glitzert über den Wiesen. Ich finde das schön.
Aber bei so einer Stadt ist das Problem, dass manchmal irgendwelche Mörder, die aus der Stadt auf der Flucht sind, über die Landstraße reinkommen. Und manchmal schlachten die einfach eine ganze Ortschaft so ab. Ich glaube, das ist bei uns auch so. Ich glaube, Castletown hat auch einen Mörder, der über die Landstraße gekommen ist. Der zerstückelt und verstümmelt die Mädchen, die in der Nacht noch unterwegs sind oder in den Stall laufen um nach einem Fohlen zu schaun. Das ist ein junges Babypferd, ein Fohlen. Mit ganz langen Beinen. Das sieht immer lustig aus.
Ich bin gerne nachts unterwegs, darum habe ich oft versucht, den Mörder zu erwischen. Ich lege mich einfach immer im Gebüsch auf die Lauer und warte, ob ich ihn sehe. Aber ich schlafe leider immer ein, und dann bin ich zu spät dran, wenn ich aufwache. Da erfahre ich dann gleich, dass der Kerl wieder zugeschlagen hat. Sogar direkt unter meiner Nase: ich hab' mich neben dem Haus der kleinen Alica Flince auf die Lauer gelegt, aber ich bin eingeschlafen. Der Mörder hat sie noch in der Nacht umgebracht, die kleine Alica. Sie war ein sehr liebes Mädchen. Klein und unschuldig, mit langem, braunen Haar. Vielleicht weiß der Mörder ja, dass ich warte. Darum beobachtet er mich und schlägt erst zu, wenn ich eingeschlafen bin.
Aber heute nacht bin ich vorsichtiger. Ich warte jetzt hier, neben dem Stall. Es ist schon dunkel, man hört nur noch eine Kuhglocke aus dem Holzverschlag. Da ist ja auch schon die liebe Ami. Sie soll eigentlich abends nicht heimlich mit den Schafen spielen, weiß ich von ihrer Mutter. Ich könnte zu Ami gehen und sie schimpfen, aber dann bemerkt mich der Mörder. Das will ich nicht. Diesmal nicht.
Ich bin müde, aber ich darf nicht schlafen. Ich muss Ami beschützen. Ich sehe ihr zu, wie sie mit dem kleinen Schaf durch das Gras springt. Barfuß, nur im weißen Nachthemd. Sie wird sich erkälten, das Gras ist nass. Ich bin ganz schön hungrig. Aber das macht nichts. Ich muss warten. Ich kann später was essen, der Hunger kann warten. Der Mörder nicht. Außerdem vergeht mein Hunger meist, bis ich wieder aufwache. Dann muss ich auch fast nichts mehr essen.
Die kleine Ami hüpft herum, fast wäre sie hingefallen. Es juckt hinter meinem Ohr. Ich fahre mit der Hand dahinter, beginne die Flöhe aus dem filzigen Haar zu kratzen. Flöhe sind ganz klein, aber es geht trotzdem gut. Ich habe mir die Nägel lange nicht geschnitten, sie sind spitz und hässlich und fast ganz schwarz. Aber nützlich, wenn man Flöhe aus dem Haar haben will. Ich spitze die Ohren, drehe sie herum. Ich kann gut hören. Aber den Mörder höre ich nicht. Ich bin müde, hoffentlich kommt er bald. Dann schnappe ich ihn. Und Hunger habe ich auch, aber die kleine Ami braucht mich. Ich hoffe, ich schlafe nicht wieder ein.

Wäre das nicht eine nette Vorgeschichte für deine Spielreihe, Castletown? Das mit den Zombies habe ich rausgelassen, aber das kannst du ja noch einbauen. Aber so ein bisschen Spooky-Roald Dahl-mäßig würde sich, denke ich, nicht schlecht machen als Einstiegsgeschichte. Fragt sich bloß, ob sich das am Maker so gut machen lässt wie in geschriebener Form.
Wie auch immer... ich finde die Idee nicht schlecht, nur die Präsentation muss überzeugend sein. Wie du siehst, können Wortwahl und Rechtschreibung einen gewissen Unterschied ausmachen... ich hoffe, du bringst deine Geschichte(n) dann gut in dieser Serie rüber. Denn das einzige, was schlechter als ein Adventure mit mieser Story ist, ist ein langweiliges Horrorgame.