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Engel
Auch wenn es kein literarisches Meisterwerk ist, hat mein Geschreibsel es trotzdem nicht verdient, dem Server-Debakel zum Opfer zu fallen. Kapitel 1 is back! (Obwohl das wahrscheinlich eh kaum jemanden interessiert.)
Kapitel 1:
„Ich hätte nicht herkommen sollen!“ Er sagte es zu niemand bestimmten, und bei dem herrschenden Lärm hätte es sowieso keiner verstanden. Wie hatte er nur so blöd sein können, sich dazu breitschlagen zu lassen. Wenn Stefan ihn das nächste mal um einen Gefallen bitten würde, würde er ihm ein Tritt in den Hintern verpassen, dass er eine Woche nicht sitzen konnte! Anfangs hatte alles nett geklungen: „He Mike, hast du heute Abend schon was vor? Ich kenn da ´nen tollen Schuppen. Gute Musik (Er hatte den Verdacht, dass seit seinem eintreten immer wieder die selben drei Töne in infernalischer Lautstärke gespielt wurden), hübsche Mädels (Er konnte genau zwei Arten von „Mädels“ ausmachen: Die erste Art war komplett in Schwarz gekleidet, und hatte genug Nadeln im Körper, um für eine Akupunktur-Behandlung Werbung zu machen, die zweite sah aus, als ob eine Gruppe minderjähriger, die versuchten, erwachsen auszusehen, sich Bekleidungstipps im örtlichen Bordell eingeholt hätte), und da du ja sowieso keinen Alkohol trinkst (genau genommen trank er sehr wohl Alkohol, in Gegensatz zu seinen Kumpels arbeitete er bloß nicht auf einen frühen Tod durch Leberversagen hin) kannst du uns ja nachher heimfahren (wobei „nachher irgendwo in der Gegend von „morgen früh“ zu liegen schien).“ Fast wunderte er sich, dass Stefan nicht noch die wunderbare Beleuchtung erwähnt hatte, die dafür sorgte, dass man nichts, was weiter als zwei Meter entfernt war, deutlich erkennen konnte. Kein Zweifel, er hasste diese Disco. Dabei war es nicht so, dass er nichts besseres zu tun gehabt hätte. Z.B. hätte er versuchen können, aus den „katastrophal“ in seinem Zeugnis ein „annehmbar“ zu machen, indem er für die Arbeit morgen wenigstens etwas büffelte. Hauptsächlich verdankte er seine Anwesenheit an diesem wundervollen Ort seiner strikten Ablehnung des Lernens für die Schule. In seiner Überzeugung, dass das Leben, und insbesondere sein eigenes , von einem Tiefpunkt zum nächsten raste, bestärkt, nippte er wieder an seiner Cola, und hoffte, dass Stefan und David bald ohnmächtig werden würden, damit er sie ins Auto verfrachten und heimfahren konnte. Zu allem Überfluss bekam er von der stickigen Luft langsam auch noch Kopfschmerzen.
Allmählich machte sich seine Blase bemerkbar. Also stand er auf, marschierte an David, dessen Hand sich unter dem Top eines Mädchens, das mit rund einer Tonne Schminke im Gesicht verzweifelt älter als 15 auszusehen versuchte, hin- und herbewegte, und Stefan, der sich angeregt mit einem Mike unbekannten Kerl über den Sinn des Lebens, oder das wunderbare Gefühl, morgens in seiner eigenen Kotze aufzuwachen unterhielt (im Grunde spielte es keine Rolle, da die beiden wahrscheinlich eh nicht mehr richtig mitbekamen, was sie von sich gaben), vorbei, und in die Richtung, in der er dir Toilette vermutete, davon.
Nachdem er zum wiederholten Male angerempelt worden war, kam er zu dem Schluss, dass der direkte Weg wohl doch nicht immer der kürzeste war, und er um die Tanzfläche (als ob man das Halb-in-Trance-durch-die-Gegend-torkeln, das hier anscheinend praktiziert wurde, als tanzen hätte bezeichnen können) lieber einen weiten Bogen machen sollte. Als er sich mühsam zu einer Wand durchgekämpft hatte, an der er sich entlang bewegen wollte, fiel ihm irgend etwas auf. Zuerst wusste er selbst nicht, was es war, doch als er noch einmal genau hinsah, wusste er, um was es sich handelte. Er hatte das erste Mädchen in der Disco entdeckt, das seinem Verständnis von „normalem Aussehen“ nicht komplett widersprach. Um genau zu sein, sah sie sogar ausgesprochen hübsch aus. Zwar hatte auch sie, wie die meisten anwesenden Personen weiblichen Geschlechts recht figurbetonte Klamotten an (was ihn ja im allgemeinen nicht störte, aber beim Durchschnittsalter der betreffenden Personen doch etwas seltsam wirkte), aber wenigstens schien sie nicht mit Piercings übersät zu sein, und sie sah so aus, als wäre sie auch tatsächlich alt genug, um zu dieser Zeit noch auf zu sein. Das einzige was ihm an ihr nicht gefiel, war etwa 1,80 Meter groß, schien um die 90 Kilo zu wiegen, und war augenscheinlich damit beschäftigt, an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Wieder mal Pech gehabt. Seine Stimmung sackte einem neuen Tiefpunkt entgegen.
Den Blick nicht auf seine unmittelbare Umgebung zu konzentrieren, stellte sich als Fehler heraus. Er wurde schon wider angerempelt, und als er sich umsah, war die unbekannte Schöne mitsamt ihrem Freund verschwunden.
Nachdem er es endlich geschafft hatte, sich mühsam zu orientieren, gelang es ihm endlich die Toilette zu finden. Nachdem er sich erleichtert hatte, stellte er fest, dass es an Kopfende des kurzen Ganges, in dem sich die Toilette befand, eine Metalltür mit einem Notausgangszeichen darüber gab. In der Hoffnung, hinter dieser Tür etwas frische Luft zu finden, öffnete er sie. Wie sich herausstellte, war „frische Luft“ ein relativer Begriff, den die schmale Gasse, die sich hinter der Tür befand, starrte vor Dreck. Trotzdem trat er erleichtert hinaus, und sog die kühle Nachtluft gierig ein. Erst als er die Tür hinter sich zuschlagen hörte, drehte er sich um. Wie zu erwarten, befand sich an der Außenseite keine Klinke, vermutlich um niemanden am Türsteher vorbeizulassen.. Er fluchte Aufgrund seiner eigenen Dummheit. Wahrscheinlich konnte er froh sein, dass das Öffnen der Tür nicht den Einbruchs-Alarm ausgelöst hatte. Missmutig stapfte er in die Richtung, in der er den Haupteingang vermutete, als er plötzlich etwas bemerkte, was farblich nicht zu dem sonstigen Dreck der Gasse zu passen schien. Bei näherem hinsehen stellte es sich als etwas geschmackloses Hemd heraus, das an einem scheinbar besoffenen Disco-Besucher hing. Eigentlich wollte er sich schon abwenden, als ihm noch etwas auffiel. Er kannte dieses Hemd. Er hatte es schon vor ein paar Minuten gesehen, an dem Kerl, der mit dem hübschen Mädchen unterwegs gewesen war. Sonderlich angetrunken hatte er zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht gewirkt. Vorsichtig stupste Mike ihn an, worauf er sich auch schon zu rühren begann. Als er sich aufrichtete, schien er ein wenig Probleme mit der Koordination zu haben, was in Mike den Verdacht weckte, mit seiner Vermutung bezüglich des Alkoholspiegels des unbekannten doch falsch gelegen zu haben. Trotzdem fragte er: „Was ist denn mit dir los?“ Der Angesprochene schüttelte vorsichtig den Kopf, antwortete jedoch mit recht klarer Stimme: „Ich weiß auch nicht genau. Ich hab mir vorhin so ´ne süße Kleine geangelt. Sie hat gemeint, wir sollten rausgehen, wo wir unsere Ruhe hätten. Ich Hornochse bin natürlich gleich drauf reingefallen, und so sind wir hier gelandet. Ich weiß noch, wie ich die Tür aufgemacht hab, und das nächste, woran ich mich erinnere, ist das du mir in die Seite getreten hast. So wie sich mein Schädel anfühlt, würde ich sagen, die Kleine hat mich k.o. geschlagen.“ Plötzlich schien ihm eine Erleuchtung zu kommen, und seine Hand zuckte zu seiner Hosentasche, und zog einen abgewetzten Geldbeutel heraus. Nach einem Blick hinein verkündete er: „Seltsam, das Geld ist noch da. Aber was wollte sie dann? Man schlägt doch nicht zum Zeitvertreib Männer k.o. Naja, auf jeden Fall danke fürs Wecken Kumpel. Ich glaub, ich geh erstmal nach Hause, und leg mich hin.“ Mit diesen Worten machte er sich in die Richtung, aus der Mike gekommen war, auf den Weg, und Mike ging durch den Kopf, dass der Kerl besser nicht mit dem Auto hier war, da er bei dem Getorkel, das er momentan hinlegte, nicht mehr ganz fit zu sein schien. Als er um die Ecke verschwunden war, wandte Mike sich um, und marschierte zurück in Richtung Vordereingang, von der vagen Hoffnung erfüllt, sich einfach Stefan und David zu schnappen, sich mit ihnen ebenfalls auf den Heimweg zu machen, und diesen ganzen verkorksten Abend einfach vergessen zu können. Zu seinem Leidwesen erwies sich diese Hoffnung allerdings als trügerisch.
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