Also wenn man das jetzt mal auf eine Situation im Büro z.B. bezieht, denke ich, dass man sich einfach arangieren MUSS, da man ja sonst nicht zusammenarbeiten kann. Sicher muss man nicht mit jedem "dick Freund" sein, aber diese brutale Ehrlichkeit die du forderst geht einfach nicht, und zwar in keiner Gemeinschaft oder Gesellschaft. Man muss einen Mittelweg finden, da sonst das Klima für alle unerträglich wird, das bedeutet, dass ich alle der Kollegen eben etwas zusammenreißen. Und nur weil man dem anderen nicht brutal sagt "Ich hasse dich!" muss die normale Höflichkeit bzw. der Anstand mit dem man dem, den man nicht so mag bzw. mit dem man nicht so kann, keine Lüge sein.

Das ist in meinen Augen eine Schwarz/Weiß malerei die nicht so gut ist.

Beispiel:
Es gibt hier im Forum bspw auch Leute mit denen ich nicht so gut kann, trotzdem muss und will ich alle so gut es geht mit Respekt behandeln. Das heißt nicht, dass ich zu jedem gleich Freundlich bin, sondern, dass ich jedem ein Mindestmaß an Höflichkeit entgegenzubringen versuche. Das hat nichts mit "vorlügen" zu tun, sondern IMO etwas mit Respekt der anderen Person als Mensch gegenüber. Auch wenn mir jemand tierisch auf den Sack geht, kann ich ihm das nicht einfach so sagen bzw. sollte man das nicht. Im Grunde wäre es hier besser, man hat dann halt nur das nötigste miteinander zu tun, und gut is´. Das wäre sicher für die Leute und das Klima angenehmer.

Natürlich hat diese Höflichkeit auch ihre Grenzen. D.h. das man zu jemandem, den man nicht mag, auch nicht "überhöflich" sein sollte, um so trotzdem eine gewisse Distanz zu halten, aber trotzdem ein normales Verhältnis (das ohne Hass, Stänkern, usw.) auskommt.

Letztendlich muss ich überall, wo ich mit anderen Leuten in Kontakt komme Kompromisse schließen, sei es in der Schule, im Studium, in der Arbeit, im Freundeskreis, oder von mir aus auch hier im Forum. Immer wenn ich mit Menschen zusammenkomme, und "Beziehungen" entstehen muss ich in gewisser Weise Diplomatisch sein, da sonst ein Miteinanderauskommen nicht möglich ist.

Wenn man so radikal vorginge, und jedem ehrlich sagen würde was man von ihm hielte, dann gäbe es Mord und Todschlag. Das hat auch nichts mit "Die Leute vertragen die Wahrheit nicht" zu tun, sondern das es für einen selbst eben auch gewisse Grenzen geben sollte, die man nicht überschreitet - aus Respekt dem anderen gebenüber. Nur wird dies leider oft genug - sei es im Zorn - oder ganz einfach weil dieser Respekt dem anderen gegenüber in den letzten Jahren immer weniger wird, vernachlässigt.

Zitat Zitat
Auch bei den Schauspielern ist es dann oft der Fall, das sie eine übertriebene Freundlichkeit an den Tag legen. Das kann soweit kommen, das sie dieses IMO aufgesetzte nicht nur ihren Feinden vorspielen, sondern auch ihren Freuden.
Halte ich eigentlich für eine ziemlich abwegige Theorie. Ich meine, wenn man zu jemandem, den man nicht mag freundlich ist, kann ich das ja noch verstehen - aus diplomatischen Gründen, damit man halbwegs miteinander auskommt - aber warum sollte man seinen Freunden etwas vorspielen (das man sie mag) wenn man sie nicht mögen würde, wären es ja die eigenen Freunde. Also kann ich mir nicht vorstellen, das jemand sowas bewusst macht. Falls sowas wirklich passiert, funktioniert es IMO eher so, dass sich eben langsam Risse in der Freundschaft/Beziehung entwickeln, man aber einfach versucht dies zu ignorieren bzw. darüber hinwegzusehen bis es eben nicht mehr geht. Dann hat man am Schluss dem anderen evtl. auch noch etwas vorgemacht, aber nicht unbedingt aus einer bösartigen Lüge heraus, sondern weil man es einfach verdrängt, oder nicht wahrhaben wollte (evtl. aus Gewohnheit), dass die Beziehung sich vielleicht doch nicht so entwicklete, wie man vielleicht wollte. oder dass die Freundschaft eben vorbei ist... dann auch eine Freundschaft ist nicht immer Lebenslang (eigentlich nur in den seltensten Fällen, auch wenn man sich das immer einreden will).

Letztendlich ist es aber auch wieder so eine Sache mit der eigenen Wirklichkeit. Ist es euch noch nicht passiert, dass ihr euch dachtet "man der/die kann mich ja überhaupt nicht leiden, warum behandelt der/die mich so?" und in Wirklichkeit bzw. im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass die Person überhaupt nichts gegen einen hatte, man aber, weil man bestimmte Zeichen/Signale falsch interpretiert hatte zu diesem Trugschluss kam? Diese Missinterpretation kommt doch sehr häufig vor, weshalb man eben auch nicht so vorschnell mit seinen Urteilen sein sollte.