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Thema: Final Fantasy IX - Die Rückkehr der Götter

  1. #1

    Final Fantasy IX - Die Rückkehr der Götter

    Hallo!

    Also eigentlich war ich mir sicher, dass hier mal meine Romanfassung drin war ... vielleicht war sie das auch, bloss ich habe sie löschen lassen??? Naja wie auch immer, einige werden sich noch erinnern, andere widerrum nicht! Soviel weiter bin ich nicht gekommen, habe aber die Geschichte mal wieder ein bisschen überarbeitet, besonders überschwengliche Gedankengänge gelöscht und sie symbolisch oder andersweitig ausgedrückt! Und ich will ja auch weietrschreiben

    Hier zum Download: http://bekay.de/FF9.doc

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    Final Fantasy IX - Die Rückkehr der Götter


    1
    Ein Traum


    Es war Nacht. Pechschwarze, schwere Wolken hingen tief am Horizont. Die stürmische See wurde nur gelegentlich von Blitzen erhellt. Die riesigen aufschäumenden Wellen schienen wie bedrohliche Gebärden des Wassers. Unter das furchteinflößende Heulen und Tosen des Windes und des wilden Meeres mischte sich ein weiteres Geräusch: das Knarren von morschen, feuchten Holz. Ein kleines Holzboot schien den Wellen tapfer Stand zu halten. Das kleine Segel, nur zusammengeflickt aus Stoff-Fetzen, würde den heftigen Einflüssen der Natur irgendwann nachgeben. Bis zum Reißen gestrafft sorgte es dafür, dass das Boot den unbändigen Stürmen ohne Kontrolle ausgesetzt war und wild hin und her geschleudert wurde. Die zwei Insassen, eingehüllt in einfache, braune Stoffkutten, froren, denn die ständig einbrechenden Wogen der See hatten ihre Kleidung schon vollständig durchnässt. Plötzlich wurde das zierliche Segelschiff von einer riesigen Welle emporgehoben. Die beiden Passagiere krallten sich ängstlich an den rauen Streben des Rumpfs fest, als die Wasserwoge in sich zusammenfiel und das Holzboot für Sekundenbruchteile in der Luft zu schweben schien ... mit einem heftigen Platschen verlangte die Schwerkraft ihren Tribut und versetzte es wieder auf die unruhige See.
    Einer der Insassen, der kleinere von Beiden, erhob seinen Kopf – der Schatten, den die Kapuze warf, hüllte das Gesicht vollkommen in Dunkelheit. Das Aufzucken eines Blitzes erhellte es für nur eine Sekunde: Sie erkannte sich selbst wieder...
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  2. #2
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    2
    Der Junge mit der Zipfelmütze


    Er war den ganzen weiten Weg hierher nach Alexandria gekommen, nur um sich dieses Theaterstück anzusehen ... Immer wieder bestaunte er das Ticket, dieses wertvolle Stück Papier, schon etwas vergilbt und wellig, auch wenn er eigentlich nicht genau wusste, was er nun eigentlich damit anfangen sollte. Aber das interessierte den Jungen mit der Zipfelmütze auch nicht weiter, als er durch das Stadttor Alexandrias trat und das erste Mal in seinem Leben eine Großstadt erblickte: überall Menschen; hier und da spielende Kinder; eine beständige Geräuschkulisse, bestehend aus dem Lachen und Tuscheln der Einwohner, den hektischen Schritten der Besucher, dem Knarren sich drehender Windmühlen und dem seichten Geplätscher des Wassers, welche die Burgstadt umgab. Vollkommen von diesem Treiben eingenommen, blieb der Junge auf der breiten Hauptstrasse stehen, die dicht an dicht stehenden Häuser links und rechts bestaunend, welche mit ihrem liebevollen, auch etwas groben Baustil aus robusten Holzgerüst, Felssteinen und den rot-bräunlichen Ziegeldächern eine große Wärme ausstrahlten. Die meisten Menschen und Tierwesen, die hier lebten, waren arm und trotzdem glücklich. Kein Wunder, bei einer so schönen und belebten Stadt, welche jedem etwas bot ... man musste nur richtig danach suchen.
    Nichts ahnend und noch immer vertieft in seine Faszination spürte der kleine Junge einen leichten Stoss hinter sich, verlor daraufhin sein Gleichgewicht und fiel zu Boden. Als er sich langsam wieder aufrichtete und dabei seine verdrehte Zipfelmütze zu Recht zog, erblickte er eine Gänsefrau. Ihre Federn schimmerten hell und sahen sehr gepflegt aus. Auf ihrem gelben Schnabel trug sie eine Brille, durch die sie den bis zu ihrer Hüfte reichenden Jungen musterte.
    „Oh, entschuldige, kleiner Mann ... hast du dir wehgetan?“ Sie schien sehr betroffen. Der Kleine schüttelte energisch den Kopf. Jedenfalls sah es so aus - denn viel konnte man nicht erkennen: der enge, hohe Kragen seines dunkelblauen Jacketts und die Krempe seines Hutes bildeten einen dunklen Schlitz, in dem nur seine gelben Knopfaugen auffielen.
    „Dann bin ich aber beruhigt! Ich hab dich gar nicht gesehen – und da du weder stinkst noch schreist, wie diese anderen Proletarierkinder, die einem ständig vor die Füße laufen, war ich wohl unvorbereitet.“
    Der Junge wandte seinen Blick, fast peinlich berührt, auf die rauen Pflastersteine der Strasse. Hat die Dame das jetzt nett gemeint...? fragte er sich, fand jedoch keine Antwort darauf.
    „Wie auch immer, nimm dieses kleine Präsent als Entschädigung an!“, mit diesen Worten warf sie eine Münze vor seine Füße und schlenderte an ihm vorbei. Ihr hellrotes Kleid war mit verschnörkelten Mustern bestickt und roch nach frischen Blumen. Der kleine Junge blickte der Gänsefrau und ihrer Begleiterin noch ganz verwirrt nach, während er die Münze aufhob und einsteckte.
    „Diese Proletarierkinder werden auch immer ungewöhnlicher, findest du nicht auch, Sieglinde...?“
    „Seit wann beschäftigt sich eine Frau von Adel mit solch langweiligen Angelegenheiten! Lass uns lieber schnell zur Burg eilen ... schließlich wollen wir zwei gute Plätze in der ersten Reihe.“
    „Das glaubst wohl nur du – wenn die berühmte Theatergruppe ‚Tantalus’ aus dem westlichen Herzogtum auftritt, sind die besten Plätze sowieso schon reserviert. Und das hast du ja mal wieder vergessen, liebste Sieglinde...“
    „Ein Blaublüter macht auch mal Fehler. Weißt du überhaupt, ob das Theaterschiff schon-“
    Um den kleinen Jungen wurde es dunkel. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinab, als ein lautes Knarren und Brummen durch die Strassen Alexandrias fegte. Die Menschen schauten mit offenem Mund gen Himmel. Über den Dächern der Burgstadt erschien ein pompöses Luftschiff, welches seinen Schatten auf die Häuser warf, als ob sie winzige Holzmodelle wären, der man mit der Handfläche des Lichtes beraubt.
    Überall um ihn herum fing es an zu tuscheln:
    „Da ist es!“
    „...die Prima Vista…“
    „-ein prächtiges Theaterschiff!”
    „Das kann nur eins bedeuten: das Stück beginnt bald...“
    Der Junge nahm von alledem nicht viel wahr: die Größe der aus gewaltigen Holzstreben gefertigten und breiten Unterseite des Schiffskörpers, welches schwerelos über der Stadt schwebte, verunsicherte ihn. Sogar Angst bemächtigte sich seiner, Angst davor, dass das gewaltige Gefährt plötzlich auf den Boden kracht, das Holz berstet und der Boden bebt. Nichts von alledem geschah. Dagegen lenkte eine etwas anders geartete Überraschung seinen Blick wieder auf den Boden der Tatsachen: Von einem Moment auf den nächsten bewegten sich die vorher noch recht ziellos umherlaufenden Menschenmassen sehr zügig in Richtung Schloss, der Prima Vista folgend, und vermischten sich zu einem reißenden Strom, der sich auf den Marktplatz ergoss. Das kreisförmige Zentrum Alexandrias, um den sich die wichtigsten Läden und das einzige Hotel in der Stadt anordneten, war übervoll mit bunten Ständen, aufdringlichen Marktschreiern und zwielichtigen Gestalten, die die begehrten Eintrittskarten für die heutige Vorstellung weit unter dem Standardpreis verkauften. Wenn man vom Marktplatz nun weiter die Hauptstrasse in nordöstlicher Richtung entlang ging, folgte zugleich die "Brane-Brücke", die das gemächlich fließende Wasser des Burggrabens überspannte und vor dem mächtigen Haupttor des Schlosses endete.
    Der kleine Junge wurde von den Menschen und verschiedenartigsten Tierwesen einfach mitgerissen. Es war nicht verwunderlich, denn seine übergroße Leder-Zipfelmütze, dessen Spitze schlaff nach unten hing, reichte den Meisten gerade bis zur Hüfte. Er wurde einfach übersehen und somit blieb ihm nichts anderes übrig, als sich der Geschwindigkeit der stampfenden Masse anzupassen, was ihm nicht leicht fiel: die zu kurzen Beine auf dem kugeligen Bauch vollbrachten nun mal keine Wunder. Auf dem Marktplatz angekommen, zerstreute sich die dichte Struktur und der Kleine sah sich Salven aus Marktschreien und neuartigen Gerüchen ausgesetzt. Blumen-, Obst- und Fischstände boten ihre frischsten Waren an, alles roch so intensiv, alles drehte sich so schnell, so als ob die ganze Welt an diesem einem Ort, dem runden Hauptplatz Alexandrias, konzentriert war, als ob der Rest der Welt außerhalb dieses Kreises nicht existierte. Und vielleicht stimmte das sogar. Jedenfalls heute, an diesem glorreichen Tag für Alexandria.
    Seiner Kräfte beraubt suchte der Junge einen Weg aus dem Chaos. Hektisch entfloh er dem Kreis, rammte die nächstbeste Tür auf; und als sie hinter ihm wieder in das Schloss fiel, hielt er schlagartig inne. Ganz zaghaft vollführte er eine halbe Umdrehung, starrte auf die verschlossene Tür und stellte mit Erleichterung fest, dass die gesamte Welt nur noch gedämpft, und dadurch scheinbar in weiter Ferne, zu ihm drang.
    „Hallo, mein Freund ... wie heißt du?“
    Der Junge wandte seinen Kopf dem halbdunklen, muffigen Raum zu, um die Quelle der tiefen, warmen Stimme ausfindig zu machen, konnte jedoch niemanden sehen. Allerdings hat die Person, die sich hier irgendwo in einer Ecke versteckt hat, durch die nette Begrüßung sofort sein Vertrauen gewonnen.
    „Mein Name ist Vivi...“
    „Soso - ein schöner Name“, stellte der Mann fest, während er in die blassen Lichtstrahlen trat, die durch das verschmutzte Fenster, welches das einzige im Raum war, nur schwer hindurch kamen. „Und was führt dich in meinen Laden...?“
    Vivi studierte die Umgebung etwas genauer: Überall in der kleinen Kammer stand Gerümpel und scheinbar nutzloser Kram rum, der sich an den Wänden stapelte und mit einer dicken Staubschicht bedeckt war. Weiter hinten im Raum befand sich eine mickrige Theke im Halbdunkel, auf die sich der alte Mann nun mit ausgestreckten Armen aufstützte. Er hatte einen grauen, ungepflegten Schnauzer, ein eher kantiges, markantes Gesicht und raue Haut. Vivi spürte aber keine Furcht, obwohl sein Blick nicht sehr liebenswürdig war, eher musternd und misstrauisch.
    „Och, ich wollte mich nur mal umschauen“, log der Kleine.
    „Hier wollte sich seit Jahren keiner mehr umschauen, und warum es jetzt einer wie du will, verstehe ich bei weitem nicht!“
    „Aber Herr, was meinen sie - einer wie ich?“
    „Weißt du denn nicht wer du bist...“
    „Doch, ich bin Vivi!“
    Der Mann schüttelte resignierend seinen Kopf und stieß einen leisen Seufzer aus und beließ es auch dabei. Der Junge wusste auch nicht mehr, was er jetzt sagen sollte. Nach einigen Sekunden des Schweigens, meinte er dann ganz schüchtern:
    „Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: ich bin nach Alexandria gereist, um mir das berühmte Theaterstück heute Abend anzuschauen ... die Leute hier sind ganz ungewöhnlich, finde ich. Sie haben mich alle einfach übersehen – aber so ist das nun mal, wenn man sehr klein ist...“
    „Du meinst also sie hätten dich nicht gesehen, weil du so klein bist, aber vielleicht wolltest du eben nicht gesehen werden.“
    „Ich kann mich doch nicht einfach unsichtbar machen!“
    „Nein, das nicht. Doch in den Augen der Menschen bist du es...“
    Vivi starrte ihn nur mit großen, weit aufgerissenen Augen an.
    „Schau dir doch mal meinen Laden an: auch er wird nicht gesehen, obwohl er da ist ... du bist mein erster Kunde seit vielen, vielen Jahren, kleiner Kerl“, ein glückliches Lächeln huschte rasch über sein Gesicht. „Weißt du, wenn man noch jung ist, hat man Träume ... man glaubt man könne sein eigenes Geschäft eröffnen und üppigen Gewinn einstreichen. Tja, und was ist daraus geworden: eine verdreckte Rumpelkammer! Auch ich sparte meinen miesen Umsatz einmal für das Theaterstück, aber schon vor langer Zeit habe ich aufgegeben. Es ist zwecklos... dem Volk ist es nicht vergönnt, sich diesen Luxus wenigstens einmal zu leisten! Viele wollen das nicht einsehen und sparen ihr gesamtes Leben für die Eintrittskarte – bedauerlich, denn nur die Wenigsten können sich jenen Traum vor ihrem Lebensende erfüllen!“
    Vivi wurde ganz betrübt, als er daran dachte, dass seine Eintrittskarte ein Geschenk gewesen war. Er fühlte sich auf einmal ganz schuldig.
    „Ach, was rede ich da eigentlich vor mich hin und bringe dich ganz durcheinander. Kommen wir zum Geschäftlichen: Viel habe ich nicht gerade zu bieten, aber für dich ... findet sich bestimmt etwas Nützliches. Ja, ich denke, das könntest du gebrauchen.“ Er hob ein bäuchiges Glasgefäß unter der Theke hervor, während er den Jungen mit großen Augen fixierte und seinem Gesicht einen faszinierten Ausdruck verlieh. Der Inhalt, eine smaragdgrüne Flüssigkeit, brach die mageren Lichtstrahlen tausendfach und verteilte sie in unterschiedlichsten, harmonierenden Grüntönen im Raum. Vivi fühlte sich ob dieses wundervollen Anblicks des Atems beraubt.
    „Was-Was ist das?!“
    „Das ist ein Heiltrank und ein äußerst wertvoller noch dazu...“
    „Was macht ihn den so wertvoll, wenn ich fragen darf, mein Herr?“
    „Er wurde aus den Pflanzen des Äußeren Kontinents hergestellt, dessen Boden größtenteils trocken und unfruchtbar ist. Die Flora dort ist sehr widerstandfähig und besitzt eine hohe Lebenskraft. Heiltränke von diesem Kontinent sind deshalb besonders wirksam und selten! Bist du interessiert?“
    Eigentlich wusste Vivi nicht, was er damit anfangen sollte, andererseits war er von diesem grünen Lichtspiel so beeindruckt, dass er sich wieder erinnerte: er kramte in seiner Hosentasche und holte die Münze hervor, die ihm die Gänsefrau gegeben hatte.
    „Zehn Gil“, stöhnte der Mann ungläubig.
    „Mehr habe ich nicht...“
    „Nun ja, das muss dann wohl reichen“, meinte er etwas enttäuscht und übergab ihm das Gefäß trotzdem voller Überzeugung von der Richtigkeit dieses Geschäfts.
    „Danke, mein Herr“, sagte Vivi fröhlich, während er schon halb aus dem Laden getreten war. Der Mann sah ihn noch locker wippend auf den Marktplatz laufen, bevor die Holztür wieder in den Rahmen fiel und die Helligkeit aus dem Raum vertrieb.
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  3. #3
    Sauber sauber klingt gut lässt sich gut lesen is kreativ ich hab nix zu bemengäln.

  4. #4
    Vielen lieben Danke @Enishi!

    So, hier das nächste Kapitel... und ja ich bin a bissl stolz drauf



    [FONT=Times New Roman]
    3
    Die Ratte und der Junge


    Vivi zuckte leicht zusammen, als ihm die Frau mit verlogenem Mienenspiel die Wahrheit über seine Eintrittskarte offenbarte.
    „Das ist leider eine Fälschung. Nichts zu machen, Kleiner. Ich darf dich nicht hineinlassen...“
    Die weibliche Wache am Burgeingang tat sehr betroffen, obwohl sie diesen Satz schon vielen vor ihm gesagt haben muss.
    „Aber wie…“, flüsterte Vivi bedrückt vor sich hin.
    „Na, wer wird denn da gleich weinen“, meinte die andere Wächterin. „Das Theaterstück wäre eh nichts für dich gewesen. Kinder in deinem Alter sollten auf der Strasse spielen ...“
    Wieder zuckte er zusammen und senkte seinen Blick noch tiefer. Da stand er nun vor dem Schlosstor, welches ihm allein beim Anblick Schwindelgefühle bereitet hatte, und durfte nicht passieren. Die Vorstellung würde für ihn nicht stattfinden.
    „Woher hast du das Ticket überhaupt? Ein Kind in deinem Alter...“
    „Es war ein Geschenk“, antwortete Vivi in trotzigen Ton.
    „Und wer war so großzügig, dir die Karte zu überlassen?“, in ihrer Stimme spiegelten sich von einem Moment zum nächsten Strenge und Misstrauen wider. Ihm wurde blitzschnell heiß und panische Gedanken von Hilflosigkeit breiteten sich in ihm aus wie Druckwellen. Einen allzu freundlichen Eindruck machten die beiden Wachen ja auch nicht: Ihre scharfkantigen Helme, die Brustpanzer und die schweren Kettenröcke, die ihnen bis zu den Knien reichten, waren für ihn Beweis genug, mit den Damen nicht zu spaßen.
    „Ich weiß nicht von wem. Ich besitze diese Karte, seit ich denken kann!“ Er sprach die Wahrheit aus, was er für das Beste hielt. Die Wächterinnen schauten ihn überrascht und auch etwas enttäuscht an. Sie hatten sich hochbrisante Informationen zu den Fälschern erhofft; oder wenigstens andere brauchbare Hinweise, die eine Spur im Sumpf des Schwarzmarktes freilegen würden. Das hätte ihre Generälin aufgemuntert, hätte sie vielleicht sogar stolz gemacht. Sich ihre maßlose Überschätzung eingestehend, ließen sie den Jungen ziehen. Vivi hörte schon nicht mehr, wie die Beiden über seine „unheimliche Art“, die er mit sich trage, redeten. Er wollte auch nicht hören. Nur weit entfernte, verzerrte Geräusche nahm er von der Unterhaltung wahr. Er hatte der Burg schon den Rücken gekehrt und trottete mit gesenktem Haupt über die belebte Brane-Brücke.

    Eine angenehm kühle Brise weckte ihn aus seinen hoffnungsleeren Gedanken, in die er sich verkrochen hatte. Er war orientierungslos in eine enge Seitenstrasse, die vom Marktplatz westlich abzweigte, geraten. Hier wurde der Pflasterweg schmaler und die Dächer der zweistöckigen, alten Gebäude lagen so eng beisammen, dass kein Licht den Boden erreichte. Durch die wie ausgestorben wirkende Gasse drang nur ein schallendes Pochen. Während er weiterlief, den Lauten folgend, erblickte er einen dicken, schweißgebadeten Handwerker, der auf einer Leiter stand und mit seinem Hammer ein Schild mit der Aufschrift „Neues Kleinkunsttheater“ an die Wand nagelte. Vivi, dem eine solche Tätigkeit vollkommen neu war, bestaunte das Treiben mit großer Aufmerksamkeit; das allerdings auf Kosten der Konzentration auf seine Schritte. Er stolperte. Ins Straucheln geraten, konnte er das Unvermeidbare nicht mehr aufhalten und rammte im freien Fall die Leiter, die samt draufstehendem Mann mit einem Poltern zu Boden ging. Als sich der kleine Junge mit den Armen aufsetzte, um sich wieder aufzurichten, hörte er nur ein feindseliges Knurren: „Du mieser Zwerg!“
    Ehe er überhaupt wusste, was hier geschah, spürte er ein kräftiges Zerren am Kragen und verlor im nächsten Augenblick den Kontakt zur kalten Oberfläche der Pflastersteine. Der stämmige Mann hat ihn mit nur einem Arm auf seine Kopfhöhe hoch gehoben, das Gesicht verzerrt zu einer Grimasse. Er bebte vor Wut, wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Der Junge dagegen baumelte in der Luft und fuchtelte mit den Gliedmassen gleich einer Marionette, die ungeschickt von einem Kind geführt wurde.
    „Kannst du nicht aufpassen, wo du hinlatschst!“
    Wie eine Puppe...
    „Jetzt schau’ dir doch mal das Schild an – es hängt total schief!“
    ...Dieses Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
    „Und nur wegen dir, Bengel!“
    ...Aussichtslos.
    „Du kannst dich auf ’was gefasst machen!“
    ...Vollkommene Dunkelheit.
    „Ich versohl’ dir den-“
    Vivis kreisrunde Augen, die in dem tiefen Schatten unter seinem Spitzhut leicht gelblich leuchteten, flammten mit einem Male auf. Was tief in ihm schlummerte, erwachte nun und übernahm die Bewegungen seines Körpers. Mit all seinen Kräften versuchte er gegen diese Macht anzukämpfen, im Körper und im Geist. Ihm war, als ob jemand Fremdes ihn gewaltsam stoßen und ziehen würde; und mittlerweile spürte er eindeutig, dass dieser jemand in ihm war, in seinem Innersten. Völlig unkontrolliert hob er seine kurzen zitternden Arme. Er war zu schwach selbst dagegen zu halten. Seine mit Leder-Handschuhen bedeckten Hände schloss er zu einer gemeinsamen Fläche zusammen und streckte sie dem Handwerker entgegen. Ein unangenehmes, heißes Kribbeln verteilte sich über seinen Körper und vernetzte sich zu immer neuen Bahnen, die alle in seinen Fingern zusammenliefen. Vivi spürte diese unbändige Energie, wie sie sich schmerzhaft aus seinen Körper presste, von Innen nach Außen drang, und sich vor seinen Handflächen materialisierte. Ein lodernder Feuerball flammte auf. Vivi starrte die pulsierende Sonne hilflos an. Sie war aus dem Nichts entstanden. Sie war aus ihm entstanden. Mit Entsetzen stellte er fest, dass er wusste, was nun folgen würde.
    „Nein, das will ich nicht. Das bin nicht ich. Verschwinde!“
    Sein verzweifelter Schrei zerstörte den Feuerball, der in sich zusammenfiel und von dem nur noch ein kleines Häufchen Asche auf den Pflastersteinen übrig blieb. Auch befreite er seinen Geist und gab ihm die Kontrolle über seinen Körper zurück. Das allerdings rettete ihn nicht davor, einmal mehr schmerzhaft auf den Boden zu fallen. Der Handwerker hatte ihn losgelassen und stand nun versteinert und mit entsetzten Gesichtsausdruck da. Mit verkrampfter Mine und leicht zuckenden Mundwinkeln stöhnte er angespannt:
    „Was... war... das? Was bist ... du?“
    „Das wollte ich nicht, mein Heer“, antwortete Vivi bedauernd und schüttelte sehr hektisch den Kopf. Als er sich wieder auf die Beine rappelte, sprang der Mann überstürzt einen Schritt zurück.
    „Bleib’ wo du bist, du DÄMON!“, rief er panisch und rannte derweil schon Richtung Marktplatz wie von einem Tatzelwurm verfolgt. Allein zurückgelassen ließ Vivi die Arme und den Kopf sinken und wollte am liebsten einfach so stehen bleiben.
    „Reife Leistung ... und das, obwohl die Menschen doch eigentlich nicht abergläubisch sind.“
    Der Rattenjunge, der wohl schon lange in einer engen Nische zwischen zwei Hauswänden lauerte, schlenderte stolz in das schwache Licht der Gasse, ähnlich dem König, der vor sein Volk tritt. Seine Füße steckten in riesigen Stofflatschen, und die löchrige Hose und das schmutzige Hemd waren für seine dürren Arme und Beine auch viel zu groß. Vivi fiel gleich das freche Lächeln auf, welches sich über seine gesamte Schnauze bis zur tiefhängenden Baskenmütze zog.
    „Ach, ich habe ganz vergessen mich vorzustellen: Pug vom Rattenvolk.“
    „Was bitte ist ein ‚Volk’?“
    Pug legte seinen Kopf schief, kniff seine Augen zusammen und fuhr aufplusternd fort:
    „Das ist hier nicht die Frage! Viel interessanter ist, welchem Volk du angehörst?“
    „Ich ... weiß es nicht ... ich weiß ja nicht einmal, was das bedeutet...“
    „Wir Burmecianer glauben ja an Vieles zwischen Himmel und Erde, aber sowas wie eben ist mir noch nie untergekommen“, während er das aussprach, gab er seine angespannt aufrechte Haltung auf und schnellte auf allen Vieren Richtung Junge, um kurz vor ihm aus der Bewegung zu erstarren. Nur seine kleinen Nasenlöcher auf der spitz zulaufenden Schnauze veränderten pulsierend ihre Größe, begleitet von saugenden Geräuschen. Nachdem Pug offensichtlich schnell die Lust verlor ihn zu beschnuppern, stellte er sich wieder auf seine Hinterläufer, wobei Vivi fast schon begeistert feststellte, dass er nicht viel größer war als er, und meinte:
    „Du bist sehr anders, könntest mir nützlich sein“, er schlich dabei um ihn herum und flüsterte freudig hinter seinem Rücken weiter. „Werde mein Untertan!“
    Der Kleine mit der Zipfelmütze vollzog springend eine halb Umdrehung und wich weniger ängstlich, als viel mehr verwirrt einen Schritt zurück und erwiderte:
    „Was habe ich denn als ihr Untertan zu tun? Ich habe so etwas noch nie gemacht.“
    Wieder erschien dieses Grinsen auf seiner Schnauze, welches ihm nicht vollständig geheuer war.
    „Du musst mir hier und da kurz helfen... das Leben als Untertan ist einfach!“
    „Dann will ich auch ihr Untertan werden... Helfen kann niemals schlecht sein.“
    Pug nickte heftig, um seine Zustimmung nur allzu eindeutig zu zeigen. Vivi war aufgeheitert.
    „Deine erste Aufgabe wird sein, zu schauen, ob der fette Mensch auch nicht zurückkehrt – geh’ ein Stück auf den Marktplatz zu“, befahl er dem Jungen und so schritt dieser ein paar Meter die enge Strasse entlang und als sich der Weg ein wenig nach rechts neigte, erblickte er zwischen den zwei Häuserfronten der Gasse wieder das dichte Treiben des Marktplatzes, jedoch in einiger Entfernung.
    „Und? Ist die Luft rein...?“, rief die Ratte ihm zu, schon auf allen Vieren die umgestoßene Leiter umschleichend. Mit der bestätigenden Antwort krallte er sich mit den Vorderpfoten in eine der Sprossen, hievte die Leiter seitlich mit seinen schmalen Ärmchen, die keine Kraft zu bergen schienen, in die Höhe und balancierte das schwere Gewicht geschickt aus. Vivi machte große Augen und ehe er sein Erstaunen ausdrücken konnte, raste der Rattenjunge mit der Leiter über seinen Kopf auch schon los und forderte ihn auf: „Nun komm’ schon – die Schauspieler warten nicht auf uns!“
    Als der Kleine ihn durch die schattigen, etwas muffigen Engen der Hintergassen Alexandrias zu folgen versuchte, schnaufte er geschafft: „Was denn für Schauspieler...?“
    „Na, ich dachte, du wolltest dir das Theaterstück ansehen“, sagte Pug, der sich an der nächsten Gabelung der alten Pflastersteinstrasse rechts hielt. Hier in der abgelegenen Dunkelheit der Burgstadt, hatte sich eine Hippopotamus-Familie in einer breiteren Nische zwischen den Rückseiten der Werkhäuser ein eigenes, kleines Heim aufgebaut. Der aus Mauerziegeln und geflochtenen Ästen zusammenhängende, wacklige Bau ragte ein wenig in die Gasse hinein und die Nilpferd-Kinder spielten auf dem Weg Ball. Vivi spürte in seinem Herzen den Wunsch, hier zu weilen: ganz kurz, ganz schwach, eine undeutliche Erinnerung aus dem Nebel der Vergangenheit. Pugs Rufe jedoch spornten ihn weiter an und fixierten seine Gedanken auf das Hier und Jetzt. Nun da er den Rattenjungen schon fast völlig verloren hatte, kitzelten Strahlen der schon weit im Westen stehenden Sonne sein schwarzes Gesicht. Die Gasse wurde heller und breiter, die Gebäude waren nicht mehr so grob und gequetscht. Hellere Steine, pompöse Hausfronten und ausladende, saubere Fenster wiesen auf den Geldbeutel der Bewohner hin. Die Gasse wurde hier am süd-westlichen Ende der Burgstadt zu einem kleinen Steg, der ein Stück weit in den Alexandria-Fluss hineinragte. Dahinter, am Zehn Meter entfernten Ufer, gab es keine Stadt mehr. Dort begannen dunkelgrüne Wiesen und menschenleere Flächen, nur hier und da stand vereinzelt ein Gasthaus oder eine kleine Hütte.
    „Komm in die Kirche, Junge“, schnauzte Pug Vivi ungeduldig an. Der Junge drehte sich nach rechts und huschte durch das offene Tor des kleinen Doms. Der Innenraum war größer als er ob der unscheinbaren, äußerlichen Erscheinung des Kreisbaus aussah. Jedoch war er leer, trostlos und eben gänzlich unausgefüllt. Nur die in die Höhe wachsenden, schmalen Fenster mit ihren filigran mit Ornamenten verzierten Mamorrahmen erwiesen der Kirche die letzte Ehre, sonst hätte man ihre schlichte Ausstattung als erbärmlich bezeichnen können.
    Schon wieder war Pug voraus und arbeitete sich Strebe für Strebe die knarrende Holzleiter des engen Schachts, der in der Mitte des Doms zum Glockenturm hinaufstieg, voran. Mit einer Leichtigkeit zog er die Beute des dicken Handwerkers mit seiner linken Vorderpfote nach, während er sich mit der anderen und den Hinterläufern in die Streben krallte. Als Vivi auch den staubigen und stickigen Schacht ziemlich ungeschickt erklomm, fragte er verwundert:
    „Wozu brauchen Sie eigentlich die Leiter, Herr Pug?“
    „Nenn mich einfach nur Pug“, bellte die Ratte, die schon im Glockenturm stand, herunter und setzte selbstsicher zur eigentlichen Antwort an: „Ich kenne eine schmale Stelle, dort können wir den Burgraben problemlos überqueren.“
    „Ist denn das erlaubt?“
    „Nicht weniger erlaubt als einen Mann zu verkohlen, Kleiner!“
    Als ob er größer wäre? Vivi keuchte voll Trotz und vielleicht sogar mit einem Quäntchen Wut den letzten Abschnitt des Schachts herauf und erreichte den oberen Teil des Kirchturms. Ein starker Wind blies ihm fast seinen runden Hut mit dem geknickten Zipfel vom Kopf, derweil die riesige Krempe eine perfekte Angriffsfläche bot. Ganz automatisiert hielt er ihn fest. Pug war schon auf eines der eng anliegenden Dächer der umgebenden Häuser gesprungen. Aber Vivi blickte sich um und sah zum ersten Mal die wirkliche Größe dieser Stadt und der Umgebung. Wie klein er doch war…

    Ein riesiges Gebirgsmassiv mit zuckerweißen Spitzen zog sich halbkreisförmig vom Westen in den Süden und bestritt somit auch die Form des schmalen Alexandria-Plateaus, welches der Länge nach den Bergen folgte. Es lag 1000 Meter über dem Meeresspiegel und war flach wie ein Brett. Die vielen größeren und kleineren Gebirgsbäche speisten den Alexandria-Fluss, welcher vom nördlichen Ende des Plateaus auf die Burgstadt zuhielt. Diese lag an der schmalsten Stelle des flachen Landes, welches fast wie eine in die Bergkette eingemeißelte Stufe anmutete. Trotz der Lage der Stadt an der stürzenden Kante dieser Stufe, war sie nicht besonders weit von der Gebirgsseite entfernt. Das Außergewöhnliche an ihr stellten aber ihre Grenzen dar: Der Alexandria-Fluss teilte sich hinter dem eigentlichen Burggebiet, dessen Zentrum die vier prächtigen, quadratisch angeordneten Tessares-Türme waren. Aus ihrer Mitte heraus und weit über ihre mächtigen Kegeldächer hinaus erhob sich ein kristallner Obelisk, so glänzend gleich, dass er die schwächer werdenden Strahlen der untergehenden Sonne noch um ein vielfaches verstärkte und nach allen Seiten hin brach, wobei an den weit entfernten Bergwänden im Osten wundersame, gleißende Lichtspiele zu bestaunen waren. Der getrennte Fluss vereinte sich dann wieder unter der Brane-Brücke, nur um ein weiteres Mal zerrissen zu werden. Diesmal um das Stadtgebiet zu sichern, dessen rote Dächer sich vor Vivis Augen ausbreiteten. Jenseits der zweiten Brücke und damit dem einzigen Eingang zur Stadt fanden die zwei umgrenzenden Flüsse wieder zusammen und stürzten alsbald in die Tiefen der der Gebirgsseite gegenüberliegenden Grenze des Plateaus. In welches Tal die Wassermassen fielen, vermochte Vivi nicht zu erkennen. Eine dicke Nebelbrühe schwamm südwestlich von Alexandria in dem kilometerweiten Landschaftskessel, der aus Bergrücken und erhöhten Ebenen geformt war. Der Nebel lag so schwer und gleichmäßig in diesem Tal, dass man hätte meinen können, er würde dort schon seit tausenden von Jahren wabern. Vivi fand es unheimlich, dass der Talgrund nicht zu sehen war.
    Pug war einmal mehr ein ganz schönes Stück voraus. Er musste sich sputen, ihn über die ungleichmäßig gerundeten Ziegeldächer und die zweistöckigen Häuserschluchten einzuholen.
    Wie klein er doch war…
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    So, ich hoffe, es hat gefallen - Kommentare sind erwünscht!

    Bekay

  5. #5
    Ich finde, das du die Geschichte gut beschreibst und sie auch recht interessabt darstellst durch den Einblick in die Köpfe der Akteure. Andererseits finde ich FanFics dieser Art irgendwie langweilig, weil ich die darin erzählte Geschichte ja schon kenne, und ich frage mich auch, woher du die Motivation nimmst, eine Geschichte nur "nachtzuerzählen", das wär mir zu langweilig und ich finde es lähmt die Fantasie!
    Aber gut schreiben kannst du das Ganze, das steht außer Frage, nur glaube ich nicht, daß ich alles lesen werde, da ich, wie gesagt, die Geschichte ja schon kenne!
    Aber das ist ja nur meine Meinung, kann ja sein, dass es viele gibt, die so eine Nacherzählung mögen!

  6. #6
    glaub mir, so kennst du die Geschichte nicht

    Ich finde gerade, dass man so schön seine Fantasie in das schon bestehende Gerüst hineinversetzen kann! Alles was bisher gerade zwischen Vivi und seinen Konterparts geschehen ist, habe ich mir ja ausgedacht, das ist so bestimmt nicht im Spiel vorgekommen...

    Natürlich weiss ich, was du meinst - klar Aber ich sehe das nicht so verbissen ... bin eh der Meinung, das es alles schon mal gab ... warum also was neues ausdenken, was im Nachhinein trotzdem schon mal dagewesen ist dann lieber eine vorhandene Idee in eine wundervolle Geschichte verpacken ... und das ist bei Spielen wie Final Fantasy, mit ihrem enormen Umfang eben auch mehr Herausforderung als Kaffeekränzchen! Aber zum Ende wird das hier eh niemals kommen - das ist mir auch klar ... aber so lange es mir Spass macht, gehts weiter!

    Bekay

  7. #7
    Hmm, ja, da hast du schon irgendwie recht! Obwohl ich die Aussage von "war alles schon mal da" nicht akzeptieren kann, ich glaube wenn man lange genug sucht, dann findet man etwas, das einen berührt und nichts mit den Dingen zu tun hat, über die ein anderer geschrieben hat! Aber üben kann man natürlich in jedweder Richtung!
    Aber wie, du bringst es nicht zu Ende? Hach ja, wenns nur nicht so eeeelend lang wär, dieses Spiel!
    Hach, jetzt hast du mich dazu gebracht mich dran zu erinnern! Das war ne echt schöne Zeit, die ich mit dem Spiel verbracht habe! Die nebligen Täler, die sonnigen Bergspitzen, dieses ganze "Reise"-Feeling... verdammt, ich glaub jetzt muß ich es bald doch noch mal zocken!?

  8. #8
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    4
    „Deine Taube möcht’ ich sein“

    Vom westlichen Ende der Burgstadt bis zum südlichen – Vivi war geschafft, als er am letzten Dachvorsprung vor dem Alexandria-Fluss mit zitternden Beinen zum Stehen kam. Das Obergeschoss des Gebäudes wurde ausladender konstruiert als die restlichen Etagen und ragte einen Meter in den Burggraben hinein. Auf der anderen Seite drohte in dem letzten, bläulichen Licht des Tages der massive Steinwall des königlichen Gebietes. Pug musste wohl lange auf den Kleinen gewartet haben und empfing ihn mit einem leicht spöttischen „Auch schon da“. Bevor er sich erhob, schärfte er sich unter unangenehmen Kratzen und mit freudigem Gesichtsausdruck die Krallen der Vorderpfoten an den Ziegelsteinen. Sogleich schnappte der sich die Leiter, stellte sie vertikal am äußersten Rand des Daches auf und ließ das in die Höhe ragende Ende behutsam und scheinbar federleicht in Richtung Mauer hinab. Ganz aufgeregt schaute Vivi zu, wie er sie in einer kleinen Öffnung in der Burgmauer, gleich einer Scharte, absenkte; sie reichte also wirklich über den Fluss. So huschten die Beiden, der Herr und sein Untertan, über den knarrenden und wippenden Übergang und zwängten sich durch die Scharte, wobei Vivi sich mit seiner immensen Kopfbedeckung und dem kugeligen Bauch schwerer tat. Sie landeten hart in der Dunkelheit irgendeines unbewachten Tunnels und tasteten sich einen engen Treppenaufgang hinab.
    „Herr Pug“, fragte der Junge etwas zaghaft, aber mit gewisser Bestimmtheit. „Darf… -darf ich mich an deinem Schwanz festhalten?“
    Ihm war diese Frage unendlich peinlich. Nicht etwa, weil er wusste, dass der Schwanz der Burmecianer ein empfindliches Körperteil war, sondern weil man Menschen einfach nicht anfasste; und erst recht nicht darum bat. Diese Schwärze jedoch zerrte an ihm wie ein böser Traum, ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Es nicht begreifend, fiel er fast einer Panik anheim.
    „Du hast noch einiges als Untertan zu lernen“, seufzte Pug. „Aber bitte, ich kann dich als dein Herr nicht zurücklassen. Tu, was du nicht lassen kannst. Wohlan, dann gebe ich die Geschwindigkeit vor.“
    Vivi umfasste das hintere Ende des Schwanzes, um gleich darauf wie von einem Strom unbändiger Energie mitgerissen zu werden, dessen einzige Spur der Schall von des Rattenjungens Schnuppern im kalten Steingemäuer war. Plötzlich ein Stoß, und sie kamen zum Stillstand. Der Junge mit dem geknickten Spitzhut richtete sich etwas benommen und tapsig auf. Sie hatten ein Versorgungstor am unteren Ende der Innenmauer erreicht und vor ihnen erstreckte sich majestätisch und prachtvoll das riesige Hofgelände, dessen runde Fläche fast einen Viertel Kilometer Durchmesser maß. Soviel wie Vivi heute mit seinen eigenen Augen gesehen und mit seinem unerfahrenen Gemüt zu verstehen versucht hatte, soviel Schönes, soviel Großes, soviel Gefährliches und soviel Freundliches, würde er wohl nicht mehr in einem Jahrhundert sehen und versuchen zu verstehen. Obwohl ihn ein mulmiges Kribbeln erfasste, dass jenes erst der Anfang sei. Und als er seine leuchtenden Augen unter der Krempe über den Burghof dirigierte, war auch sein Verstand bereit, daran zu glauben. Dieser Anblick schien den Entdeckerdrang in ihm zu wecken. Die Tessares-Türme waren erst der Anfang. Sie standen nicht etwa getrennt im Zentrum der mit gepflegtem Gras überwachsenen Fläche. Verbunden durch vier Mauern bildeten sie das eigentliche Schloss, erbaut aus fein geschliffenen, weißen Sandsteinquadern. Aus der quadratischen Grundform, jede Ecke ein runder Turm, erwuchs in Richtung des Haupttores die lange und ausladende Eingangshalle. Ihren Seiten gliederten sich noch der Speisesaal, die Küche und die Bibliothek an. Und ganz still über Allem erhob sich der Obelisk in windige Höhen als wenn er den glitzernden Sternenhimmel berühren wolle, der vom roten Mond durchwandert wurde. Das bedeutete warme Tage und warme Nächte auf Gaia.
    Entlang des noch immer breiten Ringes zwischen Schloss und Innenmauer wanderte hektisch eine Traube einfacher Leute und Tiermenschen. Sie kamen über die Brane-Brücke durch den Torbogen. Der Einlass für das nicht-adlige Volk begann also kurz vor Beginn des Theaterstückes. So war es ein Leichtes für Vivi und Pug, sich unauffällig unter die Menschen zu mischen und den Weg weisen zu lassen, hin zu dem Ziel ihrer Odyssee.
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  9. #9
    Whoa, geilo. Das ist echt super zu lesen. Hoffentlich führst du die Story bis zu Ende. Freue mich schon aufs nächste Kapitel, bzw. auf das Theaterstück

  10. #10
    Könnte man die Doc eventuell ReUppen?

    MfG Shanjin

    1st post xD

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