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Thema: Home Alone

  1. #1

    Home Alone

    HOME ALONE

    Martins Gedanken konzentrierten sich nur noch auf dieses eine Geräusch. Die Augen geschlossen, langsam und gleichmäßig durch die Nase atmend stand er da. Das Prasseln auf seinem Kopf blieb gleichbleibend konstant, und das Geräusch versetzte ihn hier und jetzt in einen rauschenden Zug. Wenn er den Kopf vor und zurück bewegte, schien der Zug durch einen Tunnel zu fahren, und er konnte die Dunkelheit beinahe sehen, die in diesem Tunnel herrschte. Er fuhr nun im Gedanken schon eine ganze Weile durch Gebirge und Täler und Tunnel, und immer blieb dieses Rauschen, das beruhigende monotone Prasseln.
    Dann ließ er langsam die Hände von den Ohren ab, und das Rauschen wurde zum Plätschern, die Lokomotive zur Dusche. Er war wieder in der Realität, konnte nur kurz entflüchten auf eine Reise ohne Ende oder Anfang.
    Das Radio im Badezimmer plärrte lautstark vor sich hin, belanglose Musik ohne Seele, wie sie von den Mitgliedern des Forums beschrieben wurde, in dem er öfters unterwegs war. Popmusik, aber wenn man das Radio einschaltete, musste man damit rechnen.
    Doch das alles war gar nicht so wichtig. Viel ärgerlicher war, dass er noch immer dieses rote Zeug an den Händen hatte.
    Nachdem er etwas abgetropft war, wollte er die Duschkabinentür öffnen.
    In dem Moment glaubte er, etwas Schwarzes durch das Badezimmer huschen zu sehen. Der Atem blieb ihm stehen, das Herz schien für Sekunden auszusetzen.
    Das Radio plärrte weiter „...fuck you right back“, sonst war außer dem Tropfen in der Dusche nichts zu hören. Langsam entwich die heiße Luft aus der Duschkabine, und Martins Beine begannen kalt zu werden. Eine Gänsehaut breitete sich über seinen ganzen Körper aus, doch als nichts weiter im Badezimmer zu geschehen schien, beruhigte er sich langsam.
    Schließlich brachte er auch den Mut auf, die Kabinentür zu öffnen... langsam, so dass sie ein knarrendes Geräusch von sich gab. Nichts war zu sehen, Humbug also. Doch noch war die Tür auch nicht komplett geöffnet!
    Da kam Martin ein erschreckender Gedanke. Was war, wenn gerade jetzt etwas hinter ihm über die Kabinenwand zu ihm in die Dusche spähte, etwas Abstoßendes, Wahnsinniges? Wenn er nun den Kopf langsam heben würde und es ihn mit spitzen Zähnen und einem wütenden Blick anstarrte?
    Wieder kroch eine Gänsehaut über seinen Körper, und nun, da die Kabine geöffnet war, wurde es zunehmend kälter.
    Langsam, fast gezwungen hob er nun seinen Kopf, streifte mit dem Blick den Spalt, den er geöffnet hatte, und ließ ihn dann zum oberen Ende der Kabinenwand schweifen. Ängstlich erwartend, etwas würde seinen Blick erwidern, riss er nun seinen Kopf hoch... doch es war nichts und niemand da! Erleichterung machte sich in ihm breit, natürlich war da nichts, was hatte er sich nur ged... DA packte ihn etwas am Arm! Erschrocken und kreischend riss Martin den Arm zurück in die Duschkabine, mit einer solchen Energie, dass er ausrutschte, nach hinten umschlug und sich den Kopf an der hinteren Badezimmer-Kachelwand anstieß und mit dem Becken im Duschbecken aufschlug. Das entsetzte Kreischen wurde nun durch ein laues Keuchen ersetzt, das ihm der Schmerz aus den Lungen presste. Es war, als hätte man ihm gleichzeitig mit einem Hammer auf den Hintern und den Hinterkopf geschlagen.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig als wimmernd den Schmerz einige Sekunden lang abklingen zu lassen. Inzwischen hatte er gemerkt, das die vermeintliche Hand, die er auf seinem Unterarm zu spüren geglaubt hatte, in Wirklichkeit nur ein Handtuch war, das ihm auf den Arm gerutscht war. Nachdem der schlimmste Schmerz vorbei war, prüfte Martin alle Körperöffnungen auf Blut, und war erleichtert keines zu finden. Dafür hatte er nun schreckliche Kopfschmerzen und konnte kaum ordentlich laufen, ohne vor Schmerz zu jaulen! Das Abtrocknen war nun überflüssig, da er inzwischen eh schon trocken war (und kalt), aber es wurde Zeit das elende Radio für diesen Unfall büßen zu lassen.
    Gerade noch konnten O-Zone ihr inhaltsfreies Gebrabbel durch den Äther schmettern, da zerschmetterte auch schon das Radio selbst an der Badezimmerwand. Stille. Sense!
    Nur mit einer Unterhose bewaffnet, dafür mit umso mehr Schmerzen bestückt, trat Martin auf den Flur des Hauses seiner Eltern. Er war im zweiten Stock, mittlerweile war die Sonne untergegangen und es war finster im Haus, kein Licht brannte. Seine Eltern waren... weg, jetzt nicht da, die ganze Nacht wohl nicht! Wie grauenvoll, erst dieser „Schatten“ im Badezimmer, jetzt diese einsame Stille. Nicht einmal ein fahrendes Auto von der Straße war zu vernehmen. Nur der eigene, lauter werdende Herzschlag!
    Vorsichtig kämpfte sich Martin einige Schritte durch die Dunkelheit zum Lichtschalter hin, kalte Luft am Oberkörper spürend, die irgendwo im Haus durch ein geöffnetes Fenster eindrang. Dann streckte er die Finger aus, stellte sich auf die Zehenspitzen um weiter vorgreifen zu können... war fast am Schalter... WAMM! Ein gewaltiger Schlag, der aus dem Erdgeschoss dröhnend den Flurboden erzittern ließ, brachte Martins Herz beinahe erneut zum Stehen, und dieser fuhr sofort zusammen, wie vor den Kopf geschlagen saß er nun mit weit aufgerissenen Augen mit dem Rücken am Schuhschrank, der hier im Flur stand. Die Ohren dröhnten ihm noch von dem Knall, als wäre irgendetwas großes Flaches längs auf den Marmorboden der Küche gefallen!
    Nun wurde der Wunsch nach Licht zum existentiellen Bedürfnis, und das gab Martin genug Mut, wieder aufzustehen (die Schmerzen im Becken ignorierend) und das Licht im Flur einzuschalten. Weiter unten schepperte noch etwas, doch als das Licht aufflammte, verstummte jedes Geräusch.
    Wieder war alles ganz ruhig. Martin fühlte sich sehr kindisch, doch der Schlag von eben musste durch irgendetwas ausgelöst worden sein! Doch wodurch? Vielleicht war nur ein Schrank von der Wand gefallen!? So was sollte ja hin und wieder geschehen.
    Doch wieder sah Martin ein hämisch grinsendes Gesicht, bösartig und hässlich, wie es ihn in der Dusche beobachtete... alles Quatsch!
    Langsam und im Schutze des Lichtes nahm Martin Schritt für Schritt, und immer aufmerksam aufhorchend, die einzelnen Stufen der Treppe. Hin und wieder knarrte der Boden unter ihm, sonst war nichts mehr zu Hören! Also wohl doch nur ein unheimlicher Zufall, ein dummer Weise abgestürzter Wandschrank (und was war mit dem Schatten im Bad?), sonst nichts (und das rote Zeug an meinen Fingern). Nun stand er am Ende des Treppenhauses, wieder von Dunkelheit und Stille eingehüllt.
    Plötzlich fuhr ihm eine Gänsehaut bis zu den Zehenspitzen hinab, als er ein schlurfendes Geräusch klar hinter der Küchentür ausmachen konnte. Vielleicht eine Ratte?
    Vorsichtig öffnete er trotz aller Angst die Küchentür und sah in den Raum hinein! Nichts zu sehen, noch der Aschenbecher seines Vaters auf der Spüle, voll mit Camel-Stummeln, aber nichts ungewöhnliches... bis auf den zerknitterten Teppich, der im Durchgang zwischen Küche und Esszimmer lag. Sonst war seine Mutter immer so ordentlich. Leise trat er nun ein, vorsichtig und angespannt, da er irgendwie die Gewissheit hatte, nicht allein in diesem Haus zu sein! Jemand... oder etwas war noch da, da war er sich sicher.
    Und hätte er die bleichen Gliedmaßen oder den Verwesungsgeruch wahrgenommen, der unter dem Esstisch hervorströmte, dann wäre er vielleicht schnell aus dem Haus verschwunden. Doch so ging er nur tiefer ins Dunkel, den Lichtschalter anstrebend, während hinter ihm etwas trocken knackte.

    Geht noch weidder!

  2. #2
    ..........HUUUUUUUUUUUUU schaurig und mega spannend, da bekommt man geradeswegs Gänsehaut .........echt gut geschrieben und wirklich tief durchdringend,

    da gibbets doch direkt mal ne 1+ auf der Grussel-und Atmo. Skala,

    Respekt und ich hoffe es geht bald weiter
    *schon richtig gespannt ist*

  3. #3
    Danke Wohan, ich fand sie garnicht so gut als ich zunächst fertig war, aber im Zusammenhang mit dem RPG und durch deine positive Kritik wirds wohl doch noch was werden! Ich finds aber schwierig, Situationsgrusel in Worten rüberzubringen! Was solls, wie lernen ja, gell!?

  4. #4
    Zitat Zitat
    Original geschrieben von Lonegunman81
    Danke Wohan, ich fand sie garnicht so gut als ich zunächst fertig war, aber im Zusammenhang mit dem RPG und durch deine positive Kritik wirds wohl doch noch was werden! Ich finds aber schwierig, Situationsgrusel in Worten rüberzubringen! Was solls, wie lernen ja, gell!?

    Ja ich weiß schon was du meinst, mir gehts oft genauso das ich Bilder, Gefühle und des gleichen im Kopf habe, sie richtig unheimlcih sind aber nicht weiß dies in Worten zu fassen.
    Doch du hast es wirklcih gut hinbekommen, konnte mich recht gut in den Chara rein versetzen und mitfühlen.....und das ist das ist schon ein großer Erfolg

  5. #5
    Vielleicht sollte ich öfters mal auf aktualisieren klicken, damit nicht gleich wieder jeder neue Thread ins Nichts rutscht. -.-
    In letzter Zeit finde ich neue Geschichten nur noch, wenn mich jemand drauf aufmerksam macht. >_>

    Aber diese geschichte ist wiedermal klasse. ^^
    Wenn du so weiterschreibst kriegst du bald nur noch Lommentare wie:
    'joa, klasse. Wie immer.!
    'Sehr schöm, aber das sind wir ja von dir gewöhnt.'

    Was ich damit sagen will ist eigentlich, das du dich nicht wundern solltest wenn irhendwann nicht mehr so 'übertriebene' Kommentare kommen. ^^
    Ach, jetzt schreib ich schon wieder son Müll. _._

    Jedenfalls bin ich begeistert und hoffe das du bald weiterschreibst.
    Natürlich auch mit dem Wanderer.
    Das Fan Fic ist nämlich wirklich spannend.

    Und nun ignoriert mich einfach. >_>
    *heut irgendwie nur Mist schreibt*

  6. #6
    Statt zu beschreiben, was ihn in der Dunkelheit erwartet ("Und hätte er die bleichen Gliedmaßen oder den Verwesungsgeruch wahrgenommen, der unter dem Esstisch hervorströmte"), hättest du eher eine Andeutung machen sollen ("Und hätte er geahnt, welchen Schrecken dieser Raum beherbergte..."). Besonders am Ende eines Kapitels könntest du auf diese Art nämlich etwas mehr Spannung erzeugen.

  7. #7
    @ Mopry... du schreibst doch nie Müll... naja, fast nie... NEIN, nie!!
    @Liferipper... stimmt! Jetzt weiß man ja schon, was da ist, und irgendwie ist das dann ja auch nicht mehr so spannend!
    Hmmmmm... da muß noch irgendwas Überraschendes her, ich denke...

    PS: Das kann dann noch dauer... wenn ich denke!!

  8. #8
    Ja, spannend, aber irgendwie schlechter als alles andere, was ich bisher von dir gelesen hab. Sorry, ich kann auch nicht sagen warum, warscheinlich passt das Szenario in meinen Augen schlecht zu der nervenzeirreißenden Spannung, die du versuchst, aufzubauen, was dadurch auch nicht so toll gelingt. Man denkt immer, der Junge hat eh nur psychopathische Visionen, das ist schon nichts...

  9. #9
    Zitat Zitat
    Original geschrieben von La Cipolla
    Ja, spannend, aber irgendwie schlechter als alles andere, was ich bisher von dir gelesen hab. Sorry, ich kann auch nicht sagen warum, warscheinlich passt das Szenario in meinen Augen schlecht zu der nervenzeirreißenden Spannung, die du versuchst, aufzubauen, was dadurch auch nicht so toll gelingt. Man denkt immer, der Junge hat eh nur psychopathische Visionen, das ist schon nichts...

    Da muß ich dir leider wiedersprechen ,lieber Cipo......

    das sind keine psychopathische Visionen das ist die typische Horrorfilm stimmung, zu wissen das da etwas ist aber es nur im Augenwinkel zu sehen, eine dunkle Macht die sich nur im schatten aufhält oder einfach nur das Ungewissen Gefühl alleine in einen dunklen Haus zu sein.........du solltest mal Resident Evil spielen dann weißt du Lone Teyxt zu schätzen , denn so wie er geschrieben hat so ist es auch ........graussig grusselig so wie man es liebt

  10. #10
    Sehr schön geschrieben. Vor allem solche detailierten Sachen wie z.B.
    Zitat Zitat
    Langsam entwich die heiße Luft aus der Duschkabine, und Martins Beine begannen kalt zu werden.
    wollen mir sehr gefallen. Aber mir hat besonders diese Stelle gefallen:


    Zitat Zitat
    DA packte ihn etwas am Arm! Erschrocken und kreischend riss Martin den Arm zurück in die Duschkabine, mit einer solchen Energie, dass er ausrutschte, nach hinten umschlug und sich den Kopf an der hinteren Badezimmer-Kachelwand anstieß und mit dem Becken im Duschbecken aufschlug. Das entsetzte Kreischen wurde nun durch ein laues Keuchen ersetzt, das ihm der Schmerz aus den Lungen presste. Es war, als hätte man ihm gleichzeitig mit einem Hammer auf den Hintern und den Hinterkopf geschlagen.
    Ich musste da schon fast grinsen, da er sich fast selbst umgebracht hatte, und das nur, wegen einem Handtuch. Auf jedenfall gefällt mir deinS til und ich kann bis auf den etwas verwirrenden Anfang nichts negatives entdecken.

  11. #11
    Da muss ich noch was sagen, witzig dass du es erwähnst! Für die, die sich nicht so recht vorstellen können was ich da man Anfang beschreibe: Stellt euch unter eine (möglichst kräftige) Dusch, und dann halltet euch die Ohren fest zu und bewegt den Kopf langsam vor und zurück unter dem Strahl! Ja, hört sich an wie Kamasutra für Kastrierte, aber man kommt sich dann vor wie in einem fahrenden Zug, den stellt man sich dann noch richtig bildhaft vor!
    Mein Tipp: Ausprobieren, aber seht euch vor, das sich nicht etwas anschleicht während ihr abgelenkt seid!!

  12. #12
    So, es geht weiter, und wer dann wissen will, was eigentlich los ist, der muß bis zum Start meines Forums- RPGs "Infection - Dead World" warten! Anmelden zum Mitspielen geht auch noch, also wer Bock hat, nur zu! Und nun, das Ende dieser Story!

    Das ist schon komisch mit der Dunkelheit, man sieht zwar nichts, und irgendwie sieht man doch nicht so ganz nichts. Bilder aus dem eigenen Kopf formen sich hin und wieder vor Augen, manchmal nur Farben, manchmal auch echte Bilder. Auch Martin sah jetzt etwas vor seinen Augen, und das verwirrte ihn dermaßen, dass er nicht einmal auf das Knacken hinter sich achtete. Er sah rot... aber nicht nur als Farbe, sondern überall verteilt, als ob... .
    Dann berührte ihn etwas am Knöchel, eine Hand, und Martin schrie unwillkürlich auf. Er sprang mit einem Satz zurück und starrte ungläubig in die Richtung, aus der die Hand gekommen zu sein schien. Direkt zum Küchentisch hin. Aber er konnte kaum etwas sehen, da es noch immer stockfinster war. Der Lichtschalter war ferner denn je. Hatte er sich vielleicht auch dieses Ereignis nur eingebildet... so wie das Bild vor seinen Augen?
    Was das Bild anging, so konnte er es sich nur einbilden. Was er da sah, konnte nicht wahr sein. Doch diese Berührung.

    Dann hörte er ein schauerliches Stöhnen direkt vor sich, und er fühlte sich wie gelähmt. Er konnte sich nicht mehr bewegen, denn jeder Zweifel, ob hier jemand, oder etwas, war, war nun ausgeräumt. Er wollte es nicht glauben, musste es aber, es gab keine Ausflüchte mehr.
    Martins Herz schlug nicht unbedingt schneller, jedoch viel härter als zuvor, es ließ ihm fast die Halsschlagader platzen. Angestrengt versuchte er zu schlucken, während er mit weit aufgerissenen Augen ins Dunkel starrte, um irgendetwas erkennen zu können.
    Dann wieder das Stöhnen, doch diesmal ließ ihn die Panik etwas los, und so hörte sich das Geräusch sogar leicht menschlich an. Was zum Teufel war hier los?
    Martin überlegte, während ihm der Schweiß von der Stirn perlte, ob er schnell zum Schalter hasten sollte. Doch was, wenn ihn dann wieder diese Hand ergriff?
    „Mar... tin!“ Ein lang gezogener, schmerzerfüllter Laut, der Martin wieder erschaudern ließ, kam von unter dem Tisch. Ein flüsternder, krächzender Laut, der seinen Namen ergab.
    Martin bückte sich langsam ein Stück... noch tiefer... und noch etwas weiter... da schlug direkt vor seiner Nase etwas die Augen, die im schwachen Mondlicht kalt und bläulich glänzten, auf und sah ihn direkt an. Wieder kreischend warf sich Martin hilflos zurück, landete auf dem schon schmerzenden Becken und jaulte kurz auf. Doch der Schmerz war nebensächlich, vor ihm hockte ein Monster, es gibt keine Monster, und vor ihm hockte eins, wie er jetzt genau sah, ein Schrumpfkopf mit großen, leuchtenden Augen, zerzauste, abstehende Haarreste, es gibt keine Monster, und vor ihm hockte, versteckt unter seinem eignen Küchentisch, ein gottverdammter Gollum. Wann hörte dieser bescheuerte Traum endlich auf? Doch das war kein Traum, und das war kein Monster, jedenfalls nicht nur, und etwas stimmte nicht, seit er im Zug unter der Dusche mitgefahren war. Der Zug hatte ihn hier abgesetzt, und seine Eltern waren weg, aber wo zum Teufel war er vorher gewesen? Warum und wann war er duschen gegangen? Was war das rote Zeug an seinen Händen, das so widerwillig abging? Und was war das für ein abartiges Bild vor seinen Augen?

    „Martin... bitte mach nicht das Licht an, es tut so weh in den Augen! Ich wusste nicht, ob noch irgendjemand lebt... es ging alles so schnell! So schnell!“
    Das war kein Monster, oh nein, es war Herr Deutel, Martins Nachbar, der im Haus nebenan wohnte. Aber bis zum Morgen dieses Tages, als er Herrn Deutel zuletzt gesehen hatte, war keine Ähnlichkeit zwischen Herrn Deutel und Gollum auszumachen gewesen!
    Was zur Hölle war schnell gegangen? Und wo war er dabei gewesen? Unter der Dusche seit heute morgen!?
    „Ich hörte Schreie aus eurem Haus, da dachte ich, hier lebt noch jemand! Jenna ist tot, sie hat ihre Eingeweide ausgebrochen... sie hat versucht zu schreien, aber... aber..., oh Gott, was erzähle ich das einem armen Jungen wie dir? Ich werde verrückt, dass muss es sein! Du siehst so gesund aus, es hat dich wohl nicht erwischt!“
    Herrn Deutels Stimme war erstarkt, offenbar brachte ihm der Anblick Martins seine Fassung etwas zurück. Doch Martin sagte nichts. Das Problem war, dass Martin nichts zu sagen gewusst hätte. Er hatte keine Ahnung, wovon Herr Deutel-Gollum sprach, warum er ihm so einen Blödsinn erzählte wie „Jenna ist tot“! War das hier so eine dämliche versteckte Kamera, oder was? WAS SOLLTE DAS ALLES?
    „Es muss ein Virus sein, ja, und manche sind bestimmt immun! So wie du! Genau, so muss es sein! Aber ich nicht... ich habe Bauchschmerzen, mir ist heiß... aber dein Vater!! Ja, deshalb kam ich hierher, ich fand die Tür offen vor, da kam ich rein! Du warst unter der Dusche, ich wollte dich nicht schockieren, denn was ich von mir im Spiegel sah... egal, ich rannte runter und riss dabei die Glasvitrine um... da hab ich dich wohl erst recht erschreckt, hm?“
    Das unzusammenhängende Geschwätz machte keinen Sinn, es fing an zu nerven... mehr noch, irrsinniger Weise verspürte Martin eine schwelende Aggression gegen den armen Mann.
    „Dein Vater, Martin, er ist doch Arzt! Wo ist er... ich habe ihn gar nicht gesehen... und deine Mutter?“

    Endlich überwand sich Martin, die Situation einzugestehen. Es war kein Traum.
    „Sie sind weggefahren, ich war Duschen... was ist denn passiert!? Ich weiß GARNICHTS, wer ist alles tot, warum? Das ist doch Irrsinn!“
    Die Augen unter dem Tisch leuchteten nun heller, und Zweifel schien aus ihnen zu sprechen.
    „Was passiert ist? Doch warst doch auch auf der Straße, als heute Mittag der Autounfall vor eurem Haus geschah! Der Typ, der aus dem Wagen fiel, war völlig... aufgeschwollen, seine Haut wie Gelee! Und der Gestank! Dein Vater sagte, wir sollten alle in den Häusern bleiben...“
    Martins Kopf schien zu knistern, wie wenn Strom aus einer Steckdose zuckte, wenn man Unsinn damit veranstaltete. Wie ein kaputter Toaster! Er wollte nicht, dass der Schweinehund von Nachbar weiterredete, denn in seinem Kopf wurden die Bilder nun immer lebendiger! Bilder von dem Unfall, Bilder, die zeigten, dass er sich nur vorgelogen hatte, seine Eltern seien weggefahren! Alles eine Illusion! Er hatte sich in eine heile Welt zurückgezogen!
    „Das haben wir getan, doch ganz schnell wurden wir krank, die Telefone waren tot, überall in der Stadt schien das Chaos auszubrechen, überall Sirenen... und niemand, der uns helfen konnte! Niemand, der Jenna... mein Gott!"
    Herrn Deutels Stimme ging in ein hemmungsloses Schluchzen über, und obwohl auch Martin Jenna gemocht hatte, spürte er kein Mitgefühl. Er sah noch mehr Bilder, sah den toten Mann im Keller liegen, sah, wie er ihn berührte. Er sah Pocken auf seinen Händen (aber jetzt waren da keine, oder), und er sah sich über seine plötzlich sehr langen Fingernägel wundern. Er fühlte diese Wut, die auch jetzt in ihm Aufstieg, sah seine Mutter, seinen Vater... schreien!
    „Dann die Schreie in eurem Haus, und... Martin, was ist mit deinen Händen, warum starrst du sie so an, Junge? Was...“
    Es reichte, dieser Drecksack würde nun endgültig das Maul halten, er starb, ja, nur nicht schnell genug. Martin sah das rot an seinen Händen... das Blut!
    „Du willst meine Eltern sehen, du Missgeburt! Dann komm, ich zeig sie dir!“
    Martin sprang auf, und es war nicht mehr der Junge, der unter der Dusche Angst gehabt hatte.

    Es gibt keine Monster, glaubt ihr? Das glaubte auch Herr Deling, der trotz des grausamen Virus noch keines gesehen hatte. Als das Licht anging, brannten ihm die Augen erbärmlich, und seine Haut ebenso, doch Martin zog ihn erbarmungslos unter dem Tisch hervor, und beachtete dabei kaum, dass sich der Großteil der Haut des Herrn Deling in Matsch verwandelt hatte. Auch der Blutschwall, den der arme Nachbar aushustete, als er zappelnd unter dem Tisch herausgezogen wurde, kümmerte Martin nicht. Er zog das kreischende, jammernde Bündel Mensch hinter sich her, während dieser die Reste seiner Haut am Teppich verlor. Er schrie vor Schmerzen, er schrie um Jenna, und er schrie aus Angst vor dem, was Martin ihm zeigen wollte. Was war nur mit diesem Jungen?
    Martin riss die Kellertür auf und trat Herrn Deutel die Treppe herunter. Dieser überschlug sich mehrmals, ließ große Teile seine Haut zurück und blieb wimmernd und blutend am Ende der Treppe liegen! Wann ließ ihn Gott endlich sterben?
    „So, widerlicher Abschaum, da ist mein Vater, und meine Mutter... na, frag doch, ob sie dir helfen können!“ Dann folgte ein wahnsinniges Lachen, ein Kreischen, das direkt aus der Hölle zu kommen schien.

    Was Herr Deling sah, raubte ihm den letzten Rest seines Verstandes. Matsch, blutiger, zusammengefallener Matsch. Augen, die aus der Masse hervorragten. Zähne, die darin herumschwammen. Haare, und als Herr Deling ein Zittern in der Masse bemerkte, schaltete etwas in ihm ab. Er musste sich lange übergeben, bemerkte aber gar nicht, dass er seine eigenen Gedärme auswürgte. Kurz vor dem Ende, als er sich bewusst wurde, dass ihm etwas fehlte, Luft, und dem matschigen Fleischhaufen in der Ecke etwas fehlte, Knochen, da glaubte er zu sehen, wie der Schatten Martins an der Wand immer größer wurde, sich verformte, als wüchsen Pickel und Pocken riesigen Ausmaßes aus ihm hervor. Dann presste der innere Druck ihm die Augen aus den Höhlen, und so verschwand das Bild, aber es konnte eh nicht wahr gewesen sein, oder? Schließlich gibt es keine Monster, das wissen wir doch alle!
    Menschen, die sich ihre Lungen auskotzen, das vielleicht, eventuell auch unförmige Fleischhaufen in einem Keller, aber Monster! Kommen sie, das ist doch lächerlich, Herr Vernunft! Dann brannte noch etwas an seinem Körper, es könnte ein weiterer Schmerz sein, und er schien noch kurz etwas Brüllen zu hören, dann war Schluss! Danke Gott!

    Nachdem jeder Knochen aus Herrn Deling gesaugt wurde, stampfte etwas davon.

    Einige Stunden später, als die Nacht endgültig über der Stadt lag und sich grollend am Himmel ein gewaltiges Unwetter ankündigte, rannte ein Junge namens Martin durch die Stadt, der sich nur noch daran erinnerte, geduscht zu haben, und dann von etwas Unheimlichen aus dem Haus gejagt worden zu sein! Er wunderte sich über die stille, tote Stadt, und bald auch über die Leichen, die er überall sah.
    Er wunderte sich nicht darüber, zielstrebig auf in Richtung der Autobahnauffahrt zu laufen, auf der längst keine Autos mehr fuhren. Er steuerte eine Raststätte an, und wusste nicht, warum.

  13. #13
    Da beschwerst du dich, das ich so schrecklich detailiert schreiben würde. O.O
    Mir ist eben wirklich schlecht geworden. Mehr als das.

    Du baust da wirklich eine grandiose Atmosphäre auf. Im ersten teil war es noch vorhersehbar, jetzt eigentlich in gewissem Maße auch noch, aber es ist nun um einiges besser als das erste.

    Ich konnte es richtig vor mir sehen wie der Herr Deling durch das Virus litt. Einfach unglaublich.
    Deine Geschichte erzeugt wirklich eine stumme Angst beim Leser.

    Was mir aber nicht gefallen hat war das Ende. Du schreibst es da schon fast wie ein Märchen und das passt einfach nicht zum Rest. Es fehlte nur noch die Moral der Geschichte.
    Und auch dieser Satz

    Zitat Zitat
    Kommen sie, das ist doch lächerlich, Herr Vernunft!
    will mir partou nicht gefallen.

    Trotzdem sehr gut geschrieben, auch wenn ich gleich wohl ins Badezimmer rennen muss. oÔ°

  14. #14
    Hm, das was du da kritisierst hab ich so ein bißchen von Stephen King übernommen, seine Art die Gedanken der Leute in solchen Situationen darzustellen! Aber ich seh schon, bei mir kommts nicht so (zynisch) raus wie es gedacht war, werd versuchen es mir abzugewöhnen, wär ja letzten Endes eh nur geklaut!!

  15. #15
    ......*schauder*


    Wie es mir schon gedacht hatte hast du deine kleine Vorgeschichte zum RPG granios vollendet, die Sache zu wisssen was wohl kommen mag stellte sich als total Falsch bzw. als noch grausiger raus als ich gedacht hätte.

    War sehr stylisch hier und da aus der Sicht des Erzähler zu sprechen mit seinen Fragen das es doch überhaupt keine Monster gibt und so, und somit nicht das Gefühl ausgebreitet hast sonder eher den Flair ein kleiner Grusselgeschichte die man sich am Lagerfeuer erzählt, es hatte was von Vernuft aber auch von zweifel ob man der Heilen Welt die einen vorgegaukelt bekommt in der es von all dem nichts Exesitert nicht doch FALSCH ist.

    Ich fand es zudem eine sehr gute Idee die letzten Moment der Story aus derSicht von Herrn Deling zu schildern , das hält bzw. läßt noch einwenig die Frage offenwas WIRKLICH passiert, wenn du die dritte Person genommen hättest, hättest du zwangsläufig zuviel verraten müßen und so macht man sich schon Gedanken ,was er wohl da gesehen, gespürt oder Gefühlt hat als in der Tot ereilte, bzw. wer ihn das Leben nahm..........sicher gibt es wenig Zweifel das Martin was damit zu tun hat aber ist es wirklich Martin gewessen ? Warum läuft er plötzlich aus den Haus und weiß von nichts, flüchtet von einen Monster das er ......so hat es den Anschein selber ist ?......Oder war es nicht WIRKLICH Martin......ist vielleicht noch etwas gewessen?

    Viele Fragen die noch offen stehen und das ist auch Gut so !!!!!


    Ich kann dir an nur für dieses Werk grtulieren lieber Lone,
    das war gute Arbeit und ich freue mich schon wahnsinnig auf das RPG obwohl ich langsam das Gefühl habe das wir beide so ziemlich die Gleiche Idee bzw. Pläne für das RPG haben, aber das werden noch sehen .........

    bis dahin



    Grüße

    dein Hobbyautorenkollege

    Wohan Dieg

  16. #16
    Huch, bei soviel Lob wird man ja rot! Aber ich freu mich dass dir der Stil gefallen hat, man kann es also so oder so sehen, Geschmackssache eben! Und mit der Sichtweise von Herrn Deling hab ich mir tatsächlich einige Möglichkeiten offen gelassen, ohne das so richtig bewusst zu machen! Und jetzt hab ich auch einige Ideen!
    Bald schreib ich Mathe (nach), dann sollte ich etwas mehr Zeit haben, und dann beginnt auch das RPG! Wenn du dann gerade im urlaub sein solltest, ist ja nicht so schlimm, das klappt wohl irgendwie!
    Also, nochmals Thx, ich bin froh das aus einem unausgegorenem Impuls (die Duschszene stand mir vor Augen, der Rest kam dann) doch noch eine gute Story wurde! ries *grinsbär*

  17. #17
    @ Lone

    Wie viel Lob ???

    Wo hab ich dich viel gelobt , ich habe die Story nur obejktiv analysiert und mein Senf dazu gegeben .........und so neben das herus gehoben was mir besonders gut gefallen hat , was kann denn ICH dafür das du so gut bist

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