Zitat Zitat von cloud2003 Beitrag anzeigen
Instinkt und Gefühl schließen sich nicht aus. Lernfähige Tiere nehmen ihre Triebe ja durch Gefühle wahr. Wie fühlt sich für ein Tier der Trieb zur Partnerbindung wohl an? Bei Mensch wie bei Tier ist bei der Partnerbindung der gleiche Botenstoff (nämlich Oxytocin) am Werk. Daher glaube ich, dass Tiere durchaus Liebe fühlen.
Aber was sich ausschliesst sind Instinkt und Lernfähigkeit. Beim Mensch ist die Fähigkeit zur Partnerbildung genausowenig angeboren wie Talentfähigkeiten. Eine Grundfertigkeit mag vorhanden sein, doch kann man diese nicht als Partnerschaftsliebe bezeichnen, da es durchaus auch Menschen gibt, die mit dem Begriff nicht viel anfangen können.

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Durch den Botenstoff Phenylethylamin wird der kurzfristige Verliebtheitsrausch (bzw. Limerenz) verursacht. Und er hätte wenig Sinn, wenn nach seinem Abklingen die Partner auseinandergingen - davon haben die Kinder nichts. Daher ist ja etwas notwendig was auch nachher die Bindung aufrechterhält. Das ist eben Liebe. Und die ist naturgegeben.
Wenn Liebe im Sinne der Partnerschaftsliebe naturgegeben wäre, gäbe es keine polygamen Menschen.

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Umgekehrt. Naturgeschichtlich gesehen: Erst entstand die Mutter-Kind-Bindung. Daraus folgte dann die Fähigkeit zur Partnerbindung und zur Familienbildung. Daraus folgte die Fähigkeit zur Gesellschaftsbildung. In der Gesellschaft entstand Kultur. Die hat die Partnerbindung lediglich ritualisiert und Ehe genannt. Ehen gibt es bei allen Naturvölkern und "Hochkulturen". Viele missbrauchen sie zwar für wirtschaftliche Zwecke. Aber im Grunde sind Ehen aus Partnerliebe entstanden.
Gesellschaftsbildung hat wohl kaum gross etwas mit Partnerbindung oder Familienbindung aus freien Stücken zu tun, sondern vielmehr aus Zweckmässigkeit, weil man zu damaligen Zeiten als Einzelgänger sprichwörtlich alleine dagestanden wäre. Dazu kommt das Patriarchat, welches heute ebenfalls so nicht mehr existiert. Damals konnte man wegen dem gesellschaftlichen Kontext nicht wählen, heute hingegen ist es einem freigestellt, ob man einen Partner möchte oder nicht. Die Tatsache, dass diese Wahl existiert, was sie es für Tiere nämlich nicht tut, da es sich bei ihnen um einen Instinkt handelt, bestätigt, dass es sich um ein kulturelles Phänomen handeln muss.