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Ehrengarde
Der Kampf ging immer weiter. Es war auch keine Veränderung in den Taktiken der Kontrahenten zu erkennen. Die Frau legte auf ihre Geschwindigkeit und ihren Lockenwicklerstab und Konsum begnügte sich mit Ausweichen und mürrischen Bemerkungen, wenn er mal wieder nicht traf. Aber irgendwann musste selbst der sturste Kämpfer einsehen, dass es so nicht weitergehen konnte. Dummerweise war Konsum für gute Einfälle nicht ansprechbar und so sah er ziemlich dumm aus der Wäsche, als eine Finte funktionierte und Konsum den Lockenwicklerstab mitten in die Rippen bekam. Auch wenn die junge Frau recht zierlich wirkte, so waren ihre Schläge nicht ohne. Konsum spürte wie die Luft aus den Lungen gepresst wurde und eine Rippe gefährlich knackte. Die Keule flog ihm aus der Hand und wurde in einer fließenden Bewegung von seiner Gegnerin aufgefangen. Sofort startete sie eine Reihe von Angriffen. Mit leichten Stöhnen bewegte sich Konsum mit der Geschmeidigkeit einer lahmenden Ente und entging gut einem von zehn Schlägen. Prellungen und Blutergüsse zeigten sich bereits, als Konsum endlich zu Boden ging. Das Gift hatte ihm ebenfalls sehr zugesetzt und so hustete er sich die Lunge aus dem Leib.
„Und jetzt ist schluss mit den Blödsinn.“
... zischte die Frau und stand breitbeinig über ihn. Den Lockenwickler stoßbereit auf sein Herz gerichtet. Endlich arbeitete Konsums Verstand etwas schneller und eine wage Idee nahm Form an. Mühsam sammelte er in kürzester Zeit die Fakten, die er bereits gesammelt hatte, und fügte sie in einem kompliziert anmutenden Puzzle zusammen. Hätte man genau hingehört, hätte man wohl die Räder in seinem Kopf klicken gehört. Und auf einmal, mit der Plötzlichkeit einer Nacktschnecke, war die Idee da. Es würde ihm zwar mehr Kraft kosten als gut für ihn war, aber immerhin konnte er überleben. Was natürlich eine Option wäre. Er drehte sich auf den Rücken, hustete noch einmal hingebungsvoll und lächelte seine Gegnerin nett an.
„Du hast wirklich schöne Augen, weißt du das?“
... flüsterte er. Die Reaktion überraschte sogar Konsum. Sie zwinkerte, hielt inne und entspannte sich etwas. Leichtes Stirnrunzeln folgte, bis schließlich die Überraschung aus ihrem Zügen strahlte. Sie wollte wohl zu einer Antwort ansetzen, doch Konsum reagierte etwas schneller. Er holte Schwung und langte mit der Hand nach ihrem Kragen. Mit einem gewinnenden Lächeln riss er sie herunter und benutzte den Bewegungsmoment um eine Rückwärtsrolle zu machen. Nach einer kleinen Rolle waren die Positionen vertauscht und Konsum saß auf ihren Bauch und hielt ihre Arme mit den Knien am Boden.
„So gefällt mir das schon viel besser...“
... sagte er gelassen und spielte mit ihrer unmöglichen Waffe. Er schüttelte den Kopf und legte das Ding zur Seite. Sie versuchte sich zu befreien, da aber Konsum wirklicher Schwachpunkt nicht in ihrer Reichweite war, hatte sie schlechte Karten. Mit dem Finger strich er ihr über den Hals und spielte mit dem Gedanken seinen Durst an ihr zu stillen. Seine Verletzungen waren zwar nicht so schlimm, aber es konnte ja nicht schaden...
Doch er schüttelte den Kopf. Er hatte andere Sachen zu erledigen.
„Ok, gehen wir es mal von der ruhigen Seite an. Hier liegt ein großes Missverständnis vor. Ich will keinesfalls die Geiseln töten oder so. Auch bin ich nicht mit der dunklen Seiten im Bunde. Im Gegenteil. Ich bin sogar der Anführer der SoS und somit das genaue Gegenteil von dem Haufen der Flaschen. Also, ich werde dich jetzt frei lassen und dir helfen die Geiseln zu befreien... ARGH!“
Konsum noch blasser und seine Augen schienen aus den Höhlen treten zu wollen, als eine Woge des Schmerzes durch seinen Körper spülte. Er verkrampfte seine Hand in seine Brust, an der Stelle, an der noch vor einigen Stunden sein Herz geschlagen hatte. Er versuchte zu atmen doch sein Zwerchfell verkrampfte zu sehr und er drohte zu ersticken. Er kippte zur Seite und starrte immer noch mit verzerrtem Gesicht in den Himmel. Überrascht und leicht schockiert rappelte sich die Frau auf und sah bestürzt auf den Vampir unter ihr. Abwesend rollte sie den Lockenwicklerstab auf ihren Fuß und warf ihn in die Luft. Sie fing ihn auf und spielte mit dem Gedanken, die Existenz des Blutsaugers jetzt zu beenden. Wahrscheinlich hatte er gelogen, auch wenn die SoS aus ziemlichen Freaks bestehen sollte, so konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein Vampir als Anführer genommen würde. Sie musste sich beeilen, denn Konsum hatte mit den Schütteln aufgehört und etwas Farbe war sogar wieder in das Gesicht zurückgekehrt. Er war zwar immer noch blass wie nichts gutes, aber immerhin. Tatsächlich sah er nicht schlecht aus, wie er nun da lag, mit geschlossenen Augen, Erleichterung im Gesicht. Die Schrammen taten dem Gesamtbild keinen Abbruch. Mit einem Seufzer entschied sie sich, den Vampir am „Leben“ zu lassen und stieß ihn vorsichtig mit dem Fuß an. Er bewegte sich und stöhnte leise. Sehr langsam richtete sich Konsum auf und blickte sich orientierungslos um. Als er in das Gesicht dieser Ninjafrau nickte er kurz, denn er erinnerte sich wieder.
„Also, ich lasse dich am Leben, nicht weil ich dir traue, sondern weil du nicht den gerissenen Glanz in den Augen hast, den eigentlich alle Bösen haben. Du willst mir also mit den Geiseln helfen?“
Konsum nickte abwesend und fürchtete sogleich wieder mit einer gehörigen Ladung Schmerz. Jedoch blieb sie aus und Konsum fing an sich zu fragen, woran es liegt, dass manchmal schmerzen kommen und manchmal nicht. Wieder ein Rätsel, das er später lösen musste. Er erhob sich schwerfällig und knackte ein paar Wirbel wieder in die richtige Position bevor er seinen Streitkolben auflas.
„Die Geiseln sind ziemlich verstreut und meine Zettel sind ausgegangen... Also, wenn du keinen überdimensionalen Staubsauger mit Protonenwerfer hast, können wir nichts machen...“
„Einen was? Ist auch egal. Ich hätte da eine Idee... Mehrere sogar, aber es wird nicht leicht. Eigentlich muss ich mich nur überwinden anzufangen... Dann wird’s wohl laufen... Hoffe ich zumindst... Sag mal, mit wem habe ich eigentlich die Ehre?“
Die junge Frau bedachte ihn mit einem komischen Blick, schüttelte den Kopf und antwortete:
„Mein Name ist Vision und ich arbeite bei den 3 Engeln für Artax.“
„Ahja... Haben wir da nicht ein wenig zuviel Ferngesehen? Ich meine, drei Engel für Artax... Irgendwie...“
Endlich klickte bei Konsum etwas.
„Artax? Du kennst die Prinzessin! Genial, mit dir könnte ich sie schneller finden als...“
„Ähm... Ich habe auch keine Ahnung, wo sich die Prinzessin befindet… Niemand weiß das. Aber könnten wir unsere Unterhaltung nicht später fortsetzen?“
Konsum nickte nur stumm und hatte eigentlich nicht richtig zugehört. Er machte sich trotz der Worte Visions Hoffnungen, Artax schneller finden zu können. Er folgte Vision dicht auf und konnte schon nach kurzer Zeit schon sah er das grünliche Leuchten, dass die Geister ankündigte. Konsum schluckte, sortierte noch mal seinen genialen Plan und legte sich die richtigen Worte zurecht.
Einige Meter vor der ersten Geistergruppe blieben sie stehen. Entweder irrte sich Konsum oder die Geister sahen sich furchtsam um, als ob sie etwas wirklich schreckliches erwarten würden. Vision lächelte in sich hinein. Ihr Auftritt hatte Wirkung gezeigt.
„Gut, dann zieh mal deinen Plan durch.“
Sie schubste Konsum nach vorne, aus der Deckung, direkt vor die Geister. Konsum funkelte Vision böse an und bekam ein zuckersüßes Lächeln zurück. Er hörte schon das Flüstern der Geister und drehte sich schnell um. Noch einmal tief durchatmen und merken, dass er etwas wirklich wichtiges vergessen hatte. Langsam brach ihm der Schweiß aus, als die Geister immer näher kamen. Hastig drehte er sich um, und konzentrierte sich auf einen bestimmten Gegenstand in seinem Hort. Er flüsterte die Formel immer lauter vor sich hin, da nichts passieren wollte. Konsum wich einen weiteren Schritt von den Geistern zurück und wiederholte den Zauber, diesmal energischer. Endlich formte sich ein Licht in seinen Händen und nach einer Ewigkeit, wie es schien, hielt er eine große, schwarze Box in den Händen. Erleichtert atmete er aus und drehte sich um. Vor Schreck hätte er beinahe die Schachtel fallen gelassen. Er hätte besser aufpassen sollen, denn die Geister waren zu nahe gekommen.
„Ähm... Kön… könnte ich kurz um ihre geschätzte Aufmerksamkeit bitten?“
Die Geister blieben verwundert „stehen“ und sahen zu, wie Konsum die Schachtel öffnete und den Inhalt preisgab: Fotos.
Zu spät bemerkten sie die Falle, denn sie ließen Konsum anfangen zu erzählen. Er erzählte von einem seiner Urlaube, die er irgendwo fernab der Zivilisation verbracht hatte. Er erzählte von langen Spaziergängen durch tote Wälder und von Abenden vor dem Kamin. Er erzählte von all den langweiligen Sachen, die man machen konnte und versäumte auch nicht die Lage seiner Hütte genau zu beschreiben. Anfangs wollten sich die Geister noch wehren, doch eines konnte Konsum ganz gut: Geschichten erzählen. Und so waren die Geister gefangen in einer Geschichte aus längst vergangenen Tagen und merkten nicht, wie sie immer weiter abdrifteten und wie Vision die Geiseln in Sicherheit brachte.
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Man... Wieso breche ich mir andauernt einen ab, wenn ich Story schreibe?>_>
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