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Legende
Story
Es wäre für ihn natürlich ziemlich leicht gewesen, sich wieder umzudrehen und im Tunnel zu verschwinden, doch was sollte er dann machen? Heraus aus dieser ganzen Situation würde er dadurch auch nicht kommen, das einzige sichere wäre, dass er einen recht friedlichen Tod sterben würde, wenn man es mal als friedlich ansah, zu verdursten oder zu verhungern. Aber jedenfalls würde sein Körper in einem Stück bleiben und auch keine Löcher erhalten, außer vielleicht ein Großes im Magen…
Aber Seraph dachte gar nicht daran, nicht wenigstens zu versuchen, aus dieser Situation etwas herauszuschlagen. Die Drow waren hier irgendwie hingekommen, vielleicht gab es auch eine Möglichkeit, diesen Weg dazu zu benutzen, um auch wieder abzuhauen. Seraph konnte nicht so recht dran glauben, dass die Drow wirklich eine „Einbahnstraße“ benutzt hatten, um hierher zu kommen, was wenn irgendwas passieren würde?
Nein, selbstmörderisch waren die Drow ganz sicher nicht. Jederzeit bereit, für ihre Sache zu sterben, aber einen sinnlosen Tod würden sie ganz sicher nicht riskieren. Anders sähe es natürlich aus, wenn das Ganze ein Unfall war, aber andererseits würde es hier dann nicht so geordnet und einfach geplant aussehen… wo er gerade an Ordnung dachte, da fiel ihm doch glatt etwas auf, das er vorher nicht bemerkt hatte.
Am Rand der Höhle schlängelte sich eine Art Steg nach oben, recht breit und mit einem Geländer gesichert. Das Ganze mündete in einer Art Aufzug, der scheinbar nach oben fuhr, in eine Öffnung, die hell erleuchtet war und ein farbenprächtiges Leuchten von sich gab. Das Licht pulsierte in regelmäßigen Abständen. Seraph erinnerte sich an etwas, das er mal vor langer zeit in einem Buch gelesen hatte.
Das heißt, er erinnerte sich nicht an den genauen Inhalt dieses Buches, sondern daran, dass es etwas mit solch einem Phänomen zu tun hatte. Wenn er doch nur genau wusste, was das war! Eine Disko oder so etwas in der Art würde es schon nicht sein, aber das brachte ihn jetzt auch nicht sonderlich viel weiter. Auch wenn ihn das ziemlich erheiterte, als er sich vorstellte, wie die finsteren Drow total abgingen und abrockten… er war davon überzeugt, dass sie Metal hörten, falls sie überhaupt Musik hörten.
Aber egal, sein Ziel war es jetzt erst Mal, nach da oben zu kommen, wenn er was erreichen konnte, dann dort. Doch wie sollte er da hinkommen? Es war nicht gerade leicht, da unbemerkt langzugehen, denn er hatte keine Deckung. Und überall liefen die Drow rum, auch wenn keine Wachen aufgestellt waren, so waren genug andere Drow unterwegs, die ihm gefährlich werden konnten. Wie er die Drow kannte, waren sie trotz ihrer Lage hier bewaffnet…
Und er hatte auch davon gehört, dass die Drow begnadete Magier sein sollten, zumindest einige von ihnen. Und da diese Fähigkeiten dann angeboren sind, könnten sie auch die friedlichsten bzw. unbedrohtesten Drow besitzen. Aber vielleicht würde es Seraph auch irgendwie schaffen, unbemerkt nach oben zu kommen… er wusste nur noch nicht wie. Vielleicht würde er ja eine Verkleidung finden oder so was in der Art…
Und dazu musste er wohl oder übel erstmal in eine der Hütten hineingelangen. Und dann am besten auch noch in eine, die gerade keinen Drow aufwies. Er wäre zwar sicher in der Lage, diesen Drow zu erledigen, doch ob das lautlos gehen würde, das war dann schon eine andere Sache. Und plötzlich von dutzenden von Drow eingekreist zu sein kam Seraph auch nicht allzu prickelnd vor. Eigentlich ganz und gar nicht prickelnd.
Doch auf einen Versuch kam es an, denn versuchen musste es Seraph auf jeden Fall. Die andere Möglichkeit wäre, sich direkt den Pfad an der Höhlenwand nach oben zu kämpfen, aber das konnte er ja dann immer noch versuchen, falls alle Stricke reißen sollten. Seraph schaute noch mal kurz aus seiner Deckung empor und vergewisserte sich, dass kein Drow in seiner unmittelbaren Nähe war, dann schlich er sich geduckt einen schmalen Pfad zwischen den Felsen nach unten.
Dort angekommen, drückte er sich in eine Spalte im Fels, um sich kurz zu sammeln und dann zu versuchen, unbemerkt zu der ersten Hütte zu gelangen, die er sah. Seine Aktion kam keinen Augenblick zu früh, denn gerade in dem Moment, in dem sich Seraph wieder aufrichten wollte, kamen zwei Drow an ihm vorbei, die ihn aber nicht bemerkten, zum Teil wohl, da sie in eine heftige Diskussion vertieft schienen.
Seraph konnte zwar nicht verstehen, worum es dabei ging, aber der Tonfall der beiden Drow war nicht gerade der freundlichste. Seraph hoffte schon, dass es vielleicht eine Meinungsverschiedenheit unter den Drow gab, das vielleicht so eine Art Bürgerkrieg ausbrechen würde… aber das war wohl ein bisschen zu viel verlangt, wieso sollte so etwas extremes geschehen und dann auch noch, wenn er zufällig da war?
Nein, darauf war nun wirklich kaum zu hoffen. Aber nicht nur die Wege Gottes sind ungewiss und manchmal so merkwürdig, dass seine Züge kaum zu verstehen sind. Jetzt war kein Drow mehr in der Nähe, nur einige dutzend Meter entfernt standen einige herum und aßen und tranken zusammen. Seraph robbte über den Boden durch das recht hohe Gras und kam dann tatsächlich ungesehen and er Rückwand einer Hütte an.
Er spähte durch ein Fenster und tatsächlich, in dem Haus war niemand. Schnell stieg er durch das Fenster ein, blickte sich vorsichtig um, es war wirklich niemand da. Dann überlegte er, wo er nun mit seiner Suche anfangen musste… aber vor allem bestand das Problem darin, das er gar nicht wusste, was genau er zu suchen hatte. Das hatte er total verschwitzt, genauer darüber nachzudenken…
Verkleidung, schön und gut. Er fand bestimmt Kleidung, die ihm passte. Handschuhe bestimmt auch. Doch was sollte er mit seinem Gesicht machen? Er hatte noch keinen Drow gesehen, der verschleiert herumlief… wie praktisch wäre es jetzt, einen silbernen Drachen hier zu haben, der einen in einen Drow verwandeln konnte. Seraph musste ein lachen unterdrücken, als ihm die Absurdität dieses Gedanken wirklich bewusst wurde.
Seraph spürte jedoch auch förmlich, wie ihm die Zeit davon lief, er ging planlos auf eine Truhe zu und versuchte sie zu öffnen. Jedoch misslang dieser Versuch, da sie verschlossen war. Doch wozu lief man schon mit einem Soulblade rum? Seraph aktivierte die Kräfte Soulblades und ein loser Materiestrang floss in das Schlüsselloch. Man konnte ein paar Sekunden später ein Klicken hören und der Deckel der Truhe sprang auf.
Zu sehen bekam er etwa ganz anderes, als er erwartet hatte, keine Kleider kamen zum Vorschein, sondern säuberlich sortierte Briefe und sonstige Dokumente. Wahllos nahm er einen Brief zur Hand und öffnete ihn. Dann folgte die nächste Überraschung, im Gegensatz zu der Sprache, die die Drow eben gesprochen hatte, konnte er diese Schrift lesen. Gespannt las er sich den Brief durch und ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus. Er hatte doch Glück. Es gab tatsächlich einen Streit zwischen den Drow.
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