Gestern war ich mit meinen Eltern und meiner 3-jährigen Cousine im Zoo, und es war ein... ernüchterndes Erlebnis. Gleich am Eingang begrüßten uns die Bären hinter ihren Panzerglasscheiben und mein Vater meinte, das wäre auch sein Leben. (Den ganzen Tag auf einem fetten Baumstamm liegen und sich sonnen, zwischendurch das ein oder andere Stück Fleisch in den Rachen geschoben kriegen usw.) Meine Mutter dagegen war wieder in ihrem Element.
"Eine Seerose!!"
"Mama, das ganze Becken ist voll damit."
"Aber die hier ist besonders schön!"
"Ja, Mama."
"Und schau dir die Sonne an, da haben die Wolken gar keine Chance!"
"Die Sonne scheint schon den ganzen Tag, Mama."
(schweigen)
"Aber jetzt kann man sich so gut sonnen!"
"..."
Ich meine, ich finde den Zoo ja auch jedes Mal wieder toll, aber meine Mutter kann sich einfach über alles wundern! Selbst, wenn es in Strömen gießt, geht sie immer mit der Logik "Hinten wird es schon wieder heller!" ran. Aber das wäre nicht weiter schlimm, Optimismus verbunden mit unnatürlich konstanter Lebensfreude ist nicht unbedingt was Schlechtes, aber das Seltsame kommt noch. Wenn meine Mutter sagt "Hinten wird es schon wieder heller!" glaube ich nicht, eine Prognose zu hören (wär auch nicht möglich, wenn der ganze Himmel bedeckt ist), sondern einen Befehl. Und siehe da, spätestens zwanzig Minuten später stehe ich mit gaffenden Blick in der schönsten Sonne (die natürlich noch einen Regenbogen in die Luft gesetzt hat, über den sich meine Mutter wundern kann). Der ein oder andere ist schon zu der Meinung gekommen, sie wäre eine gute Hexe...
Naja, jedenfalls gingen wir weiter und erreichten das neu eröffnete Raubtierhaus, welches sein wunderbares Flair verloren hat, seit es dort nicht mehr wie beim Fleischer stinkt. Die armen Löwen liefen immer an der Scheibe vorbei, in den ewig gleichen Bahnen und ich fragte mich abermals, ob Zoo wirklich so etwas Tolles sei. Meine Cousine war sich da sicher, jedes Mal, wenn das desillusionierte Tier die Scheibe streifte, grinste sie ihn mit einem glücklichen "Friss mich doch!" an und lachte ihn dann aus. Ein schönes Leben.
Allerdings muss ich sagen, war der Besuch auch für mich nicht unnütz, ich habe mich wieder einmal in meiner Lieblingsdisziplin, dem Starren, mit den Besten der Welt gemessen. Nachdem ich unsere Hauskatze mehrmals völlig zu Grunde gestarrt hatte, war es schwer, einen ebenbürtigen Gegner zu finden. Die Faultiere konnten gut starren, schliefen aber nach wenigen Sekunden ein, die Schlangen ignorierten mich einfach völlig. Schließlich erkannte ich die Herausforderung in Form eines unscheinbaren Käfigs am Wegesrand. Sie blickte mich aus ihren schwarzen Augen, tief wie Galaxien an, ohne den Kopf dabei auch nur einen Millimeter zu verschieben. Schließlich, nach nahezu zwei Minuten, gab auch die Eule auf und ich atmete erleichtert aus.

Doch das Beste kommt noch! Situation: Ich und meine Cousine stehen am Ententeich (Enten füttern), meine Mutter wundert sich immer noch darüber, dass Vögel tauchen können und mein Vater vergnügt sich an der Bockwurstbude (Der einzige Ort im Zoo, der für alle interessant ist). Doch nun merkt meine Mutter, dass wir langsam wieder nach Hause müssen und überlegt sich eine durchschlagende Taktik. Sie schaut meine Cousine mit ihrem typisch-fröhlichen Lächeln an und sagt. "Kommt jetzt, Magdalena! Wenn ihr die Enten noch weiter füttert, platzen sie!"
Kurz überspielte Schwiegen die Szene, dann brach ich in Lachen aus und meine Mama schaute mich verwundert an. OK. Genug der Schilderungen. Jetzt stellt euch mal bitte eine platzende Ente vor!! Ich musste das gleich auf Papier festhalten. Viel Spaß!