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Ritter
„Jaaa, das ist ein Leben. So sollte es jeden Tag sein.“
Pedor streckte und wand sich. Man hätte meinen können, er würde gegen eine Krankheit kämpfen, die Krämpfe verursacht, aber er wurde wohl nur gerade die Anspannung der letzten Tage los. Er lag auf einem großen Bett mit feinstem Bezug und einer Menge Essbarem drumherum. Er brauchte nur zur Seite zu greifen, um eine Weintraube oder eine Schweinshaxe in der Hand zu halten. Es klopfte an der Tür. Pedor hatte gerade etwas im Mund und brachte daher nur ein unverständliches Grunzen hervor.
„Darf ich reinkommen?“
Der Wirt konnte die schwere Käseplatte nicht mehr lange halten, stieß die Türe auf und sah sich hektisch um. Es war schwierig für ihn, überhaupt noch einen Abstellplatz für die Platte zu finden. Schließlich stellte er sie auf einen Hocker, der mit dem weichen Fell eines edlen Tieres bezogen war.
„Herr Pedor, ich weiß ja, dass Angehörige der Klingensekte gewisse Privilegien genießen....“, begann er und fummelte nervös mit den Händen an den Bändeln seiner Schürze herum.
„Aber könnten sie, ich meine, nur wenn es keine allzu großen Umstände macht, ihren Konsum ein ganz klein wenig einschränken? Die anderen Gäste bestellen etwas und ich kann sie nicht mehr bedienen. Ich bitte sie..“
Pedor hatte inzwischen fertig gekaut und den Mund frei für ein paar deftige Antworten, die den Wirt rückwärts aus der Tür taumeln ließen. Danach bettete er seinen Kopf wieder auf das Kissen und genoss das, was das Leben ihm zu bieten hatte. Der Wirt stapft wütend die Treppe hinab.
Das Wirtshaus war um diese Zeit eigentlich gut besucht, allerdings waren diesmal nur etwa die Hälfte der Tische besetzt. Die Amazone trat die Türe auf , hievte den schwachen Magier über die Schwelle und ließ ihn auf einen Stuhl in der Nähe plumpsen. Die anwesenden Gäste schauten zwar zur Türe, führten aber kurze Zeit später ihre Gespräche fort oder schauten wieder in ihren Krug. Der Wirt schenkte gerade eine runde Bier aus, als er die Neuankömmlinge erblickte.
„Fioxa!?“
Der Wirt ließ seine Kundschaft stehen, umsteuerte geschickt die Tische und umarmte die lächelnde Kriegerin. Sie konnte im ersten Moment nicht fassen, dass der alte Haudegen immer noch das Gasthaus leitete. Allerdings hatte er auch niemanden, an den er es hätte weitervererben können. Offensichtlich war er einer der wenigen Menschen, die ihre Arbeit über alles liebten. Sie klopfte ihm auf den Rücken.
„Wie lange ist das jetzt her?“ lachte er.
„Hallo Ursec, wie läuft das Geschäft? Sieht ja nicht so aus, als ob sie dir die Speisekammer leer essen würden.“
„Naja, die hier unten nicht...“
Er blickte vielsagend zur Decke, bevor er sich wieder Fioxa widmete.
„Was machst du hier in der Gegend? Ach ja, natürlich. Wie konnte ich annehmen, dass du dir so eine Gelegenheit entgehen lassen würdest?“
Ursec huschte hinter die Theke und stellte zwei Krüge darauf.
„Na los, ich gebe euch einen aus. Das muss begossen werden!“
Ein schallendes Gelächter aus einer Ecke lenkte die Aufmerksamkeit der Kriegerin auf sich. Ein gut gelaunter Kaufmann machte eine eindeutige Geste in ihre Richtung und hob seinen Krug. Fioxa zeigte keinerlei erkennbare Reaktion darauf. Sie hatte mittlerweile gelernt, solchen unverschämten Versuchen der Kontaktaufnahme keine Beachtung zu schenken. Dass diese Kerle ihre Triebe aber auch nicht mal unter Kontrolle bekommen konnten. Sie schaute kurz zu ihrem Begleiter und drehte sich wieder um.
„Das ist verdammt nett, aber mein Gefährte hier braucht dringend Ruhe und was zu beißen. Hast du vielleicht ein Zimmer frei?“
Der Wirt musste sich zusammennehmen, um nicht eine sarkastische Bemerkungen fallen zu lassen. Im Moment war gerade mal eines der zwanzig Zimmer belegt, und das auch ausgerechnet von diesem Schmarotzer, der ihm noch die letzten Haare vom Kopf fraß. Das Gastronomiegewerbe war schwierig, das wusste er. Aber im Moment hätte er jedem jungen Mann einen anderen Beruf vorgeschlagen. Nahrungsmittelhändler zum Beispiel...
Er neigte den Kopf zur Seite und nahm erst jetzt bewusst die Gestalt wahr, die halb verdeckt auf dem Stuhl zusammengesunken war. Der grüne Mantel gehörte wohl zu einem Druiden oder ähnliches. Solche Leute verirrten sich nur selten in diese Gegend. Was er allerdings erkannte war, dass dieser Mann dringend Hilfe brauchte. Nachdem er die Krüge wieder zurückgestellt hatte, kam er hinzu und stützte ihn zusammen mit der Amazone. Sie bewegten sich in gleichmäßigen Schrittempo auf die Treppe zu.
„Am besten nehmen wir das erste Zimmer im ersten Stock, dort sind wir am schnellsten und es ist erst gereinigt worden. Dann bereite ich ihm etwas zu.“
Er hielt kurz an und wandte den Kopf.
„Und lass die Finger vom Bier, Peppi! Du hast für heute genug. Ich weiss genau, wenn jemand an den Vorrat geht!"
Eine Person, die mit dem Kopf auf der Theke lag, brummelte irgend etwas Unverständliches. Der Wirt gab einen Laut des Unmuts von sich, drehte sich wieder um und die Dreiergruppe bewegte sich die Treppe hinauf.
Geändert von RPG-Süchtling (15.02.2003 um 04:22 Uhr)
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