Hi Leute!
Ich möchte hier mal den Anfang einer Story posten, an der ich schon seit Ewigkeiten (3 Jahren) sitze. Ich wollte sie schon früher zu einem Ende bringen, aber irgendwie gehts immer weiter.
Achja, es handelt sich nicht um ein FanFic. Das heißt, inspiriert hat mich anfänglich Diablo2, aber davon ist nicht mehr viel übrig. Ich hoffe, ihr riskiert trotzdem einen Blick.
Naja, dann mal los.
Wenns euch gefällt, dann schreibt mir doch was. Und wenn nicht, dann auch.
Hopeless World
Teil 1 - Schmerz
Der alte Mann betrachtete an diesem Tag die Sternenkonstellation am Himmel, wie es seine Vorfahren schon seit Jahrhunderten getan hatten. Es war seit jeher Brauch, an diesem Tag die Ereignisse des nächsten Jahres vorherzusagen. Doch es war ihm niemals so schwer gefallen wie in diesem Jahr. Es senkte seinen Blick und betrachtete die Dorfleute, die sich um ihn versammelt hatten: der Schmied, die Mutter der kleinen Melanie, die schon ins Bett musste, der Erdmagier und viele andere, von denen er die meisten schon von Kindesbeinen an kannte. Er las die Anstrengungen der letzten Monate in ihren Gesichtern, doch auch Hoffnung und Zuversicht. Er wollte und konnte die negative Vision der Zukunft, die er sah, nicht an diese geschundenen guten Seelen weitergeben. Er seufze innerlich, bevor er seine Stimme erhob:
„Meine Freunde, ich heiße euch willkommen. Wie jedes Jahr seit dem Gründungstag unseres Dorfes werde ich nun das Schicksal auffordern, uns sein Antlitz zu enthüllen.“
Die Menschen verstummten und richteten den Blick erwartungsvoll auf ihren Dorfältesten. Dieser legte die Hand auf seine Stirn und schloss die Augen.
„Ich sehe einen schwarzen Himmel, der das Land verdunkelt. Jedoch brechen an einigen Stellen goldene Sonnenstrahlen durch, und es wird langsam heller. Ich sehe lechzende Schatten, die um unsere Stadt streifen, doch sie werden unsere magische Barriere nicht überwinden können und sich zurückziehen. Ich sehe frisches Korn, das unsere Felder bedeckt, und das Strahlen lachender Kinderaugen...“
Der alte Mann öffnete wieder die Augen und sah in die ängstliche Gesichter. Allerdings schien der Ausdruck der Hoffnung stärker geworden zu sein als vor seiner Ansprache. Ein Dorfbewohner allerdings schien unzufrieden und trat vor, was ungewöhnlich war. Es war der Dorfschmied.
„Dorfältester. Deine Vorhersage ist wahrhaft wunderschön - so schön, dass sie kaum wahr sein kann. Aber wir hatten noch nie Anlass an deinen Worten zu zweifeln. Eines musst du uns allerdings unbedingt noch offenbaren: werden die grauenvollen Monster wieder in den Höllenschlund zurückkehren, aus dem sie einst kamen?“
„Mein Freund,“ sprach er, während er sich gegen die Bilder wehrte, die aus seinem Geist aufstiegen, „die Natur duldet auf Dauer keine Unregelmäßigkeiten. Es wird sicher nicht heute geschehen, vielleicht auch nicht morgen. Aber eines Tages wird die Dämonenbrut vom Angesicht der Erde verschwinden, wie alles irgendwann vergeht.“ Als er erkannte, dass der Schmied mit dieser ausweichenden Antwort nicht ganz zufrieden war, wandte er sich an die Menge und sprach:
„Es wird eine harte Zeit, aber wenn wir alle zusammenstehen, werden wir es schaffen! Es gab und gibt nichts, das diese Gemeinschaft nicht erreichen kann, das wisst ihr. Nun geht hin und verkündet euren Kindern, dass sie in Frieden aufwachsen werden. Ich wünsche euch eine gute Nacht.“
Der Dorfälteste nahm auf einem großen Stein Platz, der hinter ihm lag, und sah zu, wie die Menschentraube sich auflöste, begleitet von den vielen positiv klingenden Gesprächen, die nun geführt wurden. Der Erdmagier allerdings stand auf und ging auf ihn zu. Er setzte sich auf einem alten Baumstamm gegenüber und sagte:
„Da hast du aber ganz schön dick aufgetragen, mein Alter. Nun erzähl schon, wie sieht die Zukunft wirklich aus?“
Der alte Mann blickte den Magier scharf an, der nur freundlich lächelte. Er war der junge Sohn einer großen Zauberin, die das erste Opfer der jüngsten Ereignisse geworden war. Sie wagte sich in den Wald, um wichtige Ingredienzen für ihre Tränke zu besorgen, kam aber nie mehr zurück. Alles, was sie bei der folgenden Suchaktion fanden, war ihr selbstgemachter Zauberstab. Der Schmied nahm ihn an Kindes statt an und gab ihm Nahrung und Obdach, sowie einen Platz zum Studieren. Er lernte schnell die alten Riten und Formeln der alten Kultur, allerdings war er in den Augen der anderen Dorfbewohner ein verzogener Bengel, der sich nur groß aufspielte, obwohl er sie mit seiner Magie schütze, indem er die Monster aus dem Dorf verbannte. Viele hatten schon den Wunsch geäußert, einen erfahrenen Magier aus einem anderen Dorf zu Hilfe zu holen, aber der Dorfälteste lehnte das ab. Als offizielle Begründung führte er an, dass die anderen Dörfer die Fähigkeiten ihrer Magier benötigen, um zu überleben, genauso wie ihr eigenes Dorf. Insgeheim jedoch wollte er das Selbstvertrauen des Jungen nicht zerstören, obwohl er auch nicht immer mit ihm zufrieden war. Aber die gelegentlichen Unkonzentriertheiten schob er auf die große Verantwortung, die sie ihm aufbürdeten. Bei diesen Gedanken entspannte sich das Gesicht des alten Mannes wieder. Er legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Ich bin nicht der Meinung, dass die Zukunft bereits in Stein gehauen ist. Jeder kann sie mitbestimmen und mitgestalten. Ich tue niemandem einen Gefallen, wenn ich diesen Menschen eine furchtbare Zukunft darlege, die jegliche Hoffnung aus ihren Herzen vertreibt.“
„Heißt das, du hast sie angelogen?“
„Nein, ich habe ihnen die Kraft gegeben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Denkst du, dieses Ritual ist dafür da, die Leute zu demoralisieren? In dieser harten Zeit brauchen sie positive Gedanken, sonst können wir ja gleich unser Heimatdorf verlassen und flüchten. Das willst du doch nicht, oder?“
Der junge Magier dachte nach und antwortete dann mit erregter Stimme:
„Hier braucht niemand zu flüchten, ich beschütze die Häuser und ihre Bewohner mit meiner Magiebarriere! Kein Monster wird jemals stark genug sein, sie zu durchdringen!“
Der Dorfälteste fasste seinen mannshohen Stock und stand auf. Die Menschen waren bereits alle in ihren Wohnungen verschwunden, und überall brannte Licht.
„Ja, die Kraft, die uns umgibt, ist sicher wichtig, Zuris. Die Kraft in unserem Innern ist aber mindestens genauso wichtig.“
Er sah auf den jungen Studenten herab und machte Anstalten, das Gespräch zu beenden.
„Wir reden morgen weiter. Du musst ausgeruht sein, um die Barriere aufrechtzuerhalten. Dein Ziehvater wartet sicher schon auf dich.“
Er ging ein paar Schritte, bevor er innehielt und sich umwandte. Zuris hörte das und drehte den Kopf.
„Deine Aufgabe in diesem Dorf ist eine der wichtigsten, und alle vertrauen dir. Sei unbesorgt. Die Zukunft sieht wirklich nicht so schlecht aus, wie man meinen könnte. Es gibt immer einen neuen Morgen, und damit neue Hoffnung und neue Energie, die man nutzen kann, um etwas zu verändern. Dieses Dorf wird nicht untergehen, das verspreche ich dir.“
Der alte Mann verschwand in der Dunkelheit, bis er unter dem Licht, das über der Tür seiner Hütte brannte, wieder auftauchte. Der junge Magier wandte den Kopf und blickte in die Flammen des Feuers zu seinen Füßen, das zur Feier des Tages entzündet worden war. Seine ursprüngliche Funktion, die wilden Tiere von den Behausungen fernzuhalten, hatte es schon lange verloren. Diese Monster und Dämonen, die nun um das Dorf schlichen, benutzen zum Teil selbst Feuer als Angriffszauber. Woher nur hatten diese Biester eine solche Macht? War der Teufel persönlich aus der Hölle emporgestiegen, um das Land zu verheeren? Oder handelte es sich nur um eine Mutation der Natur? Nein, das ganz sicher nicht. Die Natur war zwar grausam, aber nicht verrückt.
Zuris stocherte gerade mit einem Stock in der Glut herum, als er dieses Geräusch hörte. Es klang wie ein Schnarren, das immer schneller wurde, bis es zu einem einzigen schrecklichen Ton angeschwollen war. Dann endete es ganz abrupt, abgelöst von einem gellenden Schrei. Der Erdmagier fuhr herum und umklammerte den Zauberstab seiner Mutter. Er schaute angestrengt in die Richtung, aus der er die Geräusche gehört hatte. Zuerst konnte er nichts erkennen, bis er einer Gestalt gewahr wurde, die sich auf die Behausungen der Dorfbewohner zubewegte, ganz langsam. Er konnte es nicht fassen. Sollte etwa etwas durch die Barriere gelangt sein, durch seine Barriere? Er machte einige Schritte, bevor er wieder diesen grauenhaften Ton und einen Schrei hörte, der wie ein Todesschrei klang. Nun mischten sich darunter auch Angstschreie. Zuris schloss die Augen und versuchte verkrampft, sich an irgend einen Zauberspruch zu erinnern, der jetzt helfen konnte, aber sein Kopf war leer. Waren die Vorbehalte der Dorfbewohner gegenüber meiner Zauberkraft etwa doch berechtigt, fragte er sich verzweifelt. Er öffnete die Augen wieder und spürte, wie ihm etwas über die Wange floss, das heiß wie die Hölle war. Dasselbe grausige Schauspiel von eben wiederholte sich. Er sah nun Menschen ziellos durch die Dunkelheit rennen, es herrschte ein heilloses Durcheinander. Die Kreatur trat nun in den Lichtschein einer Fackel, die neben dem Pfad zum Dorf aufgestellt worden war. Zuris wich vor Grauen einen Schritt zurück, obwohl er seiner Meinung zu weit weg war, als dass ihn das Wesen hätte bemerken können. Es sah fast wie ein Mensch aus, allerdings war die Haut mit roten und blauen Mustern versehen, und die Augen waren komplett schwarz.
Noch nie zuvor hatte Zuris so etwas gesehen, und seine Angst steigerte sich beinahe zu Panik. Er stapfte durch die Schwärze der Nacht und lehnte sich benommen an den nächsten Baum. Entsetzt musste er mit ansehen, wie eine Frau mit einer geladenen Armbrust aus ihrem Haus auf die Straße lief. Als sie gerade anlegen wollte, erhob die Kreatur ihre rechte Hand und es erklang wieder dieses Geräusch aus der Hölle. Es stoppte, und im nächsten Augenblick steckte ein Dolch quer im Hals der armen Frau. Sie brach lautlos zusammen, die Armbrust polterte über den Weg. Zuris rang mit einer Ohnmacht und klammerte sich an einen Ast des Baumes. Er spürte, wie ein Brechreiz in ihm aufzusteigen begann. Die Kreatur bewegte sich weiter, lautlos, langsam, ganz langsam. Ab und zu erhob sie die Hand, um wieder das Leben eines der Menschen auszulöschen, die Zuris bis jetzt auf seinem Weg begleitet hatten. Sie verschwand hinter einer Häuserwand, doch das schreckliche Geräusch verlor kein bisschen an Stärke. Er fühlte sich so hilflos, so verdammt hilflos. Wenn ihm doch bloß ein Spruch einfallen würde, irgendeiner. Zitternd ging er in die Knie. Die Kreatur ging die Straße herunter, und mit der Zeit verstummten die Schreie, die Lebenszeichen der Bewohner, bis es ganz still war, bis auf das Herzklopfen Zuris´, das Konzert der Heuschrecken und dem Knacken der brennenden Äste im Lagerfeuer. Der Erdmagier, der am Fuße des Baumes kauerte, wäre am liebsten tot gewesen. Seine ganze Welt war mit einem Schlag ausgelöscht worden.