-
Schwertmeister
Kapitel VI
Ich hatte an dem Abend noch einiges in Erfahrung gebracht. Franziskas Mutter ging es wieder besser, das Fieber war wieder zurückgegangen und deswegen wollte sie auch an diesem Abend noch zu mir kommen.
Nachdem ich Franziska an diesem Abend noch nach Hause gebracht hatte, musste ich meiner Mutter noch wegen Cordelia Frage und Antwort stehen. Eine halbe Ewigkeit hatte es gedauert, doch schließlich, wenn auch sehr spät, kam ich dann zu meinem wohlverdienten bisschen Schlaf, bevor es wieder an die alltägliche Arbeit ging.
Der folgende Tag verlief recht normal und die Zeit verging wie im Flug. Das Ereignis mit Cordelia, das ich am Vortag erlebt hatte, hatte ich schon fast völlig vergessen, doch dann bekamen wir in der Schreinerei noch überraschend hohen Besuch. Die Tür, die zu den Räumlichkeiten in der Schreinerei führte, flog mit einem gewaltigen Schwung auf. Ein Mädchen in einem extravaganten, ihr gut stehenden Kleid und mit goldblondem Haar betrat den Fertigungsraum. Durch den Luftzug der nun aufgekommen war, flogen einige Holzspäne und eine Menge Staub durch die Gegend.
Wegen der Späne konnte man sie schlecht sehen. Doch als ich sie, in der Tür stehend, erkannte, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Was wollte sie denn hier? Instinktiv ging ich schnell in den Holzlagerraum, um den Kontakt mit ihr zu meiden. In der Hoffnung, dass Cordelia wieder gehen würde, wenn sie mich nicht sah, blieb ich im Nebenraum verharrend. Doch leider war dies weit gefehlt, denn sie lief schnurstracks zu meinem Vater und fragte ihn nach mir.
Nun saß ich in der Zwickmühle, ich hatte keine Chance mehr der Begegnung mit ihr auszuweichen, denn mein Vater hatte nach mir gerufen. In dieser Situation hatte ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich ging nun zu meinem Vater und ihr, oder ich würde so tun, als ob ich meinen Vater nicht gehört hätte. Dies würde mir aber höchstwahrscheinlich großen Ärger einhandeln und auf Cordelia würde ich trotzdem treffen, weil mein Vater sicher nach mir suchen würde und der Holzlagerraum war kein sonderlich gutes Versteckt. Das erneute Aufeinandertreffen mit Cordelia war also unausweichlich.
„Hier bin ich doch! Ich war nur eben mal kurz im Holzlager!”, entschuldigte ich mich und trat den beiden sehr angespannt gegenüber. “Sie möchte etwas von dir!”, meinte mein Vater nur und sah mich durchdringend an.
„Könnten sie ihren Sohn vielleicht diesen Nachmittag entbehren? Ich würde gerne etwas mit ihm reden” meldete sich Cordelia zu Wort. Mein Vater würde natürlich niemals der Tochter seines Arbeitgebers eine Bitte abschlagen. Er sah erst sie streng an, und dann mich, während er stumm nickte. Sie strahlte plötzlich, ergriff meine Hand und zog mich aus der stickigen Schreinerei an die frische Luft.
„Raphael, wie gefällt dir eigentlich die Arbeit in der Schreinerei meines Vater?”, fragte sie mich und sah dabei mit verliebten Blicken zu mir herüber. Ich schaute nur verwirrt zu ihr zurück. „Wieso fragst du mich so etwas? Na ja, gefallen tut sie mir nicht besonders, aber was will ich machen? Schließlich muss ich ja helfen, Geld zu verdienen!” „Also bist du mit deiner Arbeit unzufrieden? Was würdest du denn sagen, wenn du deinem Vater gleichgestellt wärst und auch soviel Geld nach Hause bringen würdest wie er?”, fragte sie mich und beobachtete mich ganz genau, während sie diese Worte geäußert hatte.
„Das wäre natürlich traumhaft, aber ich halte das für sehr unwahrscheinlich.”, gab ich ihr als antwort zurück. “Würde ich bei meinem Vater ein gutes Wort für dich einlegen, wäre es nicht mehr unwahrscheinlich, sondern du hättest diesen Posten ganz schnell”, meinte sie nur kühl. „Und aus welchem Grund solltest du das für mich tun?”, fragte ich sie nun mit einer gehörigen Portion Skepsis in meiner Stimme.
Sie setzte eines ihrer zuckersüßen Grinsen auf und antwortete mir genauso zuckersüß: „Raphael… Ich mag dich einfach!” Dass das, was sie mir entgegenbrachte, mehr als bloßes Mögen war, war mir sehr schnell klar. Doch wie weit es gehen würde, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.
Auch an diesem Tage drängte sie mich dazu, mit ihr einige Meter spazieren zu gehen, doch nicht in der Stadt, so wie am Vortag. Diesmal sollte es an einen anderen, mir jedoch wohlbekannten Ort gehen.
Unser Ziel sollte der Hügel sein, auf dem ich auch schon einige Male mit Franziska war. Was wollte sie nur hier, fragte ich mich damals, während uns ein kalter Herbstwind um die Ohren pfiff.
„Ist es nicht schön hier oben?”, fragte sie mich gelassen. Ich wusste, wie es hier oben war, ich war ja schon oft genug hier oben gewesen. „Ja es ist sehr schön hier, allerdings war ich hier schon oft genug.” „Stimmt ja, du warst öfters mit dieser Franziska hier oben”, entgegnete sie mir kühl.
Ich frage mich, woher sie das nur wusste. Keiner kann uns beobachtet haben… Oder vielleicht doch? „Woher weißt du davon?”, fragte ich energisch und leicht aus der Fassung gebracht. „Das wüsstest du gern, was? Ich sag es dir: Ich stand weiter oben auf dem Hügel hinter den Bäumen. Ihr ward wohl zu sehr abgelenkt, um mich zu bemerken!”
Das war wiederum wahr, immer wenn ich mich Franziska zusammen war, war ich voll und ganz bei ihr und bekam nichts mehr von meiner Außenwelt mit. Demnach wusste Cordelia perfekt über mich und Franziska bescheid, aber was sollte ihr das Nützen und vor allem wieso interessierte sie so etwas?
„Cordelia?” „Ja, Raphael?”, antwortete sie mir anständig. „Sag mir, was du für mich empfindest. Das ist nicht nur Sympathie, sonst würdest du mir sicher nicht das Angebot einer besseren Stellung in der Schreinerei machen oder würdest du dich nicht so für mein Privatleben interessieren!”
Damit schien ich einen wunden Punkt bei ihr getroffen zu haben, denn sie lief rot an und wusste nicht mehr weiter. Ich nutzte das aus und sah sie noch viel eindringlicher an als ich es sowieso immer tat, das schien sie noch viel mehr zu verunsichern.
Doch auch ihre Verwirrung hielt leider nicht ewig an. „Du… du… hast… recht, Raphael!”, stotterte sie unsicher vor sich hin. Zum ersten Mal schien sie nicht so selbstsicher und angriffslustig, im Gegenteil, sie strahlte Verunsicherung und Schwäche aus, was für sie absolut untypisch war.
„Was empfindest du den dann für mich?”, schob ich scharf hinterher, denn ich wollte nicht mehr locker lassen. Das war die Gelegenheit, ihr auf den Zahn zu fühlen.
Wenn ich mir gedacht hatte, dass Cordelia schon rot gewesen war, so hatte ich mich geirrt, denn sie wurde noch viel röter. „Was ich für dich empfinde, Raphael? Ich… ich… ich bin in dich verliebt!”, stammelte sie verlegen vor sich hin während sie auf den Boden sah, „Eigentlich wollte ich dir das nicht sagen, ich dachte mir du würdest mir nicht glauben!” „Wieso hätte ich dir das nicht glauben sollen?”, warf ich schnell ein. „Na ja, ich weiß nicht. Ich glaube einfach, weil mein Vater so reich ist und du dich fragen würdest, was ich von jemandem wie dir wollen würde!” Damit hatte sie nicht mal Unrecht. Als sie mir davon erzählt hatte, habe ich mir diese Frage wirklich gestellt, doch das ließ ich mir natürlich nicht anmerken. Ich wollte ja nicht riskieren das sie zu ihrer Selbstsicherheit und zu ihren spitzen und scharfen Kommentaren zurück fand.
„Wahrscheinlich hättest du von mir geglaubt, dass ich nur mit dir spielen wollte wie mit einer meiner Puppen, aber dem ist nicht so!”, entgegnete sie mir verzweifelt und fast schon den Tränen nahe. „Cordelia, ich glaub dir ja. Ich glaube dir, dass du es ernst meinst, jedoch…” Diesen Satz hätte ich nicht sagen sollte ich wusste nicht was ich damit ausgelöst hatte. „Jedoch!? Was willst du damit sagen? Willst du mir damit sagen, dass du mich nicht gerne hättest? Willst du damit sagen, dass du diese Franziska mir vorziehst?” Ohne, dass ich nur ein Wort erwähnen konnte, fuhr sie fort, und zwar aggressiver, als ich es je bei ihr erlebt hatte. „Das kannst du doch nicht tun! Nein! Du kannst SIE doch nicht MIR vorziehen. NEIN!”
Erschrocken von ihrer Aggressivität wich ich einige Schritte zurück, doch das hatte keinen Sinn. Sie kam nämlich immer wieder einen Schritt näher und funkelte mich an. „Cordelia!?”, ging ich sanft auf sie zu um sie etwas zu beruhigen. „JA!?”, schrie sie mich an was mich zusammen zucken ließ. So hatte sich das Blatt gewendet. „Ich… ich…!”, brachte ich nur heraus. „JA, du? Was ist mit dir?”, gab sie nur scharf und spitz zurück.
Am liebsten wäre ich ja vor ihr davon gerannt, doch das hätte mich damals auch nicht weiter gebracht. In diesem Moment hatte ich schon fast Todesängste, denn Cordelia war kaum wieder zu erkennen. Vom lieben reichen Mädchen hatte sie sich in eine wahre Furie verwandelt, doch ich fasste all meinen Mut und meine Entschlossenheit zusammen.
„Cordelia! Ich bin der festen Überzeugung, dass du ein unglaublich hübsches Mädchen bist, und ebenso glaube ich, dass du mich eben nicht angelogen hast, als du gesagt hast, dass du in mich verliebt bist. Aber wie du schon richtig erkannt hast, bin ich in Franziska verliebt und daran können deine Gefühle zu mir nichts ändern! So Leid mir das für dich auch tut, so ist es aber nun mal”, gab ich ihr zu verstehen.
Ich hatte zwar damit gerechnet, dass dies ihre Laune nicht verbessern würde, jedoch hatte ich nicht erwartet, dass sie so enttäuscht und wütend sein würde. „Ich habe dir das Angebot gemacht, mein Freund zu sein. Aber du entscheidest dich ja lieber für eine wie SIE. Ich sage es dir, das war ein Fehler!”, fauchte sie mit einer Stimme in der sich die Wut fast Überschlug. Hätten Blicke töten können, wäre sie wohl an diesem Tag zur Mörderin geworden.
Nachdem sie mir diese Drohung gemacht hatte, verließ sie auch den Hügel und ging arrogant und mit hocherhobenem Haupte auf dem schnellsten Weg zurück nach Hause. Ich blieb noch eine Weile und machte mir meine Gedanken darüber, welches Unheil ich da heraufbeschworen hatte. Doch ich konnte mir nicht im Entferntesten vorstellen, wie schlimm es kommen würde. Und nicht nur mir sollte Cordelia noch das Leben erheblich erschweren, ihr Zorn, ihr Hass und ihre Wut sollten zum größten Teil auf Franziska niedergehen, weil sie es war, die ihrer Meinung nach alles verdorben hatte.
Ich ging an dem Abend auch noch zu Franziska um mit ihr über Cordelia zu reden. Franziska redete mir gut zu und meinte, ich solle mir nicht so viel Sorgen machen. Ebenso meinte sie, dass Cordelia das bis in ein paar Tagen sicher verdaut und vergessen hatte. Doch so leicht sollte diese ganze Geschichte nicht für uns Enden.
So ich hab mal wieder gewerkelt bin unzufrieden und kann nicht sagen wieso habe Kopfweh und bin mir bewusst das ich mich immer mehr in Richtung Seifenoper bewege.
Mehr dazu nich von mir viel Spaß beim lesen.
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln