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Thema: Grenze des Glaubens

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Red hat es euch schon angekündigt und hier kommt es au. Ich finde es is letzter Dreck und mein schlechtestes bis her aber vielleicht ihre ich mich au zumindest da habt ihrs mal. Ich warte dann mal aufs Feedback.


    Kapitel III

    Der Tag des Sommerfestes war gekommen und ich konnte mein Glück immer noch nicht fassen, dass ich mit Franziska dorthin ging. Der Tag, an dem es stattfand, war ein richtiger Festtag, was bedeutete, dass weder in der Schreinerei noch irgendwo sonst gearbeitet wurde. Daher erschien mir auch die Zeit nach dem Aufstehen bis ich Franziska abholen würde, unendlich lang.
    Damit die Zeit schneller verflog, ging ich zur Quelle, um mich erst mal ausgiebig zu waschen. Die Quelle lag etwas abseits des Dorfes und war ein richtig idyllischer Ort. Das Wasser war erfrischend kühl. Um die Quelle herum blühte die Natur wie verrückt, es schien als ob das Quellwasser ihr sehr gut bekam. Ich zog meine Sachen aus, legte sie ins Gras und bahnte mir einen Weg durch die ganzen Schilfpflanzen die am Rande der Quelle wie Unkraut wucherten. Dieses kleine Bad im kühlen Nass hatte ich auch schwer nötig. Meine Haare waren ziemlich fettig waren und von den letzten Arbeitstagen in der Schreinerei roch ich selbst gegen den Wind noch sehr nach Schweiß.
    Ich dachte mir, dass es schlecht ankommen würde, wenn ich nach Schweiß stinken würde. Und es sollte alles möglichst perfekt werden. Ich wusch mich sehr gründlich, bevor ich wieder aus dem Wasser stieg. Es war sehr warm an diesem Tag gewesen, daher war ich auch innerhalb von ein paar Minuten wieder trocken und zog meine Sachen an.
    Ich legte mich ins Gras der Wiese, welche die Quelle umgab. Ich hatte noch viel Zeit und schaute auf die wenigen Wolken, die am strahlend blauen Himmel hingen und an mir vorbei zogen. Und wie ich da so in den Himmel schaute und mich entspannte, schlief ich ein.
    Erschrocken fuhr ich hoch. Hurtig schaute ich zur Sonne um mich zu orientieren, wie spät es ungefähr war. Sie stand noch recht hoch was bedeutete, dass es irgendwann kurz nach Mittag war. Demnach konnte ich wohl kaum zu spät sein. Langsam erhob ich mich, gähnte nochmals, streckte mich und wischte mir den Schlaf aus den Augen.
    Nachdem ich mir zu Hause eine frische braune Hose und ein weißes Hemd, das ich für gewöhnlich nur zum Gottesdienst trug, machte ich mich auf den Weg, Franziska abzuholen.
    Während ich den Weg zu ihr entlang schlenderte, sah ich viele Menschen, die sich für das Fest in Schale geworfen hatten. Ich lief noch einen Umweg, um mir die Zeit zu vertreiben, ich war ohnehin noch viel zu früh dran. Ich lief auch an dem kleinen Anwesen des Schreinereibesitzers vorbei. Das Anwesend lag ebenso wie die Quelle etwas abseits des Dorfes. Auf beiden Seiten des Weges kam wohl die nächsten 200 Meter kein Haus mehr. Er wollte niemanden in der Nähe seines Grundstücks haben, daher hatte er durch seinen Einfluss veranlasst, dass in der Gegend um sein Anwesend kein anderes Haus gebaut werden durfte.
    Seinen großen Einfluss verdankte er natürlich seinem Geld und laut Gerüchten auch dem Wohlwollen eines Kurfürsten. Das Wohngebäude, das gut eine kleine Villa hätte sein können, war umschlossen von einem gepflegten Garten, auf dem einige Bäume standen. Das Haus selbst war für uns Dorfbewohner recht eindrucksvoll, obwohl es nur ein gut gestalteter Steinbau war, also im Vergleich zu anderen Häusern des Adels und der Reichen, eher ein Haus der Unteren Schicht. Es gab keine prunkvollen Goldverziehrungen oder andere edle Baustoffe, es war schlicht und einfach aus Granitstein. Dafür aber waren in diesem Bau sicher um die 20 Räume und das Innenleben war sicher auch nicht von schlechten Eltern. Das gesamte Grundstück war noch von einem Drei Meter hohen Zaun umrungen, der sehr bedrohlich aussah, wo in einen Abstand von fünf schritten immer eine Steinsäule war, um den Zaun zu halten, Es gab nur einen Eingang, der durch ein Eisentor führte, was sehr schön verziert war Ich wusste nicht, ob ich beeindruckt sein oder mich angeekelt fühlen sollte ob solcher Prunkhaftigkeit. Ebenso wusste ich nicht wie ich diese bedrohlichen Zaun interpretieren sollte. War der Hausherr paranoid oder wollte er einfach nicht, dass man sein Anwesen betrat?
    Ich stand eine Weile wie in Trance vor dem Tor und schaute mir das Haus an, als ich merkte, dass es Zeit war, Franziska abzuholen.
    Bald stand ich dann auch wieder auf der selben Stelle wie am Vortag, auf dem Absatz zu Franziskas Haus, vor der selben großen Tür, doch an diesem Tag hämmerte ich nicht so wild auf die Tür ein.
    Wieder einmal öffnete ihr Vater mir die Tür. Und ebenso starrte er mich wieder durchdringend an. „Sie zieht sich noch um, du kannst ja solange rein kommen!“, brummte er mich grimmig an.
    Er hatte mir zwar angeboten rein zu kommen, doch sein Blick und die Tonart sprachen eine andere Sprache. Es würde ungefähr soviel bedeuten wie: Bleib draußen und vor allem: Lass die Finger von meiner Tochter, sofern du noch ein Weilchen leben möchtest. Falls nicht, mache ich dich gern persönlich einen Kopf kürzer.
    Aus purem Protest kam ich doch rein und wartete an der Treppe, denn sie war sicherlich oben. Ich lehnte mich gegen das Treppengeländer und beobachtete ihren alten Herrn. Wir starrten uns eine ganze Weile an und unsere Anspannung nahm immer mehr zu, sehr viel länger würde ich die nervliche Anspannung und seinen stechenden Blick nicht mehr aushalten. Zum Glück kam dann Franziska.
    Da kam sie die Treppe herunter. Als sie sah, wie ich auf sie wartete, lachte sie mich fröhlich an. Sie trug ein schneeweißes Kleid, das fast bis zum Boden ging. Dazu hatte sie passende weiße Handschuhe. Es war sehr unwahrscheinlich, dass sie in ihrem Alter schon ein so gutes Kleidungsstück besaß, also musste sie es von ihrer Mutter haben.
    Sie schritt langsam und galant die Treppe hinunter. Als sie dann ungefähr auf meiner Höhe stand, reichte sie mir ihre Hand und sagte mit einem leichtem Kichern: „Ihr erweist mir doch die Ehre, werter Herr?“
    Ich hielt ihre Hand und führte sie die Treppe vollends hinab. Als sie dann unten vor mir stand meinte ich zu ihr: „Aber natürlich, meine Dame!“
    Im Augenwinkel hatte ich die ganze Zeit über ihren Vater beobachtet. Äußerlich schien er sich nichts anmerken zu lassen, aber ich wusste das dieses kleine Schauspiel ihn vor Wut schäumen ließen. Ich genoss es ihn so wütend zu sehen und trotz seiner Wut würde er nichts tun. Er wollte seiner Tochter das Fest nicht verderben. Ich wunderte mich über so viel Mitgefühl von diesem Riesen. Oder war es ihm einfach nur zu anstrengend, nun etwas zu sagen oder zu unternehmen? Ich weiß es nicht.
    Mit hocherhobenem Haupt schritt ich dann mit ihr im Arm an ihm vorbei, zur Tür hinaus, auf die Straße Richtung Fest.

    Wir hatten es nicht eilig und liefen deshalb sehr gemütlich zum Dorfplatz, auf dem das Fest wie in jedem Jahr stattfand. Als wir endlich ankamen berührte die Sonne schon den Horizont und es wurde langsam dunkler.
    Der Dorfplatz war eigentlich nur der große Platz vor der Kirche. Dort hielten wir alle unsere Feste ab, ob es nun Christi Geburt oder unser Sommerfest war - wir feierten alles auf diesem Platz. Der Platz hatte von oben betrachtet die Form eines Kreises. An den Rändern des Platzes standen auch gleich einige Häuser. Sie bildeten eine Art Schutzwall um den Platz. In der Mitte des Platzes loderten die Flammen eines gewaltigen Lagerfeuers. Die Flammen züngelten gut 3 Meter in den Himmel. Natürlich standen auch ein paar Bewohner bereit, um das Feuer im Notfall in Schach halten zu können. Einige der anderen Dorfbewohner machten Musik und sorgten damit für eine heitere Stimmung. An einer großen Tafel saßen viele Dörfler die entweder der Musik lauschten, tranken, oder mit den anderen Dörflern tratschten. Das war für sie das Fest, jedoch gab es noch einige die sich auf eine große freie Fläche des Platzes einfanden und zu der Musik tanzten.
    Franziska und ich hatten auch vor, uns auf die Tanzfläche zu wagen. Ich hatte zwar fürchterliche Angst davor, ihr auf die Füße zu treten oder ihr anderweitig weh zu tun, aber ich sagte mir, dass ich das schon irgendwie meistern würde und hoffte, dass mir kein Missgeschick passieren sollte.
    Meine Eltern waren auch auf dem Fest, sie saßen an der großen Tafel und unterhielten sich mit anderen Dörflern. Ich überlegte kurz, ob ich eben zu ihnen gehen sollte, doch die Entscheidung nahm mir dann Franziska ab, indem sie mich auf die Tanzfläche zog.
    Sie merkte rasch, dass ich noch nie in meinem Leben getanzt hatte. Daher führte sie mich, das gab mir ein Gefühl der Sicherheit. „Geht es für dich? Du hast noch nie getanzt oder? Wenn du eine Pause brauchst, oder ich dir zu schnell bin, sagst du es mir, ja?“, meinte sie fürsorglich zu mir. Ich nickte nur stumm da, ich mich krampfhaft auf meine Schritte konzentrieren musste, um ihr nicht auf die Füße zu treten.
    Lange Zeit tanzten wir so vor uns hin und je länger wir tanzten, umso besser wurde ich. Nicht mal mehr auf meine Schritte musste ich mich konzentrieren, es ging mir ins Blut über. Während dem Tanzen, konnte ich ihr sogar in ihr Gesicht sehen, so sicher war ich geworden, und sie strahlte.
    Langsam setzte dann aber doch die Erschöpfung ein. „Können wir uns irgendwo eine Weile hinsetzen und ausruhen?“, fragte ich scher atmend. „Ja, klar. Ich kann auch kaum noch“, sagte sie ziemlich aus der Puste.
    Wir verließen die Tanzfläche und standen eine Weile vor dem eindrucksvollen Feuer, man konnte mit etwas Mühe sogar das knistern des verbrennenden Holzes hören. „Und was machen wir jetzt?“, fragte sie mich, als das Feuer anfing, langweilig zu werden. „Warte, ich hab da eine Idee, komm mal mit!“, antwortete ich ihr und nahm sie an der Hand.
    Ich führte sie vorbei an einigen Häusern, einen kleinen Hügel hinauf. Als wir ziemlich weit oben waren, setzten wir uns dann hin und sahen hinab auf das Dorf. Von dem Feuer war von hier oben nur ein immer wiederkommendes Aufflackern zu sehen. Alles sah eigentlich ziemlich winzig aus. Wir sahen eine Weile auf das Dorf und die Dörfler, die auf dem Festplatz umher wuselten. Ich ließ mich rückwärts ins Gras fallen und schaute in den Himmel.
    Auf dem Hügel war ein schöner Flecken Erde. Es gab zwar nur vereinzelt ein paar Blumen, aber der Hügel war eine einzige große Wiese. Am höchsten Punkt des Hügels standen ein paar Bäume, die im Hochsommer wunderbare Schattenspender waren.
    Wir hatten an diesem Abend keine Wolken am Himmel. Der große Vollmond spendete uns Licht. Ohne ihn und das Feuer hätte man in dieser Nacht wohl kaum seine Hand vor Augen sehen können.
    Ich ließ meinen Blick schweifen, an den Sternen und am Vollmond vorbei, und blieb schließlich bei ihr hängen. „Wir haben heute eine wunderschöne sternenklare Vollmondnacht.“, meinte ich schwelgend. Nun legte sie sich neben mich und sah auch in den Sternenhimmel. „Ja, da hast du recht. Dieses Sternenmeer ist wirklich bezaubernd!“, gab sie mir zurück.
    „Du bist aber mindestens genauso bezaubernd und mindestens ebenso schön wie diese Nacht!“, sagte ich laut, dabei sollte es nur ein Gedanke bleiben. Als ich endlich bemerkte, dass ich es tatsächlich ausgesprochen hatte, sah ich zu ihr. Sie sah auf den Boden und errötete ein wenig. Sie musste wohl verlegen sein wegen meiner Worte, die ich eigentlich nicht äußern wollte, aber es war mir doch rausgerutscht.
    Sie drehte sich nun zu mir und sah mir, mit ihren grünen Augen, in meine blauen Augen. „Du aber auch, Raphael!“, sagte sie sanft zu mir. Langsam näherten wir uns dem anderen und plötzlich lagen wir uns in den Armen.
    Ich konnte in diesem Moment ihre Wärme spüren, es war ein wunderbares Gefühl, das ich in ihren Armen verspürte. Wir saßen noch eine geraume Weile so da, schauten in die Sterne oder auf uns. Und es war schön in ihrer Nähe. Doch es wurde später und später, und langsam sollten wir dann auch wieder auf das Fest und nach Hause. Ich weiß nicht, wie es bei ihrem Vater war, aber meiner veranstaltet im Normalfall immer ein riesiges Theater. „Franziska… Ich sollte dich jetzt besser wieder nach Hause bringen, es ist schon sehr spät geworden!“, gerade als ich fertig gesprochen hatte schlug die Kirchturmuhr zwölfmal. Es war Mitternacht.
    „Ja, das wird wohl besser so sein. Auch wenn ich bei dir in deinen Armen bleiben möchte!“, antwortete sie mir sanft und leise wie immer. Langsam schafften wir es, uns voneinander zu lösen. Wir richteten uns auf und sahen wieder hinunter, von dem Feuer war nur noch ein schwaches Glühen wahrzunehmen. Ich legte meinen Arm um sie und ging mit ihr gemächlich zum Dorfplatz zurück.
    Sehr lange waren wir weg gewesen, lediglich eine handvoll Dörfler war noch auf dem Platz. Die meisten von ihnen waren so in ihre eigenen Unterhaltungen vertieft das, sie selbst die Turmuhr nicht wahrgenommen hatten. Und die paar anderen Unglücklichen lagen sehr angeheitert unter der Tafel und schliefen ihren Rausch aus. Meine Eltern befanden sich jedoch nicht mehr unter den verbliebenen Festteilnehmern. Ich deutete das mal als ein negatives Zeichen. Es war zwar ziemlich selbstverständlich, das ich an einem Tag wie diesem später kommen würde, doch mein Vater würde sicherlich wieder meckern und mich strafen. Ich machte mich mental schon mal fit für das, was mir noch bevorstehen könnte.
    Wir gingen gemächlich in Richtung ihres Hauses. In der Ferne konnte ich es schon sehen, und es kam mit jedem Schritt näher, genauso, wie das Ende dieses Tages näher kam. Und dann war es direkt vor uns. Auch der Moment der Trennung war gekommen. „Nun da sind wir dann!“, sagte ich etwas betrübt zu ihr. „Leider!“, seufzte sie kaum hörbar.
    Franziska hatte eben die Tür aufgemacht und ich wollte mich umdrehen, um zu gehen, als sie sagte: „Raphael!?“ „Ja?“, fragte ich nur verwirrt. „Kommst du noch mal her“, fragte sie mit einem leichten Schluchzen und breitete ihre Arme aus. Dasselbe tat auch ich und umarmte sie.
    Wir lagen uns wieder ein Mal sehr lange Zeit wieder in den Armen doch, ich löste die Umarmung und wollte gehen. Da zog sie mich noch einmal an sich heran und küsste mich auf den Mund. Dies war ein wunderbarer Augenblick auch wenn ich ein paar Minuten brauchte, bis ich erst merkte was hier passiert war. Es war zwar nur eine Sekunde lang, in der sich unsere Lippen berührten. Doch in dieser Sekunde und auch noch danach ein unglaubliches Gefühl.
    Mir wurde in diesem Moment warm, unglaublich warm, um nicht zu sagen heiß. Und ich spürte ein Kribbeln in meinem Körper, von den Haarspitzen bis in die Zehen, aber es war kein unangenehmes Kribbeln. Nachdem sie ihre Lippen wieder von den meinen entfernte, hielt dieses Gefühl noch eine Weile an, doch dann verflog es auch wieder. Bevor ich überhaupt registrieren konnte, was geschehen war, sagte sie noch zu mir: „Danke! Danke für diesen schönen Abend Raphael. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder!“ Und schon war sie wieder im Haus verschwunden, und die Tür fiel mit einem dumpfen Geräusch zu. Mein Glück konnte ich aber immer noch nicht fassen. Sie hatte mich geküsst, sogar auf den Mund! Es war faszinierend gewesen.
    Dies war der schönste Tag meines Lebens gewesen, jedoch sollten diese wunderbaren und unbeschwerten Tage auch noch ihr Ende finden.

    Edit: Ebenfalls die überarbeitung Online

    Geändert von Enishi (24.11.2004 um 17:53 Uhr)

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