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Die dunklen Wolken warfen riesige Schatten auf die Gipfel des Todesberges. Das Braun des Felsmassivs war einer grauen Nebelwand gewichen... und der Regen tat sein übriges. Prasselnd schlug er auf die Berge nieder. Link hatte die Sandalen festgeschnürt und seine grüne Mütze schwang freudig hin und her. Ihn kümmerte das Wetter kaum. Er hatte jetzt sechs Kristalle beisammen und war nun auf dem besten Weg, auch den Siebenten in seine Obhut zu nehmen. Der sechste Kristall war gut versteckt gewesen. Es war eine knifflige Aufgabe, dass Moor zu erreichen. Aber mit Hilfe der Flöte und des Titanenhandschuh's konnte er auch dieses Rätsel lösen. Und der Gegner im Wüstenseepalast - Vitreous, das Auge des Bösen - war dann dank seines Bogens nach kurzer Zeit auch nur noch Hundefutter. Und jetzt war er auf dem Weg zu Nummer Sieben.
Zwei Stalfos schälten sich aus dem lehmigen Boden am Schildkrötenfelsen. Link hob instinktiv die linke Augenbraue - ein Zeichen für seine Überraschung. Nach den unzähligen Abenteuern, die er hinter sich gebracht hatte - und zwar lebend - konnten ihn die beiden Gerippe nicht sonderlich erschrecken. Die beiden Knochenritter gingen zwar langsam aber doch zielstrebig auf ihn zu. Eben wollte er nach dem Schwert greifen und sich mit einem lauten Angriffsschrei auf die Gegner stürzen. Doch die Stimme versagte ihren Dienst, als er ins Leere griff. Das Schwert war nicht da. Sein Rücken war leer wie sein Rucksack. Verwundert sah er an sich herab, als nun noch ein Beben den Berg erschütterte. Urplötzlich gab das Geröll unter seinen Füssen nach und Risse erschienen auf dem Berg. Risse, die immer schneller wuchsen und wuchsen und nach kurzer Zeit bereits breite Spalten zu nennen waren. Link hüpfte von Vorsprung zu Vorsprung, dann aber verfehlte sein geübter Fuss einen der Steine und er fiel in die Tiefe...
...und schreckte hoch. Dunkelheit war um ihn herum. Er brauchte einen Augenblick, um sich zu orientieren. Er war zu Hause. Im Schloss. In ihrem Schlafzimmer. Er sah an seine Seite und nahm zufrieden die ruhige Atmung seiner angebetenen Prinzessin wahr. Leise, um sie nicht zu wecken, stand er auf und ging auf die grosse Veranda hinaus, die vor dem Schlafzimmer lag. Als er ins Freie trat, rann der warme Regen an Wange, Hals und Schulter herab. Nach einigen Schritten hielt er an. Er spähte ins Dunkel um ihn herum, und schüttelte dann zornig den Kopf. Er konnte nichts wahrnehmen. Aber er spürte, dass dort draussen irgend etwas lauerte. Er schloss seine Augen, atmete tief die feuchte Luft ein und liess seine Gedanken schweifen. Hinaus in die Weiten, zum Hylia-See, nach Kakariko, den verlorenen Wäldern.
Link zuckte kurz zusammen, als sich zwei zarte Hände von hinten an seinen spitzen Ohren vorbeischoben. Die fremden Fingerspitzen bahnten sich leicht tastend einen Weg beginnend bei seinen geschlossenen Augenlider, entlang seiner Nasenflügel, um dann sanft über seine Lippen zu streichen. Seine angespannte Körperhaltung erschlaffte, als er den warmen Leib Zelda's an seinem Rücken spürte. "Schatz" flüsterte es leise in sein Ohr, "willst du nicht wieder hineinkommen? Sonst werde ich noch ganz nass." Glucksend biss sie ihn leicht ins Ohrläppchen, als sich Link umdrehte und ihren fragend offenen Mund mit einem langen Kuss verschloss.
Als er schwer atmend von ihr abliess, legte sie ihren Kopf leicht schief und sah ihn durchdringend an. "Ist es wieder soweit, mein Prinz?". Link nickte schweren Mutes. Zelda sah kurz auf ihre nackten Füsse und murmelte etwas vor sich hin. Link fasste sie sanft am Kinn und hob ihren Kopf hoch. Er versuchte ein Lächeln. "Geh' nur schon ins Bett, Zelda... ich komme in wenigen Minuten nach." Zelda nickte, drehte sich leichtfüssig um und schlüpfte durch die Vorhänge ins Innere des Schlosses.
Link sah zum Himmel hinauf. Der Regen hatte nachgelassen. Seine Gedanken kreisten zurück und um die bösartigen Dinge, die Ganon der Prinzessin angetan hatte. Eingekerkert, gefoltert und zuletzt sogar... Er dachte den ekelhaften Gedanken nicht zu Ende. Instinktiv riss er den rechten Arm hoch und ballte die aufgereckte Hand zur Faust. Leise, wie um Hilfe bittend, rief er in den dunklen Nachthimmel: "Diesmal nicht, Ganon... diesmal wird es dein endgültiges Ende sein!"
Weil Link sich umdrehte, konnte er den roten Blitz, der im Osten kurz die Nacht erhellte, nicht sehen. Er sah auch nicht die Reiter, die sich im Westen um das grosse Wüstenzelt versammelten. Er wusste auch noch nicht um die neue böse Kraft, die im Innern des Todesberges heranwuchs. Als Link neben Zelda in die Kissen sank, lag wie von unsichtbar ein Schatten auf seiner Brust... der Beginn eines neuen Kampfes um des Triforce's Macht.