Es ist schon immer wieder seltsam, wie eine Zeitung ohne Ursachenforschung davonkommen kann. Der "Niedergang" des Europäischen Comic am Markt kam nicht aus dem blauen Himmel: Die Verleger legten immer mehr Wert auf die teuren hochglanz-Alben und steckten immer weniger Geld in die periodisch erscheinenden Comiczeitschriften. Da sich die Zeichner aber fast beliebig viel Zeit für die dreißig Seiten nehmen können, kann aber meiner Meinung nichteinmal deren erscheinen sichergestellt werden. Kein Wunder, dass der Marktanteil der Franko-Belgischen Comics sinkt. Jedes mal wenn ich mir einen neuen Europäischen Comic kaufe, könnte sich dies als Griff ins Klo herausstellen. Vielleicht, weil mir die Handlung ab dem zweiten Band nicht mehr gefällt oder vielleicht weil der Verlag die Veröffentlichung wegen zu geringer Verkaufszahlen einstellt (so geschehen bei "Capricorne", eine in Frankreich sehr erfolgreiche Serie eines Deutschen Zeichners). Auf jeden Fall hat man inzwischen keine Möglichkeit mehr mit geringem Einsatz mal einen Blick in eine Serie zu werfen.
Ich vermute, dass es den Italienischen Verlagen besser geht. Italien hat anscheinend eine Tradition billiger monatlicher S/W-Periodika, aber ich könnte mich täuschen. Das Bild wird einfach zu sehr von den Französischen Verlagen dominiert, als das noch jemand über Italien oder die Balkanländer berichten würde.
Die Wahrnehmung von Comics in Japan ist auch ganz anders als hier in Europa: Der Markt hier bei uns ist wegen dem relativ hohen Preis, und des nicht zu unterschätzenden Sex&Crime-Anteil auf erwachsene ausgelegt, ganz im Gegensatz zu Japan, wo man primär immer noch auf Kinder und Jugendliche zielt. Kein Wunder also, dass plötzlich unglaubliche Umsätze verzeichnet werden, wenn man einen vollkommen neuen Markt erschließt.
Ich frage mich, wann das alte Argument das Manga in Japan eine "lange Tradition" hätten, endlich als Rethorisch entlarvt wird. Wenn man dies auf unseren Raum anwendet, könnte man behaupten, dass sich Comics schon seit der Steinzeit großer Beliebtheit erfreuten. O-s-a-m-u-T-e-s-u-k-a und kein anderer markiert den Anfang des Manga. Alle Zeicher beziehen sich in irgend einer Weise auf Osamu Tezuka. Sogar jene einzige Dame, die Manga im Stil der Alten Bildrollen und Holzschnitte macht.
Es existiert keine Kontinualität zwischen den alten Formen des Holzschnittes, der Emaki und der neuen des Manga, abgesehen vielleicht davon das sie inzwischen wieder dasselbe Publikum mit ähnlichen Inhalten bedienen.
Man sollte die Stern-Journalisten zwingen, sich all die Lolikon-Doujinshis anzusehen über die man auf der Suche nach annehmbaren Erotikas stolpert. Zum einen, damit sie den Unterschied zwischen Lolikon, Designtrends bei Anime-Charakteren, aktuellen Trend bei Erotik-Doujinshi und Mainstream-Erotik unterscheiden können. Zum anderen aber damit sie traumatisiert genug sind, um nie mehr bei einen Artikel über Manga oder Comics an Sex denken zu wollen.
Außerdem ist Lolikon inzwischen so Mainstream geworden, dass viele Konsumenten sich aus Rücksicht auf ihre Geistige Gesundheit gar nicht mehr um das Alter der Charaktere kümmern. Z.b. Prince of Tennis, anyone? 12-14 Jahre alt sind sie, man glaubt sie aber älter wenn man die Doujinshi sieht.
Es wäre auch mal ganz freundlich wenn jemand erwähnen würde, dass es in Japan eine beträchtliche Opposition gegen die Lolikonisierung des Manga gab und bis vor ein paar Jahren Manga oder Anime nicht als schickliche Freizeitbeschäftigung für Erwachsene oder Jugendliche galten.
Ist das nicht eine DPA-Meldung? Wenn ich mich recht entsinne, kann jeder diese Kaufen und veröffentlichen.Zitat
Vieleicht sollten wir den Stern nur für seine Angewohnheit, nicht alles zu sexualisieren ankreiden. Wenn sie jeden ihrer Artikel in dieser Art aufpeppen, soll es mir recht sein (Ich warte auf "Stoibers heiße Affären mit der Opposition", oder "Benzinpreiserhöhung senkt Deutschlands Kopulationsrate" o.Ä.Zitat
).