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Waldläufer
Nun, das ist einmal eine interessante Diskussion. Was ich dazu denke? Ich denke eher gerade umgekehrt: Ideologien sind Religionen. Dies denke ich so, weil Religionen wie gesagt den letzten Punkt nicht erfüllen. Um noch einmal das Christentum zu nennen, dieses wurde nie gegründet um ein politisches oder wirtschaftliches Ziel zu erreichen (obwohl es dazu gebraucht wurde). Das ursprüngliche (und sicher bis heute auch) Ziel des Christentums ist die "Erlösung" der Menschheit von Sünde, damit sie zu Gott kommen kann.
Da haben wir auch gleich den Unterschied zwischen Glauben und Religion. Glaube ist wohl selbsterklärend. Wenn ich glaube, dass ich wegen dem Tod Jesus am Kreuz befreit von meiner Sünde bin, so kann ich mich als "gläubiger Christ" bezeichnen. Wenn ich an die Lehren Buddhas glaube, so kann ich mich ein "gläubiger Buddhist" nennen. Religion ist aber mehr. Religion ist Methode. Ich kann einen Glauben haben, doch muss ich noch lange nicht Mitglied einer Religion sein oder die Regeln und Methoden jener Religion befolgen. Ein Beispiel gefällig (nehmen wir das hoffentlich allerseits bekannte Christentum). Ich kann an die Lehren der Bibel glauben, doch muss ich nicht die Rituale der Kirche befolgen. Praktisch heisst dies, ich bin zwar ein "gläubiger Christ" doch kein Mitglied der christlichen Religion, weil ich eigentlich keiner christlichen Kirche angehöre und auch nicht die Rituale einer der Kirchen befolge. Natürlich kann ich sagen, dass ich meiner eigenen Auslegung der christlichen Religion folge und so bin ich doch wieder Anhänger einer Religion. Doch ihr versteht wohl, was ich meine.
Nun, wie definiere ich eine Religion? Folgendermassen:
- Eine Religion hat ein Ziel (oftmals die Errettung des Menschen)
- Um dieses Ziel zu erreichen werden gewisse Methoden angewandt (Regeln einhalten, Rituale befolgen etc.)
- Eine Religion ist dazu da, um gewisse (oftmals unerklärbare) Dinge zu erklären
- Eine Religion ist nicht beweisbar, sie muss geglaubt werden und beinhaltet deshalb ein Glaube
- Eine Religion behauptet von sich, wahr zu sein (jedenfalls in den meisten Fällen; oftmals wird auch behauptet "die einzige Wahrheit" zu sein)
Ideologien erfüllen alle obigen Punkte. Ideologien sind schlussendlich nur eine spezielle Untergruppe der Religionen. Um noch einmal die Eigenschaften einer Ideologie zu erwähnen:
- Eine Ideologie hat ein Ziel (z. Bsp. Erschaffung eines utopischen Paradieses, wie dies der Kommunismus will)
- Dazu muss man gewisse Methoden anwenden (z. Bsp. Revolution des Proletariats, darauf folgende Diktatur des Proletariats und Übergang zum Kommunismus, der klassenlosen Gesellschaft)
- Eine Ideologie erklärt gewisse Dinge (z. Bsp. wieso der Kapitalismus schlecht ist und schlussendlich zusammenkrachen wird)
- Man muss gewisse Dinge glauben, da sie unbeweisbar sind (Z. Bsp. Dass die Mächtigen ihre Macht wieder abgeben, sobald sie sie einmal haben und dann eben genannte klassenlose Gesellschaft entstehen kann)
- Eine Ideologie behauptet von sich selbst, wahr zu sein
Ideologien sind eine spezielle Untergruppe der Religionen in dem Sinne, dass sie eine zusätzliche Eigenschaft aufweisen: Die Erfüllung eines politischen oder wirtschaftlichen Ziels. Man könnte also Ideologien auch als "pragmatische Religionen" bezeichnen, weil sie sich ihre Ziele auf etwas irdisches beschränken, währenddem die Ziele einer gewöhnlichen Religion eher mystischer Natur sind (Erreichung des Himmels, des Nirvanas etc. etc.).
Als Anmerkung: Atheismus ist keine Religion sondern ein Glaube. Nämlich der Glaube, dass nichts übernatürliches existiert(wie z. Bsp. eben Gott, deshalb ja auch der Name "Atheismus"). Atheismus ist keine Religion, weil er bloss einen Punkt erfüllt, nämlich dass man etwas glaubt, dass unbeweisbar ist (die Nichtexistenz des Übernatürlichen). Atheismus besitzt weder Methoden noch Ziele. Deshalb ist Atheismus ein reiner Glaube. Gleiches gilt für Theismus, Deismus, Pantheismus, Darwinismus und ähnliches.
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