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Die anstrengende Zugfahrt ging schließlich doch noch zu Ende und die alte Lokomotive kam schnaufend und dampfend im Bahnhof von Fairlight zum stehen. Seraph zwang Yuki solange still sitzen zubleiben, bis alle anderen Fahrgäste ausgestiegen waren. Seraph war da die eine oder andere Geschichte zu Ohren gekommen, die sich um eine kleine aufgedrehte Elbe drehte, die allerlei Sachen anstellte, die andere Leute zur schieren Verzweiflung trieben. Besonders stach die Geschichte des psychisch misshandelten Geistlichen hervor…

All diese Umstände machten es ratsam, möglichst unbemerkt zu verschwinden. Fast hätten sie zu lange gewartet und wären eingeschlossen worden, was dann aber leider den Türen, Fenstern oder auch dem ganzen Waggon nicht sonderlich gut bekommen wäre, zum Glück aber nicht eintrat. Der Lokführer fing sich trotzdem einige Seitenblicke Yukis ein, die ihn schnell zurückweichen ließen, auch er hatte die Geschichten über Yuki schon gehört. Glücklicherweise dachte er nicht daran, dass sie etwas mit dem abgebrannten Waggon zu tun haben könnte, vielleicht wollte er aber auch nur früher Feierabend machen und sich nicht noch mehr Probleme aufhalsen.

Dann standen sie schließlich an der Bahnhofsstation, ratlos zuerst, wo sie denn nun hingehen sollten, doch der Mann am Schalter konnte ihnen eine Karte von Fairlight geben, auf der sich der Elektronikhandel „El Salvador“ recht schnell finden ließ. Doch zuerst wollte Seraph ein Zimmer im Gasthaus mieten, wo sie doch schon mal in Fairlight waren, konnten sie ja eventuell auch mal ein, zwei Tage bleiben, so eine Gelegenheit gab es vielleicht so schnell nicht mehr.

Und da ein Gasthaus laut Karte auf dem Weg zwischen der Station und dem „El Salvador“ lag, würde dies der erste halt sein. Nach ein paar Gehminuten erreichten die beiden das Gasthaus und bekamen auch sofort ein Doppelzimmer, es war nicht wirklich viel belegt, auch im Hauptraum war nicht viel los, nur ein paar Leute, anscheinend Stammkunde, hockten auf ein paar Stühlen an der Theke.

Seraph bot Yuki an, auf dem Zimmer zu bleiben und sich auszuruhen, in der stillen Hoffnung sie würde darauf eingehen, doch wie er es sich eigentlich schon gedacht hatte, war diese Hoffnung weit davon entfernt, erfüllt zu werden. Sie war einfach zu energiegeladen und viel zu aufgedreht. Also verließ Seraph die gute Stube, Yuki im Schlepptau und machte sich auf zum „El Salvador“, dem maßgeblichen ziel ihrer Reise.

Ein paar Minuten und Straßenecken weiter standen sie schließlich davor, es war ein großes, geräumiges Haus mit einem großen Garten, in dem viele Schmetterlinge rum flogen. Ein Glück für Seraph, denn dann hatte er für einen Augenblick mal seine Ruhe und konnte seine Geschäfte hier abwickeln. Als er das Gebäude betrat hatte er einen angespannten Gesichtsausdruck, so als ob dies harte Verhandlungen werden würden.

Und so war es wohl auch, nach über einer halben Stunde kam Seraph nass geschwitzt wieder heraus, die Anspannung war noch nicht ganz gewichen, jedoch hatte sich über diese Züge auch der Hauch der Erleichterung gelegt, Seraph hielt eine neue Digicam in der hand und war auch schon fleißig dabei, sie auszuprobieren, auch ein paar Bilder von Yuki und einigen Schmetterlingen fanden ihren Weg in den Sichtbereich des Objektivs und wurden zumindest für eine kleine Ewigkeit verewigt. Seraph schnappte sich Yuki und ging mit ihr wieder zurück zum Gasthaus, um sich ein paar Stündchen hinzulegen. Er war erschöpft und auch Yuki war nach ihrer Herumtollerei nicht mehr ganz obenauf. Nebenbei würde ein heißes Bad seine Wirkung nicht verfehlen.

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