Weil Fried scheinbar nicht in die Gänge kommt:

Nachdem Azrael ihm sein Schwert zugeworfen hatte, hatten die beiden schon einige der Gegner niedergemacht. Während des Kampfes war Slavik dann aufgefallen, dass das andere Schwert, welches er aus dem Schrank mit seinen neuen Klamotten geholt hatte, noch immer versteckt unter seinem Umhang am Gürtel hing; Slavik knirschte verärgert über seine eigene Vergesslichkeit mit den Zähnen, während er einige der Geschosse parierte und zwei der Soldaten mit einem Hieb hinrichtete. Azrael war inzwischen dazu übergegangen, mit seiner eigenen Waffe, seinem Schwert, zu kämpfen und hatte auch schon einige der Gegner ausgeschaltet. „Nur noch fünf Stück!“ rief Slavik Azrael zu, während er einen weiteren Soldaten niederschlug. „Nein, nur noch drei!“ berichtigte Azrael, nicht ohne dass ein selbstgefälliger Unterton in seiner Stimme mitschwang. Slavik grinste und machte sich daran, die letzten Beiden zu ihren Kollegen zu schicken. Einem hieb er zuerst den Arm ab und stach kurz darauf in die Bauchhöhle des Soldaten, bevor er sich dem anderen zuwandte, im selben Augenblick, wie Azrael. Wie ein schwarzer Schatten flog Azrael auf den Soldaten zu, als Slavik zum Stoß ausholte. Beinahe synchron trafen Slaviks und Azraels Klinge auf den Körper des Soldaten. „Der zählt nur halb!“ grinste Azrael trocken und zog die Klinge aus dem Torso des Soldaten.
Geräuschvoll kam Josh hinter dem Tisch hervor gekrochen und wollte gerade zu der Leiche der Frau gehen, die ihnen zuvor die Waffen entwendet hatte, als Azrael ihm sein Schießeisen hinhielt. „Pass das nächste Mal besser darauf auf.“ murmelte Azrael und Slavik war drauf und dran, etwas zu erwidern, als ihm auffiel, dass jemand fehlte. „Wo ist Winy?“ fragte Slavik an Josh gewandt. Joshs Augen weiteten sich vor Schreck und er wirbelte herum. „Sie war doch eben noch neben mir!“ rief er aus. „Dieser Schleimbolzen ist auch weg.“ stellte Azrael missmutig fest. „Mit dem hab ich zwar noch ein Hünchen zu rupfen, aber jetzt ist erstmal Winy Priorität!“. Azrael setzte seine Brille wieder auf und sah sich um. „Sie ist da lang gelaufen.“ sagte er schließlich mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch zuließ. „Beeilen wir uns. Wer weiß, was dieser Kerl noch im Petto hat.“. Slavik und Josh nickten und folgten Azrael durch den Gang.
Sie brauchten nicht lange, als sie an eine aufgebrochene Tür gelangten. „Sie muss hier gewesen sein.“ stellte Josh mit einem dünnen Grinsen fest. Plötzlich zuckten die drei Männer zusammen, als ein Schrei aus der Richtung vor ihnen erschallte; ein Frauenschrei. „Das war Winy!“ stellte Slavik fest und bemerkte, wie Azrael irgendetwas knurrte. Ohne zu überlegen liefen die drei mit gezogenen Waffen in die Richtung, aus der sie den Schrei gehört hatten und kamen in einen Raum mit drei Türen. Die mittlere war aufgebrochen und führte in einen großen, scheinbar prunkvoll ausgestatteten Raum. Am Ende des Raumes erkannte Slavik ein paar Gestalten. Eine davon war eine Frau und, wie Slavik schätzte, sicher Winy. Daneben stand eine kleinere Gestalt, die sicher dieser Schleimbeutel war. Flankiert wurden die beiden durch etwa ein halbes Dutzend Soldaten. „Verdammt. Wir kommen zu spät.“ fluchte Azrael, ging jedoch langsam voraus in den Raum. „Was soll das? Wenn er da einfach so reinspaziert wird erstmal er und danach Winy umgebracht!“ zischte Josh verdrossen zu Slavik, als die beiden Azrael folgten. „Ich glaube nicht, dass weder er noch sie getötet werden. Sie hatten schon vorher die Chance dazu und haben sie nicht genutzt. Sie werden sie auch dieses Mal nicht nutzen, vertrau mir. Ich spüre das.“ entgegnete Slavik geheimnisvoll und hielt sich dicht hinter Azrael. „Ich hab einen Plan.“ zischte er und griff dabei unter seinen Umhang. „Wenn ich dir ein Zeichen gebe, wirfst du dich flach auf den Boden. Den Rest übernehme ich dann. Wenn alles gut geht, können wir Winy binnen der nächsten zehn Sekunden befreit haben.“. Azrael drehte sich nicht um, flüsterte jedoch zurück: „Zehn Sekunden? Ist zwar viel, aber besser als gar nichts. Aber wie willst du das anstellen, ohne dass sie Winy töten?“. Slavik grinste. „Vertrau mir. Auch ich habe so meine geheimen Mittelchen.“. Dann wandte er sich an Josh. „Sobald die Soldaten auf dem Boden liegen, gibst du mir Feuerschutz, damit ich Winy da weg holen kann, verstanden?“. Josh nickte und schien sein ungutes Gefühl runterzuschlucken.
Mittlerweile waren die drei Männer gute 5 Meter vor dem Trupp zum Stehen gekommen und blickte grimmig den Schleimigen an. Dieser grinste höhnisch und strich mit einer Hand über Winys Taille (sie verzog dabei angewidert das Gesicht) und hielt in der anderen einen Revolver. „So, meine Herren.“ sagte der Schleimige selbstgefällig. „Nun werden sie alle ihre Waffen niederlegen und sich uns ergeben oder unsere kleine Freundin hier wird uns eher verlassen, als ihr lieb ist.“ Mit einem lüsternen Blick, der Winys Figur sondierte, fügte er hinzu: „Obwohl dies doch sehr bedauerlich wäre.“ Ein dreckiges Lachen kroch seiner schmalen Kehle empor und erfüllte den Raum. Dies war der perfekte Moment. Slavik tippte Azrael kurz auf die Schulter und im nächsten Moment lag dieser schon flach auf dem Bauch. Slavik stieß beide Handflächen in Richtung des Trupps vor ihnen. Einen Sekundenbruchteil geschah nichts, doch im nächsten Moment fielen die Soldaten, Winy und der Schleimige überrascht rückwärts auf den Boden. „Gib mir Feuerschutz!“ brüllte Slavik als er mit einem gewaltigen Satz über Azrael wenige Schritte vor Winy landete, neben der sich der Schleimige verdutzt regte. „Komm!“ sagte Slavik rasch, schnappte Winys Hand und zog sie auf die Beine. Winy sah Slavik einen Moment lang verdutzt an, wandte sich dann kurz dem Schleimigen zu und trat ihm fest in seine Genitalien. „Hauen wir ab!“ sagte sie mit einem selbstzufriedenen Lächeln. Josh hatte gute Arbeit geleistet, denn gut die Hälfte der Soldaten war ausgeschaltet, noch während Slavik und Winy auf ihn und Azrael zuliefen. Dieser hatte sich mittlerweile wieder erhoben und sah Slavik fragend an. „Später! Jetzt müssen wir erstmal wieder zurück zum Schiff!“ sagte Slavik und die vier flohen aus dem Raum, zurück in das Restaurant, in dem noch immer die Leichen der Soldaten lagen. So schnell sie konnten verließen sie das Restaurant und rannten durch die Stadt. „James! James, hörst du uns?“ rief Azrael plötzlich. Er schien über seine Armschiene Funkkontakt zu dem Schiff hergestellt zu haben. „James! Mach alles zum Start bereit! Wir sind gleich da. Stell keine Fragen, sondern mach es einfach nur!“.
Nach wenigen Minuten kamen die vier schnaufend an der Absyss an. James hatte getan, wie ihm aufgetragen wurde und hatte das Schiff startklar gemacht. Die mächtigen Motoren dröhnten bereits und nur die Rampe war noch ausgefahren. „Schnell an Bord! Ich glaube, wir werden verfolgt!“ rief Azrael als er Winy und die andern an Bord leitete. Slavik sah sich fragend um und sah, was Azrael meinte: wenige hundert Meter von ihnen entfernt kam ein gewaltiger Trupp von Soldaten immer näher. „James! Starte!“ rief Azrael und rannte seinerseits an Bord des Schiffes. Die Rampe wurde eingefahren und James Stimme hallte durch das Schiff. „Und festhalten!“. Das Schiff beschleunigte und verließ den Planeten und dessen Umlaufbahn.
Winy und Josh saßen auf einer Bank vor dem Cockpit des Schiffes, als sich Slavik zu ihnen gesellte. „Was war denn los?“ fragte James, als er aus dem Cockpit zu ihnen kam. „Ein Hinterhalt.“ erklärte Josh knapp. „Die COPR. wollte uns reinlegen. Aber wie man sieht, ist ihnen das wieder misslungen.“.
James grinste. „Wie man sieht.“. Slavik ließ sich auf einen der Stühle fallen und atmete tief durch. „Also, Slavik.“. Azrael hatte den Raum betreten, lautlos wie immer. „Was war das, was du da eben abgezogen hast?“. Slavik grinste. „Mein Freund, wenn du länger bei unserem Meister geblieben wärst, hättest du das auch gelernt.“. Azrael legte seinen Kopf schief. „Was war das?“. „Das bleibt einstweilen mein Geheimnis. Aber ich glaube, ihr werdet früher oder später dahinter kommen, was das war.“. Slaviks Miene verdüsterte sich. „Spätestens, wenn wir wieder auf Borek treffen.“


DJ n