So. Hier nun mein neuster Teil.
Nichts bewegendes, aber immerhin...

Noch bevor Slavik den Hangar erreichte wurde er von einer gewaltigen Erschütterung von den Füßen und gegen die nächste Wand geworfen. Der Aufprall gestaltete sich recht schmerzhaft und langsam sank Slavik die Wand herunter und sein Geist glitt in die gnadenvolle (da der Schmerz verschwand) wenn nun auch gefährliche (da er wehrlos war) Ohnmacht.

Als Slavik wieder zu sich kam, stieg das erste mal seit Jahren wieder blanke Panik in ihm auf. Er wusste, er hatte seine Augen geöffnet, doch alles war schwarz wie zuvor. >>Bin ich blind? Herr, lass mich nicht blind sein!<< schoss es Slavik durch den Kopf und einen kurzen Augenblick brannten die Tränen in seinen Augen. Blind! Das Schicksal, das sich Slavik schlimmer als den Tod vorstellte. Einen seiner Sinne zu verlieren war sicher grausam (sein Meister hatte ihm früher immer von den alten Kriegen erzählt und von den Foltermethoden, wenn der Feind einen gegnerischen Spion oder ranghohen Soldaten gefangen genommen hatte. Unter diesen Foltermethoden befand sich auch das Blenden der Gegner, bis sie ihr Augenlicht verloren oder vor Schmerz so wahnsinnig wurden, dass sie freiwillig redeten), doch dann auch noch den Sinn zum Sehen, den für Slavik wichtigsten aller Sinne, musste eine unvorstellbare Höllenqual sein.
Slavik versuchte die Panik unter Kontrolle zu bekommen und atmete tief durch. >>Komm runter, beruhige dich.<< sagte er zu sich selbst, doch irgendwie hörte er eher die Stimme seines Meisters, die ihn zur Ruhe tadelte als seine eigene geistige Stimme. Vielleicht war das Slaviks Glück, denn tatsächlich wurde Slavik viel ruhiger. Sein Herzschlag wurde langsamer und regelmäßig, sein Atem ging nicht mehr so schnell und die Panik verflüchtigte sich. Lediglich der Rest Adrenalin brannte noch in seinen Adern, doch alles in Allem hatte sich Slavik wieder im Griff.
>>So. Und weiter? Du weißt nicht wo du bist und bist vielleicht blind. Was tun?<< fragte sich Slavik und kratzte sich dabei am Kopf. In dem Moment, als er den Arm hob, fuhr ein heftiger Schmerz durch seinen Brustkorb und Slavik ließ seinen Arm reflexartig fallen.
Mit viel Mühe kämpfte Slavik gegen einen Schmerzensschrei an, der seiner Kehle entrinnen wollte und schaffte es, ihn erfolgreich zu unterdrücken. Langsam kamen Brocken von Erinnerung wieder zurück in sein Bewusstsein und ebenso langsam formten sich konkrete Theorien über seinen Aufenthaltsort.
Azrael hatte die Theseus verlassen und war an Bord dieses fremden Schiffes gefangen genommen worden. Sie selbst waren umzingelt von mehreren Jägern und mit der beschädigten Theseus, die zudem für so eine Masse an gegnerischen Schiffen erbärmlich bewaffnet war, wäre eine Flucht unmöglich gewesen. Er selbst wollte Azrael retten, wie, wusste er nicht genau. Er wusste nur, dass er auf dem Weg zum Hangar von einer Druckwelle erfasst wurde, gegen eine der Wände prallte und dann alles schwarz um ihn herum ward.
Slavik dämmerte es langsam: er war an Bord des Schiffes, an dem auch Azrael steckte. >>Wenigstens erübrigt sich damit die Frage, wie ich an Bord des Schiffes gelangen soll<< dachte Slavik mit bitteren Sarkasmus und lächelte grimmig in die vollkommene Dunkelheit.

Um sich einen besseren Überblick über seinen Aufenthaltsort zu machen, begann Slavik mit ausgebreiteten Armen nach den Wänden des Raumes zu suchen. Lange hatte er nicht zu suchen, denn er schaffte es kaum, seine Arme vollkommen auszubreiten, als sie schon gegen die linke und rechte Wand stießen. In der Breite hatte er also kaum mehr als 150 cm platz. Als sich Slavik zu drehen versuchte, bemerkte er, dass der Raum scheinbar symmetrisch angelegt war und alles in allem nur eine Grundfläche von 150cm² besaß.
Wieder schnürte sich Slaviks Kehle zu und er begann krampfhaft nach Luft zu ringen. Seine Klaustrophobie trat wieder zu Tage. >>Ich muss hier raus! Verdammte Scheiße, ich WILL hier raus!<< dachte Slavik und begann hastig die Wände abzusuchen. Wonach er suchte, wusste er nicht, doch er hielt plötzlich inne, als ihm eine Vertiefung in Form eines Quaders auffiel, scheinbar ein Sehschlitz, der in die Tür eingelassen war.
Doch was sollte Slavik das was bringen? Nun wusste er, wo die Tür war, hatte aber keine Möglichkeit, sie zu öffnen und das schnürende Gefühl in der Kehle schien immer dominanter zu werden; sein Atmen war schon zu einem schluckenden Röcheln verkümmert.
Plötzlich fiel ihm sein Laserschwert ein. Das könnte die Rettung sein! Hastig, beinahe panisch griff Slavik in die Tasche seiner Jacke und fand zu seiner großen Freude (und noch größeren Überraschung) sein Laserschwert. Seine schweißnassen Hände schlossen sich um den kalten, metallenen Griff seines Schwerts und die Kühle beruhigte ihn irgendwie.
Slavik stellte sich an die innerste Wand seiner Zelle gegenüber der Tür und betätigte den Knopf an dem Griff. Eine strahlend helle, glutrote Säule aus Energie wuchs vor seinem Gesicht empor und erhellte einen kleinen Bereich vor Slavik. Diese Erscheinung sah Slavik einige Minuten fassungslos an und plötzlich rollten Tränen seine Wangen hinunter. >>Ich bin nicht blind! Herr, ich bin nicht blind!!<<
Mit einer flüchtigen Bewegung wischte sich Slavik die Tränen weg und fixierte nun die Tür, die im Zwielicht seiner Laserschwertklinge schwach erleuchtet war.
Mit einem kräftigen Stoß bohrte Slavik die Klinge in die Tür. Das Metall rund um die Eintrittsstelle begann sofort zu glühen und zu schmelzen. Mit langsamen Bewegungen bahnte Slavik seiner Klinge einen Weg durch das Metall. Er hatte links auf mittlerer Höhe angesetzt und arbeitete sich nun nach unten bis zum Boden durch. Danach fuhr er die Strecke wieder zurück und ließ die Klinge bis zur anderen Seite gleiten, von wo er dann wieder nach unten fuhr und somit das Recheck vervollständigte.
Mit einem kräftigen Tritt stieß er das ausgeschnittene Metall aus der Tür. In dem Moment, als sich die Metallfläche aus dem Rest der Tür entfernte, wurde Slaviks Zelle mit kaltem Neonlicht bis zu seinem Bauchnabel geflutet. Das Licht brannte ihm zuerst in den Augen, doch er gewöhnte sich schnell an die Helligkeit und ging in die Knie. >>Wenn dort draußen Wachen standen, als ich mit der ganzen Aktion angefangen habe, wird es jetzt nur so von Wachen wimmeln.<< dachte Slavik verbittert. Diesen kleinen Hacken an seinem Plan hatte er vollkommen außer Acht gelassen und nun war es zu spät.
Slaviks Hände schlossen sich fester um den Griff seines Schwerts und mit einer Hechtsrolle verließ er die Enge und Dunkelheit seiner Zelle und landete auf dem hell erleuchteten Gang.
Von Wachen war nichts zu sehen…